Beiträge von Squatina

    Die Diskussion zum Thema Angelvorbilder ist sehr interessant, hat aber einen leicht falschen Dreh bekommen, was Wolfgang Zeiske betrifft. Da dieser Autor hier namentlich genannt wurde, sich jedoch nicht mehr gegen durchschimmernde Vorwürfe wehren kann, da er verstorben ist , muss ich das wohl tun. Also, um das mal klarzustellen: Wolfgang Zeiske hat geangelt!!! Dies kann ein anderer, ebenso bekannter, aber noch lebender DDR-Autor leicht bestätigen: Ulrich Basan hatte nämlich mit Zeiske zu dessen Lebzeiten einen alljährlichen Privat-Wettbewerb zu laufen, dessen Ziel darin bestand, den größten Fisch zu fangen und damit die Buddel Whisky zum Jahresende vom jeweils Unterlegenen bezahlt zu bekommen. Zeiske und Basan haben außerdem auch viele Angeltouren gemeinsam unternommen, so zum Beispiel mit Zeiskes Faltboot auf den Seen, die in der Umgebung von Zeiskes Wohnsitz Heinrichshöh lagen, oder auf Forellen an der Nebel.
    Was den Vorwurf an Zeiske betrifft, er hätte nur abgeschrieben, so ist auch dieser nicht ganz neu. Er tauchte schon zu DDR-Zeiten auf und war dem Vernehmen nach schon damals nicht rechtswirksam beweisbar. Aber er hatte einen ganz realen Hintergrund: Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg das verlassene Gutshaus eines Grafen in der Nähe von Serrahn, aus dem W. Zeiske - nachdem es die Russen freigegeben hatten - damals völlig legal eine umfangreiche Jagd- und Angelbibliothek zu sich hat abtransportieren lassen. Es mag sein, dass ihn später Werke aus dieser Bibliothek zu eigenen Ideen und Büchern inspiriert haben. Das ist in meinen Augen nicht verwerflich. Auch halte ich es für legitim (wenn es der anglerischen Bildung seiner Leser diente) aus anderen Werken Wissen herauszuziehen, zusammenzufassen und neu aufzubereiten. Diese Arbeitsmethode ist weder neu noch verboten. Wenn er dann nicht bei jedem direkten oder indirekten Zitat mit wissenschaftlicher Akribie die Quelle hinzufügte, so mag man das gutwillig mit dem populärwissenschaftlichen Charakter seiner Bücher erklären und es dabei belassen. Um mit einem aktuelleren Beispiel diese Diskussion abzurunden: Es kommt ja heutzutage auch niemand auf die Idee, in punkto Boilie-Angeln namhafte englische Autoren als Fälscher und Abschreiber hinzustellen, nur weil es 1936 bereits einen Artikel in einer reichsdeutschen Zeitschrift gab, in welchem das Angeln auf Oderkarpfen mit hartgekochten Griesklößen an einer Montage propagiert wurde, die wir heute als Haar-Methode kennen...
    Zum Vorbild-Wert Zeiskes noch ein Gedanke: Man sagt, einen guten Lehrer erkennt man daran, dass seiner Schüler das erreichen, was er nicht geschafft hat. Wenn wir heute durch seine Bücher bessere Angler geworden sind, als Zeiske es damals vielleicht war, dann ist das doch wohl das beste Kompliment, was diesem Manne postum passieren kann, oder? Ich bin jedenfalls mangels eigener Angler in der Familie nur dank Zeiskes (und Basans) Büchern zu einem glücklichen und halbwegs erfolgreichen Angler geworden - und es ist mir in dieser Hinsicht sch...egal, ob Zeiske abgeschrieben hat oder nicht.