Beiträge von Sven Halletz

    Eisangeln ist Fleißangeln! Bohren, bohren, bohren ... Manchmal machen 100 cm zwischen zwei Eislöchern den großen Unterschied - das eine Loch fängt, ein Meter daneben geht gar nichts. Man muss Kanten finden - 20 cm flacher oder tiefer im Abstand von einem Meter - das kann es schon sein. Dann der Untergrund: Weicher, schwarzer Faulschlamm - das geht im Winter gar nicht, Sand, Steine, Seerosenwurzeln, Krautfelder - das ist gut. Steile Ufer-Abbrüche - irgendwo darauf kann der Fisch sein. Auch Stege, abgesunkene Bäume etc.


    Wichtig: Es gibt viele Kleingewässer, die sich zum Eisangeln nicht eignen - die haben im Winter ein so angespanntes Sauerstoff-Regime, dass die Fische zwar eben gerade noch überleben, aber nicht mehr wirklich fressen wollen. Solche Gewässer erkennt man daran, dass sie in sehr langen Wintern immer mal wieder aussticken. Diese Gewässer sind eisangeltechnisch unergiebig, auch wenn sie im Sommer Fisch bringen. Man erkennt es eigentlich mit ein bisschen Erfahrung am Geruch und Geschmack des Wassers - ist leider eine Erfahrungssache, die ich hier nicht rüberbringen kann. Ich kenne Gewässer, die waren im Sommer immer gut. Dann war ich einmal im Winter da, habe ein Eisloch gebohrt, einen Schluck Wasser gekaut wie einen guten Wein - und bin dann anschließend freiwillig woanders hingefahren. War nämlich faulig...

    NIIIIEMALS!!!!!


    Hier gestattet sich der Administrator eine kleine Interpretation: Der Autor dieser kategorischen Antwort meinte mit "NIIIIEMALS!!!!!" natürlich ausschließlich, einzig und allein das "sich aufs Sofa legen".... :lol: :lol: :lol:
    Michael

    Stehend: Balancejig, Balancejig und Balancejig. Manchmal nehme ich auch einen Balancejig... Alle in Längen zwischen 2 und 5 cm, bei Eisbedeckung, Dämmerlicht und Trübwasser in hellen, warmen Farben: Chartreuse, gelb, orange, helles Rot, bei klarem Wasser möglichst naturalistisch in Weißfisch-Design mit viel Silber und Weiß.


    Fließend: Twister, Gummifisch und Kleinstpilker, Farbregeln wie oben.

    Gute Frage, nächste Frage... Aber im Ernst: die sogenannte Vollzirkulation im Frühjahr und Herbst ereignet sich bei/um vier Grad Wassertemperatur. Staarkwinde können den Vorgang schneller einsetzen lassen. Sobald stabile Wasserschichten vorhanden ist, die deutlich wärmer oder kälter sind, und Winde keine Durchmischung herbeiführen, beginnt die Neuschichtung des Gewässers. Wann das jeweils im einzelnen passiert, hängt vom aktuellen wettergeschehen und der geografischen Lage (wingeschützt im gebirge, weit im Norden usw.) ab.
    Was das Angeln betrifft, lässt daraus allein leider kein Schema ableiten. Beispiel: Der Hauptsee ist noch winterlich kalt, eine flache, räumliche getrennte Nebenbucht aber kleiner und flacher - dann gehts in der Nebenbucht schon sommerlich zu und der Fisch zieht ins Flache, während auf dem Hauptsee noch ?Eisangelverhältnisse" herrschen. Außerdem reagieren einige Arten nicht vordergründig auf Wassertemperatur allein, sondern auf die Tageslichtdauer - und die ist unabhängig von den Schichtungsverhältnissen. Wenn das Licht ihnen sagt ?Frühling", kommen sie ins Flache, obwohl die Temperatur sagt , gepoppt - pardon, gelaicht - wird noch nicht. Dann wird eben im Flachen gewartet, bis auch die Temperatur mitzieht.

    Kunstköder im Winter? Grundsätzlich bin ich in der Kälte ein Fan der moderaten, langsamen Aktion. Grund: aggressive, schnelle Köderaktion passt nicht zum Sparmodus, mit dem sich die Fische im Winter bewegen. Es wirkt unnatürlich, und vor allem gewiefte Fische reagieren auf Unnatürliches mit Zurückhaltung.
    Größe der Kunstköder? Ganz grob: Hecht und Zander ruhig ein bisschen größer als sonst. Kleinräuber - allen voran der Barsch - hingegen aber lieber ein bisschen kleiner als sonst.
    Ausgesprochene Winterköder gibt es eigentlich nicht, weil bei dem, was der Köder unter Wasser macht, auch viel vom Mann hinter der Rute am Ufer abhängt. Ich kann langsame Winterköder auch sommerlich aggressiv führen - und umgekehrt. Noch am ehesten sind Balance-Jigs ausgesprochene Winterköder - im Winter unterm Eis unschlagbar gut, im Sommer hingegen vielen anderen Ködern unterlegen.

    Tut mir leid, Reverend, aber Quappenköder, die garantiert keine Forelle anfixen, gibt es wohl nicht. Mein Toppköder ist der Wurm - und das ist ein noch schlimmerer Forellentöter als Deine Versuchsköder... Ob ein Versuch mit den Schweizer Quappenpilkmethoden die Lösung wäre, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen.

    Keine großen Geheimnisse: vom Ufer aus mittelgroße bis große Gummifische am 0,17er Fireline und als Rute die Uli Beyer Spezial in 2,70 m. Das passt für Hecht und Zander.


    Auf dem Eis: Berkley Roughneck Eisangelrute (ca. 50 cm lang), 0,25er Monofile plus Vorfach aus Vanish-Fluorocarbon. Dazu x-beliebige Rolle und Blance-Jigs von Rauhala und Rapala.


    Und wo ich fische --- hätte ich eben beinahe verraten. SMILE

    Hecht: Gummifisch in Silberglitter, Arnaud 110 Wakasagi und Mepps Aglia long Silber in der zweitgrößten Version.


    Zander: Gummifische, und zwar 1. von Lorkowski, 2. von Kopito und 3. aus der Grabbelbox - SMILE

    Hallo Reverend
    wenn ich das genau wüßte, wäre ich nicht Angelredakteur, sondern Hellseher geworden. Aber gehen wir systematisch vor:
    Perlmuttblinker? - Ist zu leicht, fliegt nicht weit genug.
    Mepps-Spinner in Silber? - Hört sich auf den ersten Blick gut an. Aber beim zweiten Nachdenken: Viel entscheidender wäre wohl die Frage nach der Größe...
    Köderfisch am System? - Welches? Beim Schleppen wäre die Antwort sicherlich leicht - entweder Stocker oder Wikam, beides super und bewährt. Aber mit Drachkovic auf Seeforelle?
    Gummifisch? - Ach nöhhhh!!!
    Sollte man sich dabei auf Bacheinläufe konzentrieren? - Gegenfrage: Hat der Walchensee Bacheinläufe? Ich weiß es nicht.
    Wie tief sollte man die Köder führen? - Auf jeden Fall im oberen Drittel der Wassersäule, denn wir wollen doch keine Rutten pilken.
    Nach ein wenig durchaus ernstgemeintem Humor nun zurück zum Ernst des Lebens: Ich habe ein paar Freunde in der Schweiz, die es auch schon auf Seeforelle vom Ufer aus erfolgreich probiert haben. Gefangen haben sie dank kleiner Spinner mit schwerem Body und demzufolge guten Wurfeigenschaften sowie einigen fingerlangen Lucky Craft Wobblern, die gute Wurfeigenschaften mit Suspender-Verhalten und äußerst naturalistischem Design vereinen. Aber keiner von denen würde das Uferangeln auf Seeforelle am Gerät festmachen. Sie glauben alle, dass es viel schwieriger ist, überhaupt eine Forelle in Wurfweite zu haben. Deswegen schleppen (schleiken) die meisten Schweizer viel lieber auf Seeforelle....

    Knallhart und brutal: Spinnfischen ist immer erfolgreicher (das sage ich natürlich als Spinnfischer). Aber Ansitz macht ebenfalls Sinn - wenn man einen ganz bestimmten Fisch haben will, dessen Standplatz bzw. Jagdrevier man schon kennt. Außerdem dann, wenn man einen absoluten Hotspot hat, z.B. Warmwasser-Einlauf oder Grabenmündung.

    Hallo Allrounder,
    um Deine Frage wirklich erschöpfend zu beantworten, müsste ich jetzt hier ein Buch schreiben - naja, versuchemersmal trotzdem so kurz wie möglich.
    Welche Stellen bzw. Gewässertiefen sind beim Eisangeln am besten? Antwort: Richtig ist nur, dass unterm Eis nicht mehr die flachsten Stellen die besten sind. Aber wie tief die Fische runter gehen, hängt vom Gewässer ab. Wenn die tiefste Stelle nämlich sauerstoffarmer Schlamm ist, sind dort keine Fische. Ich habe Eisangelbarsche schon in 30 Meter Tiefe gefangen (z. B. Schweriner See), aber ebenso in 90 cm Tiefe (Altarm bei mir um die Ecke). Wenn ich keine Anhaltspunkte durch Tipps von Einheimischen habe, würde ich immer bei zwei Drittel der Maximaltiefe eines Gewässers anfangen zu suchen - z. B. tiefste Stelle 6 Meter, dann würde ich bei 4 Meter anfangen, tiefste Stelle 15 Meter, dann bei 10 Meter usw. Erst wenn der Erfolg ausbleibt, würde ich nach dem Versuch-und-Erfolg-System sowohl flacher als auch tiefer weiter nach Fisch suchen.
    Nahe am Ufer oder Seemitte? Antwort: Das ergibt sich aus der Tiefenstruktur ñ siehe Antwort zu Frage 1.
    ändern sich die Standorte/Hotspots der Raubfische im Vergleich zum Sommer wirklich? Antwort: Hängt leider ebenfalls vom Gewässer ab. Ich habe Hechte unterm Eis schon an der Schilfkante gefangen wie im Sommer, aber ebenso auch in 20 Meter Tiefe. Wenn ich mich trotzdem festlegen muss, dann vielleicht so: Bei Zander, Wels, Rapfen, Barsch ändert sich der Standort sehr oft, bei Hecht (vor allem die kleinen und mittleren) sehr oft nicht.
    Welche Tipps für Gerät, Montagen, Angler hast du sonst im Bezug auf das Eisangeln? Grundsätzlich: Eisangeln ist Fleissangeln - wer viele Löcher bohrt und viel sucht, fängt auch viel - jedenfalls mehr als andere. Der Fisch kommt unterm Eis meist nicht zum Angler - also muss der Angler zum Fisch kommen! Daher: Ohne einen guten (!) Eisbohrer geht's auf Dauer nicht, auch wenn die Dinger sch...teuer sind. Außerdem: Bisse unterm Eis können sehr vorsichtig sein - je kürzer die Rute, desto eher spürt man sie. Daher: Ohne einen gute (!) Pimpelrute geht's auf Dauer nicht, auch wenn die Dinger manchmal teuer sind. Die drei wichtigsten Eisangelköder für Raubfischangler unterm Eis sind: 1. Balance-Jigs. 2. Balance-Jigs. Und 3.: Balance-Jigs. Daher: Ohne gute (!) Balance-Jigs in vielen Farben und Größen (z.B. Rapala, Rauhala usw.) geht's auf Dauer nicht, auch wenn die Dinger sch...teuer sind. Leider lässt das Angebot in Deutschland diesbezüglich zu wünschen übrig, außerdem sind sie nicht in allen Bundesländern erlaubt. Dann sind Alternativen: kleine Eiszocker (Mini-Pilker) sowie kleine Twister und Tubes. Außerdem funktionieren im Eisloch auch superweiche Gummi-Slugs, die mit der Dropshot-Methode gefischt werden, sowie natur pur, also Köderfische.

    Hallo Matze,
    ich habe selber schon auf Oder-Rapfen geangelt und muss Dir daher (aufgrund eigener leidvoller Erfahrungen) Respekt zollen: Hut ab, wenn es Dir regelmäßig gelingt, einen Rapfen pro Tag zu fangen. Meine Erfahrung mit diesen Viechern: Sie fressen oftmals sehr selektiv und sind dann auf Fischchen eines Jahrgangs bzw. einer Größe total geeicht. Liegt dein Spinnköder einen Zentimeter drunter oder drüber bei der von ihnen gerade bevorzugten Größe, fängst Du noch - aber schlecht. Liegt er zwei oder drei Zentimeter daneben, fängst du unter Umständen gar nichts mehr. Ein Bekannter, von mir, der sehr erfolgreich den Oderrapfen nachstellte, fischte nur einen einzigen Köder: den Spinner ?Mepps Aglia long" in Silber ohne irgendwelchen bunten Firlefanz daran. ABER: Er hatte immer das komplette Sortiment von Größe 0 bis Größe 5 dabei. Das hat er dann an einem Platz, von dem er wusste, dass ständig Rapfen da sind, so lange ?rauf und runter" gefischt, bis die Bisse kamen - und er auf diese Weise endlich die tagesaktuell angesagte Größe kannte. Erst danach suchte er auch andere Plätze auf. Am Abend hatte dann oft mehrere Rapfen vorzuweisen.
    Die beste Zeit auf Rapfen in der Oder ist der ganze Sommer bis in den Frühherbst hinein ñ so lange die Rapfen an der Oberfläche jagen und dadurch für Dich leicht zu orten sind. Ich habe zwar auch schon Rapfen im Spätherbst und Winter gefangen - dann aber auf kleine Twister in Silberglitter grundnah und leider meistens nur zufällig beim Zanderangeln.
    Zum Gerät: Spinnrute um drei Meter und um 60 Gramm Wurfgewicht, auf der Rolle eine 0,15er geflochtene Fireline als Hauptschnur plus 1 Meter 0,30er Fluorocarbon-Vorfach zwischen Hauptschnur und Köder.
    Zum Problem der Weite: Neben dem allgemeinen Blabla (Rolle randvoll mit Schnur, große Schnurlaufringe etc.) kannst Du einen guten Trick benutzen: Nimm kleine silberne Pilker (bis ca. 40 Gramm) als Vorschaltblei. Schlackert ein bisschen in der Luft, gibt auch mal Tüddel - aber es bringt Weite!!! Und dieser Trick ist 100 Prozent Oder-getestet. Dieser Trick hat aus meiner Sicht nur einen einzigen schweren Nachteil: Ich habe ihn nicht selbst erfunden! PS.: Im übrigen sind auch kleine Barschpilker für sich genommen ein guter Rapfenköder, wenn man sie nahe der Oberfläche wie einen Blinker führt. Sie sind schwer, aber dennoch klein, fliegen weit und arbeiten in starker Strömung richtig wie ein Blinker. Das kannst Du Dir aber selbst mal angucken - bei den Oderrapfenangler auf der polnischen Seite. Dort habe ich diese Methode kennengelernt.

    Lieber Reverend,
    um das ganz klar zu sagen: Ich habe noch nie auf Huchen geangelt. Aber dennoch scheint mir diese Geräteempfehlung noch aus einer Zeit zu kommen, als man mit ?Geflochtener" lediglich ein Weißbrotgebäck meinte. Aufgrund meiner Erfahrungen mit dem Spinnfischen im Allgemeinen und aufgrund der Leistungsfähigkeit modernen Angelgerätes im Besonderen glaube ich, dass man heutzutage gut und gerne eine ganze Gewichtsklasse drunter bleiben kann, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen. Ich selbst würde mich bei einer Gelegenheit auf Huchen jedenfalls nicht zu diesem Monstergerät hinreißen lassen, sondern mich eher für ein Geschirr zum schweren Hechtfischen modernster Bauart entscheiden - und 0,50er Monofil dankend an die Meeresangler aus der Light-Tackle-Big-Game-Fraktion abtreten.

    Hallo Julian,
    da Du keine Zielfische genannt hast, gebe ich Dir einen Gerättipp mit Hechttauglichkeit. (Hoffentlich spielt Geld jetzt keine Rolle.) Also: als Rolle die kleinste Calcutta von Shimano, dazu die 1,8 m lange Berkley Vertic 601 und 0,15er bis 0,17er Geflochtene (Fireline, Spiderwire, Waku) in dezenten Farbtönen (grau oder wassergrün). Köder: alle sinkenden Vertikal-Rassel-Wobbler (Rattlin Rap von Rapala,, Rattle Trap) usw. sowie verschiedene Gummis, die sich an Erie-Jig-Köpfen vertikal fischen lassen.

    Hallo Andal,
    das mit dem Phänomen ?Verblinkern" umschriebene Phänomen der Ködergewöhnung von Raubfischen gibt es wirklich. Biologisch einfach zu erklären: Neugeborene Fische haben keine Eltern, die ihnen erklären, was sie fressen dürfen und was sie nicht fressen dürfen. Also müssen sie nach dem Versuch und Erfolg- Prinzip selbst herausfinden, was fressbar ist und was nicht. Zunächst wird dazu alles attackiert, was fressbar erscheint - und mit zunehmender Lebenserfahrung wird dann das gemieden, was bei solchen Versuchen Zahn- oder Kopfschmerzen oder gar noch größeren Stress bereitet hat. Je kleiner und je stärker beangelt ein Gewässer ist (und je mehr Catch'n'release gemacht wird), desto eher und desto öfter hatten die Räuber Gelegenheit, solche Erfahrungen zu machen - desto ausgeprägter ist also das Phänomen des Verblinkerns. Umkehrschluss: Je größer und weitläufiger bzw. je weniger beangelt ein Gewässer ist, umso eher wird man auch auf größere Fische treffen, die keine Gelegenheit zum Lernen hatten, weil sich im Extremfall eine Handvoll Angler samt ihren Kunstködern auf einer riesigen Fläche verteilen ñ bestes Beispiel sind Meck-Pomms Boddengewässer. Hier kommt es mangels ausreichender Lerngelegenheit für die Masse der Fische auch nicht zum ?Verblinkern" ñ was aber nicht heißt, dass einzelne Fische nicht doch durchaus Gelegenheit zum Lernen hatten - dass sind dann die berühmten Nachläufer.
    Deine Frage ?Wieso fangen dann die Klassiker (Heintz, Effzett, Mepps etc.) nach wie vor ihre Fische, auch in stark frequentierten Gewässern?" trägt die Antwort schon in sich - mit den beiden Worten ?stark frequentiert"! Simple Wahrscheinlichkeitsrechnung: Wenn die Wahrscheinlichkeit, in einem überblinkerten Gewässer einen kapitalen Hecht mit dem Effzett zu fangen, nur noch verschwindende 1:1 Million beträgt, fällt auch dieser Hecht, wenn dort 1000 Angler je 1000 Mal den Effzett auswerfen. Ich vergleiche das immer mit Auto-Unfällen: Wer nur 1 mal im Jahr 10 Kilometer fährt, hat eine geringere Unfallwahrscheinlichkeit als derjenige, der 300 Tage im Jahr insgesamt 300.000 Kilometer zurücklegt - irgendwann erwischt es gerade den Vielfahrer, obwohl er mit Sicherheit der erfahrenere Autofahrer ist. Zurück zur Effzett-Rechnung: Die Wahrscheinlichkeit, den Hecht irgendwann auch mit Effzett zu kriegen, sagt überhaupt nichts darüber, dass man den gleichen Fisch mit einem toten Hering am System nicht vielleicht schon nach einer Stunde gehabt hätte - weil er damit noch keine schlechte Erfahrung gemacht hat. Zurück von der hohen Mathematik ins wirkliche Leben: In meinen Vereinsgewässern fischen alle mit Gummifischen und Effzett-Blinkern. Sie fangen natürlich ihre Fische, sind aber offenbar doch nicht zufrieden mit den Erfolgen und rufen deswegen immer nach Besatz. Ich befische die gleichen Gewässer, bin jedoch mit meinen Erfolgen durchaus zufrieden - fische dort aber weder mit Gummifisch noch mit Effzett. Alles klar?

    Hallo Matze,
    die Oderquappen sind ein Kapitel für sich. Wenn der mir bekannte Stand der Fischereiforschung zu den Oderquappen stimmt, handelt es sich nicht um eine stationär ständig in der Oder lebende Form, sondern um einen wandernden Quappenstamm, der sich eigentlich nur zur Laichzeit in größerer Zahl in der Oder aufhält. Die restliche Zeit des Jahres leben und fressen diese Fische vermutlich im auf polnischer Seite liegenden Unterlauf bis hinunter ins Stettiner Haff. Fänge der deutschen Hafffischer von dort so genannten Haffquappen, die etwa ein bis zwei Monate vor der Oderquappensaison liegen, legen nahe, dass diese Theorie stimmen könnte. Die Quappen-Angelzeit in der Oder selbst ist nach meinen Erfahrungen deswegen auf ein Zeitfenster beschränkt, dass etwa von Mitte November bis Ende Februar mit dem Höhepunkt zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar liegt. In dieser Zeit kommen die Quappen in Schüben, die unter anderem von der Wasserführung und Wassertemperatur der Oder abhängen. Die Kunst des Quappenangelns an der Oder besteht meines Erachtens darin, so einen Schub abzupassen, denn zwischen den Schüben fängt man bestenfalls Einzelfische - auch zur allerbesten Zeit. Jeder Angelplatz ist also zunächst gleich gut oder gleich schlecht - in Abhängigkeit davon, ob dort am Angeltag flußauf zum Laichen bzw. flußab vom Laichen kommende Quappen vorbeiziehen oder nicht. Allerdings sind wandernde Laichquappen positiv rheotaktisch - das heißt, sie folgen nach Möglichkeit der stärksten Strömung. Das heißt: Wo das Wasser tief ausgespült ist, ist auch die Strömung stärker - dort ziehen also mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Quappen durch als an Plätzen, die aufgrund schwacher Strömung flach und versandet sind. Angelplätze an Flußabschnitten mit tieferem Wasser bringen über die Saison hinweg also mehr Fisch als solche an flachen Strecken. Im übrigen habe ich jedoch nie IN DEN BUHNEN auf Quappen geangelt, sondern stattdessen immer versucht, meine Köder IN DER HAUPTSTRÖMUNG anzubieten - wenn es gar nicht mehr anders ging, notfalls auch mit Hilfe von Tripod, schweren Karpfenruten und 150 Gramm schweren Monsterbleien. Aufgrund meiner Erfolge habe ich nie die Veranlassung gehabt, es IN DEN BUHNEN auf Quappen zu probieren.
    Quappenmontagen sollen aussehen wie Aalmontagen: einfach und robust mit Laufblei, Vorfachlänge etwa 50 cm plusminus. An manchen Tagen kann eine phosphoreszierende Leuchtperle wie beim Brandungsangeln vor dem Köder das Tüpfelchen auf dem i sein, an anderen Tagen fangen tote Köderfische besser als Tauwurm. Wenn Tauwurm, dann als gestückeltes Schaschlyk auf dem Haken. Auch hier ist manchmal einzelner Mistwurm zwischen all den Tauwurmstückchen am Haken das gewisse Etwas.
    Noch ein Wort zu den schlechter werdenden Fängen: Das muss nicht am Angler selbst liegen. Es hat bei den Oderquappen immer gute und schlechte Jahrgänge gegeben. Eine Zeitlang glaubten Fischereibiologen sogar, die großwüchsige Wanderquappe der Oder sei ausgestorben! Gegenwärtig werden die Oderquappen sehr stark von der Berufsfischerei befischt, weil sie wegen ihrer Größe als Satz- und Speisefische stark nachgefragt werden. Auch das kann eine Mitursache für die schlechteren Fänge sein.

    Hallo Peter,
    Die dreischichtige Bekleidung ist der Schlüssel: am Körper langärmelige bzw. langbeinige Thermo-Unterwäsche, darüber feuchtigkeitsabführende Microfleece-Oberbekleidung (ebenfalls lang) und als Abschluss nach außen wasserdichte und windstoppende ein- oder zweiteilige Anzüge, Overalls etc..
    Ebenfalls wichtig ist der Schutz von Kopf, Händen und Füßen: 40 Prozent des Wärmeverlustes werden darüber realisiert.
    Kopf: Kopfbekleidung muss windstoppend sein! Durch viele der gegenwärtig so beliebten Woll-Strick-Pudel geht der Wind leider hindurch - dank des (neudeutsch) windchill genannten Phänomens wird es dann trotzdem kalt am Kopf. Ideal waren dagegen die heute dank Tierschützern in Mißkredit gekommenen Wintermützen aus Naturpelzen wie Marder oder Fuchs mit herunterklappbaren Ohrenklappen a la Russen-Tschapka.
    Hände: Nach Selbstversuchen mit verschiedenen Handschuhsorten bin ich beim Kombihandschuh (u.a. von Balzer) gelandet: Handrückenseite aus Microfleece, Handinnenseite aus Neopren, erstes und zweites Fingerglied abgeschnitten. Wer zu kalten Händen neigt, sollte außerdem Taschenofen mitführen. Nach verschiedenen Selbstversuchen bevorzuge ich dabei die mit Feuerzeugbenzin betriebenen (gibt's bei Jagdausstattern). Brennen tierisch lange und machen keine schmutzigen Finger. Allerdings beim Anzünden nicht ohne Rest-Risiko: Verpuffungsgefahr! Daher nicht in geschlossenen Räumen entzünden (der Klassiker unter den solcherart gefährdeten Räumen übrigens: die anheimelnd geschützte Fahrgastzelle im Eisanglerauto von Rico - SMILE). Nach dem Anzünden hingegen ungefährlich, da nur noch eine Art metallischer Glühstrumpf katalytisch weiterglimmt.
    Last, but not least: Stiefel. Hier gilt das gleiche wie bei Oberbekleidung: mehrschichtig, außen wasserdicht (wg. auf dem Schuh tauendem Schnee, der ja zu Wasser wird) und innen isolierend. Der Stiefel-Einsatz sollte sich nach dem Angeltag herausnehmen und zum Trocknen an die Heizung stellen lassen. Ich kann Winterstiefel aus den Angeboten von Kamik (Made in Kanada) bzw. Cormoran (?Astrothermo") empfehlen. Die so oft empfohlene Isolierplatte aus trittfesten Schaumstoffen, auf die man sich beim Angeln draufstellt, um sich gegen Fußkälte zu schützen, habe ich nie benutzt, obwohl sie sicher funktioniert ñ dazu bin ich beim Angeln zu hibbelig und zu viel unterwegs. Ich will ja nicht stundenlang auf einer Platte herumstehen, um warme Füße zu behalten, sondern ich will Fische fangen.
    Abschließend ein absolut ernst gemeinter Rat, der so altbacken ist, dass man ihn beinahe nicht mehr geben mag. Trotzdem stimmt er: Gegen Frieren hilft nur, immer wieder bei Kälte rauszugehen!!!!! Dabei macht's nicht die Länge, sondern die Menge! Es fällt auf, dass die so genannte Naturburschen und Landeier bei gleicher Bekleidung weniger frieren als Stadtmenschen. Einfache biologische Tatsache: Der Körper, der sich ständig Kältereizen ausgesetzt sieht, stellt sich darauf bzw. dagegen ein. Beispiel: Wenn ich beim Eisangeln mit der bloßen Hand das Brucheis aus dem Eisloch schöpfe, kriegen andere schon beim Hingucken Schüttelfrost. Meine Hände sind eine Minute später schon wieder warm - Gewohnheitssache.