Klingt schwer nach einem der vielen platt gefischten deutschen Gewässer. Eigentlich möchte man da nur eines empfehlen: Gewässerwechsel, falls das überhaupt möglich ist.
Wenn nicht, würde ich es ab September, sobald die Temperaturen ein wenig gefallen sind, noch einmal konzentriert versuchen. Und such Dir am besten Tage aus, wo nicht gerade die Sonne herunter knallt und das Wasser spiegelglatt ist. Denn wenn die Karten sowieso schon schlecht sind mangels brauchbarer Bestände, macht es wenig Sinn, sich unter ungünstigen Bedingungen und bei nur noch weiter reduzierten Chancen eine Verzierung abzubrechen. Das fördert den Frust bloß noch ein Stückchen mehr, und das ist das Letzte, was Du in einer solch eh schon schwierigen Situation gebrauchen kannst.
Aber einen kleinen Trost gibt es auch: Einige Exemplare überleben trotz aller Abschlagkünstler immer, egal wie gehaust wurde in dem betreffenden Gewässer. Nur sind die nicht leicht zu fangen, sonst hätten sie nicht überlebt. Die Frage ist eben, ob es Dir das wert ist, auf einen einzigen Hecht so lange hinarbeiten zu müssen - freilich eine Lage, die Du mit nicht eben Wenigen teilst. Es gibt inzwischen eine ganze Menge Gewässer, wo ein einziger mickeriger Hecht pro Saison schon ein freudiges Ereignis geworden ist. Wenn Du diesen Aufwand nicht in Kauf nehmen willst bei voraussichtlich ziemlich bescheidenen Resultaten, ist es besser, wenn Du nach ergiebigeren Gewässern in Deiner weiteren Umgebung Ausschau hältst.
Und falls Du im Laufe dieses Jahres gesehen hast, dass es bestimmte Vorzugsmethoden und Vorzugsköder gibt, die das Gros in Deinem Gewässer so fischt, ist das ein guter Grund, so nicht zu fischen. Das kann sich zum Beispiel auf die Art der (Kunst-) Köder beziehen, aber auch auf deren Größe. Versuche, es möglichst weitgehend anders zu machen. Auch die Angelzeiten können in stark überfischten Gewässern eine erhebliche Rolle spielen. Zu den Stoßzeiten, wo die Meisten gehen, würde ich nicht gehen. Such Dir, wenn möglich, Tage und Zeiten aus, wo wenig los ist. Schönwettertage an Wochenenden oder Feiertage sind sicher nicht die beste Wahl. Und rechne dabei ruhig mit zwei der zuverlässigsten menschlichen Eigenschaften: Herdentrieb und Bequemlichkeit. Alles, was anstrengt, wird gemieden von der Mehrheit. Kannst ja mal darüber nachdenken, was das zum Beispiel in puncto Ködergröße und Ködertypen heißt. Oder in puncto Wetterbedingungen oder Angelzeiten.
Die goldene Faustregel in solch schwierigen Fällen lautet: Fish different, und zwar in möglichst vielen Aspekten. Damit weiß man zwar noch nicht, was man im konkreten Falle machen muss. Das herauszufinden, bleibt einem nicht erspart. Aber eines weiß man immerhin schon mal: Was man nicht machen sollte. Es geht dabei einfach um folgendes: Alle Faktoren nach Kräften ausschalten, die die sowieso schon bescheidenen Chancen nur noch weiter minimieren könnten. Denn sonst hält man das nicht durch und verplempert bloß viel Zeit. Klingt irgendwie "technisch", aber dahinter steckt nix weiter als die einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung. Übrigens: Auch schlecht zusammengestelltes Gerät kostet Zeit unterm Strich.
Mit einem schnellen Glücksfang rechne besser nicht. Kommt zwar vor, aber das ist nicht die Regel in arg malträtierten Gewässern. Man kann das aber als eine Herausforderung sehen, als eine harte Nuss oder ein Puzzle, das es zu knacken gilt. Gibt Leute, die das reizvoll finden. Wenn Du zu dieser Sorte gehörst: Ok, dann hast Du gute Voraussetzungen. Wenn nicht: Siehe oben, Gewässerwechsel. In einem Gewässer mit noch halbwegs guten Beständen ist der Fang eines kleineren oder mittleren Hechtes an sich keine große Kunst, sondern ziemlich einfach. Dass es vielerorts nicht mehr so ist, hat seine unerfreulichen Gründe.
Ach und: Wenn Du einen fängst in besagtem Gewässer, lass in wieder schwimmen. Wird zwar nix Entscheidendes verbessern, denn platt gefischt ist nun mal platt gefischt und wird so schnell nicht wieder anders. Aber jedes Viech, das überlebt, ist immerhin ein kleiner Gewinn. Denn es könnte ja sein, dass sich am Verhalten der deutschen Anglerschaft grosso modo doch noch mal was ändern wird. Allerdings braucht's eine gehörige Portion an rosigem Optimismus, daran zu glauben. Aber wenn Du es schaffst, die lange Durststrecke an dem hier in Frage stehenden Gewässer durchzuhalten, hättest Du ja was von besagtem Optimismus. Gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass in Deinem Gewässer auch noch ein paar größere Hechtexemplare schwimmen werden. Doch die sind alt geworden, weil sie clever sind auf ihre Weise und nicht auf jeden hausbackenen Schwindel hereinfallen.
Kochrezepte nach dem Motto: Man nehme dies und das, kann ich nicht geben, wie Du siehst. Das wäre auch vollkommen blödsinnig, denn was bei mir funktioniert, muss bei Dir noch lange nicht funktionieren. Aber wenn Du wissen willst, was ich als Erstes versuchen würde in Deinem Gewässer, kann ich darauf eine Antwort geben: Ganz sicher nicht Mepps oder weit verbreitete kleinere "Wobbler", sondern einen langsam und einen schneller sinkenden Swimbait aus Weichplastik von mindestens 20cm Länge, die von ihrer Erscheinung der natürlichen Beute in Deinem See möglichst nahe kommen. Jedenfalls dann, wenn das Gewässer nicht stocktrüb ist, sondern etwas Sichtweite gestattet. Andernfalls würde ich Baits wählen, die ordentlich Druck machen - deutlich mehr als ein Mepps 3 oder dergleichen. Und zwar vom Boot, wenn das möglich ist, denn damit verbessern sich die Chancen ganz erheblich. Und zwar nicht bloß in der unmittelbaren Uferzone, sondern vorrangig eher mitten drin. Ein Driftsack zählt da zu den nützlichen Dingen.
Wenn Du kannst, meide eher die Stellen, wo eh ein jeder seine Köder badet, sondern nutze die ganze Fläche des Gewässers. Vor allem dann, wenn es sich um eine mehr oder weniger strukturlose Badewanne handelt. Guck Dir einfach an, wie die Meisten so fischen. Das Gros klebt jahrein, jahraus immer nur am Rand. Und dort wird folglich alle Jahre wieder am schnellsten und "nachhaltigsten" alles abgeräumt, was irgendwie nach Hecht ausschaut. Solange, bis eines schönen Tages nicht mehr viel übrig ist. Wenn Du dem entkommen kannst per Boot, mach es. Jene besseren Exemplare mit hinreichend schlechter Erfahrung im Leib, die die frischfröhliche, teutonisch-ostgotische Dauerabschlagparty glücklich überlebten, tun es meistens auch.