Beiträge von Heiner Hanenkamp

    Klappt aber, wenn man früh genug wechselt. Da ich allerdings nicht genau weiß, wann "früh genug" ist, mache ich es lieber übertrieben früh, um keinerlei Risiko einzugehen.


    Mehrdrähtiges Titan geht so wenig wie mehrdrähtiger Stahl für meine Zwecke, weil ich in erster Linie Kunstköder-Typen fische, die den "Spinnstangen-Effekt" benötigen bei der Führung. Wo hingegen flexibles Material geeigneter ist, etwa für Crankbaits, verwende ich 7x7 Flexonite.

    Das ist der Vorteil von Stahl: Man sieht Beschädigungen. Bei Titan sieht man nicht immer bzw. gar nicht, wenn das Material, speziell an den Ösen, ermüdet ist.


    Daher gibt's in diesem Falle nur eine sinnvolle Maßnahme: Früh genug austauschen - viel eher, als das in der Werbung so behauptet wird. Nach allerspätestens vier Angeltagen wechsle ich aus. Und wenn das Vorfach geknickt wurde nach einem Biss auch schon früher, nämlich sofort.


    Ein Wundermaterial ist auch Titan nicht. Der Vorteil besteht vor allem im geringerem Gewicht (Stichwort: Köderlauf) und darin, dass es weniger leicht knickt als mehrdrähtiger Stahl. Billiger ist es allerdings nicht, wenn man die auch hier unbedingt erforderliche Vorsicht walten lässt.

    Das versteht sich von selbst. Auch bei dem angeblich unverwüstlichem Titan warte ich nicht ab, bis es zum Ermüdungsbruch an den Ösen kommt, sondern tausche sicherheitshalber schon nach wenigen Angeltagen das Vorfach auch dann aus, wenn es optisch noch einwandfrei ausschaut.


    Das kostet zwar ein bisschen mehr, aber das ist mir die Sache allemal wert. Denn noch einmal möchte ich keinen Abriss mehr erleben.


    Bei besagtem FC hatte allerdings alle Vorsicht nix geholfen. Der Abriss kam an einem nagelneuem Vorfach, das keinerlei Beschädigungen aufwies. Und wie ich oben schon sagte: Es war in Sekundenschnelle einfach durchrasiert worden von den Hechtzähnen, trotz einer Stärke von 0,68mm.


    Wie ich so dumm sein konnte, dem Werbe-Blabla derart gedankenlos auf den Leim zu gehen, ist mir heute unbegreiflich.

    Und genau solche Aussagen habe ich unter der Hand auch zu hören bekommen von FC-Anglern. Nicht bloß einmal, sondern mehrfach.


    In einem Falle - übrigens ein Fachhändler - gab's, wörtlich, noch diesen schönen Satz obendrein: "Na und, ist doch wurscht, wenn mal einer abreißt!"


    Meiner Ansicht nach gehört der Gebrauch von FC als Vorfachmaterial schlicht und einfach untersagt für Gewässer mit Hechtbestand.

    Bis zum ersten Abriss. Ein Jahr lang hatte ich auch geglaubt, dass das Zeug große Klasse wäre. Ist es aber nicht.


    Mal abgesehen davon - aber auch das ist schon dutzende Male gesagt worden -, dass es keinen einzigen sinnvollen Grund gibt, warum FC besser sein sollte als ein modernes, dünnes Stahl- oder Titanvorfach.


    Ich sag's mal ganz offen: Da war ich einfach blöd genug, mich von einer rührigen Werbung beschwatzen zu lassen. Außer besagtem, unschönem Abriss, den ich ohne jede Entschuldigung wohl auf meine Kappe nehmen muss, hat es indessen nichts, aber auch gar nichts gebracht bei Licht besehen, weder mehr Fänge noch sonst irgendetwas.


    Never ever again. Der einzige Zweck, für den ich FC noch benutze in einer 30lb-Variante: Als Hauptschnur auf einer großen Multi von wegen der für eine Mono relativ geringen Dehnung. Aber am Ende hängt jetzt wieder ein Titanvorfach, und dabei wird's auch bleiben.


    Ungefähr schwant mir allerdings, was bei manchen hinter dem ganzem FC-Irrweg steckt: Nämlich nicht viel mehr als der profane Gedanke, ein paar Euro sparen zu können.


    Zwar muss nicht alles Altbewährte unbedingt das für alle Zeiten beste sein, das keineswegs. Aber auch nicht alles, wo einer das Etikett "Neu" draufgeklebt hat, muss bloß deswegen besser sein.

    PS noch: Wenn aber der schicke neue Miniköder tatsächlich nicht so laufen sollte an Stahl, wie sein Preis es versprach, gibt's auch da sicherlich Abhilfe, nämlich diese:


    Einfach nicht kaufen und fischen, sowas, wenn's einen stört. Denn es ist beim besten Willen nicht zu sehen, was einen dazu zwingen sollte.

    Ich sag's nicht gern, aber eine Zeit lang hatte auch ich mich von den angeblichen Vorteilen von Hardmono und FC beeindrucken lassen.


    Nun, es ist zwar in der Tat nicht so, dass man bei Verwendung von genügend starkem Material einen Abriss nach dem anderen kassieren würde. Aber irgendwann passiert es eben doch. Mit beiden Materialien, sowohl mit Hardmono als auch mit FC (0,68mm) hatte ich jeweils einen Abriss in meinen hechtreichen Hausgewässern - und zwar in beiden Fällen in Sekundenschnelle. Und nein, das Material war nicht vorher schon beschädigt, falls einer das glauben sollte.


    Schlussfolgerung: Weder Hardmono noch FC werden mir jemals wieder ins Haus kommen als Vorfachmaterial, selbst wenn es in 99 von 100 Fällen gut gehen mag mit viel Glück. Der Trugschluss, es ginge doch, rührt wahrscheinlich daher, dass aufgrund heillos überfischter Bestände (samt unverantwortlicher Entnahme) in nicht wenigen deutschen Gewässern nur noch geringe Mengen von Hechten gefangen werden pro Saison und Angler.


    Warum es dennoch immer wieder propagiert wird in den einschlägigen Fachmagazinen als angeblich hechtsicher, ist nicht schwer zu erraten. Einige neuere Montagen wie etwa das Texas- und das Carolina-Rig lassen sich mittels Stahl gar nicht oder nur sehr schlecht realisieren. Folglich muss den Leutchen das schlechte Gewissen genommen werden, wenn sie in Gewässern mit Hechtbestand solche Montagen fischen. Das dürfte das ganze "Geheimnis" dahinter sein.


    Nun könnte man mit viel gutem Willen zwar argumentieren: Mit T-Rigs und C-Rigs werden ja sowieso nur Köder am Offset-Einerhaken gefischt und den werden die Viecher schon wieder los, falls es zu einem Abriss kommt. Das Dumme ist nur: Wird das Material erst als "hechtsicher" propagiert und geglaubt, kommt es zwangsläufig dazu, dass schließlich auch mit mehreren Drillingen bewehrte Köder damit gefischt werden. Zum Beispiel, um "den Köderlauf nicht zu versauen". Da allerdings hört der Spaß endgültig auf und die Fahrlässigkeit beginnt. Nicht selten dann noch garniert mit der fadenscheinigen Rechtfertigung, man würde ja schließlich nicht "gezielt" auf Hecht fischen, sondern bloß auf Barsch etc. Als ob das möglich wäre in Gewässern mit Hechtbeständen.


    Und noch was: Unter vier Augen haben mir Hardmono- und FC-Spezies schon mal eingestanden, dass sie Abrisse hatten im Laufe der Zeit. Nur öffentlich wird es nicht zugegeben und munter so getan, als wäre das gar kein Thema. Und sicherlich gibt es auch welche darunter, denen es in Wahrheit sch..ßegal ist, wenn es zu Abrissen kommt. Hauptsache, der schicke neue Suspender läuft "perfekt" - für's eigene Auge jedenfalls. (Tatsächlich ist es wiederum den Viechern völlig sch..ßegal, ob der in den Einholpausen schräg nach unten hängt. Aber das interessiert natürlich keinen wahren Feingeist.)


    Auch der Einwand, dass etwa Barsche besonders "stahlscheu" seien, sticht nicht. Denn erstens ist das fraglich und zweitens gibt es sehr dünnen Stahl oder sehr dünnes Titan, die immer noch besser sind als gar nichts. Aber selbst, wenn das die Fangquote reduziert: Bitte, dann ist das eben so und muss in Hechtgewässern schlicht in Kauf genommen werden.

    Triggerruten mit einer Länge von 2,70m gibt's nicht viele. Die es gibt, sind, so sie gut sind, nicht gerade billig, und sie sind auch längst nicht alle zum Jiggen geeignet, sondern eher für Swim Baits und Crankbaits gedacht.


    In dem Falle könnte es sich also lohnen, entweder eine kürzere Rute zu wählen oder sich was machen zu lassen von einem Rutenbauer.


    Wenn es denn unbedingt eine Baitcaster sein muss für diesen Zweck. Allemal ökonomischer und sicher nicht schlechter ist in diesem speziellem Falle eine Stationäre.


    Nicht empfehlenswert ist es allerdings, eine BC-Rolle an einer Spinnrute zu fischen, da deren Ringanordnung und Ringgrößen dafür einfach nicht ausgelegt sind. Zudem macht der fehlende Triggergriff die ergonomischen Vorteile zunichte und kehrt sie eher in einen Nachteil.


    Falls Du eine zwar nicht spottbillige, aber gute Rute zum Jiggen suchst, findest Du sowas zum Beispiel bei G.Loomis. Da ich hier keine Werbung machen will für irgendeinen Shop, möchte ich auf Google verweisen. Zum Teil sind G.Loomis-Ruten in Deutschland erhältlich, aber das volle Programm gibt's nur in den USA. Was den Blank angeht, sind diese Ruten Spitzenklasse, über die etwas biedere, konservative Optik kann man streiten.


    Da G.Loomis aber schon vor einiger Zeit von Shimano übernommen worden ist, würde ich mich einfach an einen Händler wenden, der Shimano-Produkte im Angebot hat. Vielleicht lässt sich da was machen. Günstiger ist aber eine Bestellung in den USA. So oder so: Vorher würde ich mich in einem der einschlägigen BC-Foren informieren, welche Rute infrage kommt. Sonst gibt's mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Fehlkauf.


    Das gleiche würde ich übrigens auch beim Rollenkauf empfehlen, denn als BC-Anfänger macht man gerade dabei sehr leicht Fehler - und die richtige Wahl ist hier ausgesprochen kritisch, vor allem, wenn es um leichtere Wurfgewichte geht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die meisten deutschen Fachhändler leider nicht allzu qualifiziert, wenn es um die Beratung beim Kauf von BC-Gerät geht. Da fehlt halt noch die Erfahrung. Das nur mal nebenbei.


    Allerdings sind die G.Loomis-Ruten (und auch andere Fabrikate) allesamt deutlich kürzer als 2,70m. Große Längen bis ca. 9 feet (~2,50m) sind bei BC-Gerät in aller Regel nur für schwere Swim Bait-Ruten üblich.


    Gut und dabei recht günstig sind auch die Ruten von Pezon & Michel, die in Deutschland zu haben sind. Vielleicht die derzeit besten Einsteigerruten überhaupt, wenn die Angebotspalette auch längst nicht so breit ist wie etwa bei G.Loomis. Aber es sind solide Stecken, die ihr Geld allemal wert sind. Auch hier gilt allerdings: Nicht jede Rute ist für jeden Köder geeignet; es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, ob man mit einer Rute, sagen wir, Gummiköder fischen will oder Crankbaits ("Wobbler"). Je nachdem sind hier völlig verschiedene Rutencharakteristiken erforderlich, wenn es optimal funktionieren soll.

    Wenn man eine BC-Rolle für's Jiggen oder sonstige Gummiköder will, dann am besten eine mit High-Speed-Übersetzung von ca. 7:1 bei einem Schnureinzug von etwa 70cm pro Kurbelumdrehung oder mehr. Solch eine Rolle geht nebenbei auch sehr gut für's Twitchen und Jerken, sowie für bestimmte Topwater-Köder.


    Will man hingegen Crankbaits fischen, insbesondere tiefer laufende, ist eine Rolle mit niedriger Übersetzung um die 5:1 und einem Schnureinzug von weniger als 60cm pro Kurbelumdehung die beste Wahl. Die wäre nebenbei auch ganz gut brauchbar für Swim Baits und Frog Baits oder für langsam geführte Bucktail-Spinner und Spinnerbaits.


    Rollen mit einer mittleren Übersetzung von etwa 6:1 und einem Schnureinzug von rund 65cm pro Kurbelumdrehung geben gute "Allround-Rollen" ab, mit denen sich, bei kleinen Abstrichen hier und da, fast alles an Kunstködern komfortabel fischen lässt.


    Das war nun ein etwas weit gefasster und sehr lückenhaft-grober "Rundschlag" quer Beet. So als kleine Warnung gedacht, dass es mit einiger Sicherheit nicht funktionieren wird, einfach in den nächstbesten Laden zu marschieren und irgendwas zu kaufen ohne Kenntnis der Materie. BC-Gerät ist, wenn es was taugt, nicht nur deutlich teurer als qualitativ vergleichbares Stationärgerät, auch die richtige Abstimmung von Rute, Rolle und Ködern ist noch ein ganzes Stückchen kritischer. Ohne eine gute, umfangreiche Beratung geht hier rein gar nichts für Newcomer, sonst sind Fehlkäufe und Enttäuschungen vorprogrammiert. Und wer damit anfangen will, sollte sich von vorn herein darüber im klaren sein, dass unter (mindestens) 300,- Eu pro Combo kaum wirklich Brauchbares zu bekommen ist derzeit.


    Bei Stationärrollen kann man es sich ggf. leisten, was unter 100,- Eu zu kaufen. Bei BC-Rollen ist das definitiv die allerbeste Voraussetzung, um schon nach kurzer Zeit die Sachen entnervt in die Ecke zu werfen auf nimmer Wiedersehen - und das um so mehr, je leichter die Ködergewichte werden, mit denen man werfen möchte. Jene Hersteller, darunter auch namhafte, die momentan den deutschen Markt mit Billigware überschwemmen, machen vielleicht kurzfristig die schnelle Mark. Aber langfristig tun sie sich keinen Gefallen damit, denn diese Geschäftspolitik wird unweigerlich dazu führen, dass viele hoffnungsfrohe Newcomer sich sehr bald frustriert abwenden und es wohlmöglich nie wieder probieren werden.


    Aber trotz der nicht geringen Anfangsschwierigkeiten: Es lohnt sich, wenn man es wirklich will und bereit ist, was zu investieren - nicht etwa bloß an Geld, sondern vor allem an Neugier, Geduld, Aufgeschlossenheit und Interesse. Fehlt die Bereitschaft dazu, dann allerdings ist es besser, die Finger davon zu lassen, was so ja auch für alle anderen Dinge des Lebens gilt. Und selbstverständlich kann man auch nach anderer Facon selig werden.


    Ist man jedoch einmal richtig drin in der Materie, tut sich einem nach und nach eine völlig neue Welt des (Kunstköder-) Angels auf, von der man, eingesponnen in die etwas altbacken-provinziellen deutschen Verhältnisse, gar nicht ahnte, dass sie überhaupt existiert. Jedenfalls ist mir das so ergangen vor Jahren - und vielen anderen, die ich kenne, ebenfalls.


    Natürlich kann man eine jede Sache, ohne jemals dringesteckt zu haben, also bar jeder Erfahrung, von (eingebildet) oben herab abkanzeln nach sattsam bekannter Stammtischmanier. Doch so zu "diskutieren", wenn man das überhaupt so nennen will, lohnt eigentlich nicht die Zeit, die dabei draufgeht. Zwar gehöre ich selbst bereits zur älteren Generation, aber ich hoffe doch sehr, auch für den Rest meines Lebens von derart destruktiven, missgünstigen Anwandlungen verschont zu bleiben, wenn's irgend geht. Manch einen ereilte solch betrübliches Schicksal allerdings auch schon in jüngeren Jahren. ;)

    Ein Werbetrend ist sowieso alles, was verkauft wird. Ob gut oder schlecht: In einer Gesellschaft, die von Grund auf auf Massenproduktion, Massenkonsum und Profitmacherei basiert, ist das wohl kaum ein Argument gegen jedwehde Neuerung. Denn das Werbeargument gilt schließlich auch für alles, was die konservativen Leutchen in unserem Hobby so kaufen. Nur werden die dann eben mit "rustikal-bodenständigen" Werbebotschaften beglückt.


    Wenn es allerdings bloß ein Werbetrend wäre und sonst nichts, würde ich gar nicht mit BC-Gerät fischen. Ich mache es deshalb, weil es eine Menge an Vorteilen bietet, und zwar in der Praxis. Weiter oben sind sie aufgezählt.


    Sicherlich sind viele der neuen, jetzt nach Deutschland schwappenden Geräte und Köder überteuert und natürlich ist auch Mist darunter, darüber will ich gar nicht streiten. Hätte allerdings die deutsche Angelgeräteindustrie nicht gepennt zu Zeiten und nicht die innovativen und qualitativen Löffel an die japanischen und US-Hersteller abgegeben, bräuchte man die Sachen heute nicht importieren für viel Geld.


    Aber überteuert, das gilt eben nicht für alles. Wer ein Weilchen damit gefischt und gelernt hat, die Spreu vom Weizen zu trennen, der weiß auch, dass gewisse neue Techniken an Fängigkeit die alten Methoden weit in den Schatten stellen. Einige zum Beispiel erlauben es überhaupt erst, Stellen eines Gewässers effektiv zu befischen, die man früher gar nicht oder nur sehr schlecht und unter großen Schwierigkeiten befischen konnte.


    Nun, Angler sind aber meist ziemlich konservativ. Ich erinnere mich noch mit Vergnügen an das anfängliche Kopfschütteln und Schlaumeier-Gelächter angesichts des gerade beginnenden Gummiköder-Booms Mitte der 80er Jahre. Allzu lange haben besagtes Kopfschütteln und Gelächter allerdings auch damals nicht angehalten, nachdem die Fangergebnisse mit diesen Ködern sich erst herumgesprochen hatten. Nicht alles eben, was der Bauer nicht kennt, ist bloß deshalb ungeniesbar.


    Sicher kann man auch mit einer Quick 3500 jerken - fragt sich nur: Wie lange wohl? Und sicher kann man auch mit einer 2,70m langen Rute irgendwie jerken zur Not. Erheblich besser geht es aber mit einer speziell dafür ausgelegten BC-Combo, und zwar aus schlichten ergonomischen Gründen.


    Stationärcombos sind ok für tradierte Kunstköder, also Blinker, Spinner und "Wobbler" (Crankbaits). Weit weniger geeignet sind Stationäre für Jerkbaits, Twitchbaits und einige neuere Finesse-Techniken aus den USA, die hierzulande ja erst seit ein paar Jahren eine gewisse Verbreitung gefunden haben, auch wenn es sie schon lange gibt. Allerdings nicht in Deutschland, das im Vergleich zu manch anderer Herren Länder ein angeltechnisches Entwicklungsland ist, aus dem schon seit Jahrzehnten kaum Neues mehr kommt. Das war einmal anders, aber das liegt ewig lang zurück.


    Ich glaube allerdings, dass es sich bei dem ganzen Streit um des Kaisers Bart um ein recht durchsichtiges psychologisches Moment handelt. Konfrontiert mit gewissen Neuerungen und Veränderungen, ziehen sich eben manche starrköpfig auf den Standpunkt zurück, dass, was gestern gut war, heute nicht schlecht sein könne. Damit haben sie in gewisser Weise sogar recht.


    Allerdings: Das Gute ist der Feind des Besseren. Aber es ist nichts, wovor man sich fürchten müsste, auch wenn das sich Einlassen darauf heißt, ein bissi von seinem lieb gewonnenen (und selbstverliebten) "Superexperten-Pferdchen" herunter zu klettern, um für Neues offen sein zu können.

    Zitat von rhinefisher

    Diese Hype um Multis gibt es alle 15 Jahre wieder - und die Dinger werden dann gekauft wie blöde. Nach 3 Wochen verschwinden die dann im Keller.. .

    Petri


    Das ist ein Irrtum, die Szene wächst, langsam aber stetig. Ich sehe es schon allein in meinem eigenem, recht konservativem Verein. Noch vor ein paar Jahren war ich weit und breit der einzige, der mit BC-Gerät fischte.


    Inzwischen sind es, zu meiner eigenen Überraschung, etliche mehr geworden, vor allem aus der jüngeren Generation. Und zwar ganz von selbst, ohne dass ich oder sonst irgendwer im Verein was dazu getan hätte.


    Das ist kein Modetrend, sondern ein wenn auch langsam wachsender. Und das hat auch was zu tun mit den neuen Entwicklungen im Kunstköderbereich, die es vor 15 Jahren allerdings noch gar nicht gab, jedenfalls nicht in Deutschland.

    Zitat von Kai S.

    WER gibt denn schon 150 und mehr Euro aus nur um sowas mal eben auszuprobieren? Das macht man eben mit einfachen Sachen, wenn man nicht die Möglichkeit hat sich was zu leihen. Somit versucht man es eben erstmal mit den nicht so optimalen Sachen, die eben auch leichter Probleme machen.


    Ja sicher, das ist das Problem. Nur um es mal eben zu probieren, gibt natürlich niemand 150,- Eu aus.


    Wenn man aber mit schlechtem Gerät anfängt, ist die Gefahr allerdings sehr hoch, dass man die Flinte ziemlich schnell ins Korn wirft.
    Aber selbst wenn nicht, wird man sehr bald doppelt draufzahlen.


    Die Sache ist leider die: Nur mal eben probieren wollen, reicht als Motivation eben nicht aus.


    Ich hatte halt das Glück, wie Raubfischer92 für ein paar Jährchen in den USA gelebt zu haben, wo ich zwar nicht angelte, wohl aber etliche Male zusah, wie mit BC-Gerät gefischt wurde und daher aus eigener Anschauung wusste, welche Möglichkeiten da so drinstecken.


    Jahre später musste ich mich bloß daran erinnern.


    Ich denke, allen Anlaufschwierigkeiten zum Trotz wird sich die Baitcasterei auch in Deutschland langsam durchsetzen beim Kunstköder-Fischen. Schon allein deshalb, weil etliche der modernen Kunstköder an herkömmlichem Stationärgerät nur schlecht oder jedenfalls nur mit allerlei Abstrichen gefischt werden können.


    Nicht bloß die modernen Kunstköder allerdings. Wer je herkömmliche Bigbaits mit einer Stationären gefischt hat, der weiß, wie schlecht solches Gerät im Grunde geeignet ist für diesen Zweck.

    Mit Routine und gutem Gerät sind die Wurfweiten nicht schlechter als mit Stationärgerät. Vor allem dann nicht, wo es um gleiche Rutenlängen geht - nur so ist überhaupt ein fairer Vergleich möglich.


    Die Weitenrekorde im Casting-Sport sind allesamt mit Multis geworfen worden, nicht mit Stationären. Und beim Brandungsangeln stechen gute Werfer mit einer Multi jede noch so ausgefeilte Stationärcombo um mehrere Dutzend Meter aus.


    Das mit dem leichterem Abbremsen ist in der Tat so und ein Grund für die größere Genauigkeit beim Wurf. Dazu kommt, dass die Schnur bei einer Multi gerade von der Rolle läuft und nicht in "Kringeln" wie bei einer Stationären.


    Andererseits hast Du natürlich recht, wenn Du sagst, dass bei den "englischen Methoden" kein ersichtlicher Grund existiert, warum man das mit einer Multi machen sollte.


    Wie ich, anders herum, auch nicht wüsste, weshalb ich mir mit einer Viento und viel Rückenwind 20m abbrechen sollte bei einem Köder von unter 3g, wenn das mit einer Stationären erheblich einfacher und weiter geht.


    Alles eine Frage des rechten Maßes. Übertreibungen nach der einen oder anderen Seite nur um des hehren Prinzips willen, entsprechend aufgeblasener Snobismus inklusive, sind natürlich Blödsinn. Obwohl ja auch sowas vorkommen soll. ;)


    Ich glaube allerdings, dass mit dem Einzug und der Verbreitung neuer Techniken auch hierzulande - und mit dem langsamem Verschwinden der älteren Generation, der ich angehöre obendrein :D - sich die Baitcasterei in Deutschland viel stärker ausbreiten wird, als das momentan noch der Fall ist. Vor allem in der nachrückenden Generation.


    Der in den vergangenen Jahrzehnten doch arg stagnierenden, spezifisch deutschen Art des Angels wird's sicherlich nicht schaden, ein wenig aus dem gewohntem Trott gebracht zu werden.

    Es gibt durchaus Fälle, wo Stationärgerät einfach besser sein kann, schon allein wegen der längeren Ruten.


    Ein schon genanntes Beispiel ist das Jiggen und generell die ganze Uferfischerei.


    Denn um mit BC-Gerät die gleichen (oder sogar bessere) Weiten zu erzielen als mit auf Weitwurf getrimmtem Stationärgerät, ist schon einige Übung und obendrein teures und optimal abgestimmtes Gerät nötig.


    Das will ich gar nicht verschweigen. Würde ich zum Beispiel vom Ufer an einem Fluss angeln, dann allerdings würde ich es mir dreimal überlegen, ob nicht eine Stationäre doch die bessere Wahl wäre. Und das um so mehr, je leichter die zu werfenden Köder ausfallen.


    Andererseits: Beim Fischen vom Boot kommt für mich nichts anderes mehr in Frage als BC-Gerät. Und bei Ködern, die eher auf kurze und mittlere Distanzen gefischt werden, etwa bei Jerkbaits, auch nicht.

    Sind vergleichbar, was die WG-Klasse angeht. BC-Gerät ist nun einmal deutlich teurer in Deutschland als qualtitativ vergleichbares Stationärgerät. Genauer gesagt: Es ist zum Teil unverschämt überteuert.


    Das muss nicht auf ewig so bleiben, aber da der deutsche Markt, verglichen mit den USA oder Japan, nur ein ziemlich unbedeutender ist bezüglich BC-Gerät, sind die Preise hierzulande halt gepfeffert und gesalzen, so es sich um qualitativ besseres Gerät handelt.


    Ein Beispiel nur: Gewisse Lucky Craft-Ruten werden hier in Deutschland für sage und schreibe knapp 400,- Euro angeboten. In den USA sind die gleichen Ruten für deutlich weniger als 200,- US-Dollar zu haben.


    Momentan wird der deutsche Markt mit Massen von billigem BC-Gerät überschwemmt. Ich kann nur jedem Anfänger abraten, sowas zu kaufen. Denn entweder zahlt man am Ende doppelt drauf, oder man wird, noch wahrscheinlicher, sehr bald die Lust verlieren. Und bevor man ohne Kenntnis irgendwas kauft oder sich von einem Händler andrehen lässt, sollte man sich in den einschlägigen Foren schlau machen. Sonst geht das mit ziemlicher Sicherheit daneben.


    Ich will hier wirklich keinem sein Stationärgerät mies machen, es gibt zweifellos Fälle, wo solches Gerät besser ist als BC-Gerät. Aber beim Kunstköderfischen ist das in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sicher nicht so.

    Die Rolle ist nicht gerade die beste, höflich ausgedrückt. Unter etwa 150,- Eu gibt's nix Vernünftiges.


    Aber das mal beiseite: Die ersten zwei Wochen mit meiner ersten BC-Combo dachte ich das auch. Aber nicht viel länger.


    Der wesentliche Grund, warum ich überhaupt mit BC-Gerät anfing: Das ewige, elende Verfangen gewisser Kunstköder im Vorfach beim Flug. Das war zunächst mein Hauptanlass, den Umstieg zu versuchen.


    Alle anderen Vorteile habe ich erst später, manche davon sehr viel später schätzen gelernt.

    Für Allrounder mag das stimmen. Aber ich fische ausschließlich Kunstködern.


    Ein weiterer Vorteil von Multis: Die Dicke der Schnur spielt, bezogen auf die erzielbaren Wurfweiten, nicht mal annähernd die gleiche Rolle wie bei einer Stationären. Mit einer entsprechend dimensionierten Multi lässt sich ohne weiteres 0,40er Mono fischen, ohne dass sich das entscheidend auf die Wurfweiten niederschlägt. Mit einer Stationären würde ich sowas nicht im Traum probieren wollen.


    Zudem: Muss man im Laufe der Zeit abgenutzte Schnur kürzen oder geht nach einem Abriss Schnur verloren, schlägt das bei einer Stationären sehr schnell auf die Wurfweite. Nicht so bei einer Multi.


    Nachteile von BC-Gerät: Vernünftige Qualität ist deutlich teurer - unter etwa 300,- Euro für Rute und Rolle ist kaum was Brauchbares zu bekommen derzeit. Die richtige Zusammenstellung von Rute und Rolle ist erheblich kritischer als bei Stationärgerät. Und man braucht mehr Zeit, um es zu erlernen.


    Nebenbei: Ein Rarenium 1000 ist mit ihren 170g nicht leichter als eine in etwa vergleichbare Shimano Aldebaran oder eine Daiwa Steez, sondern schwerer. Wobei die BC-Rollen aufgrund ihrer doppelten Spulenachslagerung eine wesentlich bessere mechanische Stabilität aufweisen.


    Aber das ist noch nicht mal das Entscheidende. Das Entscheidende ist, dass eine nach unten hängende Rolle bei der Köderführung ergonomisch deutlich schlechter ist als eine, die auf der Rute liegt und mit der Hand umschlossen werden kann. Speziell beim Jerken und Twitchen macht das einen gewaltigen Unterschied. Wer es erst einmal probiert hat, wird mit einer Stationären bald nicht mehr warm werden. Das gilt auch für sämtliche sonstigen Finesse-Technken.


    Und zu guter Letzt ein unscheinbarer, zunächst wenig ins Auge fallender Vorteil einer Baitcaster: Da die Bedienung der Rolle sich einfacher gestaltet als bei einer Stationären, ist die mögliche Wurffrequenz pro Zeitabschnitt höher als mit einer Stationären. Beim Spinnfischen im Freiwasser, wo die Chance um so größer wird, je länger der Köder im Wasser ist, ist das ein durchaus gewichtiges Argument.


    Abschließend noch: Schwere Kunstköder um und über 100g mit Stationärgerät werfen zu müssen, ist, mit Verlaub, eine Strafe Gottes. Und wenn's gar um eine große Grandma geht, einer von jenen zahlreichen Kunstködern, die sich an Stationärgerät schon im Flug gern im Vorfach verfangen bei jedem zweitem Wurf, trotz Abbremsens mit dem Zeigefinger, wird's völlig indiskutabel.

    Nachdem ich vor Jahren einmal angefangen hatte mit der Baitcasterei, schwanden meine Bestände an Stationärgerät zusehends, schon nach einem Jahr bis auf Null.


    Ich werde, nach mehreren Jahrzehnten damit, nie mehr eine Stationäre kaufen, von einer (theoretischen) Ausnahme abgesehen: Wenn es um ultraleichte Spinnköder von deutlich unter 5g geht. Da ich sowas aber nicht fische, war's das für mich mit Stationärgerät.


    Beim Jiggen kann man sich ja noch darüber streiten. Aber bei der überwiegenden Mehrzahl der modernen Kunstköder hat Stationärgerät so derart viele Nachteile, dass sich Frage ob oder ob nicht für mich gar nicht mehr stellt.

    Sicher geht es auch in der Mittagshitze. Gewiss nicht so ergiebig wie in den frühen Morgen- oder Abendstunden und sicher nicht in den flachen Randzonen, von kleineren Exemplaren um und unter 70cm vielleicht mal abgesehen. Aber im Freiwasser gelingt das durchaus. Und wenn man sein Gewässer gut kennt und es die richtigen Bedingungen bietet, gelingt es sogar mit einiger Regelmäßigkeit.


    Dennoch vermeide ich es seit geraumer Weile, bei großer Hitze auf Hecht zu fischen, egal ob am Rand oder im Freiwasser, egal ob morgens, mittags oder abends. Der Grund: Ich betreibe ein ziemlich weitgehendes Catch & Release. Aber aus einer US-amerikanischen, wissenschaftlich fundierten Langzeit-Studie zum Thema Mortalität nach dem Zurücksetzen weiß ich, dass sie bei Hitze signifikant höher ausfällt als bei kühleren Temperaturen.


    Das nehme ich ernst und halte mich daher seit einigen Jahren ganz zurück während der Hitzeperioden. Da gehe ich dann halt Schwimmen anstatt Fischen. Denn eine unnötig hohe Mortalität ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was ich anstrebe, und zwar in meinem eigenem Interesse als passionierter Hechtangler.


    Weil, ganz nebenbei und sicher etwas off topic: Es gibt mir einfach viel zu viele kaputt gefischte Gewässer in Deutschland. Wie es erheblich besser geht bezüglich des Erhaltes guter Bestände, habe ich indessen während eines fünfjährigen Aufenthaltes in den USA lernen können, von wo ich u.a. auch meine C & R-Gewohnheit mitgebracht habe. Seither ist die tradierte deutsche Art des Angelns und die dazu gehörige Mentalität nicht mehr so der Nabel der Welt für mich. Sondern eher etwas, das ich geändert sehen will.