Hier noch eine kleine Ergänzung bezüglich der gängigen englischen Bezeichnungen, die international gebräuchlich sind:
extra fast taper - reine Spitzenaktion
fast taper - die Rute biegt sich unter Last ungefähr im oberen Drittel
medium fast taper - die Rute biegt sich unter Last zwischen dem oberen Drittel und der Blankmitte
regular taper - die Rute biegt sich unter Last ungefähr bis zur Blankmitte
slow taper - die Rute biegt sich unter Last auf voller Länge
In der Realität weichen einige Rutenhersteller ein bisschen ab von diesem Schema, aber im großen und ganzen kommt es so hin. Der beste "Taper" für eine Spinn- oder Baitcaster-Rute, die man möglichst breitbandig nutzen will für verschiedene Baittypen, ist in der Regel ein medium fast taper.
Daneben gibt's bei manchen Herstellern noch etwas abweichende Bezeichnungen:
regular fast taper - entspricht einem medium fast taper
regular slow taper - die Rute biegt sich unter Last bis in die untere Blankhälfte, aber nicht ganz auf voller Länge
Eine generelle Zuordnung zu verschiedenen Baittypen ist nur bedingt möglich, da das zu einem gewissen Teil auch eine persönliche Geschmacksfrage ist. Aber ganz grob und ohne Anspruch auf Vollständigkeit kann man es machen:
extra fast taper- Gummiköder, Topwater-Baits
fast taper - Gummiköder, Swimbaits (Gummi), Topwater-Baits, schwere Blechköder (Muskie-Format)
medium fast taper - flach bis mitteltief laufende Crankbaits, Vibration Baits, Spinnerbaits, Swimbaits (Hartplastik, Holz), Minnows und andere Twitchbaits, bedingt auch Gummiköder
regular taper - tief laufende Crankbaits, Spinnerbaits (Barsch), Vibration Baits; Einige ziehen solche Ruten auch für Twitchbaits vor
slow taper - für Weichmäuler wie Barsch; geeignet für Crankbaits, Spinnerbaits und Vibration Baits, bedingt auch Swimbaits.
Das jetzt aber bitte nicht als "eherne Gesetze" missverstehen, gewisse Abweichungen sind möglich, weil, wie erwähnt, zum Teil auch Geschmackssache oder abhängig von der Spezies, auf die man fischen will. Zum Beispiel hat G.Loomis Spinnerbait-Ruten (für Schwarzbarsch) mit extra fast taper im Programm. Eigentlich nicht so das Gelbe vom Ei für Spinnerbaits, aber wenn man in Heavy cover fischt auf große Schwarzbarsche, braucht es viel Rückgrat und "Wumms", so dass da ein solcher Taper seine Berechtigung hat.
Einen gewissen Einfluss auf die Wahl des Rutentapers hat auch die Schnur, die man zu fischen gedenkt. Monofile dehnt sich unter Belastung und hat daher eine gewisse dämpfende Pufferwirkung. Fischt man hingegen Geflochtene, kann es bei bestimmten Baittypen nötig werden, ein bisschen Nachgiebigkeit in die Gesamtmontage zu bringen, was man dann über eine etwas nachgiebigere Ruten (z.B. mit regular taper), machen kann.
Auch Wurfpräzision und Wurfweiten werden zum Teil durch die Art des Tapers beeinflusst. Eine Rute mit slow taper ist zum Beispiel nicht gerade ein Wunder an Präzision, was die Plazierung des Baits angeht.
Daneben hängt die Zuordnung zu verschiedenen Baittypen natürlich auch von der Rutenlänge ab. Dass man, zum Beispiel, einen Topwater-Bait oder Minnow, die über die Rute animiert werden müssen, nicht gerade an einer 2,70m langen Spinnrute fischen sollte, dürfte klar sein. Ebenso unsinnig wäre es, einen Crankbait an einer 1,80m kurzen Rute zu fischen, da das empfindlich auf die Wurfweiten geht. Aber das ist ein anderes Thema, welches mal einen eigenen Thread wert wäre.
Es gibt einige Hersteller, speziell japanische und US-amerikanische, die angeben, für welche Baittypen ihre jeweiligen Ruten gedacht und geeignet sind. Das erleichtert einen Kauf beträchtlich, besonders wenn man blind im Ausland bestellen muss über das Net.
Bisschen viel auf einmal, wenn man es noch nie gehört hat, ich weiß. Aber um das ein wenig aufzulockern: Wenn man vorrangig mit Gummi fischt, ist meistens eine Rute mit fast oder extra fast taper eine gute Wahl. Will man hingegen eher Hardbaits fischen, ist der beste Kompromiss eine Rute mit medium fast taper.
Spezielle Ruten können dann nötig werden, wenn man sehr viel mit einem bestimmten Baittypen fischt. Aber für den Allroundgebrauch muss man das nicht ganz so bierernst nehmen. Und natürlich kann man auch mal einen Crankbait mit einem extra fast Taper durch's Wasser ziehen, davon geht die Welt nicht gleich unter. Jedoch: Wenn man das sehr viel und über Stunden macht, speziell mit Tiefläufern, wird man froh über eine nachgiebigere Rute sein. Außerdem reduziert eine solche Rute die Fehlbissrate auf Crankbaits ganz erheblich - vor allem bei solchen Spezies, die den Köder einsaugen. Und wenn die Rute dann auch noch etwas länger ist - Crankbaits sind in erster Linie Suchbaits -, um so besser, denn das ist gut für die Wurfweiten.
Was man an Ruten braucht (und was nicht), hängt offensichtlich ab von der Art, wie und womit man fischt. Wenn man zu der Sorte Allround-Kunstköderangler gehört, sind meist gute Kompromisse die beste Wahl. Aber wenn man speziell auf eine bestimmte Spezies fischt, dazu mit Baits, die sich nicht an jeder x-beliebigen Rute-Rollen-Kombination gut verarzten lassen, wird Spezialgerät unumgänglich. Es wäre denn, man legte Wert auf chronische Sehnen- und Gelenkschäden und Abschlaffen, lange bevor der Angeltag vorbei ist.
Das gilt nebenbei auch für die Wurfgewichts-Spezifikationen. Nichts ist schlimmer, wenn man sehr viel mit Kunstködern fischt, als Ruten, die nicht einigermaßen gut auf die jeweiligen Wurfgewichte abgestimmt sind. Denn dann gelingt keine optimale Energieübertragung auf den Bait beim Wurf und das kostet unnötig verschwendete Kraft (und Wurfweite sowieso). Macht man das über viele Jahre, muss man sich nicht wundern, wenn man sich irgendwann beim Chiropraktiker wiedertrifft. Wirklich optimal werfen die meisten Ruten in etwa in der Mitte des vom Hersteller spezifizierten WG-Bereichs. Und etliche Hersteller machen, speziell was das obere Wurfgewicht ihrer Spinnruten angeht, zum Teil ziemlich "optimistische" Angaben, die man gleich vergessen kann. Shimano zum Beispiel, aber auch andere.
Wenn man, um ein Beispiel zu geben, mit Baits in der 50g-Klasse fischen will, ist es völlig verfehlt, eine Rute zu kaufen, die bis 50g WG oder bloß ein wenig darüber spezifiziert ist. Denn man kann fast sicher davon ausgehen, dass die Rute diese 50g allenfalls noch suboptimal werfen wird. Keine Angst vor "zu schweren" Ruten! Nicht die machen die Knochen kaputt, sondern Wurfgewichte, die die Kapazität der Rute überschreiten. Also mit Reserve kaufen und nicht auf dem letzten Loch pfeifend.
Ausnahmen von der Regel: Einige US-Hersteller, etwa St.Croix und G.Loomis, und auch bestimmte japanische Produzenten. Da stimmen die maximalen WG-Angaben und sind nicht übertrieben. Aber weit öfter als nicht stimmen sie nicht bei vielen Produkten, zum Teil mit ziemlich krassen Abweichungen nach unten hin.