Beiträge von Heiner Hanenkamp

    Zitat von reverend

    Mein Lieblingswobbler ist der, der fängt.


    Eben. Deswegen ist's bei mir der (hochrückige) HYBRIDA "K3". Denn der fängt über die Saison mit Abstand am meisten Hechte im Freiwasser meines brachsenreichen Hausgewässers, von Juni bis Oktober, und lässt sich zudem auch an einer Multirolle (die ich generell vorziehe) auf sehr gute Weiten befördern.


    Natürlich ist der K3 beileibe nicht der einzige Hecht-Crankbait, den ich verwende, von anderen Kunstködertypen mal ganz abgesehen. In anderen Gewässern mit anderen Sprungschicht-Verhältnissen oder etwa beim Fischen in den Randzonen sind's dann eben andere "Lieblingswobbler", je nachdem.


    Jedoch nur einen, so dachte ich jedenfalls, sollte man hier nennen. Andernfalls hätte ich wohl mehr als ein Dutzend allein an Crankbaits auflisten müssen.


    Aber gut, dann will ich für Flachwasser-Bereiche (und auf Hecht) noch drei weitere von mir favorisierte Crankbait-Modelle nennen: Den DEPS "Realiser", den SALMO "Fatso Crank" und den DEPS "Buzzjet". Ebenfalls ausgesprochene Weitwurf-Köder alle drei.


    Und für Tiefen jenseits von 3m den DEPS "Cascabel", den HYBRIDA "B3", den ILLEX "Carrie 175 SP 6m" und den "Bill Lewis Lure" in 12cm und sinkender Ausführung. Alles Köder, die sich ebenfalls gut bis sehr gut werfen lassen an einer entsprechend abgestimmten Combo. Worauf ich Wert lege, da mir Schleppen keinen Spaß macht.


    Crankbaits bevorzuge ich deshalb, weil meine Gewässer in aller Regel ziemlich getrübt sind mit Sichtweiten unter 3m und daher Köder, die viel Druck im Wasser machen, noch die beste Wahl sind. Außerdem fische ich sehr viel im Freiwasser, und auch da haben (große) Crankbaits so ihre Vorteile gegenüber manch anderen Kunstködertypen.

    Auf Hecht würde ich keine kleinen Spinnerbaits nehmen, sondern große Muskie-Spinnerbaits, zum Beispiel die der Firma Lindy. Die können, je nach Fabrikat und Ausführung, durchaus bis zu 50g und mehr wiegen, also passend zu Deinem Gerät.


    Für Schniepelhechte sind solche Formate allerdings nicht geeignet, sondern eher für Exemplare jenseits von 70, 80cm. In manchen Gewässern gehen sie sehr gut, in anderen weniger. Das muss man halt ausprobieren. Ich verwende sie ab und an beim Hechtfischen im Freiwasser oder über ausgedehnten Krautfeldern.


    Die Fehlbissrate an Spinnerbaits ist allerdings höher als bei vielen anderen Kunstködern. Ganz wichtig ist es, einen Spinnerbait so zu führen, dass ein Hecht von unten zupacken kann, sonst geht der Biss daneben und in die Blätter. Im Zweifelsfalle also lieber etwas zu flach als zu tief laufend anbieten. Bei Barschen ist die Fehlbissrate hingegen gering, da sie fast immer nach dem Gummifaden-"Skirt" des Hakens schnappen.


    Eigentlich eher Köder für hängerträchtige Stellen (dafür wurden sie entwickelt vor etlichen Jahrzehnten), aber man kann sie, wie gesagt, auch sehr gut im Freiwasser fischen. Ein Vorteil von Spinnerbaits: Da sie in Deutschland, im Gegensatz zu den USA, wenig verbreitet sind, sind sie den Raubfischen in unseren Breitengraden kaum bekannt. Bei den hierzulande üblichen, arg überfischten Gewässern ein nicht zu verachtendes Argument.


    Nach meiner Erfahrung gehen sie am besten in leicht angetrübtem Wasser. Sehr klares Wasser hingegen ist eher ungünstig. Spinnerbaits sind vor allem Köder für die warme Jahreszeit, von Mai bis September.


    Gut geeignet für Spinnerbaits sind kürzere Ruten mit einer semiparabolischen Aktion (medium fast Taper) und kräftigem Rückgrat. In den USA werden sie so gut wie ausschließlich mit Multirollen bei Rutenlängen um (ungefähr) 2,10m Länge gefischt.


    Spinnerbaits können sehr variabel geführt werden. Im Internet gibt's dazu reichlich Material, sowohl Texte als auch Videos, allerdings fast durchgängig nur auf Englisch. Erkärt wird dort auch, unter welchen Umständen die verschiedenen Spinnerbait-Typen (unterschieden nach Zahl, Größe, Form und Farbe der Blättchen und des Bleikopf-Gewichtes) am besten eingesetzt werden. Wer diese Köder fischen will, tut jedenfalls gut daran, sich im vorab ein wenig zu informieren im Net, statt einfach drauflos zu kaufen.


    In den USA gibt es ganze Bücher, die sich mit nichts anderem als mit Spinnerbaits befassen. Aber das ist vielleicht doch ein bisschen arg übertrieben für den Anfang, denn Spinnerbaits gehören eher zu den einfachen Ködern, und die Führungsstile erschließen sich einem mit etwas Praxis fast wie von selbst. Vom Fischen dicht unter der Oberfläche im Eiltempo bis hin zum Führen knapp über Grund im Schneckentempo oder einer Führung in der Art eines Jigs geht alles mögliche, je nach Spinnerbait-Variante. Das macht Spinnerbaits zu überaus vielseitigen Ködern, die jedoch in Deutschland aus schwer nachvollziehbaren Gründen und sehr zu Unrecht immer noch ein ausgesprochenes Nischendasein fristen.


    Für Anhänger von Catch & Release ist übrigens der Einerhaken von Spinnerbaits ein besonders starkes Argument, denn er reduziert eine übermäßige Verletzungsgefahr für den Fisch und somit die Mortalitätsrate auf ein Minimum. Im Gegensatz zu den mit (mehreren) Drillingen bestückten Kunstködern lässt sich ein Spinnerbait stets schnell und schonend abhaken. Oder um es recht ungeschminkt und offen heraus zu sagen: Im Auge oder im Körper gehakte, verangelte Fische gibt es bei Verwendung von Spinnerbaits so gut wie gar nicht. Vergleichbar schonend sind sonst nur noch Gummiköder am Einerhaken (Jigs ohne Angstdrillinge, T-Rigs, C-Rigs und so weiter), Frog Baits oder bestimmte Blechköder mit (Krautschutz-) Einerhaken. Hingegen sind Jerkbaits, Twitchbaits, Minnows (z.B. Arnaud 110) und mit gewissen Abstrichen auch Crankbaits oder mit Angstdrillingen bestückte Gufis bekanntlich Köder, die dem Fang überdurchschnittlich häufig schwere, irreparable Verletzungen zufügen können, welche ein Zurücksetzen unmöglich machen.


    Schon heute gibt es weltweit eine ganze Reihe von Gewässern, an denen prinzipiell nur noch Köder mit Einerhaken zugelassen sind - ein deutlich erkennbarer Trend zum Erhalt der Bestände, der sich noch erheblich ausweiten dürfte in vielleicht gar nicht so ferner Zukunft. Umgekehrt ließe sich etwas provokant, aber keineswegs unberechtigt nämlich auch sagen, dass die weite Verbreitung von Ködern mit zwei oder gar drei Drillingen auch was zu tun hat mit den grottenschlechten, weil heillos überfischten Raubfischbeständen in allzu vielen Gewässern. Denn je weniger drin ist an Fisch, desto größer verständlicherweise die Angst, einen Fang zu verlieren, und desto größer der Hang zu "narrensicheren" Ködern mit Mehrfach-Haken.


    Dass es allerdings weit mehr Geschick bedarf, einen Fang an einem Einerhaken sicher zu drillen und zu landen, als wenn er festgenagelt an einem oder mehreren Drillingen hängt, ist aus rein sportlicher Sicht ein weiteres Argument. Beim tropischem Big-Game-Fischen etwa ist der Gebrauch von mehrschenkeligen Haken längst als unsportlich verpönt.


    Aber gäbe es nur eine einzige Kunstköder-Variante, die man wahlweise fischen könnte, dann wäre der Spinnerbait wegen seiner Vielseitigkeit sicher ein erwägenswerter Kandidat. Nicht ohne Grund ist er der Favorit vieler US-Profis. Eine fast genial zu nennende Konstruktion, deren subtile Feinheiten sich allerdings erst dem so recht erschließen, der sich eine Zeit lang intensiv beschäftigt hat mit diesen "Exoten" an deutschen Gewässern.


    Im Gegensatz zu manch landläufiger Ansicht werfen sich Spinnerbaits, zumindest Modelle von 1/2oz (14g) Gewicht an aufwärts, übrigens keineswegs schlecht, sondern zum gutem Teil sogar hervorragend und jedenfalls deutlich besser als traditionelle Spinner gleichen Gewichtes. Und: Spinnerbaits produzieren keinen Schnurdrall und sind beileibe nicht so plattgefischt worden bis zum Abwinken, wie bei Spinnern der Fall, die bekanntlich an vielen Gewässern kaum noch einen besseren Hecht an den Haken bringen. Außerdem sind Spinnerbaits ungleich variabler in ihren Führungs- und Einsatzmöglichkeiten als herkömmliche Spinner.


    Eine Besonderheit von Spinnerbaits sei hier noch erwähnt. Neben ihrer sicher bekannten Eigenschaft, an sehr hängerträchtigen Stellen noch gut zu funktionieren, zeichnet sie obendrein aus, dass sie auch zuzeiten hohen Brutfisch-Aufkommens mit guter Aussicht auf Erfolg eingesetzt werden können. Denn von ihrer ganzen Konstruktion und ihren Laufeigenschaften simulieren Spinnerbaits einen Trupp Kleinfische. Daher sind sie gerade dann - allerdings nicht bloß dann - zu empfehlen, wenn sich die Raubfischpopulation eines Gewässers auf Brutfische eingeschossen hat. Insbesondere Spinnerbaits mit gehämmerten Blättchen, die diffuse Lichtreflexe aussenden, wie es auch ein Schwarm Kleinfische tut, sind dann eine sehr gute Wahl und immer einen Versuch wert.


    Außerordentlich wichtig beim Kauf von Spinnerbaits ist es, auf eine wirklich exzellente Hakenqualität zu achten. Der Kauf von Billigschrott ist hier noch viel weniger angesagt als bei anderen Kunstköderarten. Gute Spinnerbaits kosten ihr Geld, und immer ist bei ihnen auch der Hakenhersteller angegeben. Sind die Haken von Owner, Gamakatsu oder Mustard, kann man schon ziemlich sicher sein, keinen Mist eingekauft zu haben. Von irgendwelchen obskuren "Schnäppchen" hingegen sollte man besser die Finger lassen und sich stattdessen an bekannte Hersteller halten - besonders bei den ersten Käufen, wenn einem das Auge für die entscheidenden Qualitätsmerkmale zwangsläufig fehlt. Vor allem Spinnerbaits japanischer und US-amerikanischer Herkunft, also aus Ländern mit einer langen Spinnerbait-Tradition, sind meistens erstklassig, allerdings auch teurer als die oft genug mittelprächtigen bis miserablen "Kreationen" aus anderen Quellen.


    Speziell für Hecht (bzw. Muskie) ausgelegte Spinnerbaits sind anders konstruiert als solche für Barsch etc. Sie sind größer und schwerer, die Drahtkonstruktion ist deutlich robuster und vor allem: Der Haken ragt über den die Spinnerblättchen tragenden Drahtschenkel hinaus. Das reduziert die Fehlbissrate schon einmal ganz erheblich. Bei Modellen hingegen, wo das nicht der Fall ist, ist ein zusätzlich montierter Trailerhaken anzuraten. Manche Hersteller liefern den gleich mit.


    Qualitativ gute Spinnerbaits aus Japan und den USA werden mittlerweile auch von einigen deutschen Internetshops angeboten. Links möchte ich hier keine geben, aber dafür gibt's ja Google.


    Und eine kleine, warnende Einschränkung zum Schluss: Spinnerbaits sind keine Köder, die man mal eben dranhängen kann an eine x-beliebige Combo, um aus dem Stegreif und ohne Kenntnis ihrer Eigenschaften Rekordfänge zu erzielen. Vielmehr bedürfen sie, um optimale Ergebnisse bringen zu können, einiges an Erfahrung und Routine sowie angemessenes Material (z.B. ist eine 3m lange Spinnrute sicher keine gute Wahl, um damit Spinnerbaits zu fischen). Und ganz ähnlich wie etwa beim Jiggen fallen die Fangergebnisse von routinierten im Vergleich zu ungeübten Spinnerbait-Anglern in der Regel deutlich unterschiedlich aus. Wer also die erforderliche Neugier, Geduld und Passion gar nicht aufbringt, für den sind Spinnerbaits eher ungeeignet.