Das Elektrofischen

  • Vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen :wink:


    Das Elektrofischen




    Unter Elektrofischen versteht man das Fischen mit Gleichstrom ( selten Impulsstrom). Wechselstrom wäre tödlich für die Fische also ist dieser ungeeignet und auch verboten. Die Anode ( Fangelektrode meist mit Kescher) bildet den Pluspol, die Kathode (Kupferlitze) bildet den Minuspol. Zwischen diesen beiden Polen bildet sich im Wasser ein Gleichstromfeld, dabei wird der Effekt ausgenutzt das die Fische auf den Pluspol (Fangelektrode) zuschwimmen und betäubt werden und so ohne Probleme gekeschert werden können. Es gibt stationäre, sowie tragbare E-Geräte zum Fischfang. Die meisten Geräte bestehen aus einem Verbrennungsmotor der mit einem Drehstromgenerator verbunden ist, mittlerweile sind auch Batteriebetriebene Fischfanggeräte im Handel die den Vorteil haben das sie bedeutend leichter und absolut geräuschlos sind, im Gegensatz zu den Geräten mit Verbrennungsmotor. Bei richtiger Handhabung und Einstellung der Geräte ist der Fischfang mit Strom die schonendste Methode die sich bietet Fische zu fangen.
    Tragbares E-Gerät mit Verbrennungsmotor


    Anode (Fangelektrode)


    Der Eisenring ist meist mit einem Fangnetz bespannt und an einem 2 - 3 Meter langen Kunststoffstab verbunden, an dessen Ende sich der Anschluss für das Stromkabel befindet.



    Die Kathode


    Als Minuspol befindet sich eine Metalllitze am Ende des Anschlusskabels. Auf dem Foto ist die Metalllitze aus Kupfer, sie wird hinter dem Gerät im Wasser nachgezogen.



    Da es sich um Starkstrom in Verbindung mit Wasser handelt, wir reden hier von bis zu 15000 Watt und 750 Volt Spannung, ist eine gesonderte Ausbildung notwendig um das Elektrofischen durchführen zu können.
    In der Regel reichen aber Geräte bis 3000 Watt Leistung und bis 600 Volt Spannung vollkommen aus.

    Auch muss natürlich beim Watfischen mit Strom Wasserdichte Schutzkleidung ( Wathose oder –Stiefel) und geprüfte Handschuhe mit Isoliereigenschaften getragen werden. Diese müssen jedes Mal vor Beginn des Elektrofischens unbedingt auf Dichtheit überprüft werden. Sind diese undicht besteht unter Umständen Lebensgefahr.
    Schutzhandschuhe zum Elektrofischen




    Auch Bedarf es einer Genehmigung der Kreisverwaltungsbehörde und des Eigentümers oder Pächter des Gewässers um das E-Fischen in einem Gewässer durchzuführen.


    Das Elektrofischen gibt uns die Möglichkeit Fische zu fangen
    - ohne sie zu verletzen (z.B. Laichfischfang)
    - unter schwierigen Umständen wie massiver Krautbewuchs, Bäume, usw.


    Die Aufgaben und Ziele der Elektrofischerei sind
    - Bestandsaufnahme (was für Fische und wie viele sind im Gewässer vorhanden)
    - Bestandsregulierung (z.B. Entnahme bei sehr hoher Bestandsdichte)
    - Entnahme von Fischen ( z.B. bei Aalvorkommen in Salmonidengewässer oder Entnahme von Fischen aus Aufzuchtgewässern, usw.)



    Allgemeine Anforderungen


    1.Der Elektrofischer (muss als solcher zugelassen und ausgewiesen sein) ist für den Betrieb und Vorbereitung (Unterweisung der Helfer und Überprüfung des Gerätes und Kabel) verantwortlich.


    2.Es muss mindestens ein unterwiesener Helfer ( unterwiesen in Gefahren, Schutzeinrichtungen, erste Hilfe) dem Elektrofischer zur Seite stehen.


    3. Beim Betreiben des Gerätes sind unbefugte Personen zu warnen und bei Bedarf aus dem Gefahrenbereich (vom verantwortlichen Elektrofischer festgelegter Bereich um die Elektroden) zu verweisen.


    4.Das Gerät darf nur in Betrieb genommen werden wenn ein gültiges Prüfzeugnis (Zulassungsschein, das Gerät muss alle 3 Jahre neu geprüft werden), Bedienschein (Ausweis über die abgelegte und bestandene Prüfung als Elektrofischer), staatlicher Fischereischein und der Berechtigungsschein ( Erlaubnis des Kreisverwaltungsreferat) vorhanden sind. Außerdem muss eine Zusatzversicherung abgeschlossen sein die das Elektrofischen beinhaltet.


    5. Es muss sich ein Totmannschalter am Gerät oder an der Fangelektrode befinden. Der Totmanschalter bewerkstelligt das der Strom nur bei gedrücktem Knopf der Strom fließt. In Gefahrensituationen ( wie z.B. Sturz ins Wasser, usw.) lässt man den Knopf am Totmannschalter los, und so ist der Stromfluss sofort unterbrochen.


    Die Fangelektrode darf nur vom ausgebildeten Elektrofischer selbst geführt werden.


    Das Elektrofischen dient zur Pflege und Hege eines Gewässers und nicht um dieses Fischleer zu machen



    Der Elektrofischer Kurs


    Hier möchte ich Euch anhand des Stundenplanes und meiner persönlichen Eindrücke noch schildern wie so ein Kurs abläuft.


    Da dieser Kurs jedes Jahr ( im Mai) nur einmal stattfindet und der einzige in Bayern ist, sollte man sich ziemlich bald (am besten noch vor Jahreswechsel) anmelden um einen Kursplatz zu erhalten. Austragungsort ist das Bayrische Institut für Fischerei in Starnberg/Oberbayern.
    Ein Schreiben vom eigenen Fischereiverein das ein neuer Elektrofischer im Verein benötigt wird hilft meist einen der begehrten Plätze zu sichern. Die Kosten von 175.- Euro einschließlich der Prüfungsgebühren werden in der Regel auch von den Vereinen bezahlt, da man sich ja meist dann ja auch verpflichtet dem Verein im Bedarfsfall zur Verfügung zu stehen.


    So nun aber zum Kursablauf, in Farbe stehen dann auch meine auch nicht immer ernst gemeinten Kommentare dabei.



    Montag


    Nach 80 Km Anfahrt pünktlich zum Kursbeginn um 10 Uhr am Institut angekommen. Der Seminarraum füllte sich zusehends und so waren bei der Begrüßung des Institutsleiters 62 Kursteilnehmer anwesend. Wie sich noch im Verlauf der Woche in Gesprächen untereinander rausstellte kamen die Teilnehmer aus sämtlichen Regionen Bayerns, sogar waren jeweils auch ein Teilnehmer aus Rheinland-Pfalz, Italien und Frankreich dabei. Auch quer durch sämtliche Berufe wie Polizist, Lastwagenfahrer, Lackierer, Architekt usw. führte die Teilnehmerliste.


    Der Stundenplan für Montag schaute dann folgendermaßen aus:
    Bis 12 Uhr Mittags Unfallverhütung dann eine Stunde Mittagspause
    13 – 14 Uhr Rechtliche Grundlagen und Genehmigungsverfahren
    14 – 15 Uhr Theorie im Fischtransport, danach kurze Kaffeepause
    15.30 – 17.30 praktische Übungen im Fischtransport


    So der erste Tag war vorbei, man kam sich wieder vor als würde man zur Schule gehen und der Unterrichtsplan für Dienstag verhieß nichts gutes :roll:


    Dienstag


    Von 8 – 10 Uhr Aufgaben und Ziele der Elektrofischer.
    Von 10 – 17.30 Uhr Elektrotechnische Grundlagen und VDE Bestimmungen zum Betrieb und Bedienung.


    Schon vorgewarnt am Montag vom trockenen Unterricht schockte uns dieser Tag. Die Unterrichtsunterlagen wurden immer mehr und wer außer Elektriker interessierte sich vorher noch für das Ohmsche Gesetz U= r * i oder U= p * i oder weiß noch jemand die Grundlagen der Elektrotechnik wie Abkürzungen und Formelzeichen von Spannung, Widerstand, Leitfähigkeit, usw. ? Ich wusste sie wie viele andere nicht mehr.
    Mein Gegenüber, ein netter Kerl aus Niederbayern von Beruf Lackierer sagte: Ich will wieder heim, wie soll man sich das alles nur merken :wallb:


    Aber eines muss ich sagen: Der Diplom-Ing. der diesen Unterricht machte erklärte vieles so gut das es so gut wie alle, mit einer Ausnahme wieder in den Griff bekamen, mein Kompliment und meine Hochachtung davor :!:


    Mittwoch


    Von 8 – 10 Uhr wieder rechtliche Grundlagen und Genehmigungsverfahren Teil 2
    Von 10 – 12 Uhr Elektrophysiologische Grundlagen, Leitfähigkeiten des Wassers


    So der größte Teil der Theorie war hinter uns Gott sei es gedankt
    Am Nachmittag wurden die Teilnehmer auf 4 Gruppen aufgeteilt wo praktische Übungen, Unterweisung der Helfer und verschiedene Geräte durch Hersteller gezeigt wurden.


    So die Theorie war eigentlich nun vorbei, Grausen vor der Theoretischen Prüfung war aber immer noch bei jeden vorhanden, da man ja nicht wusste was drankommen würde und wir unzählige bedruckte Seiten in unseren Unterrichtsmappen vor uns hatten.


    Zuhause angekommen schnappte ich mir das Telefon um meinen Vereinskollegen anzurufen der vor ca. 10 Jahren die Prüfung machte, um mich zu erkundigen wie es damals ablief. Der beruhigte mich dann ein wenig, in dem er sagte: so dramatisch ist das nicht, wenn man im Unterricht aufpasst bekommt man das schon hin. Na sauber, wird schon werden waren meine Gedanken bevor ich im Bett die Augen schloss.


    Donnerstag


    8 – 10 Uhr erste Hilfemaßnahmen bei Stromunfällen.


    Vor Unterrichtsbeginn dachte ich mir noch das werden 2 Stunden Langeweile pur wenn da ein Ausbilder vom Roten Kreuz seinen Vortrag hält. Falsch. Hab noch nie einen gesehen der so locker und sehr witzig diesen doch eher auch trockenen Stoff vortrug.


    Von 10 bis 12 Uhr praktische Fangtechnik.

    Nach der Mittagspause fuhren die 4 aufgeteilten Gruppen zur praktischen Ausbildung ans Gewässer.


    Das ganze bei über 30 Grad, wolkenlosen Himmel an einem mit zum Teil starken Strömung und Bauch hohem Fluss war zwar nicht unbedingt ein Zuckerschlecken aber sehr interessant und lustig.


    Danach ging unsere Gruppe zusammen in einen Biergarten und ließen uns eine Brotzeit und frische Getränke schmecken. Das hatten wir uns in dieser Woche schon lang verdient.


    Freitag


    Nun war er also da der Tag der Prüfung. Unser Kurs wurde in 2 Gruppen aufgeteilt, die erste Hälfte hatte zuerst Theoretische Prüfung, der zweite Teil ( wo auch ich vertreten war) praktische Prüfung. Da ich es so schnell wie möglich hinter mir bringen wollte, war ich einer der ersten, der an einer der 3 Prüfstellen bereitstand.
    Das Objekt der Begierde

    Mit doch einer gewissen Portion mulmigen Gefühls stand ich also nun vorm Prüfer und das Zenario der Prüfung das so ausschaute begann. Man musste dem Prüfer (der einen Helfer spielt) Unterweisen ( z.B. Gefahrenbereich abgrenzen, Unterweisen, Über Dichtigkeit der Schutzkleidung hinweisen und auch zum Anlegen der Schutzkleidung hinweisen und Auffordern). So nun steht man im Wasser und wenn man jetzt dem Prüfer das Zeichen gibt den Strom einzuschalten und man hat was vergessen, war die Woche Lehrgang umsonst.


    Vergessen hatte ich nichts und so war um kurz nach 8 die praktische Prüfung bestanden.


    Um 10 Uhr folgte dann für unsere Gruppe die theoretische Prüfung. Es waren 50 Punkte zu vergeben. Wer 43 Punkte oder mehr hatte sicher bestanden. Von 43 bis runter auf 30 Punkte musste in die mündliche Prüfung, unter 30 Punkte war man durchgefallen. Als die Prüfungsunterlagen vor einen lagen und man sie überflogen hatte, sah man sofort das man diese Prüfung eigentlich wenn man im Unterricht aufgepasst hatte bestehen kann. Die Zeitvorgabe war reichlich und jeder war eigentlich schon vor Ablauf dieser fertig. Nun begann die Auswertung, nach Ende dieser wurde dann die Liste der mündlichen Prüfung ( die mir erspart blieb) ausgehängt. Nach Ende der mündlichen Prüfung erfolgte dann die Ausgabe der Bedienschein und die Prüflinge wurden mit Glückwünschen nach Hause entlassen.

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