ich wurde vor vor ein paar tagen per e-mail auf die beschwerden einiger unzufriedener weissenseeangler aufmerksam gemacht.
zu den artikeln möchte ich hier kurz stellung nehmen.
vorerst zu meiner person:
ich bin am weissensee aufgewachsen und habe in den letzten 30 jahren so gut wie jede freie minute am see mit angeln verbracht. eher zufällig wurde es mir ermöglicht den beruf des fischereigehilfen am millstättersee zu erlernen (zweiter bildungsweg, zuvor hab ich eine htl-hochbau abgeschlossen). nach der lehre habe ich am biozentrum der uni wien mein ökologiestudium mit den schwerpunkten limnologie, fischökologie und fischbiologie begonnen und 2004 mit ausgezeichnetem erfolg abgeschlossen. meine diplomarbeit habe ich am weissensee über die reinanke geschrieben. eine weitere diplomarbeit über die coregonen des weissensees hat herr mag. michael buchart geschrieben. diese habe ich betreut. auch heute wird noch jeder fisch den ich in die hände bekomme standardmäßig untersucht (kondition, nahrung, parasiten,...).
seit ca. 8 jahren bin ich am institut für fischforschung (dr. volker steiner, innsbruck) nebenbei als freier mitarbeiter tätig.
seit 2004 führe ich einen selbständigen fischereibetrieb am weissensee.
schwerpunkte sind die fischzucht, laichfischfänge (seeforellen, seesaiblinge, reinanken; in erster linie für besatzzwecke), die seefischerei (mit netzen: jeder gefangene fisch wird vermessen und routinemäßig untersucht), die fischvermarktung und die beratung bei besatzfragen.
die fische des weissensees wurden also in den letzten jahren sehr intensiv untersucht und es stehen heute eine fülle von daten zur verfügung die auch veröffentlicht werden (z.B. in der broschüre "angeln am weissensee") - falls wer interesse an den berichten hat - [email protected]
nun einige stellungnahmen:
fischerkartenpreise:
mit einer fischerkarte kann der gesamte see (6,5 km²) befischt werden.
1 woche kostet ¤ 46.-; 3 wochen z.B. ¤ 57.-. das wird wohl kaum jemand übertrieben finden.
phasenweise ist der fang von fischen mit der angel schwierig, das gilt ganz besonders für den weissensee. aber nur weil die fische den köder nicht nehmen heist das noch lange nicht, dass diese nicht vorhanden sind.
und um noch was klarzustellen: der weissensee ist ein sehr nährstoffarmer (oligotroph) see und kann daher nie so viele fische beherbergen wie ein nährstoffreiches gewässer. der see kann daher nicht überquellen weil die fische vorher verhungern. es ist daher auch absurd zu glauben, dass durch verstärkten besatz der fischbestand langfristig ansteigt. die fischbiomasse bleibt mehr oder weniger gleich nur die häufigkeiten der einzelnen fischarten schwanken natürlich dauernd. auch sind die fische nie gleichmäßig im see verteilt und man sollte sich den see erst einmal genau anschauen, bevor man zu fischen beginnt.
der weissensee hat auf alle fälle glasklares wasser zu bieten. es ist dadurch möglich auf sicht zu fischen. der fischbestand ist auch jetzt noch, dem see entsprechend, sehr gut. nur wie gesagt der see bietet wenig nahrung und man kann sich daher keine fischmassen erwarten. dafür hat man aber renken, seeforellen, hechte, flussbarsche, aitel, schleien, karpfen. und diese in allen größen.
natürlich wünscht sich jeder angler, dass er im urlaub gute fänge erzielt und ich verstehe auch, dass einige angler deprimiert sind. nur sollte man bei den beschuldigungen und verurteilungen ein bischen vorsichtiger sein.
mich stört es z.B. wenn behauptet wird, dass die netzfischerei am weissensee schuld am rückgang des fischbestandes ist. solche aussagen können nur von leuten kommen die keine ahnung davon haben wie ein kiemennetz ausschaut und wie die befischung funktioniert. es ist für mich auch etwas absurd wenn angenommen wird, dass der einzige der vom renkenbestand des weissensees teilweise leben soll, den bestand so dezimiert, dass niemand mehr was fängt.
manche leute setzen die kiemennetzbefischungen an den seen, so scheint mir, mit der ausbeutung der meere gleich. das ist schon ein bischen krass.
ich fische mit netzen der maschenweite von 40 bzw. 42 mm (maschenumfang 16 cm bzw. 16,8 cm) und fange damit zur zeit renken mit einer länge ab ca. 36 cm. diese fische sind über 3 jahre alt und über 90 % der gefangenen fische haben im vorjahr bereits abgelaicht. im nächsten jahr erhöhe ich die maschenweite auf 44 mm (die renken wachsen seit eingen jahren etwas besser) um allen renken ein natürliches ablaichen zu ermöglichen.
derzeit schaut es so aus, dass die renkenjahrgänge 2004 und 2003 eher schwach vertreten sind (renken mit einer länge von ca. 35 - 40 cm).
auch mit den netzen fange ich zu über 60 % renken die älter als 4 jahre sind. der bestand an großen renken (>45 cm bis über 60 cm) ist daher auch heute noch gut. und wenn die großen renken da sind, dann kann der see ja wohl in den letzten jahren nicht überfischt worden sein. und die kleinen renken (35 - 40 cm) kann ich in den letzten jahren mit den netzen nicht beeinflusst haben, da sie noch zu klein waren und einfach durchs netz durchgeschwommen sind. warum heute die 3 und 4-jährigen renken in geringen dichten vorkommen kann nur mit dem reproduktionserfolg in den jahren 2003 und 2004 zuammenhängen. seit 2004 werden auch wieder renken besetzt (200.000 bis 300.000 mit zooplankton vorgestreckte maränen). nur war z.B. die saison 2006 für die coregonen des weissensees von hunger geprägt. es gibt also von natur aus immer wieder ungünstige jahre. und da kann man auf und niederhüpfen wie man will.
in den letzten zwei wochen habe ich mit den netzen übrigens sehr gut gefangen, allerdings ungewöhnlich hoch (in tiefen von 10 - 15m, die gefangenen renken waren überdurchschnittlich groß und die meisten hatten kleine flussbarsche (2-3cm) im magen).
warum die renken mit der angel heuer schwierig zu fangen sind kann ich hier auch nicht mit gewissheit sagen. auf alle fälle imitiert man mit der nymphe eine zuckmückenlarve bzw. -puppe und ist daher darauf angewiesen, dass die fische diese auch konsumieren.
die renkenfänge (angel) sind aber nicht nur am weissensee wenig zufriedenstellend, sondern auch am millstättersee (zur zeit sicher einer der renkenreichsten seen europas; nur fangen sie dort keine großen). auch dort fangen die angler seit ca. mitte mai 2007 kaum noch renken mit der angel.
auf alle fälle ist der fischbestand des weissensees bei weitem nicht so schlecht wie von einigen frustrierten anglern dargestellt. und es werden auch sicher wieder jahre mit besseren fängen kommen.
ich würde mir aber wünschen, dass in zukunft ein bischen vorsichtiger mit gerüchten, anschuldigungen und verurteilungen umgegangen wird. kritik ist absolut in ordnung, nur setzt diese ein gewisses maß an information voraus. und das hat mir in letzter zeit doch zu denken gegeben.
nur weil man in einem see für zwei wochen einen köder ins wasser hängt, hat man das Ökosystem noch nicht verstanden.
ich befasse mich nun seit über 10 jahren intensivst über das ganze jahr mit den fischen des weissensees. fast täglich werde ich aufs neue neue überascht. das system verändert sich ständig und sonnenklar ist gar nichts
als anmerkung:
man sollte als angler vielleicht auch der natur einen kleinen spielraum zugestehen.
ich wünsche allen anglern sehr gute fänge und was vielleicht noch viel wichtiger ist: ich wünsche euch die nötige ruhe um die stunden am wasser so richtig zu genießen.
lg
martin
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