Nun will ich zu dem Thema auch mal was ablassen.
Kann sein, daß ich abschweife dabei.
Bis vor etwa 15 Jahren wurden die Kormorane in der ehemaligen DDR streng reguliert, man erhielt eigentlich nur eine Kolonie bei Altefähr, mit einer Population von ca. 5000 Tieren, sämtliche Neugründungen wurden im Keim erstickt, Vergrämung, Abschuß und Horstzerstörung.
Damals wurden viele Möglichkeiten der Regulierung ausprobiert und auch sehr viele verworfen, auch der jagdliche Abschuß brachte kaum Erfolge.
Als einzige, jedenfalls aus damaliger Sicht, praktikable Lösung erwies sich der Abschuß der noch nicht flüggen Jungvögel, welche den Horst schon verlassen hatten, mit Kleinkaliberwaffen direkt in der Kolonie, eine Methode die aus heutiger Sicht allein schon rechtlich nicht mehr machbar ist.
Mit der Unterschutzstellung des Kormorans baute sich der Bestand dann recht rasant aus, es kam zu zahlreichen Neuansiedlungen und einem zunehmenden Populationsdruck, welcher zu der starken Ausbreitung führte, dazu kommt daß es so gut wie keine natürlichen Regulative mehr gibt, sprich Raubfeinde.
In einigen Gegenden kommt es vor, daß Kormorane zum Bodenbrüten übergegangen sind, auch ein Indiz für mangelnde Raubfeinde.
Vor etwa 12 Jahren kam es zu einer Koloniebildung am Schweriner See und zwar im Ramper Moor, die Angaben zur Bestandsstärke sind teilweise widersprüchlich, einige Quellen sprechen von ca. 3000 Vögeln andere von 5000 Vögeln.
Es ist schwierig objektive Informationen zu erhalten, da die meisten emotional eingefärbt sind, sowohl von Seiten des Vogelschutzes als auch von Seiten der Angler und Fischer.
Sich persönlich einen Überblick zu verschaffen bleibt einem leider versagt, da das Gebiet seit etlichen Jahren nicht mehr mit dem Boot befahren und betreten werden darf und von Land erhält man keinen Überblick, da man nicht weit genug einsehen kann.
Der Kormoran ist jedenfalls einer der häufigsten Wasservögel hier, sogar im Stadtgebiet. Interessanter Weise ist diese Kolonie seit etwa 3 Jahren stark rückläufig, ja fast am Erlöschen, die Gründe sind mir nicht ganz klar.
Ein Grund könnte, allerdings mit aller Vorsicht, die Zunahme des Seeadlerbestandes sein, im näheren Umfeld des Sees gibt es etwa 60 Seeadler, im Winter wandern auch noch etliche dieser Vögel zu. Es ist beobachtet worden, daß es Nestplünderungen durch Seeadler in den Kolonien gab.
Nach einer Statistik soll ein Seeadler im Jahr durchschnittlich 6 Kormorane erbeuten.
Aus anglerischer Sicht sind die Schäden durch den Kormoran in Mecklenburg/Vorpommern nicht ganz so gravierend wie in anderen Bereichen Deutschlands, wir haben hier zwar die größte Population, aber auch einen gewissen Verteilungseffekt durch die große Gesamtgewässerfläche und die Nähe der Küste.
In Kleingewässer, Bäche und kleinere Flüsse gehen Kormorane bei uns im Normalfall kaum, das passiert nur in seltenen Fällen und zwar bei sehr langer Vereisung der großen Gewässer, dann meist gegen Ende des Winters, wenn die Seen noch zugefroren sind, die Fließgewässer aber schon offen sind.
Kormorane in kleineren Fließgewässern können allerdings die Fischbestände in den Ruin treiben, zumindest in den offenen gut anfliegbaren Abschnitten, insbesondere wenn sich in der Nähe noch geeignete Schlafbäume befinden, schlecht anfliegbare und unübersichtliche Flußabschnitte werden jedoch gemieden.
Anders sieht aus der Sicht der Berufsfischerei aus, das bezieht sich insbesondere auf die Teichwirtschaften, dort sind die Schäden gravierend, die hohe Bestandsdichte mundgerechter Fische ist ja auch förmlich ein gedeckter Tisch.
Netzüberspannungen und ähnliche Maßnahmen sind bedingt durch die Größe der Anlagen und den finanziellen Aufwand kaum machbar, andere Schreckanlagen haben meist nur einen begrenzten oder befristeten Nutzen.
Aber auch an Seen gibt es große Schäden, so zeigte mir einmal ein Fischer aus der Umgebung von Güstrow seinen Fang an Aalen, die Fangmenge war noch recht erträglich, aber die meisten der Aale waren durch Schnabelverletzungen, auch wenn sie teilweise schon vernarbt waren nicht mehr vermarktbar.
Hier kommt also noch der unangenehme Effekt dazu, daß Kormorane auch viele Fische angreifen, die sie nicht überwältigen können, aber dabei meist erheblich verletzen, was zu zusätzlichen Verlusten führt.
Ich kann die Berufsfischer in ihrem Groll gegen den Kormoran schon verstehen, sie müssen schließlich von den Erträgen ihrer Gewässer leben und das ist auch ohne Kormoran schon eine mühsame Sache.
Kormorane sind in der Lage die Fische im Freiwasser jagend zu erbeuten, das nur weil es in einem Posting angezweifelt wurde.
Die Vögel sind unter Wasser sehr schnell und extrem wendig.
Allerdings scheinen sie besonders auf Fische am Bodengrund spezialisiert zu sein, so zählen Aale zur häufigen Beute.
Die Tauchtiefen sind dabei auch recht imposant, so wurden schon Vögel aus 30m Tiefe in Fischernetzen verendet vorgefunden.
Der Kormoran ist ein interessanter Vogel, der auch eine Lebensberechtigung hat, allerdings ist er auch ein Problem und zwar ein Problem, das durch Menschenhand entstanden ist.
Wir haben die Raubfeinde beseitigt und eine Kulturlandschaft mit geraden Flüssen und jährlichem Fischbesatz, sowie prall gefüllte Zuchtteiche geschaffen, man kanns dem Piepmatz nicht verdenken.
Trotzdem wird man um sinnvolle Regulative nicht herumkommen um wenigsten einigermaßen normale Verhältnisse zu schaffen.