Beiträge von Heiner Hanenkamp

    Zitat von Fehmarn98

    Ich brauche mal eure Hilfe, was die Beschreibung der Rutenaktion angeht.


    Extra schnelle Aktion lässt Kunstköder weit und präzise fliegen. Der extra "trockene" Blank gibt perfekte Rückmeldung darüber, was unter Wasser passiert


    was heißt das jetzt genau?


    Das heißt jetzt genau, dass es sich um eine Rute handelt, die gut ist für Gummiköder, aber weniger gut für Minnows, und für Crankbaits und Spinnerbaits allenfalls ein Notbehelf.


    Warum, kannst Du weiter oben nachlesen.


    Vorausgesetzt, der Werbetexter wusste überhaupt, was er schrieb.

    Und ich habe das Thema noch ein bisschen erweitert.


    Aus anderen Foren habe ich eigentlich nicht den Eindruck, dass eine detaillierte Darstellung der verschiedenen Taper und der damit zusammenhängenden Fragen Jugendliche überfordert. Die lernen das blitzschnell, denn daran ist nicht Kompliziertes.


    Sogar ich alter Sack habe das ziemlich schnell kapiert; das ist alles nicht schwierig, bloß ungewohnt.

    Unfair ist es, das einem Jugendlichen nicht zu sagen. Denn wenn er Schrott kauft, kauft er am Ende doppelt.


    Daran steckt eine simple Nachricht: Es ist bei knapper Kassenlage besser, auf Baitcaster-Gerät zunächst zu verzichten, bis die Kassenlage irgendwann stimmt und solange mit Stationärgerät vorlieb zu nehmen. Gute Stationärrollen gibt es unter 100 Euro, gute Baitcasterrollen nicht.


    Nebenbei kosten gar nicht alle US-Ruten ein Vermögen, da gibt's selbstverständlich auch unterschiedliche Qualitäten, und man kann sie längst auch in Europa beziehen.

    Zitat von Onkel Tom

    Wobei das sicher auch von "Angelmarkt" zu "Angelmarkt" unterschiedlich zu betrachten ist. In Ländern, in denen "Angeln" auch Beruf sein kann, ist es deutlich wichtiger, das nötige Werkzeug dafür vernünftig zu beschreiben. Für einen "Bass Profi" in den USA zum Beispiel, ist es wesentlich wichtiger ordentlich und korrekt deklariertes Angelgerät zu erwerben. Schließlich kann man mit dem richtigen Gerät deutlich besser und effektiver angeln und dort entscheidet das letztlich darüber, ob du gut verdienst oder nicht. Hier bei uns geht es doch "nur" um ein Hobby, da nimmt man es eben oft nicht all zu genau.


    Die namhaften, großen US-Markenhersteller spezifizieren ihre Ruten auf eine Weise, dass sich so mancher Hersteller hierzulande eine Scheibe davon abschneiden könnte. Nicht bloß stimmen, wie oben erwähnt, die WG-Angaben, sondern auch die Spezifikationen für die Baittypen, für die die jeweilige Rute vorgesehen ist. Darauf kann man sich blind verlassen, man kriegt was Optimales.


    Verglichen damit ist der deutsche Markt Angelsteinzeit. Wenn ich solche Werbesprüche wie "schnelle Rute" schon lese, kriege ich das Laufen. Das sagt gar nix aus. Und dass man nicht jeden x-beliebigen Kunstköder mit jeder x-beliebigen Rute verarzten kann, ist in vielen Köpfen noch gar nicht richtig oder überhaupt nicht angekommen. Ich will hier wirklich keinem zu nahe treten, aber die Zeiten, wo man mit einer einzigen 2,70m langen Spinnrute und 'ner 3000er oder 4000er Stationärrolle "alles" fischen konnte, sind vorbei. Mit solchem Gerät kann man vieles, was der Kunstködermarkt heute bietet, überhaupt nicht mehr fischen. Oder nur mit einem "Komfort", den man nicht mal seinem allerschlimmsten Feind gönnen würde.


    Es macht ein himmelweiten Unterschied, ob man mit mehr schlecht als recht zusammengestoppeltem Gerät Kunstköder fischt oder mit optimiertem Gerät. Wenn man nämlich einmal mit wirklich gut abgestimmtem Gerät gearbeitet hat, abgepasst auf die Baits, die man damit fischen will, hat man nie wieder das Bedürfnis, sich mit ungeeignetem Zeug einen abzubrechen.


    Besonders anfällig gegen schlecht dimensionierte Ruten und Rollen ist Baitcaster-Gerät. Wer dabei beim Kauf einen Fehler macht, wird nicht viel Spaß daran haben. Und billig lohnt hier noch viel weniger. Brauchbare Baitcaster-Rollen unter 100 Euro gibt es eigentlich nicht, außer vielleicht seltene Schnäppchen bei auslaufenden Modellen. ABU macht gute und relativ preiswerte Sachen, aber auch erst in der Klasse über 100 Euro. Bei Shimano und Daiwa muss man noch einen Aufschlag für den Markennimbus obendrauf packen, da fängt's dann erst bei mindestens 150,- Euro an, langsam gut zu werden. Wer mit Baitcaster-Gerät anfangen will, dem kann man nur raten: Vergiss die Billigrollen, das ist rausgeworfenes Geld. Aber ein Hunderter mehr investiert, wenn's die Kasse hergibt, zahlt sich aus. Die gehobene, solide Mittelklasse beginnt bei Baitcaster-Rollen irgendwo um die 200 Euro. An denen kann man dann lange Freude haben.


    Gerade als Anfänger halte man sich beim Baitcaster-Rollenkauf an die "großen Drei": ABU, Daiwa, Shimano, mit den oben genannten Beträgen im Kopf. Es gibt zwar auch noch das eine oder andere Produkt von weniger bekannten Herstellern, das was taugt. Aber als Newcomer ist man überhaupt nicht in der Lage, da die Spreu vom Weizen zu trennen. Also die Finger davon lassen und was von einer der genannten Firmen kaufen. Und auch das erst, nachdem man sich schlau gemacht, welche Rollen überhaupt geeignet sind für den Stiefel, den man damit fischen will. Rute, Rolle und Baits müssen hier zusammen passen. Bei Stationärrollen ist's nicht gleich ein Katastrophe, wenn man etwa eine etwas zu große Rolle an eine Rute hängt. Bei Baitcaster-Rollen geht das so aber nicht.


    Für ein brauchbare Baitcaster-Combo muss man, um einen Anhaltspunkt zu geben, mindestens ca. 300 Euro rechnen - und ein paar Zehner mehr ist besser. Dann hat man zwar noch kein Toppgerät, aber damit kann man schon vernünftig arbeiten, wenn's gut ausgesucht und zusammengestellt ist. Und wenn man sparen will dabei, dann eher an der Rute, aber nicht an der Rolle.


    Warum ich das hier überhaupt erwähne? Weil es mittlerweile so einige Baittypen gibt, die sich mit Baitcaster- oder Multirollen-Gerät einfach erheblich besser und komfortabler fischen lassen. Klar gibt es Leute, die mit einer 2,70m langen Spinnrute und einem Klotz von einer Stationärrolle jerken gehen. Da kann ich nur sagen: Viel Spaß dabei. Aber so was würde ich nicht mal mehr geschenkt und mit einem Extrasahnehäupchen oben drauf machen wollen. Never again, denn mein Vorrat an Masochismus ist begrenzt.

    Hier noch eine kleine Ergänzung bezüglich der gängigen englischen Bezeichnungen, die international gebräuchlich sind:


    extra fast taper - reine Spitzenaktion


    fast taper - die Rute biegt sich unter Last ungefähr im oberen Drittel


    medium fast taper - die Rute biegt sich unter Last zwischen dem oberen Drittel und der Blankmitte


    regular taper - die Rute biegt sich unter Last ungefähr bis zur Blankmitte


    slow taper - die Rute biegt sich unter Last auf voller Länge



    In der Realität weichen einige Rutenhersteller ein bisschen ab von diesem Schema, aber im großen und ganzen kommt es so hin. Der beste "Taper" für eine Spinn- oder Baitcaster-Rute, die man möglichst breitbandig nutzen will für verschiedene Baittypen, ist in der Regel ein medium fast taper.


    Daneben gibt's bei manchen Herstellern noch etwas abweichende Bezeichnungen:


    regular fast taper - entspricht einem medium fast taper


    regular slow taper - die Rute biegt sich unter Last bis in die untere Blankhälfte, aber nicht ganz auf voller Länge



    Eine generelle Zuordnung zu verschiedenen Baittypen ist nur bedingt möglich, da das zu einem gewissen Teil auch eine persönliche Geschmacksfrage ist. Aber ganz grob und ohne Anspruch auf Vollständigkeit kann man es machen:


    extra fast taper- Gummiköder, Topwater-Baits


    fast taper - Gummiköder, Swimbaits (Gummi), Topwater-Baits, schwere Blechköder (Muskie-Format)


    medium fast taper - flach bis mitteltief laufende Crankbaits, Vibration Baits, Spinnerbaits, Swimbaits (Hartplastik, Holz), Minnows und andere Twitchbaits, bedingt auch Gummiköder


    regular taper - tief laufende Crankbaits, Spinnerbaits (Barsch), Vibration Baits; Einige ziehen solche Ruten auch für Twitchbaits vor


    slow taper - für Weichmäuler wie Barsch; geeignet für Crankbaits, Spinnerbaits und Vibration Baits, bedingt auch Swimbaits.



    Das jetzt aber bitte nicht als "eherne Gesetze" missverstehen, gewisse Abweichungen sind möglich, weil, wie erwähnt, zum Teil auch Geschmackssache oder abhängig von der Spezies, auf die man fischen will. Zum Beispiel hat G.Loomis Spinnerbait-Ruten (für Schwarzbarsch) mit extra fast taper im Programm. Eigentlich nicht so das Gelbe vom Ei für Spinnerbaits, aber wenn man in Heavy cover fischt auf große Schwarzbarsche, braucht es viel Rückgrat und "Wumms", so dass da ein solcher Taper seine Berechtigung hat.


    Einen gewissen Einfluss auf die Wahl des Rutentapers hat auch die Schnur, die man zu fischen gedenkt. Monofile dehnt sich unter Belastung und hat daher eine gewisse dämpfende Pufferwirkung. Fischt man hingegen Geflochtene, kann es bei bestimmten Baittypen nötig werden, ein bisschen Nachgiebigkeit in die Gesamtmontage zu bringen, was man dann über eine etwas nachgiebigere Ruten (z.B. mit regular taper), machen kann.


    Auch Wurfpräzision und Wurfweiten werden zum Teil durch die Art des Tapers beeinflusst. Eine Rute mit slow taper ist zum Beispiel nicht gerade ein Wunder an Präzision, was die Plazierung des Baits angeht.


    Daneben hängt die Zuordnung zu verschiedenen Baittypen natürlich auch von der Rutenlänge ab. Dass man, zum Beispiel, einen Topwater-Bait oder Minnow, die über die Rute animiert werden müssen, nicht gerade an einer 2,70m langen Spinnrute fischen sollte, dürfte klar sein. Ebenso unsinnig wäre es, einen Crankbait an einer 1,80m kurzen Rute zu fischen, da das empfindlich auf die Wurfweiten geht. Aber das ist ein anderes Thema, welches mal einen eigenen Thread wert wäre.


    Es gibt einige Hersteller, speziell japanische und US-amerikanische, die angeben, für welche Baittypen ihre jeweiligen Ruten gedacht und geeignet sind. Das erleichtert einen Kauf beträchtlich, besonders wenn man blind im Ausland bestellen muss über das Net.


    Bisschen viel auf einmal, wenn man es noch nie gehört hat, ich weiß. Aber um das ein wenig aufzulockern: Wenn man vorrangig mit Gummi fischt, ist meistens eine Rute mit fast oder extra fast taper eine gute Wahl. Will man hingegen eher Hardbaits fischen, ist der beste Kompromiss eine Rute mit medium fast taper.


    Spezielle Ruten können dann nötig werden, wenn man sehr viel mit einem bestimmten Baittypen fischt. Aber für den Allroundgebrauch muss man das nicht ganz so bierernst nehmen. Und natürlich kann man auch mal einen Crankbait mit einem extra fast Taper durch's Wasser ziehen, davon geht die Welt nicht gleich unter. Jedoch: Wenn man das sehr viel und über Stunden macht, speziell mit Tiefläufern, wird man froh über eine nachgiebigere Rute sein. Außerdem reduziert eine solche Rute die Fehlbissrate auf Crankbaits ganz erheblich - vor allem bei solchen Spezies, die den Köder einsaugen. Und wenn die Rute dann auch noch etwas länger ist - Crankbaits sind in erster Linie Suchbaits -, um so besser, denn das ist gut für die Wurfweiten.


    Was man an Ruten braucht (und was nicht), hängt offensichtlich ab von der Art, wie und womit man fischt. Wenn man zu der Sorte Allround-Kunstköderangler gehört, sind meist gute Kompromisse die beste Wahl. Aber wenn man speziell auf eine bestimmte Spezies fischt, dazu mit Baits, die sich nicht an jeder x-beliebigen Rute-Rollen-Kombination gut verarzten lassen, wird Spezialgerät unumgänglich. Es wäre denn, man legte Wert auf chronische Sehnen- und Gelenkschäden und Abschlaffen, lange bevor der Angeltag vorbei ist.


    Das gilt nebenbei auch für die Wurfgewichts-Spezifikationen. Nichts ist schlimmer, wenn man sehr viel mit Kunstködern fischt, als Ruten, die nicht einigermaßen gut auf die jeweiligen Wurfgewichte abgestimmt sind. Denn dann gelingt keine optimale Energieübertragung auf den Bait beim Wurf und das kostet unnötig verschwendete Kraft (und Wurfweite sowieso). Macht man das über viele Jahre, muss man sich nicht wundern, wenn man sich irgendwann beim Chiropraktiker wiedertrifft. Wirklich optimal werfen die meisten Ruten in etwa in der Mitte des vom Hersteller spezifizierten WG-Bereichs. Und etliche Hersteller machen, speziell was das obere Wurfgewicht ihrer Spinnruten angeht, zum Teil ziemlich "optimistische" Angaben, die man gleich vergessen kann. Shimano zum Beispiel, aber auch andere.


    Wenn man, um ein Beispiel zu geben, mit Baits in der 50g-Klasse fischen will, ist es völlig verfehlt, eine Rute zu kaufen, die bis 50g WG oder bloß ein wenig darüber spezifiziert ist. Denn man kann fast sicher davon ausgehen, dass die Rute diese 50g allenfalls noch suboptimal werfen wird. Keine Angst vor "zu schweren" Ruten! Nicht die machen die Knochen kaputt, sondern Wurfgewichte, die die Kapazität der Rute überschreiten. Also mit Reserve kaufen und nicht auf dem letzten Loch pfeifend.


    Ausnahmen von der Regel: Einige US-Hersteller, etwa St.Croix und G.Loomis, und auch bestimmte japanische Produzenten. Da stimmen die maximalen WG-Angaben und sind nicht übertrieben. Aber weit öfter als nicht stimmen sie nicht bei vielen Produkten, zum Teil mit ziemlich krassen Abweichungen nach unten hin.

    Genau, mit Einzelhaken, denn dann kann man auch beim Ansitzangeln mit Köfis zurücksetzen. Nicht ohne Grund ist es in einigen Ecken Hollands mittlerweile verboten, Köfis mit Drillingen oder Zwillingen zu bestücken.


    Wäre auch hierzulande eine sinnvolle Maßnahme.


    Und auch bei gewissen Kunstködern wäre es langsam an der Zeit, sich ein wenig mit der Hakenfrage auseinander zu setzen. Es gibt Kunstköder, die, wenn übertrieben mit Haken bestückt, ebenfalls eine Menge Schaden anrichten können.


    Ein paar Beispiele will ich mal bringen. Etwa Musky-Spinnerbaits, große Dinger von mindestens 20cm Länge und länger. Ausgestattet sind sie bekanntlich mit Einerhaken. Wunderbar, ein Schonköder, dazu noch einer mit ausgesprochen geringer Fehlbissrate und geradezu prädestiniert für schnellstmögliches, schonendes Abhaken, ohne den Fisch überhaupt aus dem Wasser nehmen zu müssen. Na bitte, super, das Ei des Kolumbus!


    Sollte man meinen. Jedoch: Viele dieser Spinnerbaits sind mit einem zweiten, angehängten Einerhaken, dem sogenannten "Trailerhaken" bestückt. Und trotz ihrer scheinbar immensen Größe werden solche Spinnerbaits, selbst wenn sie 25cm lang oder länger sind, auch von kleinen Hechten in der 60cm-Klasse nicht selten voll genommen. Aber was passiert dann? Dann landet der Trailerhaken mit einiger Sicherheit in den Kiemen und richtet üble Verletzungen an. Und aus dem vermeintlichen Schonköder ist ein Killerköder geworden. Abhilfe: Trailerhaken weglassen. Es genügt nämlich auch ein einziger Einerhaken.


    Die gleiche Rechnung kann man auch bei einigen anderen Kunstködern aufmachen. Soll zum Beispiel Leute geben, die einen popeligen 23er Kopyto Relax partout mit drei Drillingen fischen müssen, um auch noch den allerletzten Schniepel um Gottes will zu haken. Und wieso man einen lächerlichen 10cm-Shad unbedingt mit einem Angstdrilling bestücken muss, könnte man sich auch mal fragen bei Gelegenheit.


    Oder: Ein Regular Bull Dawg, bestückt mit zwei Drillingen, wird ähnlich wie die oben erwähnten Spinnerbaits selbst von kleineren Viechern häufig voll genommen. Wo sitzt dann nicht selten der hintere Drilling? - Richtig, ebenfalls in den Kiemen. - Was kann man machen? - Einen Drilling weglassen, auch wenn das bedeutet, dass dann eben ein paar Kleinviecher mehr nicht hängen werden.


    Oder: Wie kann man mit drei Drillingen bestückte Minnows auch nennen? - Man kann sie auch Schniepelkiller nennen. Denn sie haben noch viel mehr als mit zwei Drillingen bestückte Minnows die schöne Angewohnheit, immer mal wieder einen Haken in einem Schniepelauge zu versenken. - Muss so was sein? - Nein, das muss nicht sein, denn es steht im Ermessen eines Jeden, solche Baits schlicht und einfach nicht zu fischen. Oder zumindest einen Drilling zu entfernen, und zwar den mittleren.


    Die Frage lautet in sämtlichen genannten Fällen nämlich immer: Was ist wichtiger, Onkel Ottos Maximalfangquote oder eine möglichst weit gehende Schonung der sowieso schon übel angeschlagenen Bestände? Man kann diese Frage so oder so beantworten. Aber was man nicht machen kann: Dick und fett C & R auf seine Visitenkarte drucken lassen und jeden damit nerven, aber selbst auf eine Art und Weise fischen, die das Gegenteil vom dem macht, was mit C & R eigentlich bewirkt werden soll. Entweder oder.


    Wenn man schon C & R macht, dann bitte konsequent. Das bedeutet dann nämlich auch, dass man sich mit solchen Fragen wie der geringeren oder höheren Schädlichkeit gewisser Ködertypen und insbesondere der Hakenfrage zu beschäftigen hat. Das kann auch heißen, bestimmte Baits oder Methoden schlicht und einfach nicht mehr zu fischen. Es bedeutet auch, dass dann die Frage, wie man so releasen kann, dass möglichst viele Viecher die Prozedur überleben, auf die Tagesordnung kommen muss. Und das schließt neben den Anlande- und Abhakprozeduren auch weniger angenehme Fragen wie die nach den allseits beliebten Fotosessions samt ausgedehnten Vermessungsprozeduren unweigerlich mit ein. Denn jede Sekunde, die das Viech länger außerhalb des Wassers verbringt - die schonendste Methode ist, es gar nicht erst aus dem Wasser herauszuholen beim Abhaken, wenn machbar -, erhöht nachweislich die Chance, dass es später doch krepieren wird. Und dann war die ganze schöne Release-Prozedur vollkommen umsonst.


    Wenn man also C & R macht und nicht bloß vorgibt, es zu machen, bedeutet das einen ziemlich radikalen Wechsel der Perspektive. Dann tritt nämlich die Frage der größtmöglichen Schonung des Fanges mindestens gleichbedeutend neben den Wunsch nach möglichst guten Fangergebnissen. Und im Zweifelsfalle bedeutet das, der Schonung des Fanges bzw. der Bestände die höhere Priorität einzuräumen. Das allerdings geschieht nicht über Nacht - ab heute mach ich C & R oder so -, sondern ist ein langer Prozess schrittweiser Optimierung, mit dem man niemals fertig wird.


    Denn hundertprozentige, fehlerfreie Perfektion gibt es auch dabei nicht, und der Zielkonflikt zwischen Fangquote und größtmöglicher Schonung hört nie auf, sondern stellt sich immer wieder neu. Was es stattdessen gibt, sind stetige kleine Verbesserungen. Deren Summe macht es unterm Strich. C & R ist nicht einfacher als Abschlagen, sondern erheblich anspruchsvoller. Denn wenn man es macht, kommt man nicht daran vorbei, sich auf kurz oder lang mit Fragen zu beschäftigen und Fertigkeiten entwickeln zu, die einer, der alles abschlägt, einfach ignorieren kann, weil's eh wurscht ist.

    Ja, ist so. Allerdings gibt es dabei eine nicht so genau definierbare Schwelle, wo es anfängt, wirklich ungesund zu werden.


    Eine Zeit lang, als es mit der Baitcasterei anfing (die für mich allerdings so neu nicht war wegen eines mehrjährigen US-Aufenthaltes), war ich ein wenig in der sogenannten "Enthusiasten-Szene". Und ich kenne ein paar Leute aus dieser Zeit, die sich durch Suchtkäufe zumindest in die Nähe der Pleite brachten. Da allerdings hört sich dann jeder Spaß auf.


    Da wurden dann zum Beispiel Combos für 1000 Euro gekauft, nicht bloß eine (und Baits für noch erheblich mehr), die schon nach einem Jahr wieder abgestoßen wurden, weil doch nicht das Richtige oder einfach nur deshalb, weil es gerade was noch Schickeres gab. Das lässt sich allerdings nur noch als verrückt bezeichnen.


    So schlimm war es bei mir zwar nicht, aber dennoch habe ich in den letzten Jahren buchstäblich alles rausgeworfen, was gar nicht nötig war, und habe nur noch das behalten, was auch wirklich regelmäßig Wasser zu sehen kriegt. Seither schaut mein Keller wieder richtig schön aufgeräumt aus. Rund zwei Drittel aller Baits mussten gehen und diverse Ruten und Rollen auch.


    Ist eine schöne Erleichterung, wenn man den ganzen überflüssigen Kram endlich los ist. Und noch schöner ist es, wenn man kapiert hat, dass wahlloses Draufloskaufen wenig zweckdienlich ist. Wie an anderer Stelle schon gesagt: Nichts gegen erstklassiges Zeug, das halt mehr kostet. Aber nicht mehr davon, als wirklich nötig ist.


    Eigentlich kaum glaublich, wie viel doppelt und dreifach gemoppeltes Zeug sich so ansammeln kann im Laufe der Jahre. Speziell bei den Baits. Aber macht es irgendeinen Sinn, zum Beispiel zwei Dutzend Minnows in der Kiste zu haben, die alle ziemlich genau das gleiche machen? Das macht natürlich überhaupt keinen Sinn. Zumal einige davon, wenn nicht die meisten, kaum je Wasser zu Gesicht kriegen werden, weil man davon sowieso nur ganz wenige Vorzugsmodellen auch wirklich regelmäßig fischt im richtigen Leben.


    Und noch viel komischer sind jene Materialschlachen, wo ein gutes Dutzend randvoll gefüllter Planoboxen mit ans Wasser geschleppt werden, als ginge es auf eine zehnjährige Safari. Wenn's hoch kommt, sieht davon ein Prozent das Wasser an einem gegebenen Tag. Es wäre denn, man wechselte nach jedem Wurf den Bait.


    Tatsächlich bedeuten solche Veranstaltungen nämlich bloß, dass man nicht den geringsten Plan hat, was nötig sein könnte in einer gegebenen Situation. Es ist aber erheblich ergiebiger auf die Dauer, sich ein paar begründete Hypothesen zu überlegen, bevor man ans Wasser geht, vielleicht nur eine einzige, danach ein paar wenige Baits auszuwählen und den Stiefel konsequent durchzufischen. Irrtümer sind dabei nicht ausgeschlossen, aber hinterher hat man eine überschaubare Menge an Variablen, an denen sich weiter denken lässt. Leute, die völlig wahllos die Baits wechseln im Minutentakt, sind am Ende meistens nur genauso schlau wie vorher. Daraus resultieren dann solche fixen Ideen wie die angeblich "einzig richtige Farbe" oder der "einzig richtige Bait", die es in Wahrheit gar nicht gibt.


    Warum nicht, lässt sich anhand einer ziemlich simplen Überlegung nachvollziehen. Angenommen, es gäbe tatsächlich den "einzig richtigen Bait" oder die "einzig richtige Farbe": Wie groß wäre dann wohl die statistische Chance bei zig-tausenden von Baits und Farben auf dem Markt, justamente in einem gegebenen Augenblick gerade den oder die einzig richtige(n) in der Kiste zu haben und auszuwählen wie durch Zauberhand oder göttliche Eingebung? -


    Eben, nahezu Null, da kann man auch gleich Lotto spielen gehen. - Den besten Merksatz dazu habe ich vor Jahren in einem Buch aus den USA gefunden:


    Zitat


    "Don't stare into you tackle box, there is no answer in there. The answer is in the water."


    Und das gilt auch, wenn man loszieht, um sich irgendeinen neuen Bait oder Baittypen zu kaufen. Wenn's keinen einzigen konkreten Grund gibt, der sich aus den vorhandenen Problemen ergibt, die man erkannt hat - oder wenigstens erkannt zu haben glaubt - an einem gegebenen Gewässer, ist der Kauf zwecklos. Die Chance, dass das nur eine weitere Karteileiche werden wird, ist dann nicht eben gering. So kommen nämlich die vollgestopften Keller mit all dem vor sich hin rottendem Zeug zusammen. Motto: Ich fang mal wieder nix, gehen wir also einfach mal den nächsten Wunderköder kaufen. Funktioniert bloß meistens nicht. Weil es nämlich auch ein Dutzend anderer Gründe haben kann, warum es nicht klappt. Deren Lösung gibt's allerdings nicht ready-made im Laden zu kaufen.


    Keine Experimente also? - Doch, das schon. - Aber gezielt und mit Verstand und nicht wahllos, panisch und auf gut Glück. Und auch nicht ein halbes Dutzend auf einmal, jedes einmal kurz probiert und gleich wieder auf den Müll geworfen, wenn's nicht sofort was bringt. Sondern immer nur eines, aber das konsequent durchgezogen und systematisch ausgelotet mit einiger Investition an Zeit. Denn der Zeitfaktor - also das Sammeln eigener Erfahrungen - lässt sich nun einmal nicht billig umschiffen, das kann einem auch nicht der Weltmeister Sowieso abnehmen. Einen Kunstköder, der immer und unter allen Umständen funktioniert, gibt es nicht im ganzen bewohnten Universum. Was es stattdessen gibt, sind Kunstköder, die nur eine sehr begrenzte Anwendungsbandbreite haben und solche, die ein bisschen mehr erlauben. Aber allesamt haben sie bestimmte charakteristische Eigenschaften und ihre Stärken und Schwächen. Und wenn man überhaupt keine Peilung hat, was geht, ist es die dümmste Wahl, auf einen Bait zu setzen, der bloß sehr beschränkt verwendbar ist. Weitere Auskünfte hierzu erteilt das real existierende Gewässer mit seinen jeweils besonderen Bedingungen, an dem man fischt.


    Kann aber auch sein, dass es auf einmal leise flüstert: Nimm Köfis zum Spinnfischen, wenn Du eine faire Chance haben willst. Vor allem dann, wenn's sehr klein ist und beharkt wurde bis zum Abwinken. Von einem 200ha-See hingegen hört man dergleichen sehr viel seltener - obwohl: Gibt auch größere Seen, wo die Zander auf fast alles pfeifen, wenn nicht Drachkovitch draufsteht.

    Richtig, und finanziell weniger aufwändig ist es obendrein auch noch.


    Ich habe überhaupt nichts gegen Leute, die traditionell Ansitz fischen. Denn ich habe nicht vergessen, dass auch das einen ganz besonderen Reiz hat. Dass ich das nicht mehr mache, ist eine rein persönliche Entscheidung, die nichts weiter bedeutet, als dass ich es mal anders haben wollte.

    Den Standpunkt kann ich verstehen. Früher habe ich ausschließlich mit Köfis geangelt, heute überhaupt nicht mehr. Allerdings nicht aus "ethischen" Gründen, sondern einfach deshalb, weil ich irgendwann keine Lust mehr auf Ansitz hatte und was anderes machen wollte. Wenn andere mit Köfis fischen wollen, habe ich aber nichts dagegen. Schließlich hat das auch seinen Reiz, nur für mich selbst halt nicht mehr.


    Und es gibt ja Saisonzeiten oder auch bestimmte, stark überfischte Gewässer, wo Köfi eindeutig besser fängt. Umgekehrt gilt das allerdings auch: Es gibt Saisonzeiten und Gewässer, wo eindeutig Kunstköder im Vorteil sind.


    Vom Standpunkt der reinen Effektivität wäre es am besten, wenn man beide Methoden fischen würde, je nach Bedingungen. Das mache ich aber nicht, wohl wissend dabei, dass dies bedeutet, in der kalten Jahreszeit erheblich schlechter zu fangen. Aber dafür besser in der warmen Jahreszeit, damit kann ich gut leben.


    Zumal hier im Januar sowieso die Schonzeit beginnt und mein Verein die Boote schon vorher vom Wasser nimmt, nämlich im November. Und damit ist die Saison dann vorbei für mich, denn ich stehe auf dem Standpunkt, dass man die Viecher ruhig ein Weilchen in Ruhe lassen sollte und eine jährliche Angelpause von sechs Monaten auch für einen selbst gar nicht schlecht ist. Denn so hat man den Kopf frei für andere Dinge.

    Es ist dabei vollkommen wurscht, was Du findest oder was ich finde. Darum geht es gar nicht. Relevanter Fakt ist nur, dass es bezüglich "Verwerten" und Zurücksetzen mittlerweile nicht länger mehr vertuschbare Widersprüchlichkeiten gibt, die sich nicht einfach in Wohlgefallen auflösen werden.


    Und dann gibt es da eine Gesetzeslage, die die tatsächlichen, veränderten Realitäten am Wasser in keiner Weise mehr angemessen widerspiegelt. Die Gesetzgebung tut nämlich so, als befänden wir uns immer noch in den fünfziger Jahren selig, als "Angeln zur Nahrungsbeschaffung" völlig einheitlicher, unwidersprochener Konsens war. Aber dem ist ganz offensichtlich nicht mehr so - egal, was man selbst davon hält. Und wahrscheinlich war es bei Licht besehen sowieso niemals so, dass allein der "Nahrungsmittelerwerb" das treibende Motiv war, jedenfalls schon nicht mehr Mitte des vorigen Jahrhunderts.


    Die leicht ersichtliche Wahrheit heute ist: Ein stetig größer werdender Teil der Anglerschaft, nicht bloß in Deutschland, geht keineswegs mehr um des edlen "Nahrungserwerbs" wegen angeln, sondern aus ganz anderen Gründen. Und es hat überhaupt keinen Sinn, so zu tun, als wäre dem nicht so, denn das wird sich nicht mehr lange "geheim" halten lassen, soviel ist sicher. Die Frage wird bald lauten: Wie verkauft man dann das Angeln einer Öffentlichkeit, die dem Angeln nicht bloß freundlich gegenüber steht? Wird langsam Zeit, sich darüber ein paar Gedanken zu machen. Denn das wird nicht einfach werden, jedenfalls nicht hierzulande.

    Mhm, die Sache ist einfach die:


    Angeln ist grundsätzlich nicht "ethisch vollwertig". Denn irgendeinen zwingend relevanten Grund zum "Nahrungsmittelerwerb" auf diese Art und Weise gibt es schlicht nicht mehr in entwickelten Industrieländern, nicht einen.


    Die Gesetzeslage in Deutschland spiegelt das aber nicht wider, sondern schreibt einen Zustand fest, der in realiter gar nicht mehr existiert, wie jeder hier sehr genau weiß. Das zwingt aber regelrecht zu scheinheiliger, taktisch motivierter Verlogenheit.


    Zukünftige Konflikte sind damit allerdings unvermeidlich vorprogrammiert, denn dieser nicht mehr übersehbare Widerspruch zwischen Rechtslage und Rechtswirklichkeit lässt sich nicht ewig lange mehr unter den Teppich kehren. Es genügt ein einmaliges Surfen durch das Net, um das zu sehen. Denn da steht alles längst öffentlich einsehbar, schwarz auf weiß. Besagter Widerspruch wird auf kurz oder lang in irgendeiner Weise aufgelöst werden - in welcher, wissen wir heute nicht.


    Zurücksetzen ist auch nicht "ethisch" motiviert, sondern basiert ganz offensichtlich auf Eigeninteresse. Ebenso, wenn man versucht, mittels reduzierter Hakenbestückung und schonender Abhakmethode weniger Schaden anzurichten. Auch nicht kristallklar "ethisch", sondern wiederum bloß kalkuliertes Eigeninteresse.


    Einfach deshalb: Nur Idioten finden es super, sich selbst die eigene Geschäftsgrundlage, nämlich die Bestände, unter dem Hintern wegzuziehen.

    Ich habe seit langem nur noch Stroft GTP R auf sämtlichen Rollen, aber das auch nur deshalb, weil ich ausschließlich vom Boot fische. Vom Ufer an der Elbe würde ich wohl auch was Günstigeres wählen.


    Aber wenn nichts reißen kann aufgrund von häufigen Hängern, rechnet es sich schon, eine teurere Schnur zu kaufen, jedenfalls beim Spinnfischen. Denn eine solche Schnur kann einfach länger draufbleiben auf der Rolle. Und das ganz besonders auf Multirollen, denn da macht es nichts in Sachen Wurfweite, wenn nach und nach einige Meter weg sind, was eh unvermeidlich ist. Ein Vorteil diese Rollentyps.


    Außerdem ist Stroft einer derjenigen Hersteller, die realistische Angaben machen, ohne zu beschönigen. Mir gefällt das, denn zu solchen Herstellern habe ich mehr Vertrauen. Und dafür bezahle ich dann auch gern ein bisschen mehr. Kann man leider nicht von allen Herstellern sagen.


    Zudem gibt man eh einen Haufen Geld aus fürs Hobby, bei den Spritkosten angefangen, da kommt's auf ein paar Euro mehr für die Schnur auch nicht mehr an. Denn die machen bei weitem nicht den Löwenanteil aus und fallen kaum ins Gewicht. Offen gesagt, finde ich es bisweilen fast schon skurril, wenn manche Leute bei (freilich wesentlichen) Nebenartikeln wie Wirbeln, Snaps, Vorfächern, Haken und Schnüren die schwäbische Hausfrau in sich entdecken, aber ohne mit der Wimper zu zucken einen halben Kartoffelkeller voller teurer Ruten und Rollen, kistenweise Kunstköder oder Echolote für 2000 Öcken kaufen. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik.


    Womit ich nichts gegen qualitativ gutes bis sehr gutes Gerät sagen möchte, das hat schon seinen Sinn, besonders beim Kunstköderfischen. Billigkram macht da auf Dauer wenig Freude, speziell bei den Rollen, aber auch bei den Ruten. Nur man muss ja nicht alles kaufen, was gerade so in Mode ist. Lieber weniger, aber dafür gut abgestimmt auf die gegebenen Verhältnisse und von erstklassiger Qualität. Denn davon hat man mehr. Wenn's wirklich gut überlegt ist, kann es sinnvoll sein, auch mal 400 oder 500 Öcken für eine Rolle auszugeben. Nämlich dann, wenn man gedenkt, die über viele Jahre zu fischen, sie daher pfleglich behandelt und regelmäßig die nötigen Wartungsarbeiten macht. Dann rechnet sich das durchaus.

    Zum Beispiel. Oder PowerPro, obwohl nicht mehr so gut, seit Shimano die aufgekauft hat. Aber durchaus noch ok.


    Und kauf um Gottes willen nicht nach "Durchmesser", guck da nicht mal hin, denn das ist alles vollkommener Blödsinn. Kauf nach Tragkraft und nach nichts sonst. Und danach, ob die Schnur einigermaßen rund geflochten ist. Für Deine Rute mit 42g WG brauchst Du was in der 7kg- bis 9kg-Klasse, das reicht dicke und dreimal, mit Reserve obendrauf.


    Mehr auf gar keinen Fall, denn soviel Druck kannst Du gar nicht machen mit solch einer Rute, um die Schnur durchzureißen. Von den Haken Deiner zum Teil kleinen Baits mal ganz abgesehen. Die würden eher aufbiegen vorher.


    Und zum Abfärben: Das tun's sowieso alle, je nachdem, wie viel Farbe draufgeklatscht wurde. Denn Dyneemafasern nehmen so gut wie keine Farbe auf. Da hilft auch keine wundersame "Beschichtung", die eh nicht lange hält.

    Das ist, wenn ich recht erinnere, eine Schnur mit einer spezifizierten Tragkraft von über 20kg. Großzügig dimensioniert schon für Regular Bull Dawgs und andere Baits in der 150g-Klasse und entsprechende Ruten.


    Ich weiß nicht, wie es bei Deiner Rute ist. Aber viele Hersteller geben Spezifikationen für den Schnurtragkraftbereich, der für eine gegebene Rute angemessen ist. Wenn ich das richtig im Kopf habe, besitzt Du eine Rute mit 42g Maximal-WG. Dafür reicht eine Schnur mit weniger als der Hälfte der Tragkraft der von Dir gekauften Schnur dicke aus.


    Und vergiss bloß die Durchmesserangaben bei Geflochtenen, die stimmen hinten und vorn nicht. Die einzigen Parameter, die bei einer geflochtenen Schnur wirklich zählen, sind die Tragkraft, die Knotenfestigkeit und die Qualität der Flechtung. Vorausgesetzt, die Tragkraftangaben sind realistisch, was auch nicht bei allen Herstellern der Fall ist. Durchmesserangaben sind vollkommen unsinnig und bloß ein Werbe-Pseudoargument. Vor allem dann, wenn man, wie üblich, bei nicht rund geflochtenen Schnüren an der dünnsten Stelle "misst". Alle geflochtenen Schnüre sind aus Dyneema-Fasern gemacht; aus physikalischen Gründen kann eine Schnur bei gleicher realer Tragkraft gar nicht wesentlich dünner sein als eine andere.

    Und was die Qualität der Flechtung angeht: Da kriegt man in der Regel, wofür man bezahlt hat. Top-Schnüre (Stren und Stroft zum Beispiel) kosten schnell mal das Doppelte wie mittelmäßige. Günstige Schnüre haben notwendig eine Flechtung schlechterer Qualität als teure Schnüre. Und lass bloß die Finger von "thermofused" Schnüren, denn die taugen nicht viel.


    Ziemlich zwecklos sind auch beschichtete Schnüre, denn die Beschichtung hält nicht lange. Dito muss eine gefärbte Schnur nicht sein, außer man fischt eine Methode, wo man die Schnur dauernd im Auge haben muss. Aber für Hardbaits ist das vollkommen unnötig, dafür ist eine hellgraue, ungefärbte Schnur am besten. Denn gefärbte Schnüre halten die Farbe sowieso nicht gut, und eine hellgraue Schnur ist gegen den Himmel noch am wenigsten sichtbar. Sieht halt nicht so schick aus wie was Buntes, aber das ist schnurzpiepegal. Gibt natürlich auch Leute, die sich die Farbe ihrer Schnur abgestimmt passend zur Farbe von Rute und Rolle kaufen. Ähm, nun gut, wem das Spaß macht - und ansonsten spare ich mir da lieber jeden weiteren Kommentar.


    Aber ob sich teure Schnüre lohnen? Ja, nämlich dann, wenn man nicht gerade dort fischt, wo dauernd Abrisse drohen. An der Hamburger Elbe mit ihren Steinpackungen lohnt es sich zum Beispiel nicht.


    Na, und dann gibt's da aber noch das Thema "Schnurgeräusche" - manche Geflochtene sind "lauter", andere weniger. Die teure Stroft GTP R zum Beispiel ist relativ "laut" aufgrund ihrer besonderen Flechtung. Aber dazu würde ich dann mal so sagen: Man kann an die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria glauben oder man kann es ganz einfach lassen. Das Schlimmste, was dann passieren kann: Dass man nicht in den katholischen Himmel kommt, aber wohlmöglich ja in den evangelischen. So ähnlich, wie man an die segensreiche Unsichtbarkeit von FC in stocktrübem Wasser glauben kann oder an den einzig richtigen Bait oder an die einzig richtige Farbe bzw. an jenen zartgelben, garantiert handgemalten Farbfleck am Arsche des Minnows. Oder auch nicht.


    Denn das Schöne am Angeln ist eben: Ein Jeder kann hier nach seiner Facon selig werden. Und für jede Art von unterhaltsamer Spökenkiekerei ist auch gesorgt. Außerdem: Was wäre denn das für ein Hobby, wo man nicht auch ein paar kleine Macken ausleben dürfte?

    Zitat von Heiner Hanenkamp

    Das Problem ist: Den einen, "einzig richtigen" Einstieg gibt es nicht. Wie man anfangen kann, hängt ab von den Gewässern, die man zur Verfügung hat.


    In vielen deutschen Gewässern ist Barsch eine gute Spezies für den Anfang. Und wenn man noch nie mit Kunstködern gefischt hat, sind einfach zu führende, mehr oder weniger bloß einzuholende Kunstköder wie Spinner und kleine Crankbaits eine gute Wahl.


    Jedenfalls für die ersten Versuche. Kauf Dir bloß nicht zu viel verschiedenes Zeug für die ersten Monate, sonst kommst Du ins Schleudern.


    Und hast Du irgendeine Vorstellung davon, auf was Du überhaupt angeln willst mit Kunstködern? - Breitbandig auf "alles"? - Nur auf bestimmte Arten? - Und was hast Du überhaupt an Gerät? - Wurfgewicht, Rutenlänge, Rutenaktion? - Auch davon hängt ab, was überhaupt Sinn macht an Einkäufen und was nicht. Zum Beispiel: An einer Spinnrute von 2,70m Länge Ködertypen zu verarzten, die getwitcht werden müssen, macht wenig Freude.

    Keine Wunderköder auch die, denn die gibt es nicht. Was es stattdessen gibt, sind Baits, die in Hinblick auf bestimmte praktische Probleme am Wasser konstruiert wurden. So auch Spinnerbaits.


    Kunstköder, ich wiederhole das noch einmal, sind Werkzeuge und nicht Selbstzweck. Und so, wie nicht jeder beliebige Schraubenschlüssel auf jede beliebige Mutter passt, passt auch nicht jeder Bait auf jede beliebige Situation.


    Allerdings gibt es Kombi-Schraubenschlüssel, die sich auf verschiedene Größen einstellen lassen. Sie sind im Einzelfalle vielleicht nicht so gut wie ein spezieller Schlüssel, der nur eine einzige Größe bedient. Aber wenn man nicht weiß, was der richtige Schlüssel ist, sind solche Werkzeuge große Klasse.


    So ähnlich ist das auch mit Spinnerbaits. Hat schon Tage gegeben, wo ich nichts anderes mitgenommen habe als zwei oder drei Spinnerbaits. Manchmal mit Erfolg, manchmal auch nicht. Im letztgenannten Falle: Falsch kalkuliert halt, das kommt vor. Aber ich behaupte: Das ist besser, als zwanzig Kisten Baits mit ans Wasser zu schleppen und ohne jeden Gedanken wahllos Lotterie zu spielen. Denn mit bloßer Lotterie lernt man niemals die immer vorhandenen Stärken und Schwächen eines bestimmten Baittypen wirklich kennen.


    Also beguck Dir im praktischen Betrieb die Eigenschaften von Spinnerbaits für ein Weilchen und ziehe daraus Deine Schlüsse, wann sie passen könnten und wann nicht. Und wenn sie nicht sofort fangen, heißt das nicht, dass sie Mist sind. Denn dass sie fangen, ist zig-tausendfach belegt.


    Wenn Du mit Vorfach und Snaps arbeitest, ist die offene Öse des Super Eruption nicht so gut, denn dann kann der Spinnerbait verrutschen beim Wurf. Am einfachsten ein Stückchen Kunststoffschlauch über die Öse ziehen, so dass sie nach hinten geschlossen wird. Übrigens neben der Größe ein charakteristischer konstruktiver Unterschied zwischen Barsch- und Muskie-Spinnerbaits: Letztgenannte haben grundsätzlich eine geschlossene Öse.


    Bei sehr großen Spinnerbaits kann man sogar ganz auf ein Stahlvorfach verzichten. Denn große Spinnerbaits fungieren sozusagen selbst als Vorfach und können aufgrund des vertikalen Drahtstückes nicht überbissen werden, nicht einmal von Meterviechern. Aber das gilt, wie gesagt, nur für die wirklich großen Dinger. Kleine und mittlere Spinnerbaits unter 20cm können überbissen werden und werden es auch bisweilen. Da also unbedingt Stahl oder Titan verwenden. Möglichst starres, eindrähtiges Vorfachmaterial ist für Spinnerbaits besser als mehrdrähtiges weicheres. Denn einige (nicht alle) Spinnerbaits neigen beim Wurf zum Verheddern im Vorfach, und flexible Vorfächer befördern das nur noch.


    Off Topic ein:


    Übrigens auch ein Grund, warum Baitcaster-Gerät besser ist als Stationärgerät für Spinnerbaits (und nicht bloß für die). Denn bei Stationärrollen kommt es aufgrund der Art und Weise, wie die Schnur von der Rolle läuft, eher zu Verhedderungen beim Wurf. Das gilt allerdings auch für andere Baits, zum Beispiel gewisse lang gestreckte Crankbaits, die einen wahnsinnig machen können an Stationärrollen, weil sie ständig im Vorfach hängen bei jedem dritten Wurf. Da hilft dann auch kein Abstoppen mit dem Finger beim Auftreffen auf dem Wasser, weil der Bait sich schon im Flug ins Vorfach hängt.


    Nebenbei: Das war der ursprüngliche Grund, warum ich überhaupt mit Baitcaster-Rollen anfing eines Tages. (Andere Gründe: Schwere Baits mit Wurfgewichten jenseits von 100g sind an Stationärgerät eine Strafe Gottes. Und die Führung so einiger moderner Baittypen auch, wenn man es erst einmal anders kennengelernt hat.) Inzwischen habe ich, außer einer Combo zum Zander jiggen und einer weiteren für ultraleichtes Zeug unter 5g WG, keinerlei Stationärgerät mehr. Das ist alles längst rausgeflogen, und ich weine dem auch keine Träne mehr nach, nicht beim Kunstköderfischen. Zu Stationärrollen wollte ich so wenig zurück wie zu Mepps 3 und Heintz-Blinker oder vorsintflutlichen, miserabel werfbaren Crankbaits aus Balsaholz.


    Kleiner Tipp für später also: Wenn Du gedenkst, in Zukunft viel oder sogar ausschließlich mit Kunstködern zu arbeiten, solltest Du mittelfristig das Thema Baitcaster ins Auge fassen. Muss nicht sofort sein, aber tiefer im Hinterkopf vielleicht schon mal ein bisschen wälzen. Und dann hervorkramen, wenn die Kassenlage üppiger geworden ist. Denn einiges von dem, was Du gekauft hast bislang, lässt sich besser an BC-Gerät verarzten.


    Aber fürs Erste ist das nicht so wichtig, das kann dann später immer noch dazu kommen. Jetzt hast Du erst einmal ein paar andere Nüsslein zu knacken, das genügt für ein Weilchen. Und mach Dir den Weihnachtsteller nicht zu voll damit, denn Weniger, aber dafür mit Konzentration und Ausdauer gefischt, ist meistens mehr. Ob noch was fehlt und was genau, ergibt sich später automatisch aus ganz praktischen Problemen, die sich so einstellen am Wasser. Und wenn man erst so weit ist, kauft man nach und nach auch gezielter und begründeter.


    Am Anfang eiert man halt ein bisschen wahllos herum, das ist ganz normal bei der Fülle des Angebotes. Kann man bis zu einem gewissen Grad unter der Rubrik Lehrgeld abbuchen. Aber pass auf, dass sich das nicht unkontrolliert verselbständigt, sonst kann daraus auch ganz schnell eine Kaufsucht werden, und das wäre nicht gut.


    Kleiner vorbeugender Extratipp noch: Wenn Du in Dich gehst und merkst, dass es keinen einzigen sachlichen Grund gibt, warum Du überhaupt was kaufen willst, sollten die Alarmglocken klingeln. Sieht gut aus, ist zum Beispiel kein hinreichender Kaufgrund. Ein sachlicher Kaufgrund wäre hingegen: Ich habe zwar Baits, die in 1,50m Tiefe laufen, aber noch nichts, um tiefer zu fischen. Irgendeinen sachlichen Grund oder zumindest eine sachliche Annahme muss es jedenfalls geben. Wenn es davon nichts gibt, ist das ein sicheres Zeichen, dass man anfängt, unkontrolliert zu kaufen.


    Kein hinreichender Grund ist auch: Ich fange nichts, also renne ich mal eben in den Laden und kaufe irgendwas. Wenn, dann versuche zunächst, Dir ein paar Gründe vorzustellen, warum nichts läuft. Das muss nicht unbedingt am Bait liegen. Es kann auch daran liegen, dass Du zur falschen Zeit an der falschen Stelle oder in der falschen Tiefe geangelt hast.


    Für solche Fälle ist es gut, wenn man Baits hat, die sich bezüglich Lauftiefe und Führungsgeschwindigkeit möglichst variabel fischen lassen. Denn damit kann man erst einmal probieren, was gehen könnte. Baittypen, die mehr oder weniger auf eine einzige Tiefe festgelegt sind, etwa Crankbaits, sind dafür offensichtlich nicht geeignet. Aber ein stinknormaler Blinker schon sehr viel eher. Vorausgesetzt, das Gewässer ist nicht 50 Jahre lang mit eben diesem oder einem ähnlichen Blinker dauerbeharkt worden.

    Die sind sehr gut für den Spinnerbait-Einstieg auf Barsch. Gibt noch zwei schwerere Varianten, aber die leichteste mit dem 1/4oz-Kopf genügt für den Anfang. Qualitativ sind die Super Eruption besser gemacht als die gängigen US-Spinnerbaits, dafür kosten sie allerdings auch mehr.


    Spinnerbaits lassen sich gut an Baitcaster-Gerät fischen - in den USA werden sie fast ausschließlich damit gefischt, und ich persönlich ziehe das auch vor. Aber bei kleinen Spinnerbaits wie dem Super Eruption geht es natürlich auch mit Stationärgerät. Nur bei den großen Muskie-Versionen, 20cm und länger mit entsprechend großformatigen, zum Teil gewaltig druckvollen Blättchen, kommt man an Multirollen und speziellen Ruten kaum mehr vorbei, aber das ist ein anderes Thema.


    Auf Barsch sollte man Spinnerbaits möglichst mit Mono (oder FC) fischen, bei Geflochtener zumindest aber eine Mono- oder FC-Schlagschnur vorknoten, um ein bisschen mehr Dehnung ins System zu bringen und Ausschlitzern und/oder Fehlbissen vorzubeugen. Denn die ganze Last liegt hier im Drill auf einem einzigen Einerhaken. Ein bisschen Nachgiebigkeit muss daher im System eingebaut sein. Aus diesem Grund sind auch Ruten mit semiparabolischer (medium fast taper) oder parabolischer Aktion (regular taper) besser als solche mit ausgeprägter Spitzenaktion (fast taper).


    Anmerkung nebenbei, ein bisschen off topic:


    Die englischen Bezeichnungen dahinter treffen es ungefähr, aber bei US- und vor allem Japan-Ruten gibt es bei der Bezeichnung der Aktion (taper) noch mehr Abstufungen als die genannten (slow, regular, medium fast, fast und extra fast taper). Beim Rutenkauf im Net erheblich besser als die in Deutschland gebräuchliche, ziemlich grobe Abstufung, da man beim Blindkauf eine viel genauere Vorstellung erhält, was man da eigentlich bestellt. Japanische und US-Hersteller geben dankenswerter Weise häufig auch gleich noch die Baittypen an, für die die betreffende Rute konstruiert wurde.


    Auch wenn das manchen tradierten Anglern irgendwie "überkandidelt" vorkommt: Dem ist nicht so, das macht eine Menge Sinn. Denn beileibe nicht alle modernen Kunstköder lassen sich mit jeder x-beliebigen Rute (und Rolle) gut fischen. Um zwei extreme Beispiel zu nennen: Topwater-Baits der Walk-the-dog-Variante an einer 2,70m langen Spinnrute mit einer 4000er Stationärrolle dran zu fischen, ist so ungefähr das Allerletzte, was man empfehlenswert nennen kann - das würde man allerhöchstens seinem schlimmsten Feind raten. Und genauso wenig empfehlenswert ist es, tief laufende Crankbaits mit großer Tauchschaufel an einer 1,80m kurzen Jerke mit ausgeprägter Spitzenaktion und einer Rolle mit hoher Übersetzung zu fischen.


    Und so weiter, diese No-Go-Liste ließe sich erheblich verlängern. "Eine Rute und Rolle für alles" war angängig, als es außer Mepps und Blinkern und allenfalls noch ein paar "Wobblern" kaum was anderes gab. Aber heute ist das nicht mehr so. Natürlich stecken dahinter auch Gewinnabsichten - allerdings: Wo, bitte sehr, stecken die heute nicht immer auch dahinter? Das ist ein Teilbefund, der aber längst nicht alles erklärt. Es gibt auch ganz praktische und handfeste technische Gründe. Sicher gibt es viel überflüssigen oder doppelt gemoppelten Kram. Aber um überhaupt zu wissen, warum der überflüssig oder doppelt gemoppelt ist, muss man eben erst einmal wissen, warum das längst nicht auf "Alles" zutrifft. Sonst landet man bei völlig undifferenzierten Vorurteilen aus dem Bauch.


    Zum Beispiel ist es vollkommen verfehlt, einen Spinnerbait mit einem konventionellen Spinner gleichzusetzen - schon oft gehört, deswegen bringe ich das hier. Mit Spinnerbaits sind nämlich Dinge möglich, die mit Spinnern überhaupt nicht oder kaum machbar sind. Das kommt: Spinnerbaits sind eine überaus intelligente, durchdachte Weiterentwicklung des konventionellen Spinners; in ihnen steckt viel mehr Gehirnschmalz, als es auf den ersten Blick scheint. Spinnerbaits - und nicht bloß die - haben sich nicht die Marketingabteilungen ausgedacht, sondern ziemlich kreative Leute, die sich am Wasser vor bestimmte Probleme gestellt sahen, für die es keine konventionelle Lösung gab. Auf solch eine Konstruktion, die keinerlei natürliches Vorbild hat, muss man erst einmal kommen - die Allermeisten schaffen was Vergleichbares in drei Leben nicht.


    Dass die "neueren" Entwicklungen - neu sind die allerdings bloß für uns - nicht aus Deutschland kamen, ist kein Zufall. Denn die deutsche Angelszene war über Jahrzehnte völlig isoliert von den internationalen Entwicklungen und stagnierte bloß noch onkelhaft selbstgefällig vor sich hin. Von da kam nichts mehr außer der Wiederholung des immer Gleichen. Gut, wenn das jetzt langsam sein Ende gefunden hat. Ein bisschen Respekt vor dem Erfindungsgeist anderer Leute aus anderer Herren Länder könnte dem Einen oder Anderen nicht schaden. Der Nabel der Angelwelt ist Deutschland nämlich nicht gerade, sondern eher ein Entwicklungsland. Und ich kann mich noch gut erinnern an meinen eigenen Fall aus allen selbstgefälligen Wolken anlässlich eines mehrjährigen USA-Aufenthaltes. Das war ein ziemlicher Schock, aber ein lehrreicher.

    Das Problem ist: Den einen, "einzig richtigen" Einstieg gibt es nicht. Wie man anfangen kann, hängt ab von den Gewässern, die man zur Verfügung hat.


    In vielen deutschen Gewässern ist Barsch eine gute Spezies für den Anfang. Und wenn man noch nie mit Kunstködern gefischt hat, sind einfach zu führende, mehr oder weniger bloß einzuholende Kunstköder wie Spinner und kleine Crankbaits eine gute Wahl.

    Ja, so sehe ich das. Spinnerbaits sind vielseitiger und bei knapper Kasse auf jeden Fall die bessere Wahl. Wenn's nicht so auf den Euro ankommt, kann man Chatterbaits kaufen, und in bestimmten Situationen fangen die auch was.


    Aber eben nur in bestimmten Situationen. Und in denen fangen auch andere Baits.


    Früher hatte ich eine Zeit lang auch wie ein Wilder neue Baits gekauft. Nichts spricht prinzipiell gegen neue Baits, denn es gibt etliche Gewässer, wo man mit Mepps 3 und Heintz-Blinker nicht mehr sehr viel werden kann, weil die total ausgelutscht sind. Es gibt auch Gewässer, wo bestimmte weit verbreitete Rapala-Baits nichts mehr bringen aus dem gleichen Grund - außer bei nachgesetzten Viechern, die aber auch nicht ewig lange strohdumm bleiben. Es wäre denn, sie landen in der Pfanne vor der Zeit.


    Ein anderes Beispiel: Ist schon etliche Jährchen her, da war ich an meinen Vereinsgewässern so ziemlich der Einzige, der mit Minnows fischte. Die Dinger fingen wie verrückt. Das allerdings tun sie heute nicht mehr, weil inzwischen Viele damit fischen. Sie fangen zwar immer noch was, aber der Unterschied zu früher ist immens. Das konnte man buchstäblich von Saison zu Saison merken, wie es langsam, aber stetig bergab ging, bis die Dinger schließlich genauso gut oder schlecht waren wie andere häufig in den betreffenden Gewässern verwendete Baits auch.


    Fish different ist in stärker befischten Gewässern - also den meisten - durchaus angesagt. Aber es macht wenig Sinn, verschiedene Baittypen zu kaufen, die im Wesentlichen die gleichen Anwendungsfälle bedienen. Davon genügt dann einer, und am besten wählt man denjenigen, der sich am breitbandigsten verwenden lässt, wenn man die Wahl hat.


    Bei Chatterbaits und ebenso bei Spinnerbaits braucht man keine Angst haben gegenwärtig, dass Hinz und Kunz die in Bälde fischen werden. Die sind unpopulär und werden es auch noch ein ganzes Weilchen bleiben. Vor allem in den großen Formaten, denn die sind an herkömmlichem, verbreitetem Gerät nicht mehr wirklich fischbar, was fast schon ein Garant ist für anhaltende Unpopularität. Irgendwie "komisch" aussehen tun's außerdem, auch das schreckt Viele von vorn herein ab. Und da es sich obendrein um Baits handelt, die beileibe nicht "jeden Tag" und "immer" gehen, um so mehr.


    Wenn Du einen Tipp willst für einen guten Barsch-Spinnerbait, der sich flach führen lässt: Der Illex Super Eruption in 7g (1/4oz). Das Ding fängt einigermaßen selektiv, die kleineren Viecher nehmen den nicht oder kaum, aber das ist ja nicht unbedingt schlecht. Hechte kann man auch damit fangen, obwohl er dafür eher nicht ausgelegt ist. Bisschen zu mickerig dafür, ein größerer Hecht kann ihn u.U. ziemlich ramponieren. Der Draht ist halt nicht sehr dick und verbiegt dann mehr oder weniger stark. Kann man aber wieder zurecht biegen hinterher. (Hecht-Spinnerbaits fangen bei etwa 15cm Länge an und sind wesentlich dickdrähtiger. Die kleineren Varianten kann man noch gut an üblichem Gerät fischen, die großen Brocken allerdings nicht mehr.)

    Ja, mit großen Exemplaren (von Musky Innovations) auf Hecht. Nicht überwältigend, die Ergebnisse. Chatterbaits funktionieren unter Bedingungen, wenn auch andere flach laufende, schnell geführte Baittypen funktionieren, nämlich wenn die Viecher eh in ausgeprägter, aggressiver Fresslaune sind. Man muss Chatterbaits nicht unbedingt haben.


    Besser sind Bucktailsspinner und Spinnerbaits, denn die stechen auch unter etwas weniger optimalen Bedingungen. In den USA, wo Chatterbaits schon ein bisschen länger in Gebrauch sind auf Muskie, werden sie eher unter ferner liefen verwendet. Andere flach laufende Baittypen sind erheblich populärer.


    Aber wenn Du Lust auf die Dinger hast, kannst Du ja mal einen ausprobieren.