Beiträge von Heiner Hanenkamp

    Das zum Beispiel ist ein Gesichtspunkt bei der Beantwortung der Frage, woher gewisse (Zwangs-) Vorstellungen kommen. Die "Vorfachfrage" ist in Wahrheit nämlich die Frage nach ganz bestimmten, eingefahrenen Denkweisen. Die ist bloß ein Indiz unter vielen dafür.


    Schon allein die Werbung: Kaufen Sie Wunderköder XY und fangen Sie dreißig Dorsche in zwei Stunden, so wie Weltmeister Dingsbumms. Das sagt eigentlich schon das Meiste.


    Die Ironie an der Sache: Nicht eben Wenige stehen mittlerweile vor Gewässern, wo man froh sein darf, wenn man pro Saison einen einzigen maßigen Hecht an die Angel kriegt. Die "Pflege" der Rekordangler-Zwangsvorstellung ist da nicht einmal mehr ein schlechter Witz, sondern bloß noch verrückt.


    Und konsequenter Weise schießen die sogenannten "Anglerparadiese" mit künstlichem Mastvieh mittlerweile wie die Pilze aus dem Boden. Allein in meiner unmittelbaren Umgebung zähle ich mittlerweile fünf. Vor ein paar Jahren war's noch eines. Allerdings finde ich solche Etablissements weniger paradiesisch, als vielmehr alptraumhaft. Erinnert mich irgendwie an jenes kleine Papp-Aquarium mit Magnetangel aus lang zurück liegenden Kindertagen. Oder an einen Kaugummiautomaten.


    Was bedeuten unter solchen Umständen noch die schönen bunten Bilderchen mit allerlei Rekordfängen aus anderer Herren Länder, hinten, fern, in der Türkei? - Nicht viel mehr als die Versicherung, dass es irgendwo auf der Welt noch Gewässer gibt, die nicht bereits in Grund und Boden gefischt wurden. Und tatsächlich, die gibt's noch.


    Aber was eigentlich ist mit dem Naheliegenden: Den Gewässern vor der eigenen Tür? Wo man den größten Teil seines Anglerlebens verbringen muss, wenn die Berufsbezeichnung nicht Frühpensionär oder glücklicher Erbe mit Vermögen lautet. Wäre es nicht langsam mal an der Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen? Und sich die Frage zu stellen, was man selbst dazu tun kann, damit die Situation sich zumindest langfristig wieder verbessert, allerwenigstens aber nicht noch schlechter wird?


    Und wie bitte: Wenn ich das tue, machen's aber alle Anderen weiterhin anders und fangen mir die besten Viecher weg? - Nun, eben darum bleibt's, wie es ist. Denn alle Anderen denken exakt das gleiche, und wenn Keiner anfängt, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen und daraus real wirksame Konsequenzen zu ziehen, geht es immer so weiter, wie gehabt.


    Soviel zur "Vorfachfrage".

    Gegen solche Vorschriften habe ich nichts, die sind sinnvoll. Nur fürchte ich, dass es in Zukunft noch zu ganz anderen Restriktionen kommen könnte.


    Es ist an der Zeit, sich langsam mit dem Gedanken zu beschäftigen, dass ein jedes Gewässer nur eine mehr oder weniger begrenzte Fähigkeit zur Regeneration hat. Wird die Grenze überschritten, ist der Abstieg vorprogrammiert. Dass man einen 5ha-Vereinstümpel nicht wie ein Großgewässer von 1000ha behandeln kann, was die Regulierung des Befischungsdrucks angeht, müsste eigentlich klar sein. Ist es aber nicht.


    Was das mit der Vorfachfrage zu tun hat? - Einfach mal darüber nachdenken, würde ich sagen. Viele kleine Scheißhaufen, jeder für sich allein vernachlässigbar, machen in der Summe einen großen.


    Was eigentlich hält einen davon ab, bei der Methoden- und Köderwahl oder auch der Hakenbestückung nicht bloß die "maximale Fangquote" in der Birne zu haben, sondern gleichwertig daneben auch den Aspekt, möglichst wenig Schaden anzurichten? - Welche Art von Denke ist das und woher kommt die? - Was fällig ist angesichts der Lage, ist eine zugegeben unangenehme Hinterfragung gewisser "Selbstverständlichkeiten", die sich wie in Beton gegossen in den Köpfen breit gemacht haben und das gesamte Verhalten am Wasser bestimmen.

    Unterschrieben. Vor Fehlern und kleinen Nachlässigkeiten ist keiner gefeit. Aber es gibt gewisse Angelegenheiten, die gar nichts damit zu tun haben, sondern auf Vorsatz beruhen. Und da hört der Spaß auf.


    Wer glaubt, dass solche Dinge niemals öffentlich werden, der irrt. Auf kurz oder lang wird das Einfluss auf die Gesetzgebung haben, mancherorts ist das bereits so. Und wie das eben so ist, schießen solche Gesetzgebungen gern mal übers Ziel hinaus. Ich habe eigentlich kein gesteigertes Verlangen danach. Es wäre besser, wenn wir selbst die nötigen Veränderungen machten. Vielleicht ist das aber eine vergebliche Hoffnung.


    Was zum Beispiel dringend hinterfragt gehörte, ist das gesamte "Rekordangler-" und "Rekord"-Stückzahl-Getue. Angesichts der Lage an vielen deutschen Gewässern ist das absolut nicht mehr angesagt. Das kann kein wünschenswertes Vorbild für kommende Anglergenerationen mehr sein und gehört ersetzt durch eine völlig andere Sicht.

    Wenn man mit Kunstködern auf Barsch angelt, angelt man automatisch auch auf Hecht.


    Die augenzwinkernde Argumentation, die in manchen Fachmagazin-Artikeln vertreten wird, man würde ja "gezielt auf Barsch angeln", ist, mit Verlaub, eine Anstiftung zur Fahrlässigkeit.


    Dass man sich nicht gegen jeden Fall hundertprozentig versichern kann, bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass man deshalb alles machen kann. Die beschissene Situation an vielen deutschen Gewässern ist nicht vom Himmel gefallen, sondern ist das Resultat der Summe aus gewissen Verhaltensweisen.


    Aber wenn wir selbst nicht in der Lage sind, das schöne und immer gern benutze Wörtchen "Selbstverantwortung" - in allzu vielen Köpfen allerdings bloß ein Synonym für: Ich mache, was ich will, und nach mir die Sintflut - mit Leben zu füllen, wird das eines nicht fernen Tages der Gesetzgeber erledigen. Aber dann muss man sich nicht wundern, wenn es rigide werden wird.

    Ich rede bei solchen Themen gern Tacheles und ungeschminkt, weil ich gewisse Ausreden und Beschönigungen gründlich satt habe, nicht nur in diesem speziellen Falle.


    Die Situation an vielen deutschen Gewässern mit ihren in Grund und Boden gefischten Beständen ist nicht mehr dafür geeignet, nur ja immer nett und freundlich und möglichst unverbindlich daher zu reden, damit sich bloß keiner auf die Füße getreten fühlt.


    Es gibt eine ganze Menge von tradierten Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die gründlich überdacht gehören. Dazu gehört zum Beispiel auch der allseits beliebte Stückzahl- und Fangquoten-Fetischismus um jeden Preis. Und das kann und wird nicht ohne Streit abgehen.

    Ich unterstelle das, was ich geschrieben habe. Denn ich angle lange genug auf Hecht, um zu wissen, was Geschichtchen sind und was nicht.


    Der Grund ist ein ganz einfacher: Man möchte aus eigennützigen Gründen, Fangquote und/oder Verwendung des Lieblingsköders, auf Vorfächer verzichten. Der Rest sind die dafür erforderlichen Rechtfertigungs-Rationalisierungen.


    Wenn man das macht, dann gibt es eine Möglichkeit: Verzicht auf Drillinge und Verwendung von Baittypen, die sich mit einem einzigen Einerhaken fischen lassen. Solche Baits gibt es, und dann kann man es rechtfertigen.

    Ja, ja, ich kenne diese Argumentation. Keiner hatte je einen Abriss auf Anfrage.


    Jeder Hechtangler mit ein bisschen Erfahrung weiß, dass selbst Baits vom Format eines Regular Bull Dawg schon von Hechten, die kaum das Mindestmaß überschritten haben, nicht selten voll genommen werden, bis zum Anschlag.


    Barschköder sind aber viel kleiner und verschwinden locker ganz im Maul schon eines kleinen Hechtes, und zwar mit einem Stück Schnur dazu. Kommt das im Drill gegen die Zähne, ist es durch.

    Gerd, ich angle noch ein bisschen länger als 30 Jahre, aber das sagt überhaupt nicht aus und ist bloßes Imponiergehabe.


    Erzähle mir bitte keinen vom Pferd, dass es ohne Vorfach keine Abrisse gibt bei Hechtbissen.

    Darauf habe ich gewartet.


    Hundertprozentige Sicherheit in jeder Situation gibt es nicht. Aber hier geht es um ganz was anderes: Bewusste Inkaufnahme von Abrissen, und zwar nicht bloß alle Jubeljahre einmal.


    Hier geht es nämlich nicht um "könnte", sondern um wird: Es werden Hechte mit einem Bait im Maul dabei verludern. Köder mit Einerhaken kann man noch vertreten. Aber Baits mit Drillingen ohne Vorfach in Hechtgewässern: Das ist schlicht eine Sauerei.


    Autos und tödliche Verkehrsunfälle gehören zusammen, das ist so. Aber daraus abzuleiten, dass man, weil das so ist, ja auch besoffen fahren könnte, nennt man wie?

    Wenn man überhaupt FC als halbwegs "hechtsicheres" Vorfach verwendet beim Barschfischen - es ist definitiv nicht hechtsicher, mir ist es in einer Stärke von mehr als 1mm dennoch durchgebissen worden, und zwar im Nullkommanix -, wenn man das also macht, müsste man es in einer Stärke wählen, die vom Gewicht her erheblich größer ausfiele als ein dünnes Stahl- oder Titanvorfach.


    Macht man das nicht und verwendet dünnes FC, ist ganz klar, dass man diverse Abrisse bewusst in Kauf nimmt. Da braucht man gar nicht erst fadenscheinig drum herum zu labern, denn das zieht hier nicht und jeder weiß das genau. Das mag noch gerade eben angehen bei kleinen Baits mit einem einzigen Einerhaken, denn da besteht eine gute Chance, dass die Viecher den Bait wieder loswerden.


    Aber es ist durch nichts, absolut durch gar nichts mehr zu rechtfertigen, wenn es sich um Baits mit Drillingen handelt, etwa Minnows oder Crankbaits. So was ohne Titan oder Stahl zu fischen in Gewässern mit Hechtbestand - also den allermeisten Gewässern -, finde ich, mit Verlaub, kriminell. Dafür gibt es keine Entschuldigung.


    Auch nicht die oberfaule Ausrede, dass mit Vorfach der schicke neue Bait aber nicht mehr richtig "schön" liefe. Fein, wenn einen das stört, muss man eben was anderes fischen, Auswahl gibt's ja genug. Und es ist auch kein akzeptables Argument zu sagen, dass man aber mit Stahl oder Titan schlechter finge, ganz egal ob berechtigt oder nicht. Dann fängt man eben schlechter, das ist dann einfach hinzunehmen und Punkt. Was ist denn das überhaupt für eine Denke?

    Na, zum eigentlichen Thema zurück: Einen Hecht-Crankbait will ich hier noch nennen, den ich im Arsenal habe: Den Yo-Zuri Hydro Magnum DD von 18cm Länge (ohne Tauchschaufel) und mit rund 100g Gewicht. Ein länglicher Tieftaucher, den man auch im Handbetrieb auf größeren Tiefen bringen kann. Dazu relativ gut werfbar trotz der großen Tauchschaufel. Wer noch tiefer runter will mit dem Ding, kann ihn vorn am Kopf mit einem Birnenblei zusätzlich beschweren, eine entsprechende Öse ist dafür vorgesehen.


    Die ganze Konstruktion ist ziemlich solide; dieser Crankbait hat eine durchgehende Stahlachse und einen robusten, dickwandigen Kunststoffkörper. Er ist mit einer einzigen, sehr großen Geräuschkugel ausgestattet, die einen tiefen, niederfrequenten Sound macht. Von diesem Crankbait gibt's auch eine etwas flacher laufende Variante namens Hydro Magnum S, die ansonsten die gleichen Eigenschaften aufweist, aber sich noch etwas besser werfen lässt. Nicht gerade Billigware, aber auch nicht unverschämt teuer, obendrein deutlich besser und sauberer verarbeitet als ähnliche US-Muskie-Crankbaits. Aufgrund ihrer rigiden Konstruktion überstehen die Hydro Magnum auch diverse kapitale Hechte und harten Drill an entsprechendem Gerät ohne Probleme.


    Nun ja, und dann habe ich noch ein paar große Crankbaits von Wolfscreek, aber die sind preisliche Oberkante. Gerechtfertigt wird der hohe Preis vor allem dadurch, dass diese Dinger wirklich ewig lange halten. Das ist was für Hechtspezialisten, die viel mit Crankbaits fischen. Für Gelegenheits-Hechtangler muss so was nicht sein.

    Zitat von andal

    Gibts den dipl. Wobbl eigentlich schon als offiziellen Studiengang? ;) ;) ;)


    Aber über die Specimen Hunter herziehen! :lol: :lol: :lol:


    :D :D :D


    In der Tat, das ist dann wirklich nicht mehr angesagt. Verstehe ich sowieso nicht, wie man über Speciem Hunter herziehen kann. Ist doch nur gut, die lassen all die anderen Viecher für alle anderen übrig.


    Und weil hier einer weiter oben nach den Dingern von Megabass fragte: Die sind ohne Frage sehr gut, jedenfalls die meisten. Die Griffons oder der Vision 110 zum Beispiel sind große Klasse. Aber die Preise sind auch nicht gerade von Pappe, da zahlt man immer was für den Namen und das "Image" mit.


    Man kann's ganz sicher auch günstiger haben, ohne dass man deshalb schlechter fängt. Denn solche Baits gibt's im Dutzend auch von anderen Herstellern, die erheblich weniger dafür nehmen. Sicher nicht ganz so schick und aufwendig gemacht, nur glaube ich kaum, dass das irgendeinen Barsch sonderlich interessieren wird. Aber wer einen Fimmel für so was hat und das nötige Kleingeld obendrein: Nun ja, warum dann nicht. Und wenn's nix nutzt, wird's sicher auch nichts schaden, höchstens der Hobbykasse.

    Wenn wir das auch noch unter dem Begriff Wobbler fassen wollen - aber genauer gesagt handelt es sich um Swimbaits: So was wie den Izumi Shad Alive 145 (slow sink) oder den Jackson Real Jerk in 170mm fische ich bisweilen auch noch ganz gern. Getwitcht immer mal wieder eine recht sichere Bank.


    Ansonsten habe ich noch ein paar größere US-Muskie-Crankbaits, aber die kommen relativ selten dran. In aller Regel nur dann, wenn die Hechtmuttis flacher stehen, was unter bestimmten Bedingungen manchmal der Fall ist in meinen Gewässern. Aber in der Regel muss ich tiefer nach unten, und dann sind andere Baittypen (große Gummibaits wie XXL-Würmer oder Bull Dawgs, Vibration Baits, Muskie-Spinnerbaits, aber auch große Blinker im Waller-Format) die bessere Wahl.


    Am liebsten sind mir Baittypen, die in Sachen Führungsgeschwindigkeit und Lauftiefe möglichst variabel einsetzbar sind. Denn ich bin kein Freund von Materialschlachten mit einem Dutzend Plano-Boxen, vollgestopft mit Baits. Meistens nehme ich nur sehr wenige Baits mit ans Wasser, bisweilen gar nur zwei oder drei, aber dann eben gern solche, die sich individuell bestücken und anpassen lassen und/oder flexibel fischbar sind.


    Und noch lieber ist es mir, wenn es sich um Kunstköder handelt, die mit möglichst wenig Haken auskommen, am liebsten nur einem einzigen. Gut für den Fisch beim schnellen Zurücksetzen und gut auch für die eigenen Fingerchen beim Abhaken. Außerdem hat das eine gewisse sportliche Note. Ich würde nicht auf die Idee kommen, etwa einen popeligen 23er Kopyto mit zwei oder gar drei Drillingen zu bestücken, jedenfalls nicht auf Hecht. Ein Drilling von etwas größerem Format genügt. Wenn dann das eine oder andere Kleinviech nicht hängen bleibt, ist das nur recht, denn die will man ja eh nicht fangen, wenn man solche oder größere Köderformate einsetzt.


    Bei großen Hardbaits (Blechköder ausgenommen) sieht das leider etwas anders aus, denn da reicht ein Drilling nicht aus. Aber drei müssen es auch da nicht sein, man kann's auch übertreiben mit den "Angstdrillingen". Doch das kann man ja leicht steuern, indem man Modelle mit drei Drillingen gar nicht erst kauft. Je sparsamer die Hakenbestückung, desto geringer die Chance, dass der Fisch Schaden nimmt. It's as simple as this. Auch ein Gesichtspunkt, nach dem man seine Baits auswählen kann. Wesentlich dann, wenn man zurücksetzt - wenn schon, dann richtig, sonst ist's bloße Pose.

    Ja, Du hast natürlich völlig recht, Vibration Baits sind nicht bloß für Hecht brauchbar.


    Zum Beispiel erziele ich in einem meiner Vereinsseen mit einer etwas kleineren Variante des oben genannten Lucky Craft (LVR D-15) zu bestimmten Saisonzeiten ganz gute Ergebnisse auf die dort nicht so ganz leicht zu fangenden Zander.


    Vibration Baits, das kann man wohl so sagen, gehören sicherlich zu den (zu Unrecht) stark unterschätzten Kunstködern. Aber gerade, wenn man tief nach unten muss und Druck gefragt ist, etwa bei trübem Wasser, sind die eine durchaus erwägenswerte Möglichkeit. Ebenso als Suchbaits oder vom Ufer wegen ihrer meist exzellenten Wurfeigenschaften. In allen Fällen nicht die einzige Möglichkeit, aber eine.


    Auf Barsch und Zander, das vielleicht noch dazu, ist eine etwas nachgiebigere Rute mit semiparabolischer oder parabolischer Aktion besser geeignet. Das reduziert die Fehlbissrate.

    Allzu viel fische ich momentan nicht mit Baits, die unter unter dem etwas veralteten Begriff Wobbler zusammengefasst werden.


    Mit einer entscheidenden Ausnahme: Große, sinkende Vibration Baits. Den Grund will ich gleich nennen: Ich fische fast nur noch auf Hecht und daher viel im Freiwasser in der warmen Jahreszeit und zwar in Seen mit tief liegender Sprungschicht. Normalerweise ein Fall fürs Schleppen. Aber dazu habe ich keine Lust, denn das langweilt mich, und es ist obendrein mit den hier erlaubten Ruderbooten auch nicht sonderlich effektiv.


    Bleiben also Driftsack und Wurfangel. - Aber was braucht man dann? - Dann braucht man einen Bait, der sich exzellent werfen lässt, schnell und variabel auf die jeweils gewünschte Tiefe geht und sich unkompliziert führen lässt. Denn bei dieser Art des Angelns geht es darum, in der zur Verfügung stehenden Zeit möglichst viel Strecke zu machen, sonst hat man kaum eine Chance. Außerdem - es handelt sich hier um eutrophische Gewässer mit relativ schlechter Sichtigkeit - braucht es was, das Druck macht.


    Ein Baittyp, der all diese Bedingungen erfüllt, sind große Vibration Baits - je größer, desto besser. Sowas wie der Spro Screamin' Devil in 13,5cm in den Versionen mit 80 und 100g Gewicht zum Beispiel, aber gern auch noch größer. Und gern auch mit wenigen großen Geräuschkugeln, die einen niederfrequenten Sound machen. Aber nicht so gern Modelle mit vielen kleinen Rasselkugeln, denn wenn ich es richtig sehe, fangen die erheblich schlechter, jedenfalls in meinen Gewässern. Deswegen lege ich bei solchen Baits die kleineren Rasselkugeln lahm oder tausche sie gegen größere aus durch einen internen Eingriff.


    Ein weiterer Vorteil dieses Baittyps: Vibration Baits sind unpopulär und werden kaum gefischt in den meisten Gewässern. Das ist immer gut bei hohem Befischungsdruck.


    Sicher nicht der einzige Baittyp fürs Fischen mit der Wurfangel im Freiwasser, aber ein guter Kandidat. Viel weniger gut sind konventionelle, große Crankbaits mit notwendig großer Tauchschaufel (um auf mehrere Meter Tiefe zu kommen). Denn erstens haben die zumeist notorisch miserable Wurfeigenschaften; zweitens sind sie, hat man sie auf Tiefe gebracht, fast schon wieder am Boot; drittens sind sie mehr oder weniger auf eine Lauftiefe festgelegt und somit ziemlich unflexibel. Und außerdem sind sie erheblich anstrengender zu fischen wegen ihres hohen Wasserwiderstandes in Zugrichtung. Das zählt im Freiwasser, denn nicht eben selten muss man sechs, sieben Stunden ununterbrochen werfen, um überhaupt nur einen einzigen Biss zu bekommen. Das hält man aber nicht durch mit Baits, die die Angelegenheit durch allzu hohen Wasserwiderstand zusätzlich erschweren.


    Vibration Baits fische ich ausschließlich mit einer Multirolle, die eine hohe Übersetzung hat (Schnureinzug 70cm pro Kurbelumdrehung). Auch mit einer Multirolle kann man diesen Baittyp auf gute Weiten um die 50, 60m bringen, und insbesondere erzielt man mit einer solchen Rolle eine deutlich höhere Wurffrequenz wegen der im Vergleich zu Stationärrollen erheblich einfacheren, Zeit sparenden Handhabung. Auch das zählt, denn jeder Wurf mehr erhöht die Chancen ein klein wenig, und über ein paar Stunden kommt da was zusammen. Als Rute verwende ich eine 2,40m lange Ausführung mit sehr viel Rückgrat und einem flexibleren Spitzenteil im oberen Drittel. Und natürlich eine Geflochtene, denn bei den hier in Frage stehenden Wurfweiten muss man den Anschlag durchbringen können. Daher (und wegen der besseren Wurfweiten) auch die für Multirollen-Verhältnisse etwas längere Rute.


    Einen anderen guten Vibration Bait für Hecht will ich noch nennen, der mit nur 10cm Länge allerdings etwas klein ausfällt für meinen Geschmack. Aber seine Hochrückigkeit macht das ein bisschen wett, auch wenn er für große Viecher vielleicht nicht so ganz das Optimum ist: der Lucky Craft LVR D-30RT (Gewicht rund 60g). Momentan nur in Frankreich oder über ebay zu bekommen, aber zu einem noch erträglichen Preis. Dieser Vibration Bait ist ab Werk mit wenigen großen Geräuschkugeln ausgestattet und macht daher von Haus aus den erwünschten tiefen Sound.

    Ich verrate jetzt mal ein unwahrscheinliches Geheimnis: Die Minnows von Daiwa sind im wesentlichen genauso gut wie die Minnows von Illex, Jackall, Deps, Megabass, Lucky Craft und so weiter.


    Aber wenn es nicht so ist, werde ich es dennoch niemals erfahren, weil: Bevor ich sie alle durchgenommen hätte - und es gibt ja nicht bloß Minnows, und es kommen bald jeden Monat welche hinzu - wäre ich entweder pleite oder tot oder beides zusammen.


    Ich kann's aber auch so sagen: Wenn ich schon einen Kreuzschlitzschraubenzieher besitze, der Schrauben der Größe XYZ verarzten kann, dann steht's mir natürlich frei, den gleichen Schraubenzieher von einem Dutzend anderer Firmen noch einmal zu kaufen. Nur: So richtig Sinn macht das nicht gerade, außer ich hätte eingangs einen gekauft, der hinten und vorne Schrott war, weil schlampig produziert.


    Und das lässt sich analog durchaus auf Kunstköder übertragen. Es macht überhaupt keinen erkennbaren Sinn, sich zu einem guten Produkt in dutzendfacher Ausführung andere Produkte zu besorgen, die, von unwesentlichen Nuancen abgesehen, genau das gleiche machen. Das ist, mit Verlaub, gequirrlte Kacke. Ich gebe aber ohne weiteres zu, dass es eine Zeit gab, wo ich selbst genau diesem Irrweg aufgesessen war für ein Weilchen. Aber irgendwann kommt man mal darauf, dass es darauf am allerwenigsten ankommt.


    Ok, es gibt bessere und schlechtere Qualität, und meistens kriegt man, wofür man bezahlt hat. Nur dass bei einigen Herstellern ein "Nimbus-Zuschlag" obendrauf geschlagen wird - und dass, je weiter man auf der Kostenleiter nach oben steigt, egal ob bei Rolle, Rute oder Baits, der reale, praktische Nutzengewinn ab einem gewissen Wendepunkt zusehends geringer wird, um schließlich gegen Null zu gehen. Was im Umkehrschluss aber nicht heißt, stets das Allerbilligste zu kaufen. Denn irgendwann landet man in der Schrottecke - speziell bei Ruten und Rollen. Das muss auch nicht sein.


    Und was es nicht gibt: Es gibt im ganzen bekannten Universum keinen einzigen "Wunder-Kunstköder", der einem die Arbeit abnimmt, die Viecher zur rechten Zeit an der rechten Stelle mit der angemessenen Methode - so gut wie immer gibt's in einer gegebenen Situation mehrere effektive Methoden und nicht bloß "die eine" - zu finden und zu erwischen. Was es aber gibt, sind ungeeignet gewählte Methoden und/oder Baits, die auf das, was die gegebene Situation verlangt, gar nicht oder nur sehr schlecht passen. Und allerspätestens dann ist's sowieso wurscht, ob darauf "Megabass" oder "Onkel Ottos Discount-Grabbelkiste" gedruckt steht.


    So weit, so gut. Es gibt aber noch einen Aspekt, der für Manche wichtig ist und für Andere überhaupt nicht: der psychologische. Es gibt Leute, die besser motiviert sind, wenn sie teures Zeug fischen. Ob objektiv sinnvoll oder nicht, ist hier unwesentlich. Wenn's denn hilft, sich besser zu konzentrieren: Nun gut, dann ist's halt so. Und wenn man solch eine Macke hat und die kennt, kann man das sogar bewusst nutzen, ohne darüber jedesmal in einen idiotischen Kaufrausch zu verfallen.


    Ich zum Beispiel habe eine ausgeprägte Rollenmacke. Das weiß ich aber und merke daher, wenn die Pferde anfangen, mit mir durchzugehen. Dann wird eben ein wenig an den Zügeln gezogen - die Freiheit hat man schließlich immer. Ich habe es ganz einfach dadurch auf einen verträglichen Level gebracht, dass ich meine Rollen besonders sorgfältig pflege. Gut für die Rollen, kostet nicht viel, macht sogar Spaß, und so kann man prima damit leben.


    And besides: Kleine Macken - die in dieser Hinsicht erheblich toleranteren Engländer nennen das "spleen", ohne sich darüber groß zu ereifern - müssen ja gar nicht immer nur negativ sein. Angeln ist schließlich bloß eine Freizeitbeschäftigung oder ein nettes Spiel, und da sind sicher auch mal kleine Extravaganzen möglich, die sonst keine weitere Bedeutung haben. Ein bissi Selbstironie kann manchmal auch nix schaden, man muss ja nicht alles immer so furchtbar bierernst und buchhalterisch nehmen, nicht einmal dann, wenn man im - nun ja - etwas peniblen Deutschland geboren wurde.

    Würde ich Dir auch empfehlen. Noch erschwingliche Ausnahme höchstens: Abu Toro Winch 51. Leider kaum noch zu kriegen. Aber wenn Du noch eine bekommen kannst, wäre das eine Möglichkeit.


    Ansonsten eine Multi in der 200er Klasse. Und zwar eine mit eher niedriger Übersetzung, das ist besser für große Crankbaits. Eine zu hohe Übersetzung macht's bloß anstrengender und bringt nichts bei Crankbaits. (Die Toro Winch hat eine solch niedrige Übersetzung.)


    Wenn's auf den Euro nicht so ankommt: Shimano Calcutta CTE 201. Aber die kostet ein bissi was und ist meines Wissens in Deutschland nicht zu bekommen. Da würde dann eine US-Bestellung fällig werden.


    Ich selbst würde mir für diese Köderklasse eine Daiwa Pluton 200HL (nicht SHL, die hat eine hohe Übersetzung) besorgen. Aber die kostet noch mehr, ist jedoch in der Gewichtsklasse so ungefähr das derzeit Beste auf dem Markt. Allerdings nur für Geflochtene geeignet, da die Schnurkapazität relativ gering ist. Viel günstiger sind die Multis von ABU, die außerdem in Deutschland zu bekommen sind.


    Für Crankbaits geeignete Multis in der 200er Größe haben bei hinreichend niedriger Übersetzung einen Schnureinzug von etwa 60cm pro Kurbelumdrehung. Etwas weniger ist noch besser, aber 60cm sind der ungefähre Leitwert.


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    Hier aber noch ein günstigerer Tipp: Shimano Calcutta 201B oder das neuere Modell Calcutta 201D, das aber schon bei etwas über 200 Euro liegt.


    Und noch günstiger: Abu 5501 C3 LH, die kostet wenig über 100 Euro. Nicht ganz so hochwertig, aber hinreichend für den Zweck. Ich würde allerdings die oben genannten Shimanos vorziehen, denn die sind qualitativ besser und solider.


    Vielleicht lieber nicht zu sehr auf den Euro schielen. Von besserer Qualität hat man länger was, das rechnet sich auf die Dauer und auch im praktischen Betrieb. Und das gilt ganz besonders für Baitcaster- und Multirollen, denn die sind bei vergleichbarer Qualität teurer als Stationärrollen. Unter 100 Euro würde ich da gar nicht erst anfangen, denn dafür gibt's nix Vernünftiges. Und ein bisschen oder auch deutlich mehr als das ist allemal besser.


    Um eine Zahl zu nennen: Die gute Mittelklasse beginnt bei Multis und Baitcaster-Rollen bei rund 150,- Euro plus/minus ein bisschen, je nach Hersteller, und bei der gehobenen Mittelklasse steht eine Zwei am Anfang der Summe. Allzu viel Sparsamkeit zahlt sich hier schlicht nicht aus. Von den "großen Drei", Abu, Daiwa und Shimano, bietet Abu das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Bei den beiden anderen ist ein kleiner "Nimbus-Zuschlag" fällig. Aber in der oberen Klasse jenseits von 300 Euro bieten diese beiden Hersteller konkurrenzlose Toppqualität. Allerdings zu Preisen, die sich gewaschen haben.


    Allgemein noch: Niedrige Übersetzungen bei Multis und BC-Rollen sind immer dann angesagt, wenn es sich um Kunstköder handelt, die beim Einholen einen hohen Widerstand entwickeln. Dazu gehören in erster Linie Crankbaits mit großen Tauchschaufeln, sowie größere Bucktailspinner und Spinnerbaits. Das Warum ist klar: Man fährt ja mit einem Rad auch nicht im dritten Gang einen Berg hinauf, denn das hält man nicht lange durch.


    Für die meisten anderen Ködertypen ist jedoch eine höhere Übersetzung besser. Auch solche Multis und Baitcaster-Rollen gibt es mittlerweile, zum Teil mit Schnureinzügen von 80cm und mehr pro Kurbelumdrehung. Fürs Jerken, Twitchen und für Gummi am Jighead sollte der Schnureinzug bei zumindest 70cm pro Kurbelumdrehung liegen. Das ist erheblich komfortabler.

    Das sind halt Crankbaits mit einer sehr langen, ehrwürdigen Tradition. Nur: Besser als andere fangen sie deshalb nicht.


    Aber es gibt heutzutage einfach keinen stichhaltigen Grund mehr, sich noch mit Baits herumzuärgern, deren Wurfeigenschaften schlicht nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen. Und das schon gleich gar nicht bei Crankbaits, die ja Köder zum Strecke machen sind.


    So leid es mir tut um die alten Erinnerungen an einen Klassiker, aber die Turus Ukko kann man nun beim besten Willen nicht mehr zur Neuanschaffung empfehlen, denn es gibt längst Besseres. In den 60er und 70er Jahren waren sie state of the art. Aber seither hat sich doch einiges getan in der Ködertechnik. Und wenn ich heute so zurückdenke an gewisse Balsaholz-Baits mit ihren geradezu unterirdischen Wurfeigenschaften, weiß ich jedenfalls, dass ich dahin ganz bestimmt nicht mehr zurück möchte.


    Aber als hübsche kleine Erinnerungsstückchen an eine andere Zeit haben sie schon noch ihren besonderen Reiz.



    Kleiner Zusatz, etwas ab vom eigentlichen Thema:


    Crankbaits, so es sich nicht um winzige Mini-Ausführungen handelt, werden heute von nicht wenigen Leuten (auch von mir) mit Baitcaster-Gerät gefischt, in den USA schon viel länger. Und spätestens dann wird ganz klar, warum die Ködertechnik nicht stehengeblieben ist bei der Perfektionierung der bloßen Laufeigenschaften, sondern mit der Zeit die Wurfeigenschaften als gleichrangiges Qualitätsmerkmal zusehends mehr Berücksichtigung finden mussten. Denn schlecht fliegende (Crank-) Baits, schon an Stationärgerät alles andere als ein Vergnügen, sind an Baitcaster-Combos ein No Go.


    Aber warum überhaupt Baitcaster-Gerät für Crankbaits? Nun, auf Barsch hat es Vorteile, mit Mono oder sogar FC als Hauptschnur zu fischen. Diese Schnüre lassen sich aber besser mit BC-Rollen als mit Stationärrollen verarzten. Zweitens ist die Gefahr, dass sich gewisse längliche Crankbaits beim Wurf im Vorfach verheddern, mit einer Multi oder BC-Rolle erheblich reduziert. Und drittens sind bei sehr schweren, großen Crankbaits Multirollen sowieso im Vorteil. Dass daneben im Baitcaster-Bereich viel mehr speziell auf Crankbaits abgestimmte Ruten angeboten werden, kommt nebenher noch hinzu. Wenn man Crankbaits mit BC-Gerät fischt, ist es vor allem bei größeren Tiefläufern vorteilhaft, eine Rolle mit eher niedriger Übersetzung zu wählen (60cm oder weniger Schnureinzug pro Kurbelumdrehung). Das macht das Einholen ermüdungsfreier. Und bei den ganz großen Klamotten kann auch ein Power Handle an der Rolle nicht schaden.


    Wirkliche Vorteile hat herkömmliches Stationärgerät, wenn es um Kunstköder geht, vorrangig nur bei zwei Baittypen: Bei ultraleichten Baits und beim Jiggen mit Shads und dergleichen. Aber für die Mehrzahl der modernen Kunstköder, besonders solche, die über die Rute geführt werden müssen, ist Baitcaster-Gerät in der Regel besser geeignet. Allerdings mit zwei erwähnenswerten kleinen Unannehmlichkeiten: Baitcaster-Gerät ist bei gleicher Qualität meistens teurer als Stationärgerät, speziell die Rollen (von Billigrollen kann man hier nur dringend abraten, die gut brauchbare Mittelklasse beginnt bei über 100 Euro), und außerdem ist die Abstimmung von Rute, Rolle und Ködergewicht sehr viel kritischer. Suboptimale Dimensionierung und Zusammenstellung verzeiht BC-Gerät viel weniger als Stationärgerät. Einfach in einen Laden rennen und das Nächstbeste kaufen, genügt hier nicht.


    Und: Für reine Uferangler ist BC-Gerät nur dann empfehlenswert, wenn es nicht darum geht, maximale Weiten herauszuholen. Denn vom Ufer kann man sich die Windrichtung oft nicht aussuchen. Aber das Werfen gegen den Wind ist mit BC-Gerät (noch) problematischer und erfordert viel Routine. Bessere Weiten erzielt man in diesem Falle immer mit Stationärgerät.