Beiträge von cohosalmon
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29.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 3 cont.
Am See angekommen, bauten wir schnell das Boot wieder zusammen. Zu dritt ging das ganz flott. Ich hatte mein gutes Lowrance HDS7 mit dem Kartenchip mitgebracht und so hatten wir die Tiefenkarte und ein gutes Echolot dabei. Der laengliche See war recht einfach geschaffen; in der Mitte 20m tief mit steilen Scharkanten an 3 Seiten. Die hintere Schmalseite war wohl ein Zulauf denn dort war eine ausgedehnte Flachzone. Am Rander derer wollten wir unsere ersten Versuche machen. Wir schleppten erstmal langsam herum – Alec eine Fliege und Ricardo einen Spinner. Nichts biss. Wir sahen auch keine Oberflaechenschnapper. Bald schleppten wir auf der gegenueberliegenden Langseite wieder zurueck. Hier kamen wir an ein Loonpaerchen vorbei das mindestens ein Kuecken hatte. Der Papa wollte uns mit einem fuerchterlichen Geschrei von Mama mit Kuecken im Flachen ablenken und uns auf’s tiefe Wasser locken. Die Mama scheuchte inzwischen das Kuecken ins Ufergestruepp wo es sich schnell versteckte. Dann kam auch noch Mama mit Drohgebaerden hinter uns her – nichts wie weg hier!
Ich fuhr uns so ueber 6-7m tiefen Wasser entlang, was so in etwa die steile Kante war. Da muss doch mal was gehen – wenigstens eine kleine Forelle! Wenn es hier Forellen gab dann waren die eingesetzt. Natuerlich gibt es in Saskatchewan keine Forellen. Die ganzen Praeriefluesse und Seen waren zu warm im Sommer. Das waren alles Hecht und Zander – und weiter suedlich auch Barschreviere. Also eigentlich muesste es hier in diesem See natuerlich Hechte geben. Wenn es tatsaechlich Forellen gab, mussten die Hechte vorher ausgerotten worden sein – Hecht und Satzforellen vertragen sich nicht gut. Die Tatsache, dass wir in einer Stunde beim Schleppen noch keinen Hechtbiss hatten, schien eine Bestaetigung meiner Vermutung zu sein. Aber wo waren dann die Forellen? Alec legte jetzt seine Fliegenrute zur Seite und versuchte es mit einem kleinen Blinker und Tauwurm am Drilling. Kein Biss, keine Spur eines Fisches. Auch das Echolot blieb sehr ruhig.
Langsam kamen wir an die tiefere Schmalseite. Alec liess nun einen kleineren zweiteiligen Wobbler raus. Fuer Forellen eigentlich eine Nummer zu gross aber wir hatten keine grosse Auswahl an Forellenwobblern und dieser war einer der wenigen Tieflaeufer. Wir sahen vielleicht 50m entfernt ein anderes Loonpaerchen und dieses war wohl mit Futterbeschaffung beschaeftig, Die tauchten naemlich abwechselnd mal ab und blieben eine Weile unten. Vielleicht wussten die ja wo Futterfisch war? Ich fuhr uns mal langsam naeher. Auf dem Echolot tauchte in 5m Tiefe ein Band von Krissel auf und hin und wieder eine grosse Fischsichel. Jetzt wurden wir ganz aufgeregt. Auf einmal schrie Alec auf und riss die Rute zurueck – ahhh, nichts dran aber er schwor das es ein harter Anfasser gewesen war. Keine Minute spaeter wieder ein Ruck an Alecs Rute und diesmal blieb die Rute krumm. Und wie krumm! Alec war sowieso schon immer ein sehr emotionaler und auch vokaler Angler aber was er hier nun fuer eine Kommentarepisode ablieferte, muesste eigentlich ins Fernsehen oder zumindest ins Anglerradio!
Sekunden nach dem Biss katapultierte sich ein …ja was… es sah aus wie ein Lachs!... aus dem Wasser. Gleich darauf noch zweimal. Wir johlten alle auf und Alec schrie regelrecht” “unfassbar, unglaublich, das gibt’s doch nicht!” Der Fisch zog Schnur von der kleinen Spinnrolle wie ein Lachs. Alec zitterten die Knie und wir alle beteten “bitte lass uns diesen Fisch fangen!” Den wollten wir besehen und befuehlen! Was fuer ein spektakulaere Drill an feinem Geraet. Aber Alec war ein Experte und hatte es drauf. Wenn der Haken nur hielt, war der Fisch so gut wie unser! Als er das erste Mal neben das Boot kam, hielten wir den Atem an – so eine Regenbogenforelle hatte von uns noch keiner gesehen! Das war ja eher wie ein Karpfen. Ich hatte Steelheads so gross und noch groesser gefangen aber dieser Fisch hier war fett und tief wie ein Football! Es ging noch paar Male von einer auf die andere Bootseite hin und her und dann hatte Alec seinen Fisch in Keschernaehe und ich sackt ihn ein. Was fuer eine Forelle! Wir huepften und tanzten zu dritt im Boot und johlten das man uns wohl bis zum Dore Lake hoeren musste. Alec’s Haende zitterten vor Adrenalin als er den Fisch in die Kamera hob. Wenn er mal auf seiner Hochzeit halb so gluecklich laechelt dann hat er die Richtige gefunden!
Aber jetzt wollten wir mehr! Der Echoschirm zeigte einen riesigen Futterschwarm in 5 m – ich schleppte uns da entlang – diese Wolke schien locker eine Flaeche von 100 x 200m einzunehmen. Was das wohl war? Kleine Fische? So viele? Suesswassershrimps? Ricardo machte einen kleinen rot-weissen Blinker dran mit einem vorgeschalteten Blei um auf die 5 m Tiefe zu kommen. Rumms, seine Rute wurde ihm fast aus der Hand gerissen. Gibt’s doch nicht! Alec johlte schon wieder und tanzte herum – Ricardo war sehr konzentriert. Der Fisch sprang auch zweimal. Der schien sogar noch groesser! Die Rolle heulte einige Male auf aber auch diesmal ging alles klar und bald kescherte Alec die naechste Monsterforelle ins Boot. Wir hatten einen kleinen Eimer fuer etwaigen Fang mitgenommen. Wir hatten vorher noch gewitzelt, dass wenn wir den Eimer vollbekaemen, dann…. Der Eimer war uebervoll mit den 2 Fischen! Wir kriegten das Grinsen gar nicht mehr von unseren Gesichtern. Ich machte jetzt eine dritte Rute fuer mich klar – das konnte ich ja nicht den Jungs alleine ueberlassen. Ich fand noch einen tieflaufenden silbernen Wobbler in der Kiste. Ich fuhr uns wieder in den Futterschwarm und ploetzlich schlug es in meiner Rute ein – ein harter Ruck und sofort riss es Schnur von der Rolle. Die Jungs zeigten aufgeregt nach hinten – dort sprang mein Fisch. Wieder so ein Brocken! Aber dann wurde meine Schnur schlaff – ausgestiegen. Schade!
Wir haetten jetzt eigentlich Schluss machen sollen. Die Sonne ging unter und ich wusste, dass die Mueckenarmeen um diese Zeit aus dem Gebuesch kamen und nach Opfern suchten. Und wir mussten ja noch das Boot am Ufer zusammenpacken. Aber die Jungs konnten noch nicht an Aufhoeren denken. Einen noch! Und tatsaechlich hakte Alec noch einen und der gleiche Tanz noch mal von vorn. Ricardo kescherte diesen diesmal. Unglaublich! Als wir den ueberquellenden Fischeimer vor uns sahen groehlten wir wieder alle auf und klatschten uns ab. Schluss jetzt – es wurde dunkel. Und wir buessten fuer unsere Gier. Auch wenn wir das Boot in Rekordzeit zerlegten und verpackten und trotz einer dichten Schicht mit Mueckenspray – diese Vampire waren nicht aufzuhalten und wir wurden regelrecht zerfressen. Mit Fenstern voll auf raste ich die Schotterpiste runter und die Jungs schaufelten mit den Baseballkappen hunderte Moskitos aus den Fenstern. Brrrrr
Aber ich hatte die Augen auf der Strasse und das war auch gut so denn ploetzlich stand ein Braunbaer auf der Strasse. Sieht man auch selten. Das ist nicht etwa ein naher Verwandter des europaeischen Braunbaers sondern eine seltene Farbvariante des Schwarzbaeren. Die Kanadier nennen die Zimtbaeren. Und auf dem Schild zu unserer Huettensiedlung sass eine herrliche Eule. Also heute wurde uns aber wirklich ALLES geboten! Zurueck an der Huette staunten Ian und Paul ueber unseren Fang und ich filetierte noch bis Mitternacht. Ricardo’s Forelle war die Schwerste mit knapp 8 Pfund. Alec hatte aber die Laengste mit 60cm. Wahnsinn! Ich habe schon kleinere Filets von manchen Lachsen aus dem Pazifik geschnitten.
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29.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 3
Am dritten Tag schlief ich etwas laenger, war aber mit Laura immer noch der Erste auf den Beinen. Fuer eine weitere Solo-Bootstour war wohl nicht genug Zeit mehr aber man koennte ja mal ein paar Wuerfe vom Strand aus machen. Immerhin hatte ich meinen gestrigen groessten Hecht im Flachen und in Wurfweite vom Ufer gehakt. Zumindest morgens kreuzten also die Freiwasserhechte auch bis dicht unter den Sandstrand. Warum also nicht!?
Es war ein herrlicher Morgen, kaum Wind und auch die Muecken waren schon wieder verschwunden (zum groessten Teil jedenfalls). So nahm ich nur eine kleine Koederbox und meine Spinnrute mit und machte alle paar Schritte 2-3 Wuerfe mit dem heissen blau-chromigen Crankbait. Nach etwa 100m und gefuehlten 100 Wuerfen kam dann tatsaechlich nur 10m vom Ufer in vielleicht 60-80cm tiefem Wasser ein Einschlag. “Haha, es klappt”, jubelte ich innerlich und genoss den Drill eines kleineren Hechtes. Ich zog den vielleicht reichlich 60cm Hecht bis zur Wasserkante und hakte ihn schnell ab. Klasse! Noch ein paar Wuerfe und dann zum Fruehstueck! Schonmal kein Schneider heute. Die erwachenden Jungs in der Huette glaubten mir erst nicht aber ich hatte vorsorglich ein paar Fotos vom Strandhecht im flachen Wasser gemacht. Jetzt wollten alle nur noch schnell raus auf’s Wasser.
Paul fuhr sein Tracker Boot wieder zur bekannten Rampe und dann duesten wir wieder zur anderen Seeseite. Das Grass ist immer gruener woanders. Wir schleppten und warfen an ein paar schoenen neuen Stellen; teils steile Kanten oder krautige Unterwasserwiesen. Ueberall fingen wir ein paar schoene Hechte und Zander. Die Stueckzahlen waren aber bei weitem nicht so wie in der gestrigen Bucht. Ich bewunderte wieder einen Schwarm von Pelikanen und schoss einige schoene Fotos von denen. Aber trotz aller Versuche, wir erwischten keinen der kapitalen Hechte. Und so wollten die Jungs dann irgendwann wieder in die gestrige Bucht. Paul war einverstanden und fuhr uns hin. Heute waren wir spaet dran und in der Bucht fischten schon 3 oder 4 andere Boote. Und wir sahen sie schon von weitem drillen. Unglaublich diese Fischdichte hier in diesem Bereich.
Zum Anfang benutzten Ian, Alec und ich den blau-chromigen Killerkoeder und Ricardo wieder seinen goldenen Zweiteiler. Und es ging gleich wieder toll los. Ricardo brachte bald einen breiten Ruecken zum Boot – oha, jetzt koennte es knapp werden mit meiner Fuehrung – der war stattlich. Ich hob ihn auf das Hinterdeck und Alec legte das Massband an: 92 cm. Knapp aber nicht genug. Obwohl der hier viel fetter war und bestimmt seine 6kg auf den Rippen hatte. Mein Fuehrungshecht gestern war eine schlanke Schlange gewesen. Wir quatschten etwas mit einer anderen Bootscrew und ich sah dass der eine Mann mit einem weissen Gummifisch fischte. Ich fragte ob er damit was fangen wuerde. Er bejahte und ich erzaehlte, dass ich bisher mit allerlei Gummi total leer ausgegangen war. Da kam der Kerl in sein Fahrwasser und erzaehlte das er diese Gummis selber herstellte und auch online vertrieb. Und weil er scheinbar auch ein guter Geschaeftsmann war, reichte er mir gleich zwei dieser weissen Gummifische herueber – einer mit Drillings-und Stahlvorfachmontage. “Vielen Dank!”, das haette ich jetzt nicht so erwartet. Ich probierte ihn gleich aus und er spielte wirklich verfuehrerisch im Wasser. Nur den Hechten schien das nichts zu gefallen – 15 Minuten keinen Biss! Danach gab ich das auch auf.
Die Jungs hatten wieder ihren Spass an den Massenfaengen und einige hatten wirklich gute Qualitaet und die meisten kaempften auch sehr beherzt. Und ich goennte den Jungs auch diese Non-stop Action – ich hatte das als junger Kerl auch genossen – ich wusste noch wie sich das anfuehlt. Aber ich wollte jetzt nur noch einen Riesen. Auch Ian machte eine lange Brotzeit und schaute den Jungs einfach lange zu. Irgendwas passiert im Alter das man so eine non-stop Action nicht mehr tagelang braucht. Im Alter zaehlt mehr Qualitaet als Quantitaet. Als alter Sack hat man ja auch nicht mehr so viele Jahre um seinen Fisch des Lebens zu fangen und man kann nicht mehr so viel Zeit mit kleinen Fischen verschwenden!
Ich montierte wieder grosse Gummis oder Wobbler und machte nur hin und wieder mal einen Wurf wenn wir an eine besonders verdaechtige Stelle drifteten. Neben einem im Wasser liegenden Baum riskierte ich mal wieder einen Wurf. Mein Wobbler schlug auf und ich zog an um ihn zum Tauchen zu bringen und rumms – etwas schnappte sich den Koeder. Man sah noch einen grossen Schwall an der Stelle und ich spuerte schweren Widerstand. Der war besser! Ich sagte aber erstmal nichts – einen Fisch dranhaben erzeugte keine erhobene Augenbraue mehr im Boot. Der Fisch bockte und blieb tief. Dann kam er das erste Mal dichter am Boot vorbei und ich sah einen breiten Ruecken. “Lunkeralarm!” rief ich und jetzt wurden die anderen interessiert. Der Fisch zog paar Mal gut ab aber nicht sehr weit und eher ins tiefere Wasser als in die hindernisreiche Uferzone. Ich machte schwer Druck und wollte den Drill nicht endlos hinziehen – den wollte ich wieder freilassen. Alec war mit dem Kescher bereit und als ich den Fisch heranzog, schlidderte er ihn schoen kopfvoran ins Netz. Gefangen! Jawoll!
Mit Alecs Hilfe vermass ich ihn und tatsaechlich verbesserte ich meine eigene Fuehrung auf 97cm. Aber wieder keinen Meter! Dann liess ich den Burschen wieder ziehen. Die Jungs gingen jetzt wieder eifrig aber etwas stiller an ihr Werk. Der Papa hat’s eben drauf in Bezug auf Qualitaet! Die beiden fingen beide noch ein paar feine Hechte bis reichlich 90cm aber am Ende des Tages blieb meine Fuehrung unangetastet. Auch Alecs Zanderfuehrung blieb heute bestehen. Wir nahmen wieder ein paar Fische mit fuer Paul und Laura, aber die allermeisten wurden freigelassen.
Nach dem Abendessen fragten mich Alec und Ricardo ob wir mal mit dem Faltboot zu dem kleineren See mit den Forellen fahren koennten. Ich hatte nichts dagegen. Ian und Paul wollten nicht mit heute – vielleicht morgen wenn es sich lohnte, meinten sie. Wir sollten den See also mal auskundschaften. Machten wir gerne. Die Aussicht auf mal andere Fische nach den zwei verrueckten Hecht- und Zandertagen machte uns Spass. Wir packten das Faltboot in 10 Minuten zusammen und auf’s Dach und los ging es. Paul hatte uns den See zwar gezeigt und empfohlen aber hatte auch zugegeben, dass er dort noch nie selber geangelt hatte. Er kannte Leute die dort grosse Forellen gefangen haetten. Das war alles was wir an Informationen hatten. Alec hatte seine Forellenfliegenrute dabei. Ich hatte ein paar wenige Forellenwobbler, Blinker und Spinner eingepackt. Mal sehen. Unterwegs daempfte ich die Erwartung der Jungs; erinnerte sie das man selten an einem neuen unbekannten Gewaesser gleichmal gut faengt. “Ja ja….”, die Antwort. Es war schon abendlich als wir die halbstuendige Strecke ueber die Schotterpiste fuhren. Da, ein Fuchs! Der huschte ueber die Strasse und schaute uns vom Strassengraben aus zu. Um eine weitere Kurve stand ploetzlich ein Schwarbaer auf der Strasse. Und kein ganz kleiner! Fehlt nur noch ein Elch, dachten wir.
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28.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 2 cont.
Ian, der vor einiger Zeit auf den identischen Koeder wie Alec’s umgesattelt hatte, fing nun auch wie ein Profi. Einmal stoehnte er auf und wir sahen seine Rute voll-rund. Der Fisch kam vom Ufer auf das Boot zu, blieb aber tief. Ian machte ein paar komplette Runden um das Boot herum aber nach 5 Minuten hatten wir immer noch keinen Blick auf den Fisch bekommen. Das musste was Besseres sein. Aber so richtig nahm das noch keiner ernst an Bord – weil wir ja so viel Fisch schon gefangen hatten. Dummerweise verfing sich nun mein Koeder an Ian’s Schnur und ich fummelte hektisch den Drilling wieder frei. In dem Moment konnte Ian seinen Fisch mal kurz sehen – ein riesiger Ruecken und ein Krokodilkopf wurden kurz neben dem Boot sichtbar, bevor der Fisch wieder in die Tiefe zog. Krokodilalarm! Jetzt war die ganze Bootscrew gespannt und jeder holte ein ein feuerte Ian an. Ian war ein Angelanfaenger aber machte das klasse und liess sich nicht den Schneid abkaufen – auch nicht von diesem Brocken. Das war der Hecht von dem wir alle getraeumt haben – jetzt galt es cool zu bleiben. Er kam wieder an die Oberflaeche und ein gemeinsamer Ausruf des Erstaunens von uns allen wegen der gewaltigen Ausmasse. Der war weit ueber einen Meter lang und locker 20 Pfund schwer. Dann hatte Ian ihn am Boot. Paul schnappte sich meinen grossen Lachskescher – und ich hatte noch eine Sekunde Bedenken und dachte ich sollte das fuer Ian besser selber machen – aber ich wollte auch Paul nicht beleidigen, von wegen ich wuerde ihm das nicht zutrauen. Immerhin hatte er Fotos von tollen Hechten die er selbst gefangen hatte an den Waenden seiner Huette. Aber bei so einem Riesenhecht ist der Kescherjob eben fast die halbe Miete.
Der Hecht hatte den winzig aussehenden Crankbait von Ian seitlich in der Maulspalte. Der hintere Drilling sass fest im Maul – der vordere Drilling hing aus dem Maul heraus. Das war eine grosse Gefahr. Obwohl der Kescher sehr geraeumig war und das Netz tief, war der Fisch weit laenger als der Buegeldurchmesser. Der Fisch musste also der Laenge nach in den Kescher gefuehrt werden ohne das der freie Drilling das Netz beruehren konnte. Aber diese Gedanken machte sich Paul nicht – er langte beherzt zu – und kam mit dem Kescher von unten auf den ausgestreckt liegenden Hecht zu. Der Kopf und der Schwanz standen ueber den Buegel ueber. Als Paul anhob sah es aus als ob das Manoever gelingen koennte und der Hecht wuerde mittig einfach in das tiefe Keschernetz einsacken. Aber da blieb der freie Drilling am Netz am Buegelrand haengen und gab dem Fisch nun einen Hebel. Er bog seinen Koerper, stuetzte sich mit dem Schwanz auf den anderen Buegelrand auf und wuppte sich wieder ueber den Buegelrand hinueber. Dort riss er wild mit dem Kopf der noch durch den Drilling am Netz hing und Paul musste aufpassen, dass er nicht den Kescher aus der Hand gerissen bekam. Ein, zwei Sekunden noch dauerte das Toben und dann wurde es ruhig. Die Zeit stand still.
Unglaeubig schauten wir auf das Resultat des Geschehens; der Kescher zum Knoten gebunden – leer in Pauls Haenden. Totenstille. Kopfschuetteln. Und dann die ersten Trostsprueche fuer Ian. Paul versuchte einen Scherz. “Zu frueh, Paul, zu frueh fuer das!”, meinte Ian. Ich fummelte Ians Drillinge aus dem Kescher und bis dahin hatten wir uns alle von dem Schock erholt. Nun flogen die Spekulationen, die Witze und der Spott, und der arme Paul musste sich einiges anhoeren. Ich erinnerte die Jungs, wir hatten noch 3 weitere Tage. Wir wuerden sicher noch mehr solcher Chancen bekommen. Mal wieder wurde die alte Weisheit bestaetigt: “Always the big one gets away!”.
Ich versuchte weiter mit dem Popper und endlich wurde meine Hartnaeckigkeit belohnt: ganz dicht vor dem Ufer floppte ich zwei – dreimal und ploetzlich expodierte das Wasser neben meinem Popper, ein Koerper katapultierte sich voll aus dem Wasser und stuerzte sich von oben auf den Popper und Fish On! Wow! Alec und Ian hatten es gesehen und jubelten mit. Der Hecht war nicht sehr gross – 60-70 cm aber die Show wert. Es blieb aber der Einzige der sich am Popper vergriff. Naja, wenigstens einmal hatte es spektakulaer geklappt. Ich versuchte nun allerlei Gummifische; klein, gross, verschiedene Farben. Nichts. Sehr seltsam. Dann montierte ich auch mal den blau-chromigen Crankbait und rums war ich am Fisch. Unfassbar!
Irgendwann waren unsere Arme muede und wir hatten auch genug zum Mitnehmen. Es waren nun auch eine Menge andere Boote hier angekommen und es war nun Zeit zurueckzufahren. Was fuer eine verrueckte Angelei. Ricardo zeigte mir seinen supererfolgreichen Wobbler – der war zerbissen und zerkaut – aber noch einsatzfaehig! Wir fuhren zurueck und wollten abends zum Sonnenuntergang nochmal mit den Kleinbooten vor den Strand.
Es wurde ein toller Abend mit einem einmaligen Sonnenuntergang hinter dem spiegelglatten See. Ian und ich fingen zwar nichts mehr aber die Jungs hatten den Draht raus und Alec erhoehte sogar seine Zanderbestmarke auf 70 cm. Das war schon eine Hausnummer. Was fuer ein tolles Gewaesser!
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28.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 2
Wegen der durchreisten Nacht fuehlte ich mich ein bisschen wie im Jetlag und wachte am 2. Tag schon super frueh auf. Als ich durch das Fenster auf den See schaute, jubelte es in mir auf; spiegelglatter See, keine Welle. Klasse, die Wettergoetter meinten es nun gut mit uns. Noch machte niemand anders Anstaende aufzustehen. Ich fragte Ricardo fluesternd ob er eine kleine Morgentour mit mir im Faltboot machen wuerde. Er drehte sich nur knurrend um. Ok, dann nicht!
Das Boot lag fertig am Strand. Mit den abnehmbaren Transportraedern konnte ich es auch durch den losen Sand alleine ins Wasser schieben – und loss gings. Der neue Mercury Motor sprang beim ersten Zug an und dann dueste ich los. Herrlich, bei der Morgenbeleuchtung ueber den spiegelglatten See zu fahren. Etwa 100m vor dem Strand hielt ich schon an. Hier fiel die Tiefe auf etwa 3-4 m ab. Ich warf allerlei Kunstkoeder an der Kante entlang, versetzte dann und probierte wieder fast alles in meiner Koedertasche. Ich hoerte hier und da ein Platschen an der Oberflaeche – irgendwelche Raeuber waren unterwegs. Bald schleppte ich eine Weile, erst mit flachlaufenden Wobblern, dann mit tieflaufenden. Nichts. Komisch. Ich konnte dann sogar erkennen was das fuer Oberflaechenraeuber waren – Zander! Ich sah einmal einen goldenen Koeper kurz ueber die Oberflaeche kommen. Aber sie hatten kein Interesse an meinen Koedern. Das fand ich sehr seltsam. Von meinen reichlichen frueheren Erlebnissen etwas weiter suedlich und oestlich von Saskatchewan war ich gewohnt das zum Beispiel Spinner ein unschlagbarer Allround-Koeder fuer amerikanische Zander und Hechte war. Wollten die hier gar nichts von wissen, wie es schien!
Ich versuchte noch ueber tieferen Wasser und dann rief mich schon die Landcrew zum Fruehstueck ueber das Funkgeraet das ich mitgenommen hatte. Ich fuhr in etwas flacheres Wasser Richtung Strand zurueck und machte alle paar Dutzend Meter einen Wurfstopp. Ich hatte jetzt einen grossen Crankbait im Barschdekor montiert – aehnlich dem was Paul gestern vorgeschlagen hatte, nur viel groesser. Einen Stopp noch – ich war schon in nur noch 1.5m tiefen Wasser und konnte deutlich den sandigen Grund sehen. Hier war die Chance auf einen Biss wohl gleich Null, dachte ich und war schon fast beim Fruehstueck. Da rummste es ploetzlich in meiner Rute und riss sofort Schnur von der Rolle. Fish On! Der Fisch hatte keine 5m neben dem Boot gebissen. Der fuehlte sich gut an. Ein paar heftige Kopfschlaege und dann tobte der Fisch dicht neben dem Boot an der Oberflaechen. Oh ja, das war der Beste bisher! Ich rief durch das Funkgeraet nur “Lunker on” und sah bald Alec und Ricardo zum Strand kommen. Der Fisch sausste noch ein paar Mal gefaehrlich um die Motorschraube herum und unter dem Boot durch aber dann hatte ich ihn neben dem Boot.
Der Koeder war gar nicht mehr zu sehen. Der musste erstmal ins Boot. Ich griff ihm hart mit dem Nackengriff hinter die Kiemendeckel und hob ihn ins Boot. Er blutete schon und ich sah bald das beide Drillinge hinten in den Kiemen hingen. Der musste mit. Ich schlug ihn ab und schleppte ihn die kurze Strecke zum Strand. Dort halfen mir die Jungs das Boot den Strand hochzuziehen und dann vermassen wir den Hecht: reichlich 95 cm. Noch keinen Meter aber die neue Fuehrung in der Hechtkategorie. Und wer haette gedacht das groessere Hechte so dicht unter einen sandigen Strand kaemen? Was die da wohl wollten?
Ich haette ja jetzt schlafen gehen koennen – mein Tageswerk war ja schon vollbracht. Die Anderen meckerten etwas, dass der Fisch eigentlich gar nicht zaehlen sollte weil ich ja gar keine Konkurrenz gehabt haette und alleine losgezogen waere. Aber ich erinnerte die Langschlaefer nur daran das ICH ja auch der Schiedsrichter waere und ihre Schlaf-und Faulsucht ihre eigene Schuld waere.
Nach dem Fruehstueck gings dann mit dem grossen Boot los. Wir liessen es unweit unseres Camps an einer prima Rampe ins Wasser und dann drehte Paul das 225 PS Biest auf. Mit fast 70km/h bretterten wir zur entfernten Seeseite. Unterwegs kamen wir an Pelikanschwaermen vorbei, die hier weit im Norden den Sommer verbrachten. Schon etwas seltsam so weit im Norden tropische Voegel zu sehen. Paul wollte in eine kleine versteckte Bucht – wie einen Altarm. Der wuerde in paar Wochen im Hochsommer total verkrauten und unbefahr-und unbefischbar sein. Aber die Hechte haetten da abgelaicht und hielten sich zum grossen Teil noch dort auf, meinte er. Wir waren gespannt. Eine enge und flache Passage verband die Bucht mit dem Hauptsee. Nach unserem Missgeschick gestern war Paul heute sehr vorsichtig und aufmerksam von wegen Untiefen. Dann oeffnete sich der enge Kanal zu der Hinterbucht. Es war wie ein eigenes Gewaesser – vielleicht 1km lang und 50-100m breit, ueberall nur 1-3m tief, und schon jetzt ziemlich verkrautet – zumindest in Ufernaehe. Paul positioniere uns in Wurfdistanz zum Ufer und dann flogen unsere Koeder raus.
Wie soll ich das beschreiben? Fuer die naechsten 3-4h fingen wir locker 50-60 Fische. Besonders Ricardo mit seinem golden-chrom zweiteiligen Wobbler und Alec mit einen ziemlich kleinen blau-chromigen Crankbait hielten sich guetig an den schier unerschoepflichen Hecht- und auch guten Zanderbestaenden hier in der Bucht. An einer Stelle, wo ein umgestuerzter Baum im Wasser lag, fingen wir wahrend 2 oder 3 Driften bestimmt 20 Fische alleine. Die Durchschnittsgroesse der Hechte war 65-75cm, aber es waren auch einige in den 80gern und ein oder zwei bis zu 92 oder 93cm dabei. Die Metergrenze durchbrach aber erstmal keiner so dass mein Morgenhecht noch die Fuehrung behielt. Die Zander waren auch wieder tolle Brocken mit einer Durchschnittsgroesse von weit ueber 50 cm. Wir behielten nur den einen oder anderen Fisch der schwer verletzt war.
Mir wurde der Massenfang bald zuviel – auch zuviel Arbeit immer wieder die Haken zu entfernen. Ich versuchte mich auf Grossfisch zu spezialisieren oder exotische Fangmethoden anzuwenden. Ich hatte meine Lachsfliegenrute mit. Eigentlich hatte ich herrliche Hechtfliegen, auch einige Popperfliegen zu Hause selber gebunden – extra fuer diesen Trip – hatte sie aber zu Hause vergessen! Arrg. Paul hatte ein paar in seiner Koederbox und so versuchte ich einen Hecht an der Fliege zu fangen. Dafuer war das Boot mit 5 Leuten und 4 Anglern aber eindeutig zu voll. Ich fand einfach keinen Raum um meine Wuerfe gut hinzukriegen, zumal alle paar Minuten ein Fisch am Boot gedrillt wurde. So gab ich diesen Versuch auf. Auch versuchte ich Oberflaechenpopper. Ich warf einen blau-chromigen praktisch bis an die Ufergrenze und poppte den Koeder dann langsam zurueck bis zum Boot. Aber irgendwie schienen die eindeutig vorhandenen Hechte darauf nicht so zu stehen. Die anderen 3 fingen direkt neben meinem Popper einen Hecht und Zander nach dem anderen waehrend ich keinen Biss oder Nachlaeufer bekam. Sehr seltsam.
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27.6. 2022; Dore Lake, Sask, Tag 1
Der erste Blick auf den See am Morgen verhiess nichts Gutes – vor unserer Huette krachten noch ziemlich hohe Wellen ans Ufer. Mit kleinen Booten war hier nichts zu machen. Paul schlug vor sein Boot zu einer etwas geschuetzteren Bucht zu schleppen und dort zu slippen. Gesagt, getan. Auch in der Bucht war es pfiffig aber die Wellen nicht so hoch und Pauls 6.1 m Bass Boot mit 225PS konnte einiges ab. Wir machten ein paar Driften mit Spinnangeln im Flachen wobei wir unsere Koeder bis vor die Krautzone schleuderten. Nicht ein Biss. Ich versuchte alle moeglichen Koeder die ich in der Vergangenheit oft erfolgreich in Praerieseen auf Hecht benutzt hatte. Nichts. Paul schlug vor bei ein paar Inselchen Wobbler ueber Grund zu schleppen. Das waere besonders fuer Zander eine erfolgreiche Methode. Er zeigte uns auch gleich noch seinen Lieblings-Crankbait und alle ausser mir montierten ihn auch gleich. Ich hing einen tieflaufenden grell-gelben Wobbler an das Stahlvorfach. Und dann schleppten wir 4 Ruten. Ich war angenehm ueberrascht wie problemlos das funktionierte. Pauls Boot war sehr breit und erlaubte so ein tueddelfreies Schleppen wenn man etwas ruecksichtsvoll die Ruten bediente.
Alec hatte den ersten Biss und brachte einen tollen Zander ans Boot. Laura hatte uns aufgetragen Fisch fuer’s Abendbrot mitzubringen. Ich hatte angeboten den Fisch zu backen. Feiner als Zanderfilet kann man es ja kaum bekommen. Der ging mit. Mit 60cm Laenge war das schon ein Prachtzander im nordamerikanischen Masstab. Der Walleye – ein enger Verwandter des europaeischen Zanders – wird nicht ganz so gross wie dieser. An anderen Seen, die ich im mittleren Westen der USA und Kanada beangelt habe, ist ein Zander ueber 50 cm ein schoener Fang. Hier am Dore Lake war das Mindestmass 55 cm! Und es schien kein Problem zu sein, eine Rutsche von massigen Zandern zu bekommen. Denn jetzt lief mein Wobbler heiss und ich hatte in kurzem Abstand 3 Zander, wovon einer locker das Mass hatte.
Dann legte der Wind weiter zu und machte unsere Zanderstrecke zu ungemuetlich. Paul verlegte uns hinter eine Insel in den Windschatten wo wir an Krautfeldern vorbeidrifteten und Hechtkoeder in alle Richtungen warfen. Ein paar kleinere Hechte packten hier und da mal zu aber es blieb ziemlich mau fuer so eine hechtverdaechtige Stelle. Dann rief ploetzlich Ricardo auf und hieb an und seine Rute bog sich ordentlich. Das musste was Besseres sein! Kurz darauf tobte etwas neben dem Boot – ein besserer Hecht. Der hatte schon etwas ueber 70cm und durfte mit zur Abendbrotsgestaltung. Ob ich noch wusste wie man einen Hecht graetenfrei filetierte? Interessanterweise war das taegliche Limit fuer Hechte sehr grosszuegig: 5 pro Angler. Dagegen war das Limit fuer Zander nur 1 pro Tag. Es schien als ob die Fischereibehoerde die Hechtbestaende etwas zu Gunsten der Zander reduzieren wollte. Inwieweit die paar Angler auf dem riesigen See hier da wirklich einen messbaren Einfluss haben, wage ich mal dahinzustellen. Aber so hatten wir auf dem ganzen Trip auch keine Skrupel ein paar Hechte zum Verzehr mitzunehmen.
Bei einer Bootsverlegung zu einer neuen Drift hatten wir einen ungluecklichen Unfall. Obwohl Paul schon einige Jahre diesen See befischte, waren ihm aber wegen der Groesse viele Ecken noch recht unbekannt. Ausserdem war er mit 69 Jahren nicht der elektronisch Versierteste und obendrauf war die verfuegbare Navionics GPS-Karte nicht allzu detailliert in dieser abgelegenen Gegend. Wir fuhren, Gott sei Dank langsam, um eine Landzunge und ploetzlich gab es einen lauten Schlag und das Boot bockte auf. Wir kamen sofort wieder los und ich sah im Heckwasser helle Schatten von Steinen dicht unter der Wasseroberflaeche auftauchen. Wir waren auf ein Riff aufgefahren! Erschrocken checkten wir die untere Motoreinheit aber der Antriebsschaft schien ok, nur der Edelstahlpropeller angefressen. Durch die Unwucht lief der Motor etwas unrund. Wir brachen die Tour ab und holten das Boot auf den Haenger. Das Boot hatte gluecklicherweise gar nichts abbekommen – ein Aluboot ist bei solchen Missgeschicken aber auch nicht ganz so anfaellig – es wuerde schon einiges brauchen um wirklich ein Loch in ein Aluboot zu stossen. Und gluecklicherweise konnten wir den Propeller an der Huette mit einer Flex und ein paar Rohrzangen wieder soweit herstellen, dass er fuer die naechsten Tage benutzbar war. Er funktionierte sogar einwandfrei, muss man sagen. Glueck gehabt, aber eine kleine Erinnerung dass man immer aufmerksam sein muss wenn man in unbekannten Gefilden mit dem Boot unterwegs ist. Und ein Ersatzpropeller ist immer eine gute Idee.
Abends gab es lecker Backfisch von den Zander- und Hechtfilets. Feine Sache. Nach dem Abendbrot liess der Wind merklich nach und wir wagten einen Ausflug mit den kleinen Booten vor der Huette. Ian kam mit auf mein Boot und Alec und Ricardo benutzten Paul’s kleines Aluboot. Es war ein langer Sandstrand der eine interessante Scharkante bei etwa 2 m Tiefe hatte wo der Grund schnell auf 3-4m abfiel. Paul empfahl uns an dieser Kante entlang mit Wobblern zu schleppen. Ian und ich machten das auch; die Jungs zickzackten ueber die Kante hin und her. Das war wohl die bessere Strategie denn die Jungs fingen ein paar feine Hechte und vorallem klotzige Zander. Alec fuehrte nun schon in der Zanderkategorie mit 62 cm. Ricardo beim Hecht mit 79 cm. Ian hatte bisher noch nichtmal einen Biss gehabt. Er erwischte nun auf unserer Schlepptour auch seinen ersten Fisch – einen kleineren Hecht. Und ich erwischte auf den letzten Metern vor dem Ufer in vielleicht 1.5m Wassertiefe auch noch einen proppen Hecht von vielleicht 75 cm. Alle Fische an diesem Abend durften wieder schwimmen. Bei herrlichem Sonnenuntergang um ca. 22:30 Uhr machten wir Schluss. Morgen sollte es windstill werden!
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26.6. 2022; Saskatchewan - Anreise
Die zweite Angelreise dieses Jahr und diesmal eine Monstertour! Etwas was wir schon 2020 mit 2 Familien vorhatten aber Corona machte damals und auch letztes Jahr einen Strich durch die Rechnung. Wir wollten an einen der Praerieseen zum Hecht-und Zanderangeln fahren. Ich bin mit dieser Angelei ja in Deutschland gross geworden und hatte dann das endlose Potenzial der nordamerikanischen Praerieseen in den 90gern mehrfach erleben duerfen. Aber meine beiden Jungs und die Jones-Jungs hatten das nur je einmal zuvor erlebt. Daher wollten wir uns dieses Jahr auf den fast 4000 km langen Rundtrip machen – die Jungs werden fluegge und es koennte fuer eine Weile unser letzter gemeinsamer Angeltrip werden. Die Jones hatten Verwandtschaft auf einer Farm im Nordosten von Alberta. Dort wollten wir zuerst aufschlagen und dann mit dem Farmerpaar zu deren Sommerhuette am Dore Lake im westlichen Saskatchewan fahren. Paul und Laura hatten dort eine geraeumige Huette mit einem grossen und einem kleineren Boot. Das Angeln sollte dort spektakulaer sein – die Jones hatten es 2018 schon mal erlebt. Da unsere juengeren Soehne aber durch den anstehenden Abiabschluss schon andere Plaene hatten, blieben nur noch die aelteren Soehne Alec und Ricardo und die beiden Vaeter, Ian und ich, auf dem Reiseplan. Damit hatten wir genug Platz im Auto um auch noch mein nagelneues Faltboot mitzunehmen. 4,3m lang, mit 6PS Motor und in 10-15 Minuten zu einer Surfbordgroesse zusammengefaltet – tolle Erfindung – musste ich haben! Porta-Bote, hergestellt in den USA.
Wir nahmen die Abendfaehre um erstmal auf’s BC Festland zu kommen und fuhren dann die Nacht durch. Am fruehen Nachmittag kamen wir an der Farm in Alberta an. Wie damals die Monster-Norwegentouren von Deutschland aus! Arsch-und Rueckenschmerzen inklusive. Paul und Laura empfingen uns herzlich und nahmen uns zum Wachbleiben gleich auf ein lokales Rodeo mit. Paul erzaehlte gerne und viel und ich war auch sehr interessiert an seiner Familien und Farmgeschichte. Sein Urgrossvater hatte das Land als eine originale Homestead im Jahr 1908 fuer $20 bekommen und seit dem war das Land in den Haenden der Familie. Wenn man am Haus steht und 360 Grad rundherum schaut, sieht man nichts als SEIN Land. Das hat schon was. Endlose Kuhweiden und Ackerfelder, ein paar Tuempel und kleine Seen und Baeche und Waeldchen dazwischen. Aber eben auch harte Arbeit – so eine Landwirtschaft, und ein hartes Klima so weit im Norden.
Am naechsten Tag fuhren wir im Tandem die 5h zum Dore Lake. Am Ende der Welt. Kein Handyempfang, kein Wifi – die junge Generation war schockiert! Die letzte Stunde war nur noch auf Schotterpisten, wobei man sagen muss, dass diese Schotterpisten wirklich gut gepflegt waren und um einiges besser unterhalten ware, als so einige die ich hier in BC kenne. Wir waren alle heiss auf den grossen See – wir wollten alle ein grosses Hecht-Krokodil fangen und auch die schoenen Zander wollten wir bewundern und mal kosten. Unterwegs kauften wir noch an einer Tankstelle die Angellizenz - $80 pro Person fuer’s ganze Jahr. Es gab noch 3 oder 1 Tageslizenzen aber fuer eine Woche ist schon die Jahreslizenz die billigste Variante. Kann man machen.
Eine halbe Stunde vor dem Dore Lake bog Paul seinen Truck noch kurz zu einem kleinen See ab – den wollte er uns vorher noch gezeigt haben. Falls es mal zu windig am Dore Lake war, koennten wir hier zum Shirley Lake hin ausweichen – der sollte mit grossen Forellen bestueckt sein. Wir besahen uns die potentiale Bootseinlassstelle und befanden, dass das mit dem Faltboot und Paul’s kleinem Boot machbar waere. Dann sahen wir von einem Huegel das erste Mal ein Stueck vom Dore Lake – Paul meinte das waere nur eine kleine Bucht. Auweija – das war ja ein riesiger See! Ich hatte ihn mir nicht so gross vorgestellt – auf der Karte sah er hoechstens mittelmaessig gross aus – es waren viel Groessere in der Umgebung.
Als wir dann an der kleinen Huettensiedlung angekommen waren, verschug es mir die Sprache: das war kein See, das war ein Ozean! In eine Richtung konnte man das Ufer gar nicht sehen. Und es bliess an diesem Nachmittag auch ordentlich und die Brandung war beachtlich. War da mein kleines Faltboot ueberhaupt angebracht?
Der See war nur einer eines riesigen Seengebietes das die gleiche glaziale Geschichte wie die schwedischen oder die mecklenburgischen Seen durchlebt hatten. Die Einwohnerzahl in diesen Breiten war sehr gering und die gesamte Wasserflaeche enorm – in der kurzen Sommersaison dadurch ein Angelparadies! Am 55. Breitengrad, so etwa wie Daenemark gelegen, wurde es erst spaet dunkel und schon sehr frueh wieder hell. Aber Paul beruhigte uns; man muesste hier nicht schon 4:00 Uhr morgens am Wasser sein um was zu fangen. Die Hechte haetten gerade abgelaicht und waren noch im Flachen und waeren den ganzen Tag ueber hungrig. Nur heute Abend bei dem Wind ging nichts mehr. So mussten wir unsere Ungeduld noch etwas zuegeln. Aber muede genug von der langen Fahrt waren wir allemal.
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12.6. 2022; Bamfield – Tag 3
Unser 3. Tag ist schnell erzaehlt weil es nur noch ein kurzer Morgen war. Um 11:00 Uhr wollten wir aus unserem Haus raus sein und dann die Rueckfahrt durch den Port Alberni Canal (Fjord) antreten in welchem es um Mittag herum oft zu starken Foenwinden und dadurch zu ungemuetlichem Wellengang kam. Ricardo und ich gingen nochmal mit auf die Jalopy denn Carl hatte Max nochmal ein bisschen Pilken versprochen. Auch mir machte diese Angelei viel Spass. Jerrod war nochmal auf Lachs aus.
Carl fuhr uns an ein paar nahe felsige Untiefen und dort fingen wir eine Menge Grundfische. Ricardo und ich hatten 2 -3 bessere Schollen die man haette mitnehmen koennen aber sonst gab es nur kleinere Lingcods und Felsenbarsche. Einer meiner Lings hatte fast das Mass von 60 cm – aber eben nur fast. Es war kurzweilig und brachte einige gute Lacher. Wie immer war mein Grosser mal wieder fuer absurde Faenge gut. Er brachte einmal ein “Ding” vom Meeresgrund das ich sofort als “Otterhoden” erkannte. Max lachte sich kaputt und Ricardo und ich hatten unseren Spass damit. Die letzten 500m zum Haus zurueck packten wir nochmal die Schleppruten aus und Carl hatte doch tatsaechlich noch einen guten Biss. Und der Fisch musste ordentlich Gewicht haben!
Ich drosselte etwas den Motor und fuhr sogar langsam auf den Fisch zu da Carl kaum Schnur gewinnen konnte. Richtig Schnur nahm der Fisch aber nicht – nur sauschwer. Was war denn das? Waehrend wir schon still auf eine Buttueberraschung hofften, durchbrach der Fisch dann bald die Oberflaeche und wir konnten erkennen was Sache war: er hatte einen mittleren Lachs irgendwie an der Seite gehakt. Kein Wunder das das schwer ging! Wie schon erwaehnt, stellten wir mal wieder fest, dass die Lachse nur mit den Koeder spielten und dann oft komisch gehakt wurden. Der Haken hielt aber und Carl fing so noch einen Letztesekundenfisch den Max dann wieder schoen filetierte. Dann ging es heimwaerts durch den schon wieder augewuehlten Fjord zurueck nach Port Alberni. Barkley Sound, Vancouver Island, ist immer fuer ein Abenteuer gut!
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Cont. 11.6. 2022; Bamfield – Tag 2
Aber vielleicht ging noch mehr? Ich ging jetzt ans Steuer – ich war fertig fuer heute Abend. Jerrod und Demario machten ihre Ruten klar. 10 Minuten spaeter zog Demario’s Rute ab und auch er war an einem guten Fisch. Der zog auch gleich Leine und Demario hatte Probleme zwischen dem Rolleloslassen und dann wieder Kurbeln. Da wurde seine Behinderung deutlich und Jerrod musste ihm helfen die Rute zu halten. Es war ein wildes Durcheinander da hinten im Boot – aber es blieb friedlich und Jerrod blieb unendlich geduldig mit seinem Sohn. Demario schwankte zwischen freudig aufjauchzen und schmerzhaft aufjaulen wenn ihm mal wieder die Rollenkurbel auf die Finger pruegelte. Irgendwann ging der Fisch verloren, leider. Ich haette es Demario so gegoennt. Aber er hatte mal gefuehlt wie sich ein richtiger Fisch anfuehlt und er war nun heiss auf den naechsten Drill! Nach diesem Biss war der Spuk aber auf einmal vorbei. Kein Biss mehr. Auch bei Graham tat sich nichts mehr. War der Lachsschwarm einfach weitergezogen und weg oder hielten die Lachse nun ploetzlich ihr Maul geschlossen? Keine Ahnung. Lachse sind eben unergruendliche Geschoepfe.
Als wir nun so die letzten Minuten des Tageslichtes vor den Klippen der Hafeneinfahrt entlangtuckerten, machte uns Demario auf etwas aufmerksam. Ein weiteres Boot schaukelte dicht vor dem Ufer an den Klippen und es schienen ein Mann und eine Frau darauf zu pilken. Der Mann stand mit einer total gebogenen Rute auf der einen Seite. Demario meinte er haette gerade einen kraeftigen Anschlag gesetzt und seit dem war die Rute krumm – und ich meine richtig krumm! Jerrod meinte vielleicht ein Haenger? Offensichtlich pilkten die beiden dort auf Lingcod oder Felsenbarsch. Aber so viel Widerstand? Jerrod fuhr etwas dichter ran. Wir sahen die Rute kraeftig wippen. Das war Fisch und kein Haenger! Ein grosser Chinook? Wir schleppten 10 oder 15 Minuten weiter in der Gegend und behielten das Boot im Auge. Es schien jetzt als ob die beiden einen Landungsversuch auf der anderen Bootsseite unternahmen aber wir sahen die Frau den Kescher wieder wegstecken und den Mann wild herumfuchteln.” Da muss wohl was schief gegangen sein”, dachten wir laut. Was das wohl war? Aber der Fisch war wohl noch dran denn der Mann ging wieder in Drillstellung. Etwas spaeter sahen wir wieder Aktivitaeten auf der anderen Bootsseite und diesmal hoerte man laute Freudenschreie.
Wir packten gerade unser Geraet ein und so fuhr Jerrod am anderen Boot dicht vorbei. Ich rief fragend herueber und der Mann hievte strahlend einen grossen Butt hoch. Fantastisch! Und nur an einem kleinen Pilker im flachen Klippenwasser. Wer haette das gedacht? Spaeter bekam Jerrod ein Foto zugesendet – er kennt den Lodgemanager wo das erfolgreiche Angelpaerchen uebernachtete. Ungefaehr 60 Pfund. Petri Heil!
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11.6. 2022; Bamfield – Tag 2
Auch wenn der erste Abend nicht gar zu lang wurde denn wir waren alle ziemlich erschoepft, kamen einige von uns nichts so zeitig wie geplant aus der Koje. Jerrod, der von seiner Arbeit fruehes Aufstehen gewohnt war, gab irgendwann um 6:00 Uhr auf und fuhr mit Demario alleine raus. Die Japopy war nicht vor 7:30 Uhr einsatzfaehig. So waren wir heute morgen zu viert auf der Jalopy waehrend das andere Boot nur 2 Angler hatte. Max schien aber nicht allzu grosse Ambitionen zum Morgenangeln zu haben und verschwand sofort in der Bootskoje. So bedienten Ricardo und ich die beiden Schleppruten auf der Jalopy.
Jerrod fischte wie schon am Tag zuvor nur um die Ecke herum. Carl hatte einen Tipp zu den aeusseren Schaeren erhalten. Und dort dampften wir nun hin. Je weiter wir dem offenen Meer entgegen kamen, desto rauer wurde es. Die Passage die Carl im Auge hatte stellte sich als unbefischbar bei diesem Wind raus – dort herrschten Bedingungen wie in einer Waschmaschine. So drehte Carl ab und fuhr uns in den Windschatten der ersten Inselgruppe. Es war zwar auch hier nicht ruhig aber fischbar; besonders als wir mit den Wellen schleppten. Ricardo hatte einen Squidkoeder und ich einen kleinen Blinker. Es war hier nur so 20-30m tief. Da ruckte das erste Mal Ricardo’s Rute los. Er brachte einen Shaker zum Boot und hakte ihn ab. Wir schauten uns nach Max um – normalerweise wechselt man sich beim Schleppangeln ab – aber dem ging es nicht so toll und er winkte ab. So setzte Ricardo seine Rute wieder ein. Keine 5 Minuten spaeter riss es einmal hart an seiner Rute und sie schnappte sofort zurueck – der Downriggerclip hatte direkt ausgeloest. Das musste was Besseres sein!
Er hatte sofort ein ordentliches Gegengewicht und verlor gleich ein paar Meter Schnur. Dann kam der Fisch auf das Boot zu geschossen und Ricardo legte sich in die Kurbel. Gut abgefangen. Dann zog er wieder erbarmungslos ab – ich holte jetzt meine Rute ein um keinen Schnursalat bei der Landung zu riskieren. Aber soweit waren wir noch nicht. Man sah die Rutenspitze wild rucken – das war ein Zeichen fuer heftiges Kopfschuetteln unter Wasser und fuehrt oft zum Fischverlust – ich dachte es gerade und mit einem Fluch begleitet kurbelte Ricardo ploetzlich wie ein Verrueckter - aber der Widerstand war weg. Mist! Wie schon meiner gestern!
Max hing mit dem Gesicht ueber der Reling und war zum Auswurf bereit. Der Arme! Carl schleppte uns weiter hinter die Inseln in ruhigere Gefilde. Eine Runde zur Bisstelle zurueck traute er sich nicht im Anbetracht Max’s Zustandes. Ricardo und ich fingen noch eine Handvoll kleiner Chinooks die wieder schwimmen durften. Dann loeste meine Rute ploetzlich aus und ich war sofort dabei. “Jawoll! Das ist was Groesseres!”, meinte ich. Carl drehte den Motor etwas zurueck als er wahrnahm wie der Fisch abzog. Da steckte Anschub dahinter, alle Achtung. Als der Moment kam, wo der Fisch stoppte, gab ich Gas um die Spannung zu halten, aber es gab einen Ruck und ich fuehlte nichts mehr. Die Wut kroch in mir hoch. Schon der 3. Grosslachs, den wir verloren – 2 bei mir alleine! Was sind den das fuer Sch…fische!
Carl lachte vor sich hin, Ricardo verstand mich und schuettelte auch nur den Kopf. Ich ueberliess meinen Platz Carl und steuerte das Boot eine Weile um abzukuehlen – eigentlich um mich im Boot etwas aufzuwaermen. Ich drehte diesmal eine grosse Schleife um die Bisstelle aber es passierte nichts mehr. Max hatte sich zwar nicht uebergeben, bettelte aber am Hause abgesetzt zu werden. So packten wir erstmal ein und fuhren zurueck nach Bamfield. Jerrod hatte 2 kleinere Chinooks so zwischen 6 und 8 Pfund behalten und wir sahen ihm gerade noch zu wie er den 2. einsackte. Er kam dann auch mit zum Haus – kurze Mittagspause.
Kurze Zeit spaeter liefen Jerrod, Ricardo und ich wieder aus zum weiteren Lachsangeln. Carl hatte den Juengeren ein bisschen Pilken versprochen – immer die interessantere Angelmethode fuer Jungangler. Wir schleppten die Kueste um die Ecke den ganzen Nachmittag hoch und runter und hatten nur ein paar Shaker fuer die ganze Muehe. Auch die Guides, den wir begegneten, hatten nichts oder fast nichts an Bord. Graham, der andere Victorianer hatte wohl mehr Glueck heute beim Lingcod pilken. Vielleicht waere das die bessere Variante gewesen!? Jedenfalls schien auf der Jalopy mehr los zu sein. Die fingen jede Menge Grundfisch und Max sogar einen 8 pfuendigen Chinook auf Pilker. Als wir zurueck waren, stand er stolz am Schlachtisch und filetierte den Lachs sehr fein unter der Anleitung seines Vaters. Schau mal einer an, dass interessiert ihn mehr als das Angeln selber!
Nach dem Abendbrot putzte Jerrod sein Boot und Demario half ihm dabei. Ich schaute mal mit einem Bier vorbei und Jerrod zeigte ploetzlich zur Kanadaflagge vor dem Nachbarhaus – fast windstill. Er meinte es waere eine Schande so einen Abend an Land zu verbringen – es blieb ja noch bis 21:30 Uhr hell. Ich sagte ich waere bereit und schwupps sprang ich an Bord und wir legten ab ohne den Anderen Bescheid zu sagen. Ups…
Wieder nur um die Ecke herum; dort schleppten vielleicht noch 4 andere Boote inclusive Graham. Er hatte auch noch keinen ordentlichen Lachs heute gefangen. Demario war nun schon ein Experte am Geraet und so musste Jerrod nur steuern. Er fuhr die 40m Kontour entlang und wir fischten beide weisse Squids am Grund. Dann versuchte Demario mal um die 35 m und bekam sofort einen Biss. Kein Winzling aber auch kein Riese. Unter 10 Pfund aber Demario war richtig stolz darauf. Kaum hatte er seinen Koeder wieder bei 35m Tiefe platziert, wieder ein Biss. Der schien vielleicht noch eine Ecke groesser aber Demario verlor ihn. Waehrend er sein Geraet neu einsetzte, holte ich meinen Koeder auf 33m hoch. Ich setzte mich gerade hin als Demario und Jerrod gleichzeitig aufriefen und herumfuchtelten. Ich drehte mich um und sah meine Rute ausloesen und dann auf Tauchstation zu gehen. Oha, ein Guter!
Als ich die Rute in der Hand hielt, hieb ich nochmal kraeftig an und das wurde gleich mit einem rasenden Zug quittiert. Die Rolle sang nur so. “Bitte, bitte… bleib’ dran dieses Mal!” dachte ich nur. Ich war richtig nervoes, als gelte es ein Preisderby zu gewinnen. Der Lachs nahm eine Menge Schnur – aber das war gut so, so tobte er sich in der Ferne und Tiefe aus; es waren keine stoerende Boote in der Naehe, wir waren nicht direkt am Ufer und hatten alle Zeit der Welt. Wenn nur der Haken festhing! Nach 2 langen Fluchten gewann ich nun langsam Schnur zurueck. 20m hinter dem Boot begann der Fisch zu bocken und den Kopf zu schuetteln. “Nein, nicht das!” Graham sah unseren Kampf und kam vorbei um uns anzufeuern und ein paar Fotos zu schiessen. Ich setzte jetzt alles auf eine Karte und zog den Fisch hart ans Boot. Jerrod war mit dem Kescher bereit aber nochmal buechste der Fisch aus und schwamm halb unter das Boot und auf der anderen Seite wieder heraus. Ich fuehrte die Schnur hinten um die Motoren herum und zog den Fisch auf anderen Bootsseite wieder zur Oberflaeche. Jerrod langte zu und sackte ihn ein. Ein dreistimmiger Siegesruf erhallte und Graham und seine Crew jaulten zurueck. Feiner Fisch. Knapp 20 Pfund schaetzten wir. Endlich! Es ging also doch! Der Haken sass ganz knapp im Maulrand. Die Kerle frassen einfach nicht richtig!
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Cont....10.6. 2022; Bamfield – Tag 1
Ein Boot neben uns bekam auch einen Biss an dieser Stellen und so fokusierten wir unsere Bemuehungen die naechsten 1-2 Stunden an diesem Kuestenanbschnitt. Ich wechselte inzwischen auch zu einem Squidimitat und fing ein paar Kleinlachse. Demario hatte auch ein paar Shaker am Band. Es fehlte an Qualitaet. Nach einer Weile wechselte ich wieder zum Blinker zurueck und liess zum Grund. Ich hatte gerade den Hebel am Downrigger losgelassen als die Rute herumruckelte und dann gleich ausloeste – das koennte etwas Besseres sein. Ich nahm die Rute auf, kurbelte auf Spannung und hieb an. Jawoll, da war Gewicht am anderen Ende. Ich erwartete jetzt eine lange Flucht, aber die kam nicht. Der Fisch sass einfach stur und schwer in der Tiefe und ich zog ihn langsam mit der reduzierten Schleppgeschwindigkeit. Vielleicht ein Butt? Grundnah genug angelten wir ja. Ich began zu pumpen und der Widersacher kam langsam aber sicher heran.
Wir starrten gebannt ins Wasser um den ersten Blick zuf den Fisch zu erhaschen. Bis auf ein paar widerwillige Kopfstoesse hatte ich nichts gemerkt. Nur schwer. Da, ein silberner Umriss tauchte 3-4m unter dem Boot auf – es war ein Lachs aber er verhielt sich sehr merkwuerdig. Er hatte wohl noch gar nicht gemerkt, dass er gehakt war. Und jetzt war er ganz guen und frisch an kurzer Leine am Boot; nicht ideal! Ich zog ihn hoch. Ich konnte den Blinker gar nicht sehen – er musste ihn voll inhaliert haben. Jerrod wartete mit dem Kescher aber hatte nun ploetzlich Angst wegen des noch heruashaengenden Downriggers und fummelte daran herum um ihn aus dem Weg zu rotieren. Das war aber der Moment wo er den Fisch haette keschern sollen – der Lachs stand ein oder zwei Sekunden still unter der Oberflaeche neben dem Boot. Als Jerrod dann endlich hinlangte, ging der Lachs schon wieder auf Tauchstation und jetzt richtig! Jetzt wurde er wach und tobte gerade hinunter und dann unter dem Boot durch. Ich steckte die Rute tief ins Wasser und fuehrte die Schnur hinter den Aussenbordern vorbei.
Dann hatte ich ihn augenblicklich wieder in Oberflaechennaehe aber auf der anderen Seite und bis Jerrod mit dem Kescher da ankam, war der Fisch wieder unter und gleich auch hinter dem Boot. Er schlug Schaum und waelzte sich, sprang halb und sausste dann wieder tief runter so das meine Rolle nur so kreischte. Wow, was fuer eine Kraft! Und dann ein haesslicher Ruck und der Widerstand war weg. Sch….! Wir schauten uns alle enttaeuscht an. Als ich einholte, sahen wir das der Blinker weg war. Weil der Fisch den Blinker so tief geschluckt hatte, rieb sich das Vorfach an den scharfen Zaehnen durch. Sehr aergerlich. Der hatte mindestens 15 Pfund gehabt, meinten Jerrod und ich eintraechtlich. Wir angelten noch eine Weile weiter und fingen noch ein paar kleinere. Jerrod haette fast noch einen etwa 7 Pfuender mitgenommen aber dann doch Gnade walten lassen. Da musste doch noch was Groesseres kommen.
Nun ja, es kam – aber in der Form groesserer Wellen. Als die Ebbe entgegen des Westwindes stroemte, bauten sich die Wellen im Sound auf. Es wurde richtig ungemuetlich und Demario wurde seekrank. Armer Kerl, dachte ich, ich weiss wie miserabel sich das anfuehlt. Wir brachen danach ab. Als wir gerade losfuhren, ueberhoerten wir einen Funkspruch von 2 Booten die gerade eine Baerenmutter mit Baby am Strand beobachteten. Ich fragte Demario ob er sich das gerne mal ansehen wollte und er war begeistert und vergass sogar seinen Zustand fuer einen Moment. Bald machten wir aus welcher Strand gemeint war und Jerrod fuhr uns dicht unter Land. Da waren die beiden Teddybaeren; Mutter wuehlte nach Futter suchend unter Steinen und Baumstaemmen am Kiesstrand waehrend das kleine Fellknaeuel ueberall herumtollte. Es konnte nur ein paar Wochen alt sein. Wir schauten den beiden eine ganze Weile zu und Mamabaer aeugte hin und wieder mal warnend herueber. Carl brachte die Jalopy auch noch hierher um Max das Duo zu zeigen. Aber dann liessen wir die beiden in Ruhe und fuhren zum Haus zurueck. Als wir an den Bamfield Haeusern vorbeischipperten, zeigte Demario ploetzlich auf: am Ufer zwischen den Haeusern tummelte sich ein grosser Schwarzbaer am Ufer entlang. Bestimmt der Papa der kleinen Familie. Mitten im Ort! Also ja kein Essen oder Muell draussen lassen!
Jerrod war der Einzige der was zu filetieren hatte. Die Jalopy Crew hatte auch nichts ueber 5 oder 6 Pfund gefangen und alles wieder freigelassen. Hm, das wuerde wohl schwieriger als gedacht. Wir waren uns auch einig, dass wir eine Menge Fehlbisse verbucht hatten und einige Fische von aussen gehakt waren. Ein Zeichen, dass die Lachse nicht richtig bissen und nur mit den Koedern spielten.
Abends liefen wir den Bordwalk die 10 Minuten bis zum Government Dock und versuchten Squids zu pilken. Wir hatten uns dafuer extra die Squidpilker in Glow-Farben gekauft. Angeblich waren in der vergangenen Woche eine Menge Squids direkt im Hafen und man konnte sie unter den Docklaternen im Dunkeln gut fangen. Frische, selbstgefangen Kalamari – das waere doch mal was! Leider schien kein Squid mehr im Hafenfjord zu sein – Graham und seine Crew versuchten es vom Boot aus und bekamen auch nichts. Schade. Dann war Abendbrotzeit!
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10.6. 2022; Bamfield – Tag 1
Letztes Wochenende war nun also die erste Angeltour in 2022. Dabei war diese Tour nach Bamfield im Barkley Sound, an der Westkueste Vancouver Islands, gar nicht langfristig geplant gewesen wie sonst alle unsere Angeltouren. Jerrod, unser alter Angelfreund, der jetzt 2h noerdlich von Victoria wohnt, hatte neue Freunde gemacht und einer davon besass ein Wasserfronthaus mitten im Angelmekka Bamfield. Einst ueber AirBnB zu vermieten, gab es jetzt diese Unterkunft nur noch fuer Freunde und Familie; und Jerrod bekam es fuer letztes Wochenende. So lud er, Carl und seinen Sohn Max und mich mit Ricardo, zu sich selber und seinem Sohn Demario ein. 3 Papas mit ihren 3 Soehnen! Max war 12 und hatte eigentlich mit Angeln nichts am Hut. Aber Carl wollte es mal wieder versuchen und vielleicht sprang ja ein Funke ueber! Demario war 14 und interessiert am Angeln, aber anfaellig fuer Seekrankheit. Von einem gewissen Grad an Autismus betroffen, fielen ihm auch viele Dinge nicht so einfach wie anderen Jugendlichen in seinem Alter. Aber er ist ein total lieber Kerl der begeisterungsfaehig ist und auf den man sich voll verlassen kann.
Mein Boot war noch in der Werkstatt zur Durchsicht und so mussten wir fuer uns 6 Carls klapprige Jalopy neben Jerrods fein modifiziertem Boot mitnehmen. Jerrod hatte seinem 30 Jahre alten 6m Malibu Kajuetboot den anfaelligen Inbordmotor entnommen, einen Schwimmpod hinten anfertigen lassen und 2 nagelneue Suzukis drangehaengt. Was fuer ein Unterschied in Bezug auf Platz im Boot, Power und Verlaesslichkeit! Wir trafen uns Freitag frueh morgens in Nanaimo am Highway und fuhren dann zusammen unsere beiden vollgepackten Gespanne nach Port Alberni. Von dort ging es dann nur noch zu Wasser weiter – 1h Bootsfahrt, den Port Alberni Fjord hinaus zum Barkley Sound, an dessen Suedufer das kleine Angelnest Bamfield liegt. Nur ueber eine rauhe Schotterpist oder per Boot oder Wasserflugzeug zu erreichen, hat sich ein besonderer Charm in Bamfield erhalten; einer der sich sehr von dem der von Touristenmassen durchstroemten noerdlicheren Orten wie Tofino unterscheidet. In Bamfield ist alles auf’s Angeln ausgelegt.
Unsere Unterkunft war ein tolles Westkuesten-Stilhaus aus den 40ger oder 50ger Jahren, teils noch orginal, teils modernisiert. Mit eigenem Dock fuer 4-5 Boote, direkt am Boardwalk der das “Downtown-Ufer” in Bamfield miteinander vernetzt und verbindet. Das Haus war mit Eismaschine, Tiefkuehltruhe, grossem Schlachttisch am Dock und einem Vakuumverpacker perfekt fuer Angler ausgestattet. 3 Schlafzimmer mit 6 – notfalls bis 9 Betten, grosses Wohnzimmer und voll ausgestattete Kueche und Bad. Dazu eine tolle Rundumveranda mit Blick auf den Hafenfjord und Grill. Feine Sache, das wird nicht das letzte Mal unser Ferienheim sein!
Einmal angekommen, packten wir nur schnell unsere Sachen ins Haus und teilten uns dann zum Fischen auf die beiden Boote auf. Ich liess Ricardo bei Carl und Max und ging selber zu Jerrod und Demario auf’s Boot. Wir wollten Lachse jagen. Jerrod hatte schon seine Guide-Kumpels nach Informationen ausgequetscht und die Instruktionen waren: “nur um die Ecke herum, dicht am Grund, Squidimitate oder schlanke, kleine Blinker”. Graham, ein weiterer Victorianer, der mit Sohn und Freund zufaellig auch in Bamfield zum Angeln hier war, versuchte auf dem offenen Pazifik zu den ersten Offshorebaenken zu kommen – ueber Funk liess er uns wissen, dass das keinen Zweck hatte heute – hohe Duenung und Windwellen obendrauf; einfach zu rauh fuer Kleinboote. Nun gut, Benzinsparen ist auch keine schlechte Idee dieser Tage!
So fuhren wir nur 5 Minuten aus dem Bamfield Hafenfjord hinaus und schleppten fortan das linke Suedufer entlang. Jerrod montierte ein Plastiksquid mit Flasher, ich versuchte es mit einem schlanken 7cm Blinker. Jerrod hielt uns an der 40m Tiefenlinie und wir fischten praktisch am Grund. Es dauerte nicht lange und Jerrod hatte den ersten Anfasser. Ein kleiner Chinook um die 5 Pfund. Eigentlich hatten wir auf Grosslachs gehofft und so wollten wir unser Entnahmelimit nicht mit Kleinlachs belegen – so blieb diese Groessenklasse gleich im Wasser. Wir hatten nun regelmaessig, so alle 10 Minuten so einen kleineren Chinook oder die noch kleinere Shakergruppe am Haken. Es waren auch eine Menge Guideboote um uns herum weil es auch ihnen unmoeglich war heute offshore zu fischen. Wir sahen die Guides Chinooks weit unter 10 Pfund keschern. Das sagte uns, dass wohl nicht viel Groesseres zu haben war.
Jerrod hatte wohl den besseren Koeder gewaehlt, denn er hatte 3 Mal mehr Bisse als ich. Bald hatte er einen ziemlich sportlichen Fisch am Band und vielleicht wurde das unser erster Keeper. Ich raeumte gleich meine Rute ein und beide Downrigger, Demario steuerte inzwischen das Boot. Der Fisch schien schwer zu sein, kaempfte aber nicht wirklich, nahm kaum Schnur. Komisch. Als der Fisch dann das erste Mal paar Meter hinter dem Boot auftauchte, waren wir erst etwas enttaeuscht, aber wussten bald was los war; er hatte einen der zwei Einzelhaken am Kiemendeckel haengen und kam daher mit einem bloeden Winkel heran. Der Fisch drehte grosse Piroutten neben und hinter dem Boot – es dauerte einige Minuten bis wir den Fisch endlich im Boot hatten. Ein etwa 10 Pfuender, der ging mit!
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4.6. 2022; Sooke
Meine Mutter war zu Besuch aus Deutschland hier und wollte auch mal eine Boetchenfahrt mitmachen. Dafuer musste allerdings das Wasser glatt sein und die Angelei etwas angepasst werden. Aber ein paar Stuendchen sind es dann doch geworden am vorherigen Samstag. Wir starteted am spaeteren Morgen in Sunny Shores und setzten gleich noch die Krabbenfalle aus und fuhren dann bei kuehlem aber windlosem Wetter bis zum Otter Point. Der Motor freute sich auch mal wieder summen zu koennen. Ein paar andere Boote waren schon unterwegs aber der verregnete, windige und kuehle Fruehling dieses Jahr hat viele Angler noch abgehalten. Auch die komplizierten Fischereiregeln wieder dieses Jahr haben einige Angler abgetoernt.
Ich setzte eine Blinker- und eine Squidkoederrute an den Downriggern ein und dann schipperten wir gemuetlich die Kueste gegen West. Das Meer war total ruhig und wir hatten sogar das Glueck das die Sonne hier und da mal durchkam. Das Angeln begann aber aeusserst zaehe. Ich glaube es dauerte fast 2 Stunden bis wir vor dem Muir Creek den ersten Anfasser hatten. Der hatte es aber in sich. Ich hatte Mutter erklaert, wie sich ein Biss bemerkbar macht und ploetzlich warnte sie mich und fuchtelte Richtung der Steuerbordrute. Ich drehte mich um und sah die Rute gerade noch ausloesen und dann schwer nach unten wippen. Aha, das war nichts Kleines! Ich sprang hin und hieb an. Etwas Schweres blieb haengen. Und ging dann langsam aber stetig auf Distanz. Ich konnte nichts weiter machen als die Rolle abbremsen und den Motor etwas herunterdrehen. Mutter war auch ganz aufgeregt und fragte ob sie irgendwas machen sollte. “Nee, bleib ruhig, hab’ alles unter Kontrolle”, entgegnete ich. Es war nur ein anderes Boot in der ungefaehren Naehe und daher hatte ich allen Raum der Welt fuer den Drill. Als der Fisch mal stehenblieb, fuehlte ich schwere Kopfstoesse. Das war ein Brocken! Oder ich war es nicht mehr gewoehnt wie sich ein Grosslachs anfuehlt. Jetzt ging er wieder ab…. und ploetzlich war der Kontakt weg! Arrrrrggg, das war aber aergerlich! Mutter war auch enttaeuscht. Wenigstens gesehen haetten wir ihn mal gerne.
Nun ja, vielleicht fing ja eine Beisszeit an. Ich drehte grosse Kreise um die Bissstelle. Nach 20 Minuten ruckte die Blinkerrute los und ich hatte sie gleich in der Hand. Anschlag sass; der fuehlte sich etwas kleiner an, aber wir waren dennoch freudig gespannt. Ich brachte ihn stetig Richtung Boot und bald musste er an der Oberflaeche auftauchen – ein Ruck und die Rute wurde schlaff. Waaaas? Das gibt’s doch nicht! Mutter schuettelte nur den Kopf – vielleicht war ihr Sohn ja doch nicht so ein toller Angler wie er immer vorgibt? Jetzt ging es aber um die Ehre! Ich schaerfte den Haken und liess den Blinker wieder zu selben Tiefe. Der naechste Biss kam 10 Minuten spaeter und diesmal musste es klappen! Der Lachs kam sofort zur Oberflaeche geschossen und sprang trotz des Flashers einen Meter aus dem Wasser. Wow! Er war nicht gross aber brauchbar. Und ich wollte meiner Mutter doch gerne einen Lachs mit ins Rueckreisegepaeck mitgeben. Der Fisch wollte es uns aber nicht leicht machen und kam jezt auf das Boot zugeschossen. Ich kurbelte wie ein Berserker und drehte den Motor etwas auf um aufzuschliessen. Trotzdem wurde die Schnur kurz schlapp und es fuehlte sich an als ob ich auch diesen Lachs verloren haette. Ich wollte gerade losfluchen und aufhoeren zu kurbeln als der Widerstand ploetzlich wieder da war. Schwein gehabt! Jetzt sausste er hierhin und dahin und machte allerlei Manoever um das Boot herum. Ich hiess Mutter den Kescher nehmen und den Fisch einsacken wenn ich ihn dicht am Boot hatte. Der Downrigger mit Clips und Oesen war aber noch draussen und als sie mit dem Kescher zulangen wollte, blieb das Netz an einem Downriggerclip haengen. Der Fisch floh unter das Boot und Mutter versuchte eifrig das Netz freizukriegen.
Was nun? Ich griff nach dem Gaff und war entschlossen den Lachs beim naechsten Landungsversuch zu gaffen. Aber da hatte Mutter den Kescher wieder startklar und ich konnte ihn ueber den Buegel schliddern. Geschafft! Na also! Wir klatschen uns ab und freuten uns ueber die schoene Beute. Auch wenn der Fisch nur so knapp 7 Pfund war – den hatten wir uns verdient!
Aber vielleicht kam ja noch mehr? Nur noch zum Angucken – viel mehr Platz war nicht im Reisegepaeck. Und tatsaechlich packte noch ein Lachs am Blinker zu und der schien wieder einen Nummer groesser zu sein, aber bevor wir uns auch nur grossartig darueber freuen konnten, kam der Haken wieder los. Irgendwie bissen die Kerle heute nur spitz! Schade. Wir waren nun schon fast wieder zum Otter Point zurueck und ich liess den Blinker nochmal bis zum sandigen Grund. Kurz darauf machte sich ein leichtes Rueckeln an der Rutespitze bemerkbar. Ich schlug einfach mal an und etwas blieb haengen, es fuehlte sich nicht gross an und so drueckte ich Mutter die Rute in die Hand. Sie war ganz verbluefft aber kurbelte dann eifrig den Fisch heran. Ich dachte an einen kleinen Shaker Lachs aber zu meinem Erstaunen hing ein kleiner Dorsch (Pacific Cod) dran. Zu klein zum Mitnehmen aber Mutter hatte einen Fisch gefangen und auch noch einen den sie gut von zu Hause her kennt!
Wir stellten dann bald das Trolling ein und ich wollte noch ein bisschen Grundfisch jagen. Vielleicht eine Scholle? Ich suchte nach einem sandigen Uferstreifen aber fand nur kiesige Straende. Mein Buttloeffel holperte ueber den griffigen Untergrund und ich hatte kein so gutes Gefuehl dabei. Ploetzlich wurde es aber schwer und irgendetwas musste am Haken haengen – kaempfte aber nicht. Kraut? Nee, eine richtig grosse Krabbe! Wow! Das gibt’s auch nicht haeufig am Haken. Ich wollte sie schnell ins Boot wuppen aber leider hing sie nicht am Haken sondern hatte sich nur festgekrallt. Sie liess augenblicklich los und taumelte in die Tiefe bevor ich irgendetwas machen konnte. Schade! Wenn mal bloss die Falle nicht leer blieb – wir hofften fest auf Krabbendinner heute!
Um Secretary Island herum pilkte ich noch etwas und ein paar Greenlings und ein paar kleine Felsenbarsche und ein Baby-Ling kamen kurz hoch. Einen der groesseren Greenlinge nahmen wir noch mit. Dann war es Zeit fuer die Heimfahrt. Gespannt zogen wir noch die Krabbenfalle ein – jawoll, da war eine ganze Ladung drin. Wir nahmen die 3 groessten und maennlichen und liessen den Rest wieder frei. Dinner war gerettet. Es war ein schoener Ausflug mit meiner Mutter. Eine sehr seltene Gelegenheit mit ihr Zeit auf einem Boot zu verbringen. Und die Beute konnte sich doch sehen lassen. An meiner Bissverwertungsquote muss ich aber noch arbeiten!
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24.4. 2022; Victoria
Ihr dachtet bestimmt schon ich haette mein Boot verkauft und haette auf Golfspielen umgesattelt!? Nichts da! Es kamen einfach etliche Faktoren zusammen die mich wochenlang vom Wasser weggehalten haben. Zuallererst war es so ziemlich jedes Wochenende windig, wenn nicht gar stuermisch. Ausserdem unterliegen wir dieses Fruehjahr wieder heftigen Fischereiregeln welche z.B. bis in den Sommer fast ueberall die Chinookentnahme verbieten. Da ist der Reiz auch bei ungemuetlichem Wetter auf Lachs rauszufahren ziemlich gering. Und letztendlich war ich an den Wochenenden sportlich viel unterwegs – man muss ja auch was fuer die alternden Knochen tun!
Gestern fielen aber endlich mal eine gute Heilbuttgezeit mit windarmen Wetter zusammen und so musste ich meinen Angelfreund Dave auch nur vage antexten und er war sofort bereit. Samstag verbrachte ich damit das Boot zu entpollen und startklar zu machen. Das lange Herumsitzen ist nicht gut fuer ein Boot. Die geeignete Gezeit war von 7:00 bis Mittag und so holte ich Dave schon kurz nach 6 auf halber Strecke zur Marina ab. 6:30 liessen wir das Boot an der Pedder Bay Marina ein – und wir waren nicht alleine! Heute wuerde es wohl voll werden an den guten Stellen – wir waren nicht die Einzigen die wochenlang auf eine Windpause gewartet haben!
Es war schoen mal wieder ueber das Wasser zu gleiten. Aber der Fahrtwind war saukalt und es lag ein Nebel ueber dem Meer der den Sonnenaufgang versteckte. Nach 15 Minuten kamen wir in meinem Heilbuttrevier, dem Mudhole an. Es lagen im weiten Umkreis bestimmt schon 7 oder 8 Boote vor Anker, aber gluecklicherweise weit genug abseits, so dass ich an meiner Vorzugsstelle ohne Bedenken den Anker werfen konnte. 10 Minuten spaeter hingen wir fest und machten 2 Ruten klar. Dave montierte einen ganzen Hering, ich ein paar Lachsfetzen. Runter ging’s damit. Dann machten wir es uns bequehm und genossen wie bald die Sonne durch den Nebel brannte und tolle Lichteffekte hervorbrachte. Bald kamen die Olympic-Berge zum Vorschein und es wurde ein praechtiger, sonniger Fruehlingstag. Wir hatten eine Menge zu bequatschen und so machte es uns nicht viel aus, dass bisher an den Ruten gar nichts passierte. Sollte etwa der alte Duftsack nicht mehr genug Aroma ausstroemen? Der war schon etwas aelter – vom Herbst noch.
Da ruckte es zweimal kraeftig an meiner Rute und ich sprang schnell hin. Ich stand mit der einen Hand an der Rute im Staender und mit der anderen Hand am Kurbelknauf. Die Rutenspitze war leicht krummgezogen stehengeblieben – sie pumpte nicht mehr rythmisch wie Dave’s Rutenspitze. Da war was dran, wollte aber nicht abziehen! So kurbelte ich los und die Rute zog sich krumm. Jawoll, irgendwas blieb haengen. Ich schnappte mir die Rute aus dem Halter und pumpte los. Ja, jetzt kam auch etwas Leben in die Rute – kraeftigen Gegenstoesse – ein kleiner Heili oder ein grosser Hai, meinte ich zu Dave. Als ich den Widersacher vielleicht 50m hoch hatte, kam wieder etwas Leben in die Rute und es zog ganz ordentlich. “Das ist bestimmt ein kleiner Heilbutt!”, sagte ich zu Dave. Er machte das Gaff klar und wir freuten uns schon auf den ersten Butt des Jahres. Dann tauchte es im Wasser auf – es war spindelig und lang – kein Butt, nur ein Meterhai, Dornhai. Enttaeuscht steckte Dave das Gaff wieder weg und ich enthakte den Betrueger. Schade! Neu bekoedert und zurueck damit zum Grund in 100m Tiefe.
Ich setzte mich gerade hin als Dave aufschrie, seine Thermokanne fallen liess und zu seiner Rute hinstuerzte. Die war buchstaeblich in halb gefaltet und die Rutenspitze im Wasser verschwunden. Wow, ein Hammerbiss! Ein Ripper! Bis Dave dort war, hatte der Fisch schon paar gute Meter von der hart eingestellten Rolle abgezogen. Der hatte wirklich Hunger! Dave fummelte die Bremse etwas lockerer und holte sich die Rute aus dem Halter – ein Anschlag war nicht mehr noetig, der hing!
Ich band ihm den Gimbal um und nun konnte Dave ordentlich drilllen. Der Fisch war am Anfang richtig sportlich und die harten Schlaege in der Rute identifizierten ihn eindeutig als Butt. Der musste doch ziemlich gross sein – Dave hatte ganz schoen zu tun die Stoesse abzufedern und einige Fluchten abzufangen. Dann wurde es ruhiger und es blieb nur ein gutes Gegengewicht. Als ich meine Rute und den Downrigger mit Duftsack eingeholt hatte, machte ich die Harpune klar, ueberpruefte nochmal alles daran und verfolgte dann die letzten Meter auf dem Echolot; 15m, 10m, 5m – da war ein Schatten im Wasser zu sehen – Butt, natuerlich. Ein schoener aber kein Riese. Als er an die Oberflaeche kam, stiess ich ihm die gezackte Harpunenspitze hinter den Kiemendeckel und drueckte die lose Spitze bis ganz durch. Dadurch kam sie auf der anderen Fischseite wieder heraus und legte sich quer als ich den Harpunenschaft wieder herauszog, und so hatten wir den Butt jetzt sicher an der Harpuunenleine die an der losen Spitze befestigt was.
Der Butt tobte jetzt neben dem Boot und verabreichte Dave eine Salzwasserdusche. Er hatte immer noch Energie. Nach dem Abschlagen und Abstechen vertaeute ich ihn mit einem Seil durch Maul und Kiemen am Boot aussen. Dort konnte er jetzt gut ausbluten und kuehl bleiben.
Wir sahen nun zu die Koeder schnell wieder ins Wasser zu kriegen. Oftmals kam ein Butt nicht alleine. Aber unsere Geduld sollte auf eine lange Probe gestellt werden. Nach 2,5h ruckte es ploetzlich einmal hart an meiner Rute – ich war gespannt wie ein Bogen und hatte die Hand an der Rolle – ich wartete und wartete – aber nichts passierte mehr. Ein Koedercheck bestaetigte einen Biss aber irgendwie hatte der Butt Lunte gerochen. Dabei blieb es leider. Kurz nach Mittag packten wir dennoch zufrieden ein. Es war ein schoener sonniger Tag gewesen, wir hatten die lange Zeit seit unserem letzten Treff aufgearbeitet und obendrein noch einen schoenen Butt gefangen. Auch wenn 3 Bisse in fast 6 Stunden wahrlich keinen hervorragenden Angeltag bedeuten. Hoffentlich bald mehr!
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Verrueckt, nicht? Der Vulkanausbruch war 9000 km von uns entfernt. Ich habe am selben Tag noch Bilder und Videos von anderen Teilen der Nordpazifikkueste gesehen: ein Video zeigte an der Muendung eines Fluesschens an der Westkueste von Vancouver Island wie eine ca. 50cm hohe Welle flussaufwaerts wanderte. Weiter unten in Kalifornien sind in einer Marina mehrere Boote am Dock gesunken, die falsch vertaeut waren, als die Welle kam.