17.9. 2022; Sooke
Kein Wind, keine anderen Verbindlichkeiten – also angeln gehen, was sonst! Die Cohos waren voll im Ansturm vor Sooke und so zog es mich wieder dahin. Sollte ein Solotrip werden.
Nach der erfrischenden Fahrt den gesamten Sooke Fjord entlang, stoppte ich nahe an der Fjordmuendung an den Sooke Bluffs. Das ist eine ganz unscheinbare Stelle, die aber am Ende der Flut aus irgendwelchen Gruenden oft Futterfisch und damit Lachs anzog. Es war ein sacht abfallender sandiger Abschnitt mit 30-50m Tiefe; keinerlei Struktur. Die Flut muss da wohl Kehrstroemungen erzeugen welche Futter konzentriert. So jedenfalls meine Theorie.
Bei Sonnenschein, 23 Grad und null Wind machte ich 2 Ruten klar. Ich wollte heute mal eine Anglerweisheit widerlegen und wollte sehr langsam auf Cohos schleppen. Die gaengige Weisheit lautete, dass man auf Cohos extra-schnell schleppen muss. Aber ich hatte schon etliche Cohos beim gemuetlichen Schleppen auf Chinook gefangen und wusste so, dass es da zumindest eine Menge Ausnahmen geben muss. Ein Kumpel von mir, Rick, war an diesem Tag auch auf Coho unterwegs und ich wusste, dass er etwas weiter draussen angeln wuerde. Rick wuerde flott schleppen – wie es sich eben auf Coho gehoert. Mal sehen wer am Ende besser abschnitt!
Ich suchte mir 2 Koeder die langsam gut liefen – da war einmal ein kleiner knal-oranger Apex und dann ein kleines Gummi-Glitzer Shrimpimitat. Die sollten bestens ins Coho Koederschema (Krill, Shrimp, Kleinfisch) reinpassen. Der Apex ging auf 15m Tiefe und der Gummi auf 25m. Und dann schleppte ich schoen laaaaangsam im Zickzack durch die Gegend. Ich sah zwei andere Boote in der Naehe; und am Horizont bei Secretary Island vielleicht 50 oder mehr Boote. Dort war auch Rick unterwegs. Es dauerte nicht lange und die tiefe Rute ruckte los – ein mittlerer Coho, unmarkiert. Wurde gleich wieder abgehakt. Dann eine Weile nichts. Ich drehte eine Schleife ins flacherer Wasser und fand eine Futterwolke am Echolot. Hier musste doch was sein. Bei der naechsten harten Linkskurve zog wieder die Rute mit dem Gummishrimp ab. Auf der Kurveninnenseite. Das war ein praechtiger wilder Coho – um die 10 Pfund. Durfte wieder schwimmen. Gleich drehte ich wieder Richtung der Futterwolke und wieder produzierte das Shrimpimitat einen Biss. Der Fisch schuettelte aber schon nach paar Sekunden den Haken ab. Aber es schien, dass die Cohos tiefer standen.
Obwohl etwas riskant wenn Solo-Fischen, stellte ich nun die Apexrute auch so auf 20m Tiefe ein und drehte weiter meine Kreise. Jetzt brach Chaos aus auf MaxWaldi! Erst riss es hart an der Apexrute und als ich den Schleppmotor in Standgas gestellt hatte um den Fisch bequehm zu drillen, zog nun auch die andere Rute hart an: Doppelbiss! Ich loeste die Bremse der zweiten Rute etwas und liess den Lachs an der Leine toben. Auch der erste war ein guter Kaempfer und rauschte paar Mal an der Oberflaeche kreuz und quer hinter dem Boot. Nur nicht die Schnuere ueberkreuzen! Ein anderes Boot sah wohl das Spektakel und schleppte dicht vorbei und der Captn winkte mir lachend zu. Der Spass war mir wohl anzusehen! Dann hatte ich den Ersten am Boot und hielt ihn am Vorfach fest um die Fettflosse sehen zu koennen. In dem Moment als ich die Fettflosse eindeutig erkennen konnte, hebelte sich der Kerl auch schon vom Schonhaken frei. Gut so. Dann sprang ich schnell zur zweiten Rute rueber und nahm Fuehlung auf – jupp, der war auch noch dran. Er hatte sich mittlerweile schon muede getobt und kam ziemlich willig an’s Boot. Ein klasse Fisch – bestimmt knapp 10 Pfund. Aber wieder unmarkiert und damit Freilasskandidat.
Und jetzt ging das so weiter. Ich hatte noch 2 oder 3 Doppelbisse und noch viele Einzelbisse. Alles auf einer Flaeche von vielleicht 300x300m. Und oft kam der Biss auf der Kurveninnenseite wo der Koeder noch langsamer lief. Der Apex war ein wahrer Cohoverfuehrer. Er fing am Ende bestimmt 75% der Fische. Ich hatte noch das Glueck 2 markierte zu erwischen auch wenn diese mit die Kleinsten des Tages waren. Ich musste mindestens 20 oder 25 Cohos ans Boot gebracht haben. Wirklich eine weltklasse Angelei und dann noch bei solchem tollen Altweibersommerwetter! Der groesste des Tages blieb der 10 Pfuender gleich am Anfang. Alle Cohos waren noch silberblank.
Zurueck an der Marina filetierte ich meinen Fang. Rick kam eine halbe Stunde spaeter hinzu und jetzt war ich mal gespannt: er hatte einen kleineren Chinook und einen markierten Coho. Und ausserdem noch 2 unmarkierte Cohos freigelassen aber sonst keinen berauschenden Tag gehabt, meinte er, obwohl er locker die 5fache Distanz zurueckgelegt hatte. Als ich von meinen ermuedeten Armen erzaehlte, war er verbluefft. Auch wenn das kein ernstzunehmendes wissenschaftliches Experiment war, gaben die Ergebnisse aber doch ein paar Schluesse her: Cohos beissen auch sehr gut auf langsam gefuehrte Koeder; eine Stelle mit Futter und Cohodichte zu finden ist das A und O. Haette Rick an meiner Stelle im Eiltempo auch gut gefangen – wahrscheinlich ja. Haette er viel besser gefangen als ich im Schneckentempo – bezweifele ich, ging gar nicht. Werde ich das jetzt grossartig bekanntgeben und ausposaunen? Noee! Ihr duerft das aber wissen.