Da ich in der ehemaligen DDR geboren wurde, hatte ich nicht die Möglichkeit der Auswahl zwischen Wehrdienst und Zivildienst, ich hätte unter gewissen Voraussetzungen den Dienst mit der Waffe verweigern und ein sogenannter "Spatensoldat" werden können, was allerdings ein harter politisch ideologischer Spießrutenlauf gewesen wäre.
Ich war normaler Wehrplichtiger und durfte an meinem 19. Geburtstag für 18 Monate einrücken, nach dem Grundwehrdienst durfte ich dann später noch 3 mal zum Reservistenwehrdienst antreten, das erste Mal schon ein Jahr nach dem Grundwehrdienst, diese Reservistenwehrdienste dauerten in der Regel 3 Monate, es hätte fast noch ein 4. Mal geklappt, ich hatte schon den Einberufungsbefehl, aber die Wende war schneller.
Was habe ich nun behalten von meinem Wehrdienst?
Das markanteste war für mich damals die gezielte Entmenschung in den ersten Wochen der Grundausbildung, durch totale Medienabschottung, Überwachung der ein-und ausgehenden Post, Befehlswillkür, Abstrafung wegen banalster Nichtigkeiten, sogar Verweigerung sauberer Unterwäsche über mehrere Wochen.
Mal ein Beispiel: das dreimalige auf den Apellplatz tragen des Spindes, der dort wieder neu eingeräumt werden mußte, dann wieder hoch u.s.w. Grund: beim Packen des Päckchens der Sportbekleidung war an der Turnhose die Naht zu sehen gewesen.
Jungen Leuten, so wie ich es war, machte das nicht ganz so viel aus, aber wir hatte in der Ausbildungskompanie auch sogenannte Halbjahresreservisten, im Alter bis zu 35 Jahren, davon begannen einige Suizidneigung zu entwickeln.
Nach der bei mir 9-wöchigen Grundausbildung begann dann der normale Dienstablauf der zumindest Mental wesentlich entspannter war.
Da man damals unter Personalmangel litt, hatte man nicht so sehr viel Zeit zum Nachdenken, es hieß für mich als Tankwagenfahrer bei einem Jagtgeschwader der Luftstreitkräfte 2 Schichten Flugdienst(16 Std) - 12 Std. Ruhe - 2 Schichten Flugdienst u.s.w. unterbrochen von wochenlangen Aufenthalten im DHS(Diensthabendes System), ohne jegliches Verlassen des Selben außer zum Nachtanken des Tankwagens.
Der pausenlose Dienst hatte den Vorteil, das man von den üblichen Kriegsspielereien[Gefechtsausbildung, MKE(Militärische Körperertüchtigung)] weitgehend verschont blieb.
Haften geblieben ist mir auch, das innerliche Zerbrechen junger Offiziere als sie , frisch von der Offiziersschule kommend, mit den tatsächlichen Realitäten des Wehrdienstes konfrontiert wurden.
Bemerkenswert fand ich auch die Sparte der Berufsunteroffiziere(10 Jahre Dienstzeit, normaler Enddienstgrad Stabsfeldwebel), als eine Ansammlung arbeitsscheuer , gescheiterter Individuen, teilweise ohne abgeschlossene Schulausbildung, die wohl im zivilen Leben kein Bein auf die Erde gekriegt hätten, natürlich gab es auch Ausnahmen darunter, so waren die Flugzeugmechaniker des Geschaders gut ausgebildete Leute, die auch einiges an Arbeit zu verrichten hatten.
In den 18 Monaten war ich genau 3 mal in Urlaub, der längste Urlaub war kurz vor der Entlassung, weil ich noch so viele Urlaubstage übrig hatte und diese nehmen musste, b.z.w. man gezwungen war diese mir zu geben! In Ausgang habe ich es glaube ich auch 3 mal geschafft, wie schon gesagt wegen akuten Personalmangels.
Man bekam damals 18 Tage Urlaub, normalerweise waren in einem Halbjahr also 6 tage angedacht die so genommen werden sollten 1 mal verlängerter Kurzurlaub von Freitag nach Dienst bis Sonntag 0:00 Uhr, bei genehmigtem zusätzlichen verlängerten Ausgang bis Montag 06:00 Uhr, das "kostete" einen Urlaubstag, dann gab es noch den Erholungsurlaub von einer knappen Woche welcher mit 5 Urlaubstagen zu Buche schlug.
Auf Ausgang hatte man kein Anrecht, dieser war von der einzuhaltenden Gefechtsstärke und von Gutdünken der Vorgesetzten abhängig.
Von den 120,- Mark Wehrsold minus Zeitungsgeld, Beitrag Armeesportverband, FDJ-Beitrag u.s.w. ließ sich natürlich ausschweifend leben, da änderte auch die Anhebung auf 150,- nichts, wenn man im 3. Halbjahr Gefreiter wurde.
Die Bundeswehr habe ich auch mal am Rande kennengelernt, anlässlich einer Vereidigung mit Tag der offenen Tür.
Was ich putzig fand war, daß ein militärisches Objekt von einem zivilen Wachdienst bewacht werden muß, daß in den Kasernen noch Karten mit den Grenzen von 1937 an die Wände gemalt waren und daß eine großer Teil der Waffensysteme in dem Falle Panzer, nicht einsatzbereit war, das gabs in der DDR nicht, ansonsten schien es mir wenn ich an meinen DDR-Wehrdienst denke eher recht gemütlich zuzugehen, insbesondere was Ausgang und Urlaub angeht.