Meine Grundangelfibel

  • Kapitel I


    Vorwort


    Das Angeln auf Friedfische hat etwas Faszinierendes. Besonders wenn es sich dabei um die sogenannten Specimen-Exemplare handelt, also die Fische einer Art, die besonders groß und damit selten sind.


    Leben die kleineren Exemplare noch pelagisch im Freiwasser, oder an der Oberfläche in Schwärmen, so zieht es sie mit zunehmendem Alter und Größe in die Tiefe und auf den Grund, wo sie sich dann auch nur noch in kleineren Gruppen gleichgroße Fische versammeln und durch feste Reviere ziehen. Sie gezielt zu fangen ist eine durchaus machbare und lohnenswerte Aufgabe, die ich hier gerade den noch nicht so erfahrenen Friedfischspezis nahe bringen möchte.


    Für den Angler bedeutet das, er muss mit seinem Köder dorthin, wo sich die Objekte seiner Begierden aufhalten und er muss sie erst einmal finden. Das gelingt am besten mit den verschiedenen Grundangelmethoden, die ich hier vorstellen und beschreiben möchte.


    Warum denn dann nicht mit der Pose und den Köder trotzdem am Grund anbieten? Sicher ist das in einzelnen Fällen eine gute und sehr erfolgreiche Möglichkeit, aber sie hat eben auch ihre ganz klaren Nachteile.


    Meist fallen Posenmontagen komplizierter aus, als eine einfache Kombination aus Grundblei und Hakenvorfach. Sie reagieren auch deutlich empfindlicher auf Umwelteinflüsse, wie Wind und Strömung. Eine Posenspitze zu beobachten, wenn der Wind das Wasser kräuselt, oder der morgendliche Nebel sie verschluckt, ist kein wirkliches Vergnügen; es ermüdet gemein!


    Hier hat man mit der Grundangel alle Vorteile in der Hand. Die Schnur ist dort, wo sie hingehört, nämlich unter Wasser. Keine umständliche Einstellung von Pose, oder Stopper ist erforderlich und der Köder liegt sauber am Grund, keine Oberflächendrift zieht ihn unnatürlich auf dem Boden herum. Entscheidet man sich für die richtige Grundangelmontage, dann steht die Feinheit der Bissanzeige einer Pose in nichts nach. Meistens wird sie sogar noch besser ausfallen!


    Das sogenannte „Moderne Karpfenfischen“ werde ich aber an dieser Stelle nicht aufgreifen, da es so komplex und wert ist, gesondert abgehandelt zu werden. Trotzdem werden einige Erkenntnisse daraus auch bei den Methoden auf die anderen Mitglieder der Familie der Cypriniden Erwähnung finden.


    Packen wir es also an…
    Andal

  • Kapitel II


    Zielfische


    Eine der größten Fischfamilien in unseren heimischen Gewässern ist die der Cypriniden. Sie hier alle detailliert zu beschreiben, würde sicherlich den Rahmen sprengen, sowie die berühmten Eulen nach Athen transportieren und so möchte ich mich, in kompakter Form, nur mit der Zuordnung dieser Zielfische auf die am weitesten verbreiteten Geräte und Methoden beschränken. Ich bitte, das nicht als Regel, sondern als Anhaltspunkt zu sehen. Viele neue und abgewandelte Methoden entsprangen der Improvisationskunst findiger Angler, die aus Not, oder Trotz mit solchen unsinnigen Regeln brachen und neue Wege beschritten. So sollte bitte jeder Angler vorgehen und immer ein klein wenig experimentieren!

  • Die Schleie
    Man findet sie zwar auch bisweilen in mäßig strömenden Flüssen, oder dort, wo sich ruhige Bereiche bilden, aber sie ist doch ein typischer Fisch stehender Gewässer. Vorzugsweise sind das Seen und Teiche mit üppigem Pflanzenwuchs und klarsichtigem Wasser. Die Vergesellschaftung mit Karpfen mag sie gar nicht. Hier führt sie ein eher beschauliches, aber für den Angler berechenbares Dasein. Man könnte sie als einen sehr wertkonservativen Fisch bezeichnen, denn sie bevorzugt exakte Fresszeiten auf immer gleichen Routen, den sogenannten Schleienstraßen. Eigentlich sind das aber nur schmale Pfade, die meist ausgesprochen ufernah und mit reichlicher Pflanzendeckung verlaufen.
    Dementsprechend brauchen wir auch keine pickelharten Weitwurfruten, sondern zähe und parabolische Gerten. Die Schleie unternimmt auch keine rasanten weiträumigen Fluchten, sondern bohrt sich lieber gleich ins Kraut. Darum auch weiche Rutenaktionen, mit denen man den Fisch auf kurze Entfernung kontrollieren kann, ohne einen Bruch der Montage, oder ein Aushaken zu riskieren.
    Das es beim Schleienfischen hauptsächlich auf das Wann und Wo ankommt, kann man sich Futterkörbe sparen. Wesentlich leiser und effizienter fischt man mit leichten Grundbleien, oder gleich mit der freien Leine auf sehr dezent angelegten Futterplätzen.
    Angesichts der krautreichen Umgebung sollte man auch nicht zu feine Schnüre und Vorfächer benützen. Mindestens 20er Vorfächer mit kräftigen Haken an 25er Hauptschnüren sollte ein guter Anhaltspunkt sein. Gefischt wird mit kräftigen Schwingspitzruten, oder mit leichten Karpfenruten um 1.50 lbs. Testkurve.

  • Der Aitel, oder Döbel


    Der Döbel ist wohl von allen Friedfischen derjenige, den man mit den Unterschiedlichsten Methoden und Ködern fangen kann. Leider eben nicht immer und wahllos. Nicht nur wegen seinem Aussehen und dem wuchtigen Schädel trägt er den Spitznamen Dickkopf!
    Man trifft ihn vorzugsweise in Fleißgewässern ab der Äschenregion an. Aber auch in Seen, die mit solchen Bächen und Flüssen verbunden sind fühlt es sich sehr wohl. Hier gilt es aber oft als unfangbar, da wegen der fehlenden Strömung seine Nahrung noch heikler prüfen kann; im See ist der gute Happen eben nicht sofort verschwunden und kann darum eingehend geprüft werden!
    In Flüssen lässt er sich gerne beobachten, wie er in kleinen Gruppen von nahezu gleichen Stückgrößen kleinere Reviere bewohnt. Diesen Revieren ist eine geräumige Deckung zu Eigen, wohin sich die Aitel gerne zurückziehen und sie teilweise sehr lange nicht mehr verlassen, wenn sie vom Angler vergrämt wurden.
    Döbel halten sich in kleineren Flüssen nicht beständig in einer Wassertiefe auf, so dass man nicht immer von einem reinen Grundangeln sprechen kann. Daher ist auch die Avon-, oder die leichte Specialistrute die ideale Gerte bei der Pirsch auf Aiteln. Man sollte wenigstens eine 18er und eine 25er Schnur, für die „schweren Fälle“, dabeihaben um entsprechend reagieren zu können. Bei der Fülle der möglichen Döbelköder kann alles zwischen der Hakengröße 2 und 14 richtig sein. Also an einen passenden Vorrat in der Gerätekiste sorgen! Der Döbel ist ein so vielseitiger Fisch, dass ich ihn dazu im Kapitel Techniken und Montagen noch öfter erwähnen werde.

  • Die Barbe


    Die Barbe ist von Natur aus ein reiner Flussfisch. Besatz in stehenden Gewässern ist als absolut nicht artgerecht einzustufen. Sie liebt die scharfe Strömung, wo sie gerne gesellig lebt. Hier ernährt sie sich vorwiegend von Kleinlebewesen, Krebschen und verschiedenen Larven, die im Algenbewuchs, oder dem grobkiesigen Sediment vorkommen. Gerne nimmt sie auch Schnecken, Würmer und Insekten, die bei Regenfällen ins Gewässer eingetragen werden. Gar nicht so selten vergreifen sich vor allem größere Exemplare auch an Kleinfischen. Erst mit abnehmenden Wassertemperaturen ziehen sich Barben in größeren Verbänden in tiefe Flussbereiche, wo sie relativ aktionslos auf bessere Tage warten. Eine echte Winterruhe können sie sich als reine Flussbewohner nicht leisten. Trotzdem reduziert sich ihr Stoffwechsel erheblich.
    Die Barbe ist wie geschaffen für den Einsatz der Feederrute, wenngleich es auch mit leichteren Avons, oder Specimenruten gut möglich ist, sie zu bezwingen. Das hängt aber hauptsächlich vom Gewässer und der Strömung ab. Es ist einfach sinnlos an großen Flüssen mit einer leichten Rute anzutreten. Der Köder und die ganze Montage wird einfach zu schnell fortgespült; lange bevor er den Boden berührt, ist er aus dem heissen Bereich ans Ufer gedrückt.
    Lange und kräftige Feederruten sind also die richtige Wahl. Man braucht teilweise Futterkörbe von 150 gr., damit sie der Strömung widerstehen. Dazu kommt dann noch das Futter und schon kann man Ruten benötigen die ein Wurfgewicht von 200 gr. vertagen müssen. Dementsprechend fischt man dann auch mit mindestens einer 25er Schnur, bei sehr schweren Wurfgewichten auch mit einer 50er Schlagschnur. Haken der Größen 4 bis 8 sollten auch nicht aus zu dünnem Draht bestehen. Eine Barbe kann enorme Energien im Drill freisetzen und die wollen gebändigt werden.
    Kleiner Flüsse können aber durchaus auch stattliche Barben beherbergen. Da kann man dann auch mit leichteren Ruten, etwas dünneren Schnüren und beispielsweise einem deftigen Naturköder an der freien Leine, oder einem rollenden Grundblei fischen. Das ist die klassische Barbenfischerei der Engländer. Den Drill einer guten Barbe an einer leichten und parabolischen Avonrute vergisst man sein Leben lang nicht und dieses Gefühl macht eindeutig süchtig!

  • Die Brachsen, oder Brassen


    Die Brassen sind der Brotfisch der Stipper und komischerweise bei vielen Anglern wegen ihres Schleimes unbeliebt. Seit wann stört sich ein echter Angler am Schleim der Fische!? Die wirklich großen Brachsen, die Klodeckel, regelmäßig zu fangen ist eine echte Herausforderung, die den ganzen Fischer fordern kann.
    Sie kommen zwar in beinahe jedem Gewässer vor, aber eben nicht in allen Flüssen und Seen erreichen sie die Specimen-Formate. Die Idealen Bedingungen findet der Brassen in flachen Niederungsseen mit ausgedehnten Flachwasserzonen, oder eben in großen Flüssen. Beide Gewässer sollten über einen guten, bis sehr guten Raubfischbestand und ein hohes Nahrungsaufkommen verfügen, dann sind die besten Voraussetzungen geschaffen, dass diese Art zu teilweise gewaltigen Größen abwachsen kann.
    Brassen sind sehr gesellig lebende Tiere, die jeweils einigermaßen nach Jahrgängen sortiert in bisweilen sehr großen Schwärmen durchs Gewässer ziehen. Hat der erste Brassen 500 gr., dann werden auch alle anderen Fische an dieser Stelle kaum mehr auf die Waage bringen. Mit zunehmendem Format der einzelnen Fische werden auch die Schwärme kleiner. Die ganz kapitalen Brachsen ziehen nur noch in kleinen Gruppen. Solche Schwärme können in kürzester Zeit solche Mengen an Futter vertilgen, dass eine mitgebrachte Futtermenge von 10-20 kg kaum für einen Angeltag reichen kann. Das sind dann die Sternstunden beim Brachsenfischen!
    Daher sollte man, wann immer es die Bedingungen zulassen, besser von Hand füttern und mit einem Grundblei angeln. So bringt man einfach mehr Futter schneller und präziser an den Fisch, als mit dem Futterkorb. An stehenden und nur sehr schwach strömenden Gewässern reichen daher leichte Feederruten und dünne Schnüre, ca. 16er, vollkommen aus. Der Brassen ist kein wilder Kämpfer und er nimmt oft nur sehr kleine Köder. Also sollten die Vorfächer dann auch dünn (12er bis 16er) und die Haken klein sein. Die Größen 10 bis 16 sollte man unbedingt dabeihaben.
    In kräftig strömenden Fischen sieht es dann etwas anders aus. Einerseits braucht man sehr kräftige Ruten, um die schweren Futterkörbe mit reichlich Futter an den Platz zu bringen. Andererseits sind aber auch hier feine Vorfächer gefragt. So kann es schon mal vorkommen, dass man mit einer 25er Hauptschnur und 14er Vorfach an der extraschweren Feederrute fischt. Dann ist sehr behutsames Anschlagen und Drillen gefordert!

  • Das Rotauge


    Das Rotauge ist sicherlich der allgegenwärtigste Vertreter der Karpfenartigen. Egal ob Fluss, oder See, die Rotaugen sind überall zu Hause. Meist aber nur in kleinen Stückgrößen, dafür aber stark an der Zahl. Ich spreche für gewöhnlich dann erst von wirklich nennenswerten Rotaugen, wenn sie mindestens so lang sind, wie meine Hand, also 21 cm.
    Für große Rotaugen muss ein stehendes Gewässer bestimmte Voraussetzungen mitbringen, oder man geht gleich an einen größeren Fluss. Der ideale Rotaugensee hat relativ klares Wasser, flache Buchten mit deutlichen Abgrenzungen zum tiefen Wasser. Findet man an solchen Geländeübergängen und Kanten dazu noch eine möglichst kräftige Strömung, dann hat man einen wirklich guten Platz gefunden. Solche Plätze kann man sehr leicht mit einem leichten Grundblei finden. Wenn man nach dem Absinken einen Strömungsdruck auf der Schnur spürt, oder das Lotblei gar über den Grund driftet, dann ist die Stelle heiss! Man darf sich dabei nicht der Vorstellung hingeben, dass stehende Gewässer wirklich stehend wären. An jedem See gibt es Unterströmungen!
    Unsere Zielfische halten sich dort bevorzugt an den Abhängen, oder dem Übergang zum tiefen Seegrund auf. Aber auch im Fluss sollte man sich ähnliche Strukturen suchen, wo ruhiges flaches Wasser an tiefe und gut strömende Bereiche grenzt. Solche Plätze findet man beispielsweise an den Ausläufen von Seen, dort wo der tiefe Seegrund zum Ablauftrichter hin ansteigt, oder an Engen zwischen zwei Seeteilen, so vorhanden.
    Egal ob See oder Fluss, ein ausgewogener Raubfischbestand ist auch hier ein Muss für das Vorkommen guter Rotaugen in ansehnlichen Größen und Gewichten!
    Die beste Fischerei auf Großrotaugen wird man in den Abendstunden und Nachts erleben dürfen. Je größer sie werden, desto mehr ziehen sie sich von den Schwärmen der Jungfische zurück und suchen den Schutz der Tiefe und der Nacht. Dann legen sie auch plötzlich den Nimbus der Unfangbarkeit ab und sie reagieren nicht mehr so schnur- und hakenscheu.
    Mit leichten und mittleren Feederruten, 18er Schnüren und Haken der Größen 10 bis 16 kommt man ihnen dann am besten bei. Die feine Zitterspitze wird dabei natürlich mit einem kleinen Knicklicht versehen!
    Den Angelplatz sollte man dabei noch bei Tageslicht mit Grundfutter vorbereiten, wobei es reichlich mit Hanf und Castern angereichert sein sollte. Beim Fischen selbst reicht dann ein kleiner Futterkorb, oder eine pure Madenfütterung per geschlossenem Madenkörbchen völlig aus. Größere Unruhe sollte dann aber am Platz möglichst nicht mehr entstehen.

  • Die Rotfeder


    Gewässer mit großen Rotfedern sind leider so schwer zu finden, wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Ähnlich wie beim Rotauge, neigen auch die Rotfedern im Alter zu kleineren Gruppen und zu einem zurückgezogenerem Lebensstil. Wenn man solche Grüppchen denn einmal findet, dann an sehr krautreichen und flachen Gewässern. Wenn sie sich in der Jugend noch gerne in Richtung Oberfläche orientieren, was ihre Maulstellung verrät, so ziehen sich die großen adulten Fische gerne zum Grund zurück. Schwärme kleinere Rotfedern sind dabei oft ein Anzeiger für die größeren Exemplare, die sich dann aber abseits vom Schwarm und in der Tiefe aufhalten. Da Rotfedern sehr unstet durch diese Buchten ziehen ist es wichtig, dass man ihnen als Angler folgen kann und nach Möglichkeit ihre Zugrichtung einschätzt.
    Mit leichten Feederruten, oder einem kräftigerem Picker, an ruhigen Gewässern aber auch gut mit der Schwingspitze, sowie Schnüren um 0,18 mm herum ist man gut gerüstet. Entweder fischen wir mit kleinen Mistwürmern, oder Castern, dann sind Hakengrößen um 12 angesagt, oder mit gut an den Hakenschenkel gekneteten Brotflocken. Dafür sind 10er Haken mit einem weiten Bogen bestens geeignet. Zur Brotflocke passt dann perfekt ein kleines Futterkörbchen, welches man mit meshed bread lädt. Meshed bread ist nichts anders, als sehr fein geriebenes frisches Weißbrot ohne Kruste. Man presst die Brösel einfach locker in den Korb, aus dem sie sich dann am Grund beinahe explosionsartig herauslösen.
    Große Rotfedern geben einen fulminanten Drill ab!

  • Die Karausche


    Die Karausche ähnelt in ihren Vorlieben für Gewässer, Standorte und Köder sehr stark der Schleie. Allerdings ist sie dabei noch unscheinbarer in ihrer Erscheinung. Wenn es den typischen Leitfisch für einen stillen und abgelegenen Waldsee gibt, dann ist das die Karausche, die man auch den Bauernkarpfen nennt. Neben ihrer unglaublich robusten Natur, sie übersteht auch kurzfristiges völliges durchfrieren, oder trockenfallen des Gewässers, ist sie auch der ungeschlagene Weltmeister im unbemerkten Köderklau. Kein anderer Fisch schafft es so spurlos Maden und Würmer vom Haken zu stehlen, wie die Karausche!
    Damit ist die leichte Schwingspitzenrute mit einfachen Paternostermontagen auch die allererste Wahl, wenn es darum geht, Karauschen in engen Krautlücken zu überlisten. Wegen ihrer sehr nahen Verwandtschaft und teilweise doch recht respektablen Größen sollte auch hier keine zu feine Abstimmung der Montage gewählt werden. Hakengröße 12 und 20er Schnur ist ein guter Wert.

  • Kapitel III


    Ruten


    Eine kurze Einführung in das Rutenmaterial, das uns Friedfischanglern so zum Grundangeln zur Verfügung steht. Ich bin sicher, hier findet jeder seine Rute, die zu ihm und seinen Gewässern passt. Die ultimative Universalrute, die alles und jede Angeltechnik gleichermaßen beherrscht, gibt es nicht! Es gibt aber Ruten, die für jeden einzelnen Angler betrachtet sicherlich sehr universell einsetzbar sind. Aber lest bitte selbst und findet Eueren passenden „Angelstock“ heraus.


    Grundsätzlich muss man diese Ruten in zwei Gruppen teilen. Einmal die ganz normalen Angelruten, ohne weitere Anbauten, oder besondere Spitzen und zum anderen die Ruten mit Schwing- und Zitterspitzen.


    Grundruten ohne eingebaute Bissanzeige


    Einfaches Grundangeln ist zwar grundsätzlich mit jeder normalen Angelrute möglich. Aber wie sollte es auch anders sein, auch hier gibt es natürlich spezielle Ruten, die dieser Angelart besonders entgegen kommen.


    Die Avonrute


    Sie ist eine klassische leichte Grundrute, die in ihrem Stammland hauptsächlich zum Fischen auf Döbel und mittlere Barben eingesetzt wird. Auf den ersten Blick sind das sehr schlichte Ruten in Längen von 10 bis 12 ft. (300 bis 360 cm) und Testkurven von ¾ bis 1 ¼ lbs., was einem Wurfgewicht von höchstens 40 gr. entspricht. Sie verfügen über eine ausgeprägt parabolische Aktion, um auch größere Fische ohne Schnurbruch, an feinen Leinen sicher ausdrillen zu können. Ihr bevorzugtes Revier sind kleine und mittlere Flüsse, wo man sie hauptsächlich zum Spürangeln benutzt. Dabei wird mit einem möglichst leichten Blei der Fluss suchend abgefischt. Als Bissanzeiger dient die zwischen den Fingern gehaltene Schnur. Sensibler geht es nicht!
    Avonruten sind in Mitteleuropa sehr selten im Handel zu finden und auch dementsprechend teuer. Einige Modelle werden mit zwei Oberteilen angeboten. Eine gewöhnliche Spitzensektion und eine weitere mit einer fest eingesetzten Zitterspitze, auch Quiver genannt. Sie dient der noch empfindlicheren Bissanzeige. Beschränkt man sich auf die leichteren Wurfgewichte, so sind diese Ruten mit den zwei Spitzensektionen wohl die allererste Wahl. Man kauft sich gleich zwei Ruten in einer und kann eine sehr große Bandbreite an Methoden damit abdecken. Im Handel findet man sie unter den Bezeichnungen Specialist, Specimen, oder auch Twintip.


    Auch der Spitzenring des normalen Oberteils ist etwas Besonderes. Er verfügt über ein kleines Innengewinde, in welches man Schwing- und Zitterspitzen einschrauben kann. Mit Schwingspitzen wird in stehenden, oder sehr schwach Strömenden Gewässern gefischt. Die vom beißenden Fisch verursachten Bewegungen werden von der Schnur auf die an der Rutenspitze hängende Schwingspitze übertragen. Dazu später mehr.
    So wie man die Floatrute zum Grundangeln benutzen kann, eignet sich eine Avon auch für die Fischerei mit der Pose.


    Leider konnte sich dieser Rutentyp bei den meist derben und grobmotorischen Plumpsanglern in Deutschland nie durchsetzen, denn sie ist völlig ungeeignet, sargförmige Bleiklumpen in die Strommitte zu schleudern. Dafür fängt sie in der Hand des feinfühligen Anglers schöne Fische!


    Karpfenruten


    Dieser Begriff ist leicht daneben. Schließlich eignet sich dieser Rutentyp auch ohne weiteres für andere Fischarten, als nur den Karpfen. Sie unterscheiden sich vor allem durch ihre geteilten Griffe aus Moosgummi und deshalb bleibe ich dieser Bezeichnung treu.


    Für die Zwecke des Friedfischangelns kommen hier die leichteren Modelle in Betracht. Testkurven von 1.50 bis 2.50 haben sich, gepaart mit gemäßigten und durchgehenden Aktionen als ideal erwiesen, wenn es darum geht größere Schleien, Döbel und auch Barben zu bezwingen. Natürlich kann man bei diesen Ruten auch den Biss über die Schnur, oder die Spitze erkennen, aber mit Einhängebissanzeigern, Swingern und einem elektronischen Bissanzeiger geht es einfach bequemer; besonders dann, wenn die Angelsitzung etwas länger dauert. Niemand kann 24 Stunden am Stück auf eine Rutenspitze starren, ohne dabei irgendwann besinnungslos vom Angelhocker zu kippen!


    Bei gleichen Längen, aber mehr Kraft reihen sich die Karpfenruten nahtlos an die Avonruten an. Mit ihnen werden grundsätzlich die gleichen Methoden gefischt, nur eben ein, bis zwei Nummern kräftiger und schwerer. Ideal also, um beispielsweise kapitale Schleien in krautreichen Gewässern zu bändigen, oder gegen kräftige Strombarben anzugehen!


    Angelruten mit Zitter- und Schwingspitze


    Vor über 30 Jahren behauptete der berühmte Richard Walker, dass die englischen Meisterschaften im Sportangeln mit der Bodenbleiangel gewonnen werden würden. Er sollte trotz aller Schmährufe Recht behalten.
    Zu verdanken haben wir diese Entwicklung dem Erfindungsreichtum von einigen britischen Anglern, die Ende der fünfziger Jahre die Bissanzeige an ihren Grundruten verbessern wollten. Sie schabten sich aus Fischbein feine Verlängerungen für ihre Rutenspitzen. Dieses Bastelwerk war weit von dem entfernt, was wir heute eine Zitterspitze, eine Quivertip nennen.
    Die ersten brauchbaren Ruten waren die heute noch bekannten und gerne gefischten Avonruten. Leichte 10 ft. Ruten mit parabolischer Aktion und einem Gewindeendring zur Aufnahme von Schwing- und Zitterspitzen. Obwohl sehr universell einsetzbar, ist dieser Typ nicht mehr die erste Wahl, wenn es um spezielle Methoden mit den feinen Spitzen geht.


    Winklepicker und Feederruten


    Zitterspitzenruten gibt es heute in einer schier unüberschaubaren Vielfalt. Ich möchte mich hier auf die bei uns gebräuchlichen Modelle beschränken. Es würde wohl keinen Sinn machen, exotische Teile vorzustellen, die dann gar nicht, oder nur unter größtem Aufwand zu beschaffen wären.


    Das Angebot reicht vom filigranen Rütchen, bis hin zu wahren Kraftprotzen, die auch einen Einsatz an der Brandungsküste „mit links“ wegstecken.


    Zu Anfang der Reihe stehen die so genannten Winkelpicker. Sehr leichte Ruten mit geringen Wurfgewichten und Längen von 210 cm bis 300 cm. Robuste Modell werfen bis zu 50 gr., wobei im Schnitt 5 – 10 gr. die Regel sein dürften. Ebenso kommen bei dieser Angelart auch nur sehr feine Schnüre zum Einsatz. An einem Picker gelten 20er Leinen schon als Ankertau! Ein guter Picker besteht aus Kohlefaser, hat SIC Beringung und hat meist drei Wechselspitzen unterschiedlicher Härte. Gerten mit fest eingespleißter Spitze sind bei uns nicht erhältlich. Ihren Einsatz haben sie in stehenden, allenfalls leicht strömenden Gewässern und auf kurze Entfernungen. Der typische Zielfisch ist das Rotauge.


    Gefischt werden sie üblicherweise mit einem leichten Bodenblei auf einer zuvor angefütterten Angelstelle. Gelegentlich, vor allem im Winter, finden auch sehr kleine Madenkörbchen Verwendung, wenn die Fische zwar gelockt, aber nicht gesättigt werden sollen.


    Als nächster Rutentyp ist die leichte Futterkorbrute zu nennen. Sie wird auch unter folgenden Bezeichnungen vertrieben: Light Feeder, Searcher, oder Light/Bomb Rod, wobei das Bomb nichts mit Sprengstoff zu tun hat, sondern von der Arlesey Bomb, dem birnenförmigen Wirbelblei kommt. Die Wurfgewichte erreichen an die 60 gr. Gängige Längen bewegen sich zwischen 300 und 360 cm. Auch sie werden aus Kohlefaser hergestellt. SIC Ringe sollten selbstverständlich sein, ebenso so wie die Wechselspitzen. Hier sind allerdings auch Ruten mit zwei unterschiedlich harten, kompletten Spitzensktionen, oder welche mit fest eingesetzter Spitze erhältlich. Verwendet werden sie in stehenden, sowie in kleineren, nicht allzu flotten Flüssen. Idealerweise fischt man mit ihnen auf Brassen und Döbel. Das Futterkörbchen findet man nun weit häufiger, als das Blei an der Montage.


    Der leichten folgt zwangsläufig die mittlere Futterkorbrute. Die verwendeten Materialien sind dieselben, allerdings in Längen von 330 bis 390 cm und Wurfgewichten an die 100 gr. als Maximum. Sie kommt dann aus dem Futteral, wenn die Entfernung größer, oder die Strömung stärker wird. Selbst mittleren Karpfen, oder kampfstarken Barben bietet sie Paroli.
    An den großen Strömen, oder wenn im See enorme Wurfweiten mit schweren Futterkörben nötig sind tritt der Heavy Feeder auf den Plan. XXXL Feeder werfen spielend eine volle Coladose gegen den Horizont. Bis zu 500 cm Länge und ein enormes Rückgrat machen das möglich. Trotzdem ist die Bissanzeige der Wechselspitzen immer noch sehr sensibel. Hier wird oft mit Schlagschnüren gefischt, um die enorme Wucht beim Wurf abzufangen.


    Schwingspitzruten


    Ruten für die Fischerei mit der Schwingspitze verfügen über einen Spitzenring mit einem Innengewinde. In dieses Gewinde werden die rein der Bissanzeige dienenden Swingtips eingeschraubt. Im Grunde genommen sind das einfache Stäbchen aus Holz, oder Glasfaser mit einfachen Führungsringen für die Schnur. Die Verbindung zur Rute erfolgt über unterschiedlich feste Gummischläuche. Damit erreicht man eine gewisse Anpassung an Wind, Wellen und Strömung. Trotzdem sind Schwingspitzen nur für die Fischerei in stehenden, oder sehr träge fließenden Gewässern geeignet. Hier spielen sie aber ihre ganze Stärke aus. Kein Bissanzeiger ist beim Grundangeln sensibler! Auf größere Distanzen ist die Swingtip sogar den Posen überlegen. Ganz besonders wenn Wind und Wellen eine präzise Indikation erschweren.


    Die passenden Ruten, in England spricht man von Ledgerruten, haben eine Länge von 10 bis 12 ft. und eine mittlere bis straffe Aktion. Ältere Modelle weisen aber oft noch die typische Avon – Aktion auf, d.h. sie biegen sich über die ganze Länge bis ins Griffstück. Sie sind dadurch nicht besonders geeignet um auf weitere Entfernungen den Anhieb zuverlässig zu setzen. Dafür geben sie wesentlich mehr Sicherheit im Drill großer Fische an feinen Schnüren.


    Wer nur gelegentlich mit der Schwinge fischen möchte und sich deshalb keine extra Rute zulegen möchte, dem sei folgender Basteltipp empfohlen.
    Man besorge sich zu seiner Feederrute eine möglichst harte Spitze und schneidet sie etwa 5 cm oberhalb der Steckverbindung ab. Danach verbindet man beide Teile wieder mit einem Stück Silikonschlauch. Fertig ist die Swingtip!

  • Kapitel IV


    Rollen und Schnüre


    Angelrollen


    Die ersten Angeln der Geschichte waren einfache Leinen mit einem Haken. Irgendwann hat einer diese Leine an einen Stock gebunden und fertig war die erste Stipprute! Der Aktionsradius war vergrößert und der Anhieb kam besser. Aber der Homo sapiens will immer mehr, also ersann er die Angelrolle. Zuerst waren das simple Haspeln, die sich im Laufe der Zeit zu veritablen High Tech Geräten mauserten. Heute haben wir die Qual der Wahl zwischen Stationärrollen, Centrepinrollen, Multirollen, Kapselrollen und Freilaufrollen. Alle derzeit erhältlichen Rollen auf einem Haufen und man kann die Sonne nicht mehr sehen! Grundsätzlich kann man (fast) jede Rolle zum Grund- und Posenangeln verwenden, die einen mehr, die anderen weniger. Multirollen gehören zu den Letzteren. Sie haben ihren Platz beim Spinnfischen und auf hoher See und bleiben deshalb in diesem Buch außen vor.



    Die Stationärrolle...


    ...ist die Standardrolle überhaupt. Die Spule steht fest, stationär und der sich drehende Rotor wickelt die Schnur auf. Ob man sich für eine Heck-, oder Frontbremse entscheidet spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Bremse fein zu dosieren ist und ohne Rucken anspricht. Einige Modelle verfügen auch über eine sogenannte Kampfbremse. Das ist ein Hebelmechanismus, mit dem sich sehr schnell die Bremseinstellung verändern lässt, ohne dass die Grundeinstellung davon betroffen ist. Ein nützliches Gimmick, das aber nicht sein muss. Die Anzahl der verbauten Kugellager sagt nichts über die Qualität aus. Drei bis fünf Stück sollten es aber schon sein. Mittlerweile gilt die unendliche Rücklaufsperre als Standard. Ebenso mindestens eine Ersatzspule. Die Rolle sollte beim leichten und mittleren Grund- und Posenfischen etwa 100 – 150 m der benötigten Schnur fassen. Beim Karpfenangeln und bei schwerem Fischen dürfen es dann schon 200 – 350 m sein. Das soll nicht heißen, dass man unbedingt so viel Schnur ausbringen muss. Je größer der Spulendurchmesser ist, desto leichter läuft die Schnur beim Wurf ab und desto weniger kringelt die Schnur. Gute Rollen wickeln die Schnur in sauberer, zylindrischer Form auf. Wülste und Taille sind unerwünscht und mindern die Wurfweite.


    Zum Rollenkauf ist es ratsam, die entsprechende Rute mitzunehmen. Nicht nur die beschrieben Kriterien sind ausschlaggebend, auch das Gewicht ist zu beachten. Rute und Rolle sind im Idealfall so ausbalanciert, dass der Balancepunkt knapp vor dem Rollenhalter befindet.


    Ob die Rolle nun 50,-, oder 150,- Euro kosten soll, mag jeder selbst entscheiden. Wirklich schlechte Rollen sind heute kaum noch auf dem Markt. Auf die angebotenen Markenprodukte kann man sich verlassen.
    Wenigstens eine Ersatzspule sollte bei jeder Rolle dabei sein. Es schadet auch gar nichts, sich mehrere Rollen der gleichen Marke und Größe zuzulegen. Ersatzspulen im Überfluss haben sicherlich auch ihre Berechtigung. Besonders beim Angeln auf Friedfische ist man froh über eine gute Auswahl an verschiedenen Schnurstärken, um sich den wechselnden Situationen perfekt anzupassen.


    Die Kapselrolle…


    …ist im Grunde genommen eine Stationärrolle. Sie hat aber keinen Schnurfangbügel und keinen offen arbeitenden Rotor. Unter einer Abdeckung, der Kapsel verrichten ein, oder zwei Schnurfangstifte ihren Dienst. Die Schnurfreigabe erfolgt durch eine Auslösekappe am Kopf der Rolle. Das ermöglicht eine echte Einhandbedienung. Dadurch ist sie besonders fürs Treibangeln geeignet. Die geschlossene Bauweise kommt dem Angler auch in üppiger Ufervegetation entgegen, Ästen und Halmen wird kaum die Möglichkeit geboten, sich in Schnurfangbügel und Rotor zu verfangen. Bei den Kapselrollen ist die Auswahl wesentlich geringer. Man sagt ihnen auch nach, die Wurfweite sei geringer. Gemessen am Einsatzzweck ist das aber völlig unbedeutend. Kapselrollen sind am Markt recht selten vertreten. Man kann sich aber hier gut aus den Onlineauktionen versorgen.


    Die Freilaufrolle…


    …ist ebenfalls eine Stationärrolle. Sie verfügt zusätzlich über die Möglichkeit, die Spule bei geschlossenem Bügel freizuschalten, ohne die Bremseinstellung zu beeinflussen. Dadurch kann Schnur abgezogen werden. Der Abzugswiderstand kann eingestellt werden. Durch Umlegen des Freilaufhebels, oder durch drehen der Kurbel wird diese Funktion wieder aufgehoben und die Rolle arbeitet wie jede andere Stationärrolle auch. Fürs moderne Karpfenangeln ist sie quasi unverzichtbar. Aber auch an Feederruten hat sie durchaus ihre Berechtigung. Es wäre im Zweifelsfalle nicht die erste Rute, die eine davonstürmende Barbe von der Rutenablage ins Wasser holt!


    Die Centrepin- oder Achsrolle…


    …auch Nottinghamrolle genannt, erlebt zurzeit eine bescheidene Renaissance. Dabei handelt es sich eigentlich um ganz einfache Rollen, ohne Übersetzung und mit direktem Schnureinzug und ohne Bremse. Sie sehen aus wie große Fliegenrollen. Ihre Vorteile liegen im Detail. Sie sind aus sehr leichtem Aluminium gefertigt und haben den feinsten Schnurablauf aller erhältlichen Rollen. Dadurch werden sie zum Spezialwerkzeug für den Treibangler. Das Werfen mit einer Pin ist zwar möglich, erfordert aber sehr viel Übung und führt auch dann selten zu den gewohnten Ergebnissen. Ihr größter Nachteil ist der exorbitante Preis. Für eine ordentliche Centrepin muss man mindestens 250,- Euro auf dem Tisch des Hauses blättern. Modelle mit drehbarem Rollenfuss, der das Werfen, so wie mit einer Stationärrolle ermöglichen, sind noch seltener und teurer! Eine Spezialrolle für Spezialisten.


    Angelschnüre


    Bei den Angelschnüren fürs Grundangeln auf Friedfische gibt es nichts besseres, als die altbewährte monofile Schnur. Auch wenn die polyfilen Schnüre aus anderen Angelbereichen nicht mehr wegzudenken sind, haben sie an einer Grundrute ungleich mehr Nachteile, als sie vermeintlichen Nutzen bringen. Ihre größten Schwächen liegen in der sehr geringen Abriebfestigkeit und in ihrer Eigenschaft zu schwimmen. Beides können wir beim Grundangeln nicht brauchen.


    Allerdings gibt es, wie überall, auch hier die Ausnahme von der Regel. In wenigen Situationen hat auch geflochtene Schnur ihre Berechtigung. So zum Beispiel dann, wenn man mit schweren Ruten maximale Wurfweiten erzielen muss. Aber auch dann kommt man ohne einige Meter Monofilschnur nicht aus, die man als Schlagschnur zwischen die Montage und die Hauptschnur einknüpft. So erhält man einen gewissen elastischen Puffer und verringert das Risiko, dass sich die geflochtene Hauptschnur an scharfkantigen Hindernissen im Wasser aufreibt und reißt.


    Für welche der zahlreichen Marken man sich nun entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Allerdings sollte man einige Hinweise beim Schnurkauf befolgen.
    • Geiz ist beim Schnurkauf nicht geil, sondern doof. Nur wirkliche Markenware renommierter Hersteller kaufen.
    • Wühltischware ist meistens uralt und überlagert und darf getrost auf dem Tisch liegen bleiben.
    • Eine 20er Schnur kann immer als Richtwert genommen werden. Wird ihre Tragkraft mit mehr als 4,0 kg angegeben, so kann man davon ausgehen, dass sie entweder dicker als 0,20 mm ist, oder eben dieses Mehr an Tragkraft in der Praxis nicht bringt.
    • Auch noch so hochwertige Angelschnur hält nicht unbegrenzt. Je nach Häufigkeit der Nutzung sollte man sie alle ein bis zwei Jahre ersetzen und auch dazwischen immer wieder die ersten 20 m der Lauflänge auf raue Stellen, oder andere Beschädigungen überprüfen. Gegebenenfalls wird die schadhafte Länge abgeschnitten und entsorgt.
    Folgende Durchmesser der Hauptschnur passen gut zu den nachfolgend aufgeführten Ruten. Die Vorfächer wählt man dann jeweils mindestens 0,02 mm dünner.


    - Winklepicker und sehr leichte Feeder: 12er bis 16er
    - Avonruten und Ledger: 14er bis 20er
    - Mediumfeeder und leichte Karpfenruten: 18er bis 22er
    - Schwere Feederruten und kräftigere Karpfenruten: 20er bis 30er


    Grundsätzlich es ebenso sinnlos mit zu dicken Schnüren zu fischen, als mit zu dünnen!

  • Kapitel V


    Weiteres Zubehör


    Etwas abweichend vom Posenangeln, wo man sehr einfach mal die Schrotbleie verschieben kann, muss man da beim Grundangeln etwas anders vorgehen. Ebenso verhält es sich bei der Sitzgelegenheit und der Ablage der Ruten. Der Grundangler, besonders wenn er mit Zitter- und Schwingspitzen fischt, braucht da sein spezielles Gerät.


    Haken und Vorfächer


    Angeln ohne einen Haken dürfte sicher keinen Sinn machen, darüber besteht absolut kein Zweifel! Viele Angler und vor allem Anfänger, greifen gerne zu den vorgefertigten Hakenvorfächern, die es in einer Vielzahl von Ausführungen und Qualitäten gibt. Bei den Produkten namhafter Hersteller ist davon auszugehen, dass sie halten, was sie versprechen. Einige Wenn und Aber bleiben trotzdem bestehen. Mit den Zielfischhaken wird vorgegaukelt, eine bestimmte Fischart sei nur mit diesem erfolgreich zu beangeln. Diese Werbesprüche darf man getrost überhören! Auch die Knoten an den Plättchenhaken sind oft von ungenügender Belastbarkeit und zudem sehr empfindlich gegen Beschädigung. Lösezangen sind der Tod für einen solchen Knoten.


    Wesentlich sinnvoller ist es, sich seine Vorfächer selbst herzustellen. Billiger ist es sowieso! Der Haken unserer Wahl ist der Öhrhaken. Ob aus Rund-, oder Flachstahl gefertigt spielt keine entscheidende Rolle. Einfache, brünierte Haken sind ausreichend. Sie sind in den gängigen Größen erhältlich und in Packungen zu zehn, oder mehr Stück abgepackt. Um eine Entscheidungshilfe zu geben, hier eine kleine Auswahl sehr guter Haken.


    • Cormoran CGS Allround
    • Drennan Specimen
    • Drennan Super Specialist
    • Kamasan Wide Gape Specialist
    • Owner Cutting Point


    All diese Haken sind von hervorragender Qualität, sehr scharf und bedienen den Angler in (fast) allen Situationen.


    Warum der Aufwand, sich seine Vorfächer selbst zu binden?
    Fertige Vorfächer sind eine Kombination aus Haken und Schnur, die nach standardisierten Gesichtspunkten zusammengestellt wurden. Wenn mir so ein Vorfach zu lang ist, kann ich es kürzen. Ist es mir zu kurz, habe ich ein Problem! Wenn ich z.B. eine Brotkruste an einem Haken der Größe 2 an einem Vorfach von 0,18 mm Durchmesser anbieten will, das auch noch 1,5 m lang sein soll, habe ich ein Problem. Wenn an meiner Montage der Knoten bricht, weiß ich über wen ich mich zu ärgern habe. Bei den so genannten durchgebunden Montagen habe ich sowieso keine andere Wahl als selbst zu binden. Von durchgebunden spricht man, wenn der Haken ohne Vorfach, direkt an die Hauptschnur geknotet wird. Ein Vorteil bei dünnen Leinen, da bekanntlich der Knoten der schwächste Punkt der Verbindung ist. Viele Knoten bilden viele Schwachstellen!


    Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verbindung von Vorfach und Hauptschnur. Fertigprodukte werden gerne in einen Karabinerwirbel eingehängt. Aber auch dazu gibt es Alternativen, die Vorteile bringen.
    Verwenden wir nur einen Wirbel ohne Einhänger als Verbindungsglied zwischen Hauptschnur und Vorfach, wird sich die Zahl der Verwicklungen beim Werfen deutlich reduzieren. Manche Köder neigen beim Einholen dazu, sich wie ein Propeller zu drehen und dabei einen fürchterlichen Drall erzeugen. Dagegen helfen Dreifachwirbel. Wollen wir die beiden Schnüre ohne ein Metallteil zusammenbringen, greifen wir auf den doppelten Wasserknoten, oder den Blutknoten zurück. Damit haben wir einen Knoten und somit eine Schwachstelle weniger in unserer Montage, als bei der Verbindung mit zwei Schlaufen.


    Auch wenn es zusätzliche Arbeit bedeutet. Zu jedem Angeln bitte eine neue Montage binden und den Haken prüfen, ob er noch scharf genug ist, oder möglicherweise Rost angesetzt hat; in beiden Fällen bitte sofort entsorgen! So ist man sich sicher, dass das Vorfach keine Beschädigungen vom letzten Einsatz aufweist. Den „Fisch des Lebens“ aufgrund seiner eigenen Faulheit zu verlieren, würde sich wohl kein Angler jemals verzeihen.


    Rutenhalter


    Bei Grundangeln macht es sehr wohl einen Unterschied, wie und worauf man seine Rute ablegt. Eine einfache Gabel mag ja hin und wieder richtig sein, aber normalerweise wird man um zwei solide Rutenständer nicht herumkommen, damit die Rute so liegt, dass man die Bissanzeiger genau und bequem beobachten kann.


    An strömenden Gewässern ist es normalerweise üblich und die einzig richtige Methode, die Rute steil aufgerichtet abzulegen. Nur so kann man maximal viel Schnur dem Wasserdruck entziehen. Hier sind Brandungsdreibeine die einzige Lösung, wenn bei harten Böden keine Erdspieße in den Grund zu bohren sind. Das gilt ebenso bei Stegen, Anlegern, oder anderen Untergründen, die man sonst höchsten mit dem Akkubohrer lochen könnte. Für diese Fälle eigenen sich leichte Dreibeine hervorragend.


    Fischt man mit normalen Grundruten und Bissanzeigern, dann tun es v-förmige Ablagen. Fischt man dagegen mit Zitterspitzen, dann sind breite Ablagen mit nebeneinander liegenden Vertiefungen das Mittel der Wahl. Nur so lässt sich die Rute im perfekten Winkel zur Schnur ablegen, so dass es die optimale Bissanzeige am Quiver gibt.


    Bissanzeiger


    Ein elektronischer Bissanzeiger darf mittlerweile als Standard angesehen werden. Sie liegen preislich zwischen Billigramsch und Super Deluxe. Anhand einiger Merkmale lässt sich aber die Spreu vom Weizen trennen.


    • Die Befestigungsschraube darf niemals aus Plastik sein
    • Wasserdichtes Gehäuse, am besten mit eingegossener Elektronik
    • Separates Batteriefach
    • Lautstärke und Tonhöhe regulierbar
    • Nachleuchtfunktion der Dioden
    • Evtl. Unterscheidung von normalen und Fallbissen
    • Evtl. Einstellbarkeit der Empfindlichkeit
    • Handelsübliche Batterien


    So ein Bissanzeiger kostet dann etwa den Gegenwert einer mittleren Angelrolle, dafür kann man sich auch auf ihn verlassen.


    Allerdings funktioniert so ein Anzeiger nur mit einem kleinen, aber wichtigen Detail, dem Einhänger, oder Swinger. Gut und sehr vielseitig einsetzbar sind Modelle, die mittels Kettchen, oder Schnur unterhalb des Bissanzeigers auf den Rutenhalter geschraubt werden. Das Gewicht lässt sich variieren. Der Auslöseklipp ist einstellbar. Er lässt sich vom leichten Grundangeln auf Weißfische, bis hin zum Karpfenangeln verwenden.
    Sitzgelegenheit


    Ausgesprochen sparsame Zeitgenossen können mit dem Brustton der Überzeugung erklären, dass es völlig unnötig ist, sich eine fürs Angeln gemachte Sitzgelegenheit zuzulegen. Ein umgedrehter Eimer tut’s doch auch. Sicher doch. Man kann auch mit Lackschuhen Fussball spielen!
    Für Ansitze mit elektronischen Bissanzeigern, oder mit der Schwingspitze kann man sich ruhigen Gewissens auf einem schön bequemen Angelstuhl niederlassen. Mit etwas Konzentration auf die Indikatoren ist man auch so schnell genug an den Ruten und kann den Anhieb setzen.


    Anders bei den doch sehr aktiven Methoden mit Winklepicker und Feeder. Hier sitzt man wirklich nirgends besser, als auf einer Sitzkiepe, idealerweise auf einer mit verstellbaren Beinen und einem Feederarm zur Ablage der Rute. Man sitzt in der optimalen Haltung und kann jederzeit auch auf den feinsten Biss reagieren. Aus der Position eines gemütlichen Anglerstuhles heraus ist man durchweg die entscheidende Sekunde zu langsam. Man wird zwar auch aus dem Sessel heraus fangen, aber auf der Kiepe sind es mehr Fische! Probiert es einfach aus. Es muss ja nicht die sündhaft teure Profiplattform sein. Opas alte Kiepe ist auch nicht schlecht und wenn die Rutenablage stimmt, jedem Upperclass-Karpfenstuhl überlegen. Zudem lassen sich in den Kiepen auch gleich die nötigen Kleinteile transportieren und unterbringen.


    Kescher


    Bitte daran denken, dass Feederruten länger sein können und dass wir es mit teilweise recht gewichtigen Fängen zu tun haben können. Also darf der Kescher weder einen zu kurzen Stab haben, 200 cm sind das absolute Minimum. Auch darf der Kescherkopf ruhig so groß sein, dass eine 80er Barbe darin ordentlich gelandet werden kann, ebenso der schöne Karpfen, der sich mal an unseren Haken verirrt. Beim Rotaugenfischen tut es natürlich jeder Stippkescher, aber als gut sortierter Angler hat man ja hoffentlich immer das richtige Gerät zur Verfügung und geht auch schonend mit seinen Fängen um.

  • Kapitel VI


    Köder und Futter


    Futter bei die Fische…
    Ans Wasser treten, auswerfen und einen Fisch fangen. Wenn es doch nur immer so leicht wäre! Mir Ausnahme des reinen Pirschangelns wird man um ein paar lockende Gaben nicht herum kommen. Die Betonung liegt auf ein paar, denn der Berg kommt nicht zum Propheten!


    Es bringt gar nichts, an einer zufällig gewählten Stelle Futter in den See zu werfen und dann auch noch zu glauben, dass die Fische nun von Nah und Fern zum Festschmaus eilen. Man muss sich schon die Mühe machen und quasi den Tisch im Speisezimmer decken. Das schont das Gewässer, den Geldbeutel und es bringt den Erfolg wesentlich näher.


    Viele Angler verschwenden auch kaum einen Gedanken an die unterschiedlichen Vorlieben der Fische. „Paniermehl, was Süßes und ein bisschen Mais. Das passt dann schon!“ – So nicht! Wer sich dagegen mit den Gewohnheiten und der natürlichen Nahrung seiner Zielfische beschäftigt und auf deren Wünsche eingeht, der wird auch fangen und ganz nebenbei mit erstaunlich geringen Futtermengen auskommen.


    Natürliche Köder


    Einfach einen nackten Haken ins Wasser zu hängen wird in den seltensten Fällen von Erfolg gekrönt sein. Etwas Nahrhaftes, Lockendes darf das Eisen schon zieren. Beim Stichwort Köder für den Fischfang ist der Wurm sicherlich der häufigsten Zitierte.


    Fleischige Köder


    Alle möglichen Würmer, Maden, Puppen, Insekten, Egel, Schnecken, Muscheln, Fische und Fischfetzen, schieres Fleisch, Innereien, Wurstwaren, fleischhaltige Teige, Fleisch- oder Fischmehlboilies und alles andere mehr. Diese Aufzählung ließe sich beliebig weiterführen. Alles was sich an Haken, oder der Haarmontage anbieten lässt ist einen Versuch wert.


    Würmer


    Der so viel zitierte Regenwurm ist genau genommen der Tauwurm, welchen man in feuchten Nächten von Rasenflächen absammeln kann. Etwas Übung und Fingerspitzengefühl ist dabei aber nötig. Tauwürmer liegen nur scheinbar träge oben auf. Sie sind stets mit dem Schwanzende noch in ihrer Röhre. Bei Erschütterungen, oder grellem Licht können sie sich blitzartig dorthin zurückziehen. Bei der Wurmjagd benützt man am besten rot abgeblendete Stirnlampen, so hat man beide Hände frei. Man packt den Wurm und hält ihn unter sanftem Zug, bis er los lässt. Bei roher Gewalt wird er abreißen und ist somit nicht mehr lagerfähig.


    Gekaufte Tauwürmer entstammen nicht von heimischen Grünanlagen, sondern werden aus Übersee importiert. Selbstgesammlte wirken oftmals fängiger, weil sie einfach frischer sind. Ob als Bündel, einzeln, oder in Stücken, der Tauwurm ist ein zuverlässiger Köder, besonders für die etwas größeren Fische.


    Die käsig, fahlen Erdwürmer sind von allen Würmern der schlechteste Köder, aber immer noch besser als gar keiner.


    Laub-, Mist- und Rotwürmer sind der Bringer schlechthin! Einzeln, oder im Bündel reizen sie mit ihren streng riechenden Körpersäften fast jeden Fisch zuverlässig zum Biss. Auch im Anfutter locken sie ungemein. Nur sollen man sie zerkleinert beigeben, da sie sich sonst sofort im Sediment verkriechen. Ebenso ist es sehr ratsam die Wurmdose immer fest geschlossen zu halten. Diese Würmer haben ausgesprochenes Zigeunerblut und nutzen jede Gelegenheit zur Flucht.


    Wer einen Komposthaufen sein Eigen nennt, wird immer über einen guten Vorrat verfügen. Aber auch verrottende Laubhaufen und abgelagerte Miststätten von Bauern sind eine ergiebige Quelle. Im Handel werden sie selten, bis überhaupt nicht angeboten.


    Der im Fachhandel erhältliche Dendrobena Wurm ist eine Zuchtform des Rotwurmes, der vorwiegend in Holland produziert wird. Seine Beliebtheit bei Anglern schwankt stark. Er ist sehr unempfindlich gegen Wärme und noch sehr vital, wo sich Tauwürmer längst in einen stinkenden Brei verwandelt haben.


    Maden sind die Larven der Fleischfliege und der Friedfischköder überhaupt, was die Häufigkeit der Verwendung betrifft. Pinkies sind nichts anderes, nur von einer kleineren Fliegenart. Zuchtbetriebe versorgen den europäischen Markt. Die Selbsterzeugung scheidet so gut wie aus. Maden leben vorzugsweise auf Aas, welches dementsprechende Düfte von sich gibt. Die in England und Holland so beliebten roten Maden sind in Deutschland nicht erhältlich, da in Deutschland gefärbtes Tierfutter nicht (mehr) zugelassen ist. Maden sind nur begrenzt lagerfähig und sollten wenn möglich kühl aufbewahrt werden. Sollten nach einem Angeltag Maden übrig sein und der nächste Einsatz ist nicht absehbar, kann man sie in Plastikbeuteln, unter Beigabe von etwas Lockstoff, einfrieren. Ein vorzüglicher Zusatz zum Grundfutter!


    Vor dem Gebrauch sollten Maden von den Sägespänen, in denen sie gelagert werden, getrennt werden, um den Amoniakgeruch zu reduzieren. So gereinigt lassen sie sich gut mit verschieden Aromen würzen. Rotaugen lieben Curry – Maden!


    Puppen, auch Caster genannt, sind die weitere Entwicklungsstufe von der Made zum fertigen Insekt. Lässt man die Maden, möglichst ungekühlt in der Dose stehen, fangen sie sich recht schnell an, sich in Puppen zu verwandeln. Zu erst hellbeige, später dunkelbraun. Je dunkler, desto fortgeschrittener ist der Zustand der Metamorphose zum Imago. Wahrend die Hellen noch sinken, haben die Dunklen immer mehr Auftrieb. Diesen Auftrieb kann man sich zu Nutze machen und feine Montagen zu langsamerem und damit unauffälligerem Absinken verhelfen.


    Caster sind teilweise fängiger, als Maden. Großrotaugen und Brassen stehen darauf.
    Zerdrückte Caster im Futter sind immer eine sichere Bank.


    Insekten


    Alles was so am Ufer kreucht und fleucht fällt gelegentlich ins Wasser und wird auch dann von den Fischen gefressen. Auf dieser Tatsache beruht die ursprüngliche Fliegenfischerei. Aber auch der nicht Flugangler tut gut daran sich dieser Tiere zu bedienen. Ein Grashüpfer, an freier Leine angeboten, hat schon manchem strammen Döbel einen Landgang beschert. Wichtig ist, dass der Haken nicht zu schwer ist und den Köder unter Wasser zieht. Ebenso sollte die Schnur schwimmfähig sein.
    Im Inneren von Beifuss und anderen hohlen Stängeln finden sich Larven von Insekten, Rohrmaden genannt. Im Boden findet man fette Engerlinge, die Larven des Maikäfers. Mancherorts sind sie zu einer regelrechten Plage geworden. In totem Holz fressen sich Holzböcke und die Larven des Borkenkäfers unter der Rinde ihre Gänge.


    Von haarigen Raupen sollte man allerdings die Finger lassen. Einerseits weil viele Raupen allergene Stoffe absondern und andererseits weil sie sich zu geschützten Schmetterlingen entwickeln könnten.
    Achtung, nicht alle Insekten dürfen auch als Köder eingesetzt werden, einige stehen unter Schutz. Im Zweifelsfall weiter krabbeln lassen!


    Blutegel und Rossegel


    Wem es vor den kleinen Blutsaugern nicht zu sehr graust, der hat einen hervorragenden Köder für Waller. In den U.S.A. ist der „Leech“ ein beliebter Köder auf den Walley, den Verwandten unseres Zanders.
    Schnecken sind nicht nur schleimig, sondern auch ein nahrhafter Happen. Besonders nach stärkeren Regenfällen, die viel Leben ins Wasser spülen, sind die dunklen, nackten Wegschnecken bei Döbeln sehr gefragt. An Unterwasserpflanzen wimmelt es teilweise von Spitzschnecken. Die Leibspeise der Schleie, die auch von Karpfen und Karauschen nicht verschmäht werden. Vor dem Anködern ist es gut, das Schneckenhaus zu zerbrechen. Einfach fest auf harten Boden werfen. So werden die lockenden Körpersäfte besser frei.


    Muscheln haben bei Fischen sehr geschätztes Fleisch. Da aber viele Arten gesetzlich unter Schutz gestellt wurden, sollte man die heimischen Bestände in Ruhe lassen. Miesmuscheln, oder andere Speisemolusken aus dem Lebensmittelhandel sind genauso gut und die Natur bleibt geschützt. Marinierte Muscheln aus dem Glas verströmen unter Wasser einen verführerischen Duft!


    Fleisch, Fleischprodukte und Innereien, in der Tat ungewöhnlich und selten gefischte Köder. Kleine Fetzen schieren Fleisches nehmen alle Fische ohne große Scheu. Man sollte den Köder allerdings häufig wechseln, der sehr schnell auslaugt. Hühnerleber fängt im Sommer Aal und ist ein vorzüglicher Winterköder für den Döbel. Zusätzlich sollte immer etwas Hackfleisch, oder geschabte Leber dem Grundfutter beigegeben werden. Das kostet auch nicht mehr als der Einsatz von Maden.


    Frühstücksfleisch, Corned Beef und Fleischwurst sind längst als der Barbenbringer bekannt. Wurst hat aber die Eigenschaft zu schwimmen. Das kann man nutzen, wenn der Köder etwas auftreiben soll. Zum Anfüttern bringt es wenig, wenn die Happen oben schwimmen und die erhoffte Beute nie erreichen.


    Pflanzliche Köder


    Selbst Sachen, die selten, oder nie von alleine ins Wasser kommen werden gerne und ohne den geringsten Argwohn genommen. Brot und Gebäck, Getreide, Samen, Kartoffeln, Früchte, Teig, Teigwaren, Bohnen, Hanf, Süßigkeiten… der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!


    Brot und Gebäck. Neben dem Wurm, der wohl geläufigste Köder, den auch Nichtangler kennen. Brot frisch vom Bäcker schmeckt nicht nur dem Angler, auch den Fischen, obwohl sie eher selten zum Einkaufen ins Dorf kommen. An vielen Gewässern sind sie durch die Fütterung von Enten und Schwänen längst daran gewöhnt. Aber auch da, wo keine Spaziergänger für uns das Vorfüttern übernehmen, bringt es Erfolg. Ganz egal, ob die weiche, weiße Flocke, ein Stück Kruste, oder ein einfacher Teig, alles geht. Am besten geeignet sind ofenfrische Weißbrote und Fladen von türkischen Backstuben. Gleich nach dem Kauf, wenn möglich noch lauwarm, gehört das Gebäck in eine Plastiktüte eingepackt. So wird es schön zäh und erhält sich eine gummiartige Konsistenz. Toastbrotscheiben kann man in Gefrierbeuteln verpacken und sich draufsetzen. Von den so geplätteten Scheiben lassen sich kleine Stückchen stanzen, oder schneiden, die sich wunderbar anködern und im Wasser langsam aufquellen. Ein perfekter Happen für Rotfeder, Nerfling (Aland) und Rotaugen, wenn sie im Mittelwasser unterwegs sind.


    Brotflocken, von flaumig bis fest, werden immer so um den Hakenschenkel geknetet, dass die Hakenspitze frei bleibt und sofort fassen kann.


    Getreide. Dabei fällt einem zuerst der goldgelbe Mais ein. Auch er kommt eigentlich nie von Haus aus im Wasser vor, trotzdem ist er ein populärer und erfolgreicher Köder. Wahrscheinlich nicht zu Letzt, weil er preiswert, angenehm und jederzeit verfügbar ist. Außerdem steht er dem Angler in verschiedenen Härtegraden bereit. Angefangen beim weichen, süßen Dosenmais, über halb gereiften Mais vom Kolben, bis hin zu steinharten Trockenprodukt. Nicht zu vergessen, das Popcorn! Zusätzlich zu seinem eigenen, schon ausreichendem Geruch und Geschmack, lässt sich Mais zusätzlich aromatisieren.


    Hartmais sollte vor dem Angeln mindestens 24 Stunden in Wasser quellen. Wer möchte, kann ihn auch noch ca. 20 min kochen. Dadurch wird er weicher, setzt mehr Aromen frei und ist für die Fische bekömmlicher. Wer Zeit und Lust hat, der lässt ihn mehrere Tage an einem warmen Ort eingeweicht stehen. Das Korn beginnt dabei zu gären und zu fermentieren. Für unsere Nasen ein etwas strenger Geruch, aber Karpfen bringt er in Wallung. Dem Einweichwasser können ohne weiteres verbessernde Zusätze beigegeben werden. Zum Beispiel Zucker, Aromen auf alkoholischer Basis und Lebensmittelfarbe.


    Auch andere Getreidesorten, wie Weizen, Gerste, oder Grünkern finden Anwendung. Auch sie müssen gequollen und oder gekocht werden, bevor wir sie zum Fischen benützen können.


    Samen, wie Hanf, Lupinen, oder Ahornfrüchte findet man seltener in den Köderboxen. Obwohl sie ihre Leistungsfähigkeit schon oft unter Beweis gestellt haben.


    Hanf als Hakenköder, oder im Futter bringt Leben an den Angelplatz! Er kann sowohl gemahlen, als auch ganz gefischt werden. Hanfmehl wird einfach in Teige eingearbeitet. Das ganze Korn wird zuerst gekocht bis die Schale platzt und der weiße Keim sichtbar wird. Danach lässt man ihn im Kochwasser stehen, bis dies eine leicht schleimige Konsistenz aufweist. Die Flüssigkeit niemals wegschütten, sondern zum Anfeuchten des Grundfutters verwenden. Es wäre zu schade um das tolle Aroma! Zum Anködern eignet sich natürlich nur ein ganz feiner kleiner Haken. Winterrotaugen, vor allem die Großen, vergessen sich bei dieser Gabe.
    Kartoffeln, ein etwas in Vergessenheit geratener Köder, besonders für Karpfen. Natürlich gekocht! Die Knolle selbst, aber auch Püreeflocken lassen sich prima in Teige und ins Futter integrieren.


    Früchte haben uns mehr zu bieten, als nur die berühmte Kirsche bei der Fischerei auf Döbel im Sommer. Dazu müssen noch nicht einmal Obstbäume und Beerensträucher direkt am Ufer wachsen. Sie werden auch so von den Fischen akzeptiert. Wie wäre es sonst möglich, dass Karpfen auf Bananenstücke beißen? Steht allerdings ein tragender Holunderbusch am Bach und hängen seine reifen Beeren auch noch übers Wasser, wäre es eine große Dummheit, hier nicht mit Holunderbeeren zu fischen!


    Teig Schon ein einfacher Teig, aus etwas geriebenem Toast und Wasser, liefert dem Angler einen wunderbaren Universalköder für alle Friedfischarten. Außer Wasser und Brot können sich darin gerne alle möglichen Zusätze tummeln. Geheimrezepte gibt es, wie Sand am Meer. Soll die Paste direkt am Haken gefischt werden, so muss er fest genug sein, um den Wurf und eine gewisse Zeit im Wasser zu überstehen, aber auch weich genug, damit die Hakenspitze beim Anhieb durchdringen kann. Die Beimengung des Weizenklebers Gluten macht den Teig geschmeidig, bis gummiartig. Speiseöl bringt eine Beständigkeit gegen das Auflösen im Wasser. Will man Teig am Haar anbieten, darf er ruhig sehr fest sein. Eine gute „Schleienpaste“ entsteht, wenn man gemahlene Forellenpellets (40%), Weißbrot ohne Rinde (50%), Kasein(5%), Olivenöl, Gluten(5%) und Wasser mischt. Die Prozentangaben beziehen sich auf die trockenen Bestandteile. Bei 500 gr. Trockenmasse kommt ein guter Esslöffel Olivenöl dazu, Wasser nach bedarf.


    Ist ein Teig zu trocken geraten, egal welcher, dann gibt man ihn über Nacht in einen Plastikbeutel und lagert ihn im Kühlschrank. Darum ist es besser sich Teige schon am Vortag zu Hause herzustellen, ruhig in größeren Mengen. Teig ist gut zum Einfrieren geeignet. Stets frisch verwenden! Sauere Teige fangen nicht.


    Käse ist zwar etwas anderes aus sicht unseres Gaumens, aber mit seiner Konsistenz und seiner Eigenschaft sich gut verarbeiten zu lassen, passt er trotzdem hier her. Käseteig, Käse pur am Haken, oder dem Haar ist ein altbekannter Barbenköder. Je stinker, desto fang!


    Ein einfaches und bewährtes Käseteigrezept: Vollreifen, stark duftenden Weichkäse (z.B. Gorgonzola), solange mit entrindetem und fein geriebenem Toastbrot vermengen, bis ein geschmeidiger Teig entstanden ist. Barben werden sie dafür lieben.


    Nach der gleichen Machart lassen sich auch Leberwurstteige herstellen. Dann geht es auf Döbel.


    Teigwaren, also Nudeln, Spätzle und Gnocchi sind eigentlich auch nur Teig, aber eben verarbeiteter Teig. Gekocht, nach Wunsch zusätzlich gefärbt und oder aromatisiert gilt für sie das gleiche, wie für die Pastenköder. Rot gefärbte und eventuell gewürzte Spaghetti ergeben mehr, als nur „Ersatzmaden“! Spätzle und Gnocchi lassen sich prima wie Boilies am Haar anbieten. Entsprechend vorbehandelt mit Farbe und Aroma kann man sie perfekt auf Zielfische abstimmen. Dunkle Farben, mit Wurm- und Muschelduft versetzt, finden bei Schleien viel Gefallen.
    Hülsenfrüchte, Bohnen, gekocht, haben in letzter Zeit als Karpfenköder einen guten Ruf erworben. Erbsen sind ein sehr selektiver Köder für große Rotaugen. Tiefkühlware ist etwas größer, knackiger und hält besser am Haken. Mit Dosenerbsen füttern und gefrostete ködern.


    Süßigkeiten als Angelköder sind etwas ungewöhnlich. Marzipankartoffeln sehen nicht nur aus wie Boilies! Weingummi und Gummibären haben ein starkes Fruchtaroma! Ausprobieren – Versuch macht klug!

  • Futtermehle


    Hier und im Telegramstil die wichtigsten Mehle, die bei der Herstellung von Anfutter zu Anfutter zur Anwendung kommen. Mit FM ist die Futtermischung gemeint. Mit d.T. ist der Anteil des Mehles in trockenem Zustand angegeben. So wie sich alle Futtermengenangaben auf trockenes, nicht angefeuchtetes Futter beziehen. Der Flüssigkeitsbedarf ist nur sehr schwer anzugeben, da die Bestandteile ein sehr unterschiedliches Aufnahmevermögen haben.


    Prinzipiell werden zuerst die trockenen Bestandteile vermengt, dann angefeuchtet und das Futter mit Pausen durchgearbeitet. Es ist ratsam, das Futter danach durch ein Sieb zu reiben. So erhält man ein sehr lockeres Futter ohne Klumpen. Erst jetzt mischt man den Anteil Lebendfutter, wie Maden, oder Caster, unter.


    Weißes Paniermehl (Semmelbrösel, Weckmehl)
    Trägermaterial
    Bestandteil nahezu aller Futtermischungen (FM). Allerdings gibt es enorme Unterschiede in der Klebe und Bindekraft. Paniermehl klebt wesentlich stärker, als geriebene Brötchen! Unbedingt Versuche machen, bevor es in größeren Mengen besorgt wird.


    Für den Fluss Paniermehl. Im See Brötchenbrösel.


    Braunes Paniermehl
    Trägermaterial, geringere Klebekraft beachten. Die Brösel wurden nach dem Reiben geröstet, dadurch verliert es viel an Bindekraft. Futterballen brechen so schnell, meist schon beim Einwurf auf. Optimaler Bestandteil, wenn es auf Rotaugen gehen soll und der Schwarm hoch über tiefem Wasser gehalten werden soll, oder man sie nach oben füttern will.


    Brotmehl
    Wie dunkles Paniermehl


    Wird meistens aus Graubrot hergestellt und verhält sich so wie Paniermehl. Da es aber aus Sauerteig besteht, hat es ein etwas herbes, leicht säuerliches Aroma. Eher was für den Winter, oder fischig – fleischige FM.


    Farbige Paniermehle bestehen aus gefärbtem, hellem Paniermehl. Die Dosierung richtet sich nach dem gewünschten Farbton.


    Kuchenmehl, Plätzchenmehl
    10 – 20% d.T.
    Großfischfutter mit hoher Bindekraft und gut für süße FM. Brassenfutter!
    Gibt eine teigig, klebrige Konsistenz, die Ballen halten lange zusammen. Gut für Bouletten, die am Flussgrund liegen bleiben sollen. Für Stillwasser FM unbedingt etwas beimengen, das die Bindung lockert. Es ist eine schwere Zutat. Wichtig bei großen Wurfweiten und wenn die Ballen ganz am Grund ankommen sollen. Der Anteil von Kuchenmehl lässt sich auch dazu benutzen, den Zerfall der Ballen zu steuern. Die FM in drei Teile trennen und unterschiedliche Mengen an Kuchenmehl zusetzen. Wenn alles gleichzeitig eingeworfen wird, lösen sich die Ballen zeitlich gestuft auf.


    Keksmehl
    Bis zu 25% d.T.
    Wie Kuchenmehl, nur weniger würzig/süß. Bindung etwas geringer. Optimal für Rotaugenfutter mit hohem Madenanteil. Bringt die Gaben zuverlässig auf den Grund.


    Biskuitmehl
    10 – 25% d.T.
    Ähnlich wie Kuchenmehl, nur mit geringerer Bindung. Es bringt einen süßen Ton ins Futter.


    Zwiebackmehl
    Bis 25% d.T.
    Wie Keksmehl, etwas stärker in der Bindung.


    Lebkuchen- Spekulatius- Dunkles Keksmehl
    Bis 20% d.T.
    Wie oben, nur mit dunklerer Farbe und würziger Süßnote.


    Polenta, Maisgrieß
    10 – 20% d.T.
    Neutral im Geschmack, macht die FM schwer und löst die Ballen gut. Auflockerer! Nimmt langsam Wasser auf. Daher kann die FM mit der Zeit zu trocken werden. Lässt die Kugeln schön aufbrechen.


    Maismehl
    10 – 25% d.T.
    Wie Polenta, nur viel feiner. Guter Wolkenbildner.


    Haferflocken
    Max. 15%d.T.
    Geben schöne Happen ab und machen die FM fest. Zuviel, oder zu nass machen steinharte Futterkugeln.


    Coco Belge
    Max. 10% d.T.
    CB ist fein gemahlene Schale von Kokosnüssen und dunkelbraun. Führt in der FM zu schönen braunen Wolken. Kann sehr gut mit Polenta und Maismehl kombiniert werden.


    Soll weit geworfen werden und die Ballen auf der Wasseroberfläche platzen, kombiniert man Keksmehl, oder Kuchenmehl mit CB. Ist auch eine gute Zutat zu groben GroßfischFM.


    Erdnussmehl, Nussmehle
    10% d.T.
    Erinnert etwas an CB. Es gibt von diesem Mehl aus gerösteten Erdnüssen zwei Varianten. Die weniger Ölhaltige bindet etwas stärker. Nussaromen sind auch bei Schleien sehr beliebt und durch den dunklen Ton scheuchen sie kaum.


    Kopramelasse
    Max. 15% d.T.
    Schaut aus wie Kaffeesatz, ist recht süß und besteht aus Rückständen der Kokosfettgewinnung und Melasse (Rückstand aus der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr). Bindet gut und tönt die FM ab. Die Ballen lösen sich mittelschnell. Karpfen mögen es gelegentlich süß, dann ist eine FM mit Partikeln plus Kopramelasse gut.


    Kleiemelasse
    Wie Kopramelasse
    Grober Zusatz aus Weizenkleie und Melasse. Kommt zum Einsatz, wenn die Fische so richtig fressen. Die Melasse bindet einerseits die Ballen sehr gut vor dem Wurf. Die Kleie andererseits löst die Kugeln im Wasser schnell auf.


    Hanfmehl
    Um 10 – 15% d.T.
    Ist der Rotaugenzusatz schlechthin. Enormer Duft. Geringe Bindung. Das Aroma lässt sich noch steigern, wenn man das Mehl vor dem Untermischen in die FM, kurz mit heißem Wasser brüht. Diese Suppe dann zur Trockenmischung geben. Karpfen haben auch eine Vorliebe für Hanf. Sättigt kaum. Winterfutter.


    Ungeröstetes Hanfmehl ist aromatischer.


    PV – 1, oder Collant
    Max. 25% d.T. Dann gibt es Steinkugeln!!!
    Macht aus der FM Beton! Sehr schwierig für den Anfänger zu dosieren. Etwas zuviel und man kann mit den Kugeln Wände einwerfen.


    Sprühgetrockneter Taubenmist
    2 – 3% d.T. Offiziell nicht als Futterzusatz zugelassen
    Unappetitlich, aber diese Vogelkacke ist ein echter Bringer für Rotaugen.


    Maisölkuchen
    1 kg mit 2 Ltr. Wasser quellen lassen. > Entspricht der Menge für 4 kg Trockenmasse


    Rückstand aus der Maisölgewinnung, wird in heißem Wasser eingeweicht, bevor der Brei zur FM kommt. Brassenfutter mit gutem Nährwert. Hält die Fische bei entsprechender Menge am Platz.


    Kürbiskernölkuchen
    Wird leicht gequollen mit Partikeln pur gefüttert
    Wie Maisölkuchen, aber für Karpfen.


    Angelerde
    Macht die FM schwer und tönt ab. Zusatz für Schleien.


    Angelton
    Zum Binden und Beschweren der FM.


    Milchpulver
    Bis 10% d.T.
    Wolkenbildner für die Kleinfischangelei an der Oberfläche.


    Fleisch- und Blutmehl
    5 – 10% d.T.
    Bindiger Zusatz für FM die in Flüssen Döbel, Barben und Aale locken sollen. Seit der BSE – Krise nicht mehr als Futtermittel zugelassen und daher nur noch sehr selten im Handel. Eine Gefahr besteht aber auf keinen Fall. Fische sind keine Säugetiere.


    Wasserflöhe, Tubifex, Garnelenmehl, Fischmehl
    Unter 5% d.T.
    Sehr würzige Zutat, ohne Bindekraft.


    Partikel
    Maximal soviel, dass es noch gebunden werden kann
    Mais, Getreide, Bohnen und Samen im Ganzen, oder als Schrot, um das Futter nahrhaft zu machen. Null Bindung!


    Sand und Kies
    Bis zu 10% d.T., abhängig von der Strömung. Ggf. mehr.
    Zum beschweren von FM für starke Strömung.


    Bei allen Futtermitteln, Zusätzen und Aromen unbedingt die Angaben des Herstellers, bezüglich der Mischungsverhältnisse, beachten.
    Im Zweifelsfalle lieber eine geringere Dosierung wählen. Besonders bei aromatischen Bestandteilen .


    Für Boiliearomen im Grundfutter gilt: Maximal 50% der Herstellerangabe, da Boilies noch thermisch behandelt werden und somit an Aroma verlieren.


    Aromen
    Aromen dienen dazu die FM attraktiver zu machen. Weniger ist aber oft mehr. Wer mag schon eine versalzene Suppe?


    Welches Kraut nun bei welchem Fisch besonders gut wirkt, habe ich bei den einzelnen Fischen beschrieben. Allgemeine Geschmacksrichtungen kann man aber ohne weiteres angeben. Dabei spielt aber die Saison eine gewisse Rolle.


    So bevorzugen Karpfen im Sommer, wie es sich gehört, fruchtige Aromen. Im Winter darf es dann lieber etwas herzhaftes sein. Fisch, Leber, Muscheln und Meeresfrüchte sind dann mehr gefragt. Allerdings bestätigen Ausnahmen wie immer die Regel.


    Brachsen sind richtige Schleckermäuler, aber mit einem Hang zu eigenwilligen Kompositionen. Eigentlich kann es ihnen gar nicht süß genug sein. Im Handel erhältliches Brachsenfutter riecht tatsächlich extrem süß. Probiert man die Mischung, wird man über den ausgesprochen salzigen Geschmack erstaunt sein! Eine ordentliche Prise kann also nicht schaden.
    Rotaugen spricht man immer ein Faible für herbe Aromen zu. Sie finden aber Crossover Mixe gut. Erdbeer – Chili, Zimt – Maggi, oder Scopex – Curry. Der Phantasie und der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.


    Barben haben eine mittlerweile legendäre Vorliebe für Käse, aber auch gegen Wurstwaren haben sie nichts einzuwenden.


    Am wenigsten geklärt ist der Geschmack des Döbels. Er ist ein wirklicher Allesfresser. Leider wechselt sein Geschmack und sein Gusto schneller als das Wetter. Heute Kirschen, morgen Schnecken und übermorgen vielleicht Weißbrotkrume?


    Ich bevorzuge Aromen aus dem Lebensmittelhandel. Wenn es unbedingt synthetische Stoffe sein sollen, oder müssen (Boilies) dann sollte man versuchen, an diese Aromen über Bäckereien, oder andere Lebensmittelbetriebe heran zu kommen. Der Stoff ist genau derselbe wie im Angelladen, nur wesentlich preiswerter. Aber Vorsicht! Es handelt sich dabei um extrem konzentrierte Produkte. Ein Tropfen kann manchmal über Sieg, oder Niederlage entscheiden.


    Wem das nun alles zuviel Mischerei und Alchemie ist dem empfehle ich auf eine ganz einfache Futtermischungen aus dem Handel zurückzugreifen und diese etwas aufzupeppen. Gerade die größeren Exemplare stehen auf ein inhaltsreiches Futter mit reichlich fressbaren Brocken.


    1 kg Fertigfutter (wahlweise für stehende Gewässer, oder Feedermischungen)
    0,3 Ltr. gekochte und gequollene Mais-, Weizenkörner-, oder Hanfkörner
    ½ Flasche Maggiwürze
    0,3 Ltr. getrocknete Minishrimps, wahlweise auch Gammarus, oder andere Wasserinsekten. Die gibt es im Zoofachhandel und müssen vor dem Mischen mit den anderen Zutaten heiß überbrüht werden, da sie sonst auftreiben.


    Die Zutaten gut durchmischen und anschließend zur gewünschten Bindung anfeuchten. Mit diesem herzhaften Mix konnte ich sowohl im Futterkorb, als auch mit loser Ballenfütterung sehr gute Erfolge erzielen. Zudem ist es eine sehr preiswerte Angelegenheit, die nur eine geringe Vorratshaltung erfordert.

  • Kapitel VII


    Die Techniken


    Klassisches Grundangeln


    Eine Montage ohne Schwimmer, vorzugsweise mit Sarg-, oder Kugelbleien, nicht sehr fein, dafür robust, am Haken einen Tauwurmknödel und das ganze relativ wahllos ausgeworfen. So sieht das Grundangeln heute noch für viele Angler aus. Leider muss man sagen, denn sie verschenken damit viele Möglichkeiten, mit sehr einfachen Mitteln schöne Fische zu fangen.


    Die Ruten
    Bei dieser Form des Angelns hat man wirklich die Qual mit der Wahl! Wenn Länge, Aktion und Wurfgewicht zu den gewünschten Methoden und Zielfischen passen, dann ist die Rute gut geeignet, egal, was der Hersteller auf den Blank drucken ließ!


    Ruten die diesen Ansprüchen garantiert gerecht werden, sind Avon, Schwingspitzruten, diesmal ohne die wabbelige Spitze und Karpfenruten. Ebenso Ruten die mit als Zielfischruten für Zander und Barbe verkauft werden. Ihnen allen ist zu Eigen, dass sie keine harten Prügel sind und über eine gemäßigte Biegekurve verfügen. Je nachdem, wie weit man werfen muss und wie viel Platz man für diese Würfe hat, variieren sie zwischen 270 und 390 cm.


    Die Rollen und Schnüre


    Eine solide Stationärrolle, die etwa 150 bis 200 m der benötigten Schnurmenge fasst, ist gut geeignet. Besser geeignet sind aber Freilaufrollen. Nicht das man immer diese Funktion benötigt, aber bei einigen Techniken ist es ein großer Vorzug, wenn der Fisch ungehindert Schnur nehmen kann. Manche Fischarten tun das sehr ungestüm und lassen dann schon mal eine Rute von der Ablage fliegen. Das muss nicht sein! Freilaufrollen müssen nicht immer klobige Trümmer sein. Mittlerweile bieten verschiedene Hersteller auch sehr leichte Modelle mit entsprechend geringer Schnurfassung auf flachen Spulen an.


    Die passenden Schnüre sind auch hier wieder monofil. Geflochtene Schnüre haben höchstens als Vorfächer bei dieser Art des Grundangelns eine Berechtigung. Man sollte aber beim Kauf darauf achten, dass es sich um möglichst geschmeidige und somit abriebfeste Leinen handelt. Erkennen kann man das an den vergleichsweise niedrigen Tragkraftwerten, die die Hersteller angeben. Die Stärken hängen natürlich wieder von den zu erwartenden Fischen ab, dürfen aber gerne etwas stärker ausfallen. Das gibt zusätzliche Sicherheiten, da sie viel Grundberührung und Kontakt mit Hindernissen haben werden.


    Zubehör


    Der wohl kürzeste Abschnitt dieser Abhandlung. Außer diversen Grundbleien, vielleicht ein paar beschwerten Futterspiralen, dem üblichen Kleinkram sind nur noch ein paar Bissanzeiger und eventuell ein elektronischer Bissanzeiger nötig.


    Bei den Einhängerbissanzeigern kann man sich entweder aus dem reichhaltigen Angebot des Fachhandels bedienen, oder selber kreativ werden. Angefangen von den berühmt-berüchtigten Ü-Eiern mit der Büroklammer, bis hin zu Ringen aus PVC-Schläuchen ist alles erlaubt, was seinen Zweck erfüllt und wenn es ein dürres Zweiglein, oder ein Stück Alufolie ist. Die Dinger müssen lediglich den Biss eines Fisches zuverlässig anzeigen und nicht gleich vom ersten Winde verweht werden.


    Auch bei den elektronischen Anzeiger ist die Auswahl riesig. Für unsere Zwecke ist jedoch wichtig, dass man sie sehr sensibel einstellen kann. Wer möchte und in der Lage dazu ist sollte da nicht am legendären Delkim vorbeigehen. Dieser Bissanzeiger spielt in einer ganz eigenen Liga! Er ist zwar nicht billig, aber dafür kauft man sich dieses Gerät auch nur einmal.


    Montagen


    Mit reibungsarmen Durchlaufmontagen ist man beim klassischen Grundangeln am besten bedient. Je einfacher diese Montagen ausfallen, umso besser. Lediglich auf die Hauptschnur gezogene Bleibrocken sind dazu nicht in der Lage. Die Schnur läuft nur theoretisch frei durch das Blei. Am Grund sieht das dann leider ganz anders aus.


    Deutlich besser ist man da schon mit Birnenbleien mit eingegossenem Wirbel, mit Seitenarmen, die an einem kleinen Wirbel auf der Schnur gleiten, oder aber auch der sehr universell einsetzbaren Schlaufenmontage (siehe weiter unten beim Feedern beschrieben) versorgt.


    Durch den Verzicht auf Karabinerwirbel zur Verbindung von Vorfach und Hauptschnur kann man sie viele Verwicklungen beim Wurf ersparen. Man knotet das Vorfach entweder nur an einen gewöhnlichen Tönnchenwirbel, oder überzieht den Karabiner mit einem kleinen Silikonschlauch. Der Grund ist sehr einfach. Zwischen dem Wirbel und dem Karabiner besteht nur eine lose und wild schlackernde Verbindung. Die ist aber beim Werfen schuld daran, das sich das Vorfach nur allzu leicht an der Hauptschnur fängt und diese unbeschreiblichen „Luftknoten“ formt.


    Und jetzt wird gefischt


    Die Zielfische dieses klassischen Grundangelns sind vor allem Schleien, aber auch große Brachsen, sowie Karpfen und alle anderen Friedfische die mehr die ruhigen Wasser bevorzugen. Stärker strömende Gewässer sind nicht so unbedingt geeignet, da die Strömung die doch sehr leichten Bissanzeiger immer wieder verziehen würde; eine ordentliche Anzeige unmöglich machen würde.


    Auf Futterhilfen, wie die Futterkörbe verzichtet man weitestgehend, es sei denn man wegen zu großer Entfernung den Angelplatz nicht anders erreichen. Ein von Hand angelegter Futterplatz ist aber in jedem Fall besser!


    Nun wirft man auf den Futterplatz, legt die Ruten auf zwei Rutenablagen ab. Die hintere stützt den Griff und die vordere wird zwischen dem dritten und vierten Rutenring platziert. Die Rutenspitze sollte dabei zum Wasser und in direkter Richtung auf den Köder zeigen. Man strafft jetzt nur noch die Schnur so, dass eventuelle Schnurbögen geradegezogen werden. Zum Schluss noch den Einhänger an die Schnur hängen und von der Rolle her so viel Leine nachgeben, das er beinahe den Boden berührt. Beisst ein nun ein Fisch, so wird er die Schnur anziehen, der Einhänger steigt nach oben und es ist die Zeit für den Anhieb und den hoffentlich erfolgreichen Drill gekommen.

  • Pickern


    Das traditionelle Fischen mit dem Winklepicker (WP) ist die feinste aller Grundangelmethoden! Leider wird der WP von vielen Anglern nur als verkleinerte Form der Feederrute gesehen. Das ist zwar nicht grundsätzlich falsch, aber es wird diesem Rutentyp nicht wirklich gerecht. WP sind sehr leichte und kurze (max. 300 cm!) Grundruten mit auswechselbaren, sensiblen Zitterspitzen. Die Urform, mit fest eingesetzter Spitze (Quiver) ist leider so gut wie nicht mehr zu bekommen. Als ausgesprochenes Gerät für Spezialisten ist sie teilweise noch in England erhältlich. Die heute gebräuchlichen Multitip Picker sind universeller und teilweise in ordentlicher Qualität für erstaunlich kleines Geld im Handel.


    Passend zu den feinen Ruten gehören natürlich auch kleinere Rollen, die aber, wegen der dünnen Schnüre, über eine ausgezeichnete Bremse verfügen müssen. Beim Pickern gilt eine 18er Schnur als obere Grenze! 12er und 14er Leinen sind üblich.


    Diese Kombination macht den WP zur idealen Rute um damit die scheuen kapitalen Rotaugen auf die Schuppen zu legen.


    Beim Pickern wird, im Gegensatz zum Feedern, nicht mit Futterkörben gefischt. Man angelt mit verschiedenen Bleimontagen auf einem vorher angelegten Futterplatz. Damit verhindert man, dass der ständig laut ins Wasser platschende Futterkorb die scheuen Zielfische vergrämt. Das ist vor allem in kleineren Gewässern ein unschätzbarer Vorteil! Zusätzlich werden oft auch während dem Fischen lose Maden beigefüttert. Damit hält man sich die Fische bei Laune, ohne sie durch lärmende Montagen zu erschrecken.


    Der WP ist keine Rute für große Entfernungen und reißende Flüsse. Deshalb können und sollen die Montagen auch ganz einfach ausfallen. Je weniger Schnickschnack auf der Schnur montiert ist, desto feiner und sensibler fällt auch die Bissanzeige aus. Da man, wie bereits beschrieben, mit sehr feinen Schnüren angelt, ist es ganz besonders Wichtig, möglichst wenig Knoten und Verbindungen in der Montage zu haben. Jeder Knoten und jede Verbindung bedeutet eine potentielle Sollbruchstelle.


    Es wird wie folgt gebunden. Aus dem Ende der Hauptschnur bindet man eine große Schlaufe. Der optimale Knoten dafür ist der doppelte Schlaufenknoten, auch Wasserknoten, oder Surgeon’s Knot (Chirurgenknoten) genannt. Die Größe der Schlaufe richtet sich nach der Länge des Bleiseitenarms und des Hakenvorfachs. Als Faustregel kann man sagen 20 cm für das Blei und 60 cm für den Haken.


    Dementsprechend schneidet man die Schlaufe nun auf und bindet den Haken und das Blei an. Statt dem im Bild gezeigten Birnenblei kann man auch einige Bleischrote auf dem Schnurstück anklemmen. Das hat den Vorteil, dass man das Wurfgewicht variabler gestalten kann und das bei einem möglichen Hänger sich die Schrote von der Schnur abziehen lassen und die Montage so gerettet werden kann.


    Dieses Bild zeigt eine weitere Montage, die man einsetzt, wenn das Vorfach dünner als die Hauptschnur sein soll
    Alternativ zum abgebildeten Birnenblei kann man auch einen kleinen Tönnchenwirbel oder eine Laufperle mit einem Seitenarm aus dünner monofiler Schnur montieren und die oben genannten Vorteile der Bleischrote nutzen.
    Bei dieser Montage hat man den Vorteil, dass man ohne großen Aufwand schnell das Vorfach wechseln kann und sich somit auf ein geändertes Beißverhalten einstellen kann. Auf einen Karabinerwirbel verzichtet man besser, da sonst die Montage beim Wurf zu deutlich mehr Verwicklungen neigt! Das Vorfach wird einfach an den Wirbel gebunden oder eingeschlauft.


    Man kann die Montage aber auch durchgebunden herstellen. Dabei wird der Haken wieder direkt an der Hauptschnur angebunden. Das Blei wird dann dabei durch einen kleinen und verschiebbaren Bleistopper fixiert. Mit dieser Variante kann man die Vorfachlänge noch schneller verstellen und man spart an den die Schnur schwächenden Knoten!
    An einem Beispiel möchte ich jetzt einen Rotaugenansitz mit dem WP beschreiben.


    Rute: Leichter WP mit 270 cm
    Rolle: Stationärrolle mit monofiler 14er Schnur
    Haken: Dünndrahtiger Öhrhaken der Gr. 14
    Blei: Schrotblei


    Der Angelplatz ist bereits mit einer gewöhnlichen Grundfuttermischung angefüttert. Die Rute ist nach der unter Bild 1 beschriebenen Methode montiert. Als Köder verwenden wir Maden.


    Die Rute wird auf zwei Rutenständern abgelegt. Der Vordere sollte eine breite T-förmige Ablage haben. Das erleichtert das richtige Spannen der Rutenspitze.


    Die Rutenspitze zeigt flach zum Wasser. Die abgehende Schnur sollte einen Winkel von etwa 120° zur Rute bilden.


    Man überwirft zunächst den Futterplatz knapp und lässt die Montage auf den Grund sinken. Nun zieht man sie vorsichtig auf den Platz und legt die Rute ab. Jetzt wird die Schnur so gespannt, dass sich die Rutenspitze ganz leicht in Richtung Wasser biegt.


    Bei einem Biss wird sie jetzt alle Aktionen am Köder durch ein Zittern anzeigen. Schwimmt der Fisch nun mit dem Köder vom Angler weg, wir sie sich weiter biegen. Schwimmt er auf den Angler zu, entspannt er die Spitze und sie streckt sich. In beiden Fällen ist jetzt der Anhieb zu setzen.
    Außer den traditionellen Methoden kann man Winklepicker (WP) und Light Feeder (LF) auch mit aktiven Angeltechniken fischen.


    Viele Friedfische sind bei weitem nicht so passiv wie allgemein angenommen wird. Sie sind durchaus auch an mäßig bewegten Ködern interessiert. Der Grund ist ganz einfach. In einem Schwarm lebt nur der Fisch gut, der schlauer, schneller und entschlossener frisst. Bewegt sich ein potentieller Happen vom Fleck, dann gibt’s für den Fisch vor dessen Nase er lag nicht viele Möglichkeiten. Entweder er belässt es dabei und der Bauch bleibt leer, oder er setzt der Beute nach und holt sie sich, bevor es ein Artgenosse tut. Auch scheinbar satten Fischen kann man so noch einen Bissen hineinnötigen! Der Futterneid ist bei den Fischen, besonders bei in Schwärmen lebenden Arten ganz normal und gehört sozusagen zum guten Ton.


    Nun gilt ja das Grundangeln mit all seinen Variationen nicht gerade zu den besonders aktiven Angelarten. Grundangler sind deshalb auch als ausgesprochene Faulpelze verschrien. Aber das muss nicht sein! Mit sehr geringem Aufwand kann man dieses Vorurteil widerlegen und dabei auch noch sehr erfolgreich sein.


    Eine solche aktive Grundangelmethode mit dem WP kommt aus Holland und nennt sich Rolling Trolling. Dabei spielt der Hobo die entscheidende Rolle. Der Hobo ist ein stabförmiges Wurfgewicht aus Balsaholz mit einem Fuß aus Blei. Also einem Tiroler Hölzl nicht unähnlich. Nur dass der Hobo so ausgewogen ist, dass bei einem Gewicht von 7 gr. unter Wasser fast keine sinkende Masse mehr vorhanden ist. Er sinkt langsam und löst sich bei geringer Strömung bereits vom Grund und driftet ein Stück über dem Boden. Die Methode ist also wie geschaffen für Flüsse, oder Flussabschnitte mit sehr geringer Strömung und Kanäle. Leider sind Hobos bei uns nicht erhältlich. Man kann sich aber mit sinkenden und langsam sinkenden Sbirolinos sehr gut behelfen.


    Dazu werden von den Sbiros die Schnurführungsröhrchen um zwei Drittel gekürzt und am oberen Ende mit einer Öse versehen. Das geht durch einkleben oder einschmelzen eines Miniwirbels, sowie durch aufstecken eines Posenadapters mit Silikonschlauch.


    Den Sbiro montiert man an Stelle des Bleis an den Seitenarm eines Straight Paternoster. Man wirft die Montage schräg oberhalb des sehr großflächig angelegten Futterplatzes oder eines vermuteten Standplatzes der Fische aus und lässt sie zu Boden sinken. Die Rute wird dabei nicht abgelegt! In unregelmäßigen Intervallen hebt man die Rute bei gespannter Schnur sanft an, so dass sich die Montage vom Grund löst und ein Stück weit über den Platz getragen wird.


    Man senkt nun wieder die Rute, der Sbiro und der Köder kommen zur Ruhe. Wichtig ist, dass man immer Fühlung mit der Montage hält. Die Bisse kommen meistens in dem Moment, wo sie sich in Bewegung setzt.
    Eine ähnliche Technik kann man mit der gleichen Montage auch im Stillwasser einsetzen. Dazu eigenen sich aber leichte Feederruten besser. Da sie länger sind erreicht man damit auch größere Wurfweiten und kann somit eine größere Fläche beangeln. Am besten auf einer langen Futterspur, die vom Ufer weg zur Seemitte führt.


    Nach dem Wurf wird hier aber die Rute abgelegt und man fischt mit ausgeschalteter Rücklaufsperre. Es wird, wie beim Rolling Trolling der Köder aktiv bewegt. Allerdings nicht über die Rute, sondern mit der Rolle. Nach unterschiedlich langen Pausen macht man ein paar mäßig schnelle Kurbelumdrehungen. Die ausgeschaltete Rücklaufsperre ist deshalb nötig, weil man durch das Vor- und Zurückkurbeln die für die Bissanzeige nötige Schnurspannung herstellen muss. Wie im Fluss kommen auch im Stillwasser die meisten Bisse im Moment der Bewegung.


    Mit diesen Methoden kann man besonders an beißfaulen Tagen noch erfolgreich sein. Verwendet man neben den üblichen Ködern auch mal einen feisten Tauwurm, muss man sich nicht wundern, wenn auch mal ein veritabler Barsch den Köder nimmt.

  • Feedern


    So nennt man die wohl umfassendste Angelart, bei der man mit einer Futterhilfe direkt neben dem Köder angelt. Die Bandbreite der verschiedenen Gerätschaften und Einsatzmöglichkeiten ist enorm. Das reicht von einer einfachen Futterspirale an einer gewöhnlichen Grundrute, über kleine Madenkörbchen an zarten Pickerruten, bis hin zu bärenstarken Feederruten für die großen Ströme, die auch volle Futterkörbe im Format einer Coladose problemlos über weite Distanzen werfen können.


    Alle Spielarten des Feederns zu beschreiben, würde hier jeden Rahmen sprengen und so beschränke ich mich auf die Standards an durchschnittlichen Flüssen und Seen. Sie lassen sich dann recht problemlos auf andere Verhältnisse adaptieren.


    Grundsätzliches
    Der Grundgedanke beim Feedern ist, dass man Köder und Futter mit einem Wurf an den Angelplatz bekommt. Ursprünglich erledigte man das mit um das Grundblei geknetetem Teig, oder mit den klassischen Futterspiralen. Beide Anfütterungsarten findet man heute, teils in etwas abgewandelter Form, immer noch mit Erfolg betrieben. Daraus entwickelte sich dann im Laufe der Zeit, das heute bekannte Fischen mit dem Futterkorb und den Zitterspitzruten. Diese Form des Grundfischens ist überall dort unschlagbar, wo man wegen der vorhandenen Strömung, oder großen Entfernungen zum Angelplatz nicht auf von Hand angelegten Futterplätzen fischen kann.


    Ruten
    Die Feederruten habe ich bereits in Kapitel III eingehend beschrieben. Welcher sich Angler sich nun für welche Rute entscheiden soll, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Aber einige kleine Kauftipps habe ich trotzdem noch parat.


    - Die Ersatzspitzen sollten möglichst lang und mit nicht zu kleinen Ringen versehen sein.
    - Der Übergang von der Einsteckspitze zum obersten Rutenteil muss möglichst harmonisch und in einer gleichmäßigen Biegekurve verlaufen.
    - Gute Hersteller bieten diese Spitzen auch als Originalersatzteile an!


    Rollen
    Eine gute Rolle für die Feederrute ist nicht klein und zierlich. Ganz entgegen einer weit verbreiteten Meinung sollten hier die Rollen vor allem große Spulendurchmesser aufweisen und einen hohen Schnureinzug pro Kurbelumdrehung aufweisen, 70 bis 80 cm dürfen es mindestens sein. Aus diesem Grund verwenden viele Spezialisten hier kleinere Brandungsrollen. Damit man dann nicht Unmengen dünner Schnur aufspulen muss, wird mit starker Schnur unterwickelt, bis noch etwa 200 m der gewünschten Stärke nachgelegt werden müssen.


    Alternativ zu den Brandungsrollen, oder speziellen großen Feederrollen, sind auch Freilaufrollen eine gute Wahl. Ganz besonders dann, wenn man mit zwei Ruten fischt, oder Barbe und andere große Friedfische das Ziel sind. Es wäre nämlich nicht ungewöhnlich, wenn eine Barbe gleich mit der Rute davonstürmt. Diese Erfahrung sollte man sich unbedingt ersparen.


    Außerdem balancieren solch große Rollen die meist langen Ruten ganz hervorragend aus, so dass sie trotz des objektiv höheren Gewichtes leichter wirken, als mit einer kleinen Rolle, die dann aber die Rute kopflastig wirken lassen. Es ist auch kein Geheimnis, dass Rollen mit großem Spulendurchmesser auch bessere Wurfweiten ermöglichen, worauf es gerade beim Feederfischen oft ankommt. Last but not least hat auch der schnelle Schnureinzug seine Vorteile. Je schneller die Rolle die Schnur aufwickelt, desto schneller steigt die Montage nach oben und die Chance auf einen kapitalen Hänger, besonders in steinigen Flüssen, reduziert sich sehr stark.


    Schnur
    Beim Feedern greift man in den meisten Fällen zur monofilen Schnur. Nicht nur weil sie billiger ist, sie hat auch die deutlich besseren physikalischen Eigenschaften, so wie bereits im Kapitel IV beschrieben. In seltenen Fällen wird man gegebenenfalls auch zu sehr dünnen geflochtenen Schnüren greifen. So eine Ausnahme kann z.B. eine extreme Entfernung zum Angelplatz sein, die sich anders nicht mehr erreichen lässt.


    Ebenfalls häufig findet man beim Feedern die sogenannten Schlagschnüre. Damit meint man ein Stück Angelschnur, dass deutlich stärker ausfällt, als die eigentliche Hauptschnur und mindestens doppelt so, wie die Rute ist. Diese Schlagschnur befindet sich zwischen der Montage und der Hauptschnur. Sie hat den Auftrag, die Wucht des Wurfes abzufangen, während die nachfolgende dünne Hauptschnur die Wurfweite gewährleistet, die deutlich geringer ausfallen würde, wenn man mit einer durchgängig dicken Angelschnur fischen würde.


    Haken und Vorfächer
    Da wir es hier vor allem auf die größeren Exemplare abgesehen haben, brauchen wir stabile, aber teilweise auch sehr kleine Haken, wenn die Zielfische mal wieder auf kleinste Häppchen stehen. Diese Anforderungen erfüllen Öhrhaken aus Flachstahl und mit einem weiten Hakenbogen am besten. Die Hakenschenkel sollten dabei eher kurz, bis halblang sein.


    Öhrhaken sollten es auch schon deswegen sein, da sie sich nun einmal leichter direkt am Wasser binden lassen und das auch noch bei ungutem Wetter mit klammen Fingern. Nun könnte man ja auch fertig gekauft Vorfachhaken benützen, die dieser Hakenform entsprechen. Die haben aber einen ganz entschiedenen Nachteil. Sie haben eine feste, meist zu geringe Vorfachlänge von durchschnittlich 70 cm! Als Einstiegslänge ist das zwar durchaus zu gebrauchen, aber wenn die Fische sehr zögerlich, oder aber herzhaft zupacken, dann muss man mit der Vorfachlänge variieren. Ein Fertigvorfach kann man wohl einkürzen, aber länger machen wird wohl kaum jemand ordentlich gelingen wollen!


    Wieso ist die Vorfachlänge nun so entscheidend?
    Man wird immer wieder beim Feedern, so wie bei allen anderen Methoden auch, feststellen, dass die Fische sehr unterschiedlich den Köder nehmen. Wie schon gesagt fängt man am besten mit einer Vorfachlänge von ca. 60 bis 70 cm an. Kommen nur die Bisse sehr blitzartig und hektisch, so dass man sie nicht anschlagen kann, dann verlängert man das Vorfach schrittweise so lange, bis man die Fische sicher haken kann. So kann es durchaus vorkommen, dass man am Ende mit einem Vorfach von 150 cm angelt. Aber man fängt!


    Geht die Situation in die andere Richtung, so dass man abgefressene Köder und ausgelutschte Maden hat, ohne dass eine Bissanzeige erfolgte, dann ist das Vorfach zu lang und dementsprechend macht man es stückweise kürzer. Fertige Hakenbriefchen können dem niemals gerecht werden, darum sollte man sich als angehender Feederfischer gleich das Selberbinden angewöhnen! Eine Arbeit, die man in gängigen Längen und Hakengrößen ja durchaus schon mal zu Hause vor dem Fernseher und auf Vorrat erledigen kann.


    Futterkörbe und andere Futterhilfen
    Die Auswahl ist enorm und was letzten Endes an die Montage kommt, hängt auch ein klein wenig vom eigenen Geschmack ab. Einer bevorzugt die offenen Körbe aus Drahtgeflecht und der nächste mag sie lieber aus einem Kunststoffmaterial. Trotzdem muss die Form aber grundsätzlich zum Einsatzzweck passen. Offene, oder halboffene Körbe für Futtermischungen, die ausgewaschen werden können. Madenkörbe, was ein Wunder, für die Fütterung mit puren Maden. Futterbleie, oder beschwerte Futterspiralen für sehr stark bindige Mischungen, die lange an, b.z.w. an der Futterhilfe haften sollen.


    Die Gewichte dieser Körbe, Bleie und Spiralen passt man natürlich den Bedingungen an. Das heißt, so schwer wie nötig, damit man die erforderliche Wurfweite erzielt und sie der Strömung widerstehen können. Es bringt wenig, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.


    Wichtig ist nur, dass so eine Futterhilfe auch solide verarbeitet ist. Es bringt wenig, wenn er zwar bis an den Horizont fliegt, aber dabei die Schnur und den Haken nicht mitnimmt, weil er sich durch den Ruck des Wurfes zerlegt hat. Man muss ja nicht sinnlos prassen, aber an der falschen Stelle sparen ist auch nicht die ultimo ratio! Wer oft feedern geht, der wird ohnehin bald seine Favoriten gefunden haben und sie dann eventuell auch gleich selber herstellen.


    Nicht ganz unwichtiges Zubehör
    Hier dreht es sich in erster Linie um die Rutenablage und die Sitzgelegenheit. Man kann zwar die Ruten auf eine gewöhnlichen Rutenhalter legen und sich gemütlich in den Sessel plumpsen lassen, aber das ist dann ungefähr so, als wollte man mit Lackschuhen Fussball spielen. Gehen tut es schon, aber wie halt!


    Die perfekte Lösung wäre natürlich eine stabile Sitzkiepe mit verstellbaren Füssen und einem wackelfreien Feederarm zur Rutenablage. Man sitzt aufrecht, was der Aufmerksamkeit sowie der schnellen Reaktion sehr entgegen kommt und man hat alles in Griffweite, ohne aufstehen zu müssen. So fischt man konzentriert und man fischt schnell. Feederfischen kann sehr hektisch werden, wenn die Fische gut beissen und dann ist ein gut organisierter Angelplatz ein enormer Vorteil!


    Jetzt kann und will natürlich nicht jeder, angehender, Feederfischer gleich so aus dem vollen schöpfen. Macht nichts, denn wer sich meinetwegen auf einen einfachen Klapphocker setzt und seine Rute mit zwei guten Rutenhaltern, vorne mit breiter Feederauflage, platziert, der ist besser unterwegs, als mit dem tollsten Karpfenstuhl und einem Edelrodpod. Diese Dinge haben anderswo ihre Berechtigung.


    Montagen
    Feedermontagen gibt es zwar nicht ganz so viele, wie Futterkörbe, aber in dem Fall genügt es, wenn man sich dabei auf zwei Montagen beschränkt. Jedenfalls komme ich mit diesen beiden Montagen absolut aus. Was will ich mehr?


    Die Schlaufenmontage…ist die wirklich einfachste Möglichkeit schnell eine Feedermontage herzustellen, die wirklich funktioniert, wenig Material benötigt und sich zudem beinahe ohne Verwicklungen werfen lässt. Sie eignet sich für leichte bis mittelschwere Futterkorbmontagen.


    Wegen der bessern Anschaulichkeit habe ich sie auf den folgenden Bildern mit einem Strick und einem groben Karabiner an Stelle einer Laufperle mit Einhänger, b.z.w. einem Karabinerwirbel gebunden.


    Hier die schrittweise Bauanleitung:
    1. Auf die Hauptschnur wird eine Laufperle mit Einhänger, oder ein Karabinerwirbel aufgefädelt. Daran hängt man bei der fertigen Montage den Futterkorb ein.
    2. Die Schnur wird nun zu einer Schlaufe gelegt, die geschlossen ca. 60 cm messen soll.
    3. Diese Schlaufe, so wie alle anderen Schlaufen, wird mit dem doppelten Wasserknoten gebunden. Siehe Abb. 2
    4. Die Laufperle fassen, die Schlaufe strecken und somit das genaue untere Ende ermitteln.
    5. Ca. 5 - 10 cm oberhalb der Mitte eine weitere kleine Schlaufe binden.


    Die Montage ist soweit einsatzbereit. Nur noch den Futterkorb einhängen und das Vorfach mit der kleinen Schlaufe per Schlaufe-in-Schlaufe verbinden. Hier niemals einen weiteren Karabinerwirbel mit einarbeiten. Das führt nur zu sinnlosen Verwicklungen beim Wurf und bringt rein gar nichts!


    Das Feederrig…ist das Mittel der Wahl bei schweren und schwersten Montagen. Es fungiert zudem mit dem empfohlenen Material als Ruckdämpfer und kann somit auch an einer geflochtenen Schnur gefischt werden.


    Die Bauanleitung:


    Benötigtes Material:


    - Amnesia (ca. 80 cm pro Rig)
    - Laufperlen
    - Tönnchenwirbel
    - Karabiner
    - Stopperperlen
    - Silikon- oder Schrumpfschlauch. Ventilgummi tut es aber auch. Was halt da ist...


    So wird es gebunden:


    1. Den Tönnchenwirbel an das Amnesia binden
    2. Im Abstand von 20 cm den ersten Knoten binden.
    3. Die erste Stopperperle auffädeln.
    4. Die Laufperle mit dem Karabiner versehen, den Schlauch drüberziehen und ebenfalls auffädeln.
    5. Die zweite Stopperperle auffädeln.
    6. Im Abstand von 40 cm zum ersten Knoten den zweiten Knoten binden.
    7. Im Abstand von 20 cm zum zweiten Knoten eine Schlaufe binden an der dann das Vorfach eingeschlauft wird.
    8. Fischen gehen!


    Mehr an Montagen benötigt man wirklich nicht. Beide Montagen arbeiten übrigens nach dem Prinzip der Durchlaufmontage. Das bedeutet, dass sich alle Bisse als Zug an der Hauptschnur und somit durch ein Krümmen der Spitze anzeigen. Man muss also die Schnur nicht so sehr vorspannen, um Fallbisse auch noch zu erkennen. Damit arbeiten diese Montagen noch sensibler!


    Ganz besonders abraten möchte ich vor den beinahe allgegenwärtigen „Antitangle-Röhrchen“. Zum einen verhindern sie Wurfverwicklungen nun wirklich nicht und zum anderen kosten sie sinnloses Geld, das man eindeutig besser investieren kann! Zum Beispiel in Köder und Erlaubnisscheine.


    Futtermischungen
    Futtermischungen beim Feedern müssen einige Kriterien erfüllen. Sie sollen…
    - fest genug sein, um auch einen kraftvollen Wurf im Korb zu überstehen.
    - locker genug sein, um sich am Grund zügig aus dem Korb zu lösen.
    - keine auftreibenden Bestandteile enthalten. Wir fischen am Grund und nicht irgendwo darüber
    - gerade die größeren Fische zum Fressen animieren. Daher müssen sie grobe Bestandteile und einen gewissen Anteil an tierischem Futter enthalten.


    So eine Mischung kann man sich leicht und preiswert nach folgendem Rezept herstellen:
    - 1 Tüte fertiges Feederfutter; es kann ruhig die billige Hausmarke des lokalen Händlers sein.
    - 0,3 Ltr. Futterweizen. Gekocht in ca. 0,75 Ltr. Wasser und einer halben Flasche Maggi. Die Restflüßigkeit reicht dann meistens aus, die ganze Mischung ausreichend zu befeuchten.
    - 0,3 Ltr. getrocknete und heiß überbrühte Wasserinsekten, Minishrimps, Wasserflöhe, oder Bachflohkrebse. Erhältlich im Zoofachhandel.
    - Alternativ gehen auch 0,3 Ltr. Maden, oder helle und somit sinkende Caster, oder zerhakte Mistwürmer.


    Wie stark diese Mischung befeuchtet werden muss, kann man leider nicht pauschal sagen, da dies sehr von der Strömung abhängig ist. Je stärker die Strömung, desto bindiger muss das Futter sein, desto stärker muss es befeuchtet werden.


    …und so wird gefischt
    Zuerst einmal die Basics, die an jedem Gewässer gleich sind.


    Beim Fischen mit dem Futterkorb kommt es darauf an, immer wieder möglichst genau die gleiche Stelle zu treffen. Das kann man lernen, aber man muss es üben. Der oft genannte Tipp mit der Schnur unter dem Schnurklip der Spule ist Unsinn, für einen Anfänger noch dazu. Somit werde ich darauf auch nicht näher eingehen.


    Zu Begin einer jeden Sitzung ist es besonders wichtig zuerst einmal einen Futterplatz anzulegen. Dazu nimmt man einen möglichst großen Futterkorb und wirft ihn ohne ein Vorfach an der Montage einige Male aus. Ist er am Grund angekommen, so setzt man ein, zwei kräftige Anhiebe, um ihn vollständig zu entleeren. Ist so der Grundfutterplatz angelegt, wechselt man auf einen kleineren Korb und schlauft das Vorfach ein. Bis sich jetzt die ersten Bisse einstellen sollte man in sehr kurzen Intervallen auswerfen, um so den Futterplatz zu vergrößern. Spätestens alle 5 min. sollte eine neue Ladung Futter auf den Platz kommen. Werden die Köder genommen und die ersten Fische wandern in den Kescher, so reduziert man die Wurffrequenz auf 10 bis 15 min., oder eben bis zum nächsten Fisch.

  • Am See…


    ...entscheidet die Wurfweite welches Körbchengewicht man wählt. Erreicht man den angepeilten Platz, so ist es ausreichend und muss auch nicht schwerer sein.


    An stehenden Gewässern wird die Rute flach abgelegt. So entzieht man die Schnur am besten dem Wind und der Oberflächendrift, die garantiert an jedem See, oder Teich zu finden ist. Die Ablage passt, wenn die Spitze der Rute beinahe das Wasser berührt und man den Griff nahe am Oberschenkel zu liegen hat. Die Schnur geht etwa in einem Winkel von 120° von der Rutenspitze ab. Das macht es aber erforderlich, dass man sich etwas schräg zum Ufer positioniert.


    Üblicherweise setzt man ja den Anhieb, indem man die Rute senkrecht nach oben zieht. Beim Feedern in stehenden Gewässern geht man anders vor. So wie wir hier fischen, fischen wir mit einer vollständig versunkenen Schnur. Würden wir jetzt senkrecht nach oben anschlagen, entstünde ein Schnurbogen unter Wasser, den wir erstens ausgleichen müssten und der zweitens die Kraft, die zum Haken geführt werden soll, ausbremsen würde. Deswegen setzt man den Anhieb als eine waagerecht nach hinten gerichtete Bewegung. Der Schnurbogen entsteht erst gar nicht und die Kraft geht direkt auf die Hakenspitze und ins Fischmaul.


    Im Fluss…


    ...richtet sich natürlich das Gewicht der Körbe nach der Strömung. Sie müssen also mindestens so schwer sein, dass sie nicht gleich nach dem Wurf weggespült werden.


    Am See haben wir unsere Schnur vollständig versenkt. Im Fluss gehen wir genau den entgegengesetzten Schritt. Hier kommt es darauf an, dass so wenig Schnur, als irgendwie möglich, der Strömung ausgesetzt ist. Das erreicht man, indem man die Rute steil nach oben aufrichtet und die Schnur gut spannt. Leider ist es keine sehr komfortable Position für uns Angler, wenn wir ständig nach oben zur Zitterspitze schauen müssen. Es geht aber bei scharfer Strömung nicht anders.


    Viele in den Flüssen lebenden Friedfische orientieren sich ausnahmslos am Grund, der ihren Lebensraum bildet. Diesen Umstand sollte man beim Drill berücksichtigen, vorausgesetzt man sitz nicht gerade an einer sehr groben Packlage. Hier würde man dann nämlich völlig unnötige Abrisse riskieren!


    Drillt man nun beispielsweise eine Barbe mit steil erhobener Rute, dann zwingt man sie zwangsläufig vom Grund hoch und sie quittiert das mit heftiger Gegenwehr. Diese Gegenwehr fällt weitaus geringer aus, wenn man sie mit waagerecht zur Seite gehaltener Rute drillt und so eben über den Grund zum Ufer führt. Deswegen hat man auch nicht weniger Drillspass, aber der Fisch und das Gerät werden besser geschont und wir sind ja alle faire Angler!


    Feederfischen ist eine Angelart mit der man sich gerne spezialisiert. Sie bietet beinahe unbegrenzte Möglichkeiten und Zielfische. Unbedingt ausprobieren!

  • Mit der Schwingspitze


    Ihre Geburt war reiner Zufall und sie hatte nie eine sehr große Verbreitung. Gemeint ist die Schwingspitze! In den frühen 50ern des vergangenen Jahrhunderts wollte ein findiger Engländer die Bissanzeige an den seinerzeit doch recht bockigen Grundruten verbessern. Er griff also zu einem Stück Fischbein, Glasfasermaterial war noch nicht so bekannt und verbreitet und befestigte es zusätzlich an seiner Rutenspitze. Dann begann er das Fischbein zu schaben, denn er wollte eine möglichst feine Bissanzeige haben. Dem Manne schwebte das vor, was man heute eine Zitterspitze nennt. Indess, er schabte zu viel und das Fischbein knickte ihm beim ersten Probefischen knapp oberhalb der Befestigung ab. Ziemlich lose schlackerte es von seiner Rute und weil er nun schon mal am Wasser war fischte er auch damit. Siehe da, die Bissanzeige war so fein, wie er es sich nicht zu erträumen gewagt hatte. Die Swingtip war geboren!


    Seit jenen Tagen hat sich bei den Angelruten und den Materialien, aus denen man sie baut enorm viel getan. Die Schwinge aber hat sich nur sehr wenig verändert.


    Noch heute wird sie am Spitzenring befestigt und sie baumelt herab, als sei die Rute gebrochen. Vielleicht ein Grund dafür, warum sie sich nie so richtig durchsetzen konnte. Da halfen auch die guten Ratschläge des legendären Rudolf Sack nichts, der sie in den höchsten Tönen lobte.


    Warum nun mit der Schwingspitze fischen?
    Es gibt eine ganze Reihe von Situationen, wo man ganz einfach mit der üblichen Posenmontage keine ausreichend feine Form des Angelns mehr darstellen kann. Sei es nun der Wind, Nebel, Dunkelheit, die Entfernung, oder der Wunsch, mit einem kleinen Futterkorb auf Grund zu fischen, man muss nicht auf eine ultrafeine Bissanzeige verzichten. Zwar könnte man auch zur Zitterspitze greifen, aber die ist auch noch um einiges gröber, als eben die Schwinge!


    Ganz klassisch ist ihr Einsatz beim Fischen auf die meist sehr scheuen und sensiblen Schleien. Es gibt keine andere Grundangelmethode, die ihr hier auch nur annähernd das Wasser reichen könnte! Selbst das noch so zögerliche Nuckeln der Tinca überträgt sie deutlich an den Angler, teilweise besser, als es eine Pose vermag.


    Wie sieht sie aus, die ideale Schwingspitzrute?
    Entgegen der früheren Art nimmt man heute Ruten mit einem straffen Rückgrad und einer semiparbolischen Aktion. Damit lässt sich einfach besser der Anhieb durchbringen und auch der Drill größerer Beute ist kein Problem mehr. Die Ruten messen so zwischen 270 cm und 360 cm, wobei diese Länge wirklich die oberste Grenze darstellen sollte. Ideal sind nach meiner Meinung 300 cm. Die Spitze ist nicht zu weit vom Auflagepunkt am Rutenhalter entfernt, sie hängt nicht durch und Wind und Wellen können kaum Schwingungen auf sie übertragen, was letztendlich die objektive Anzeige der Spitze beeinträchtigen würde. Die Testkurven dieser Ruten betragen rund 1.50 lbs., was einem Wurfgewicht an die 50 gr. entspricht. Also ideal für leichtere Grundblei- und Futterkorbmontagen.


    Das A&O ist aber der besondere Spitzenring, der all diesen Ruten zu Eigen ist. Er hat in der Verlängerung der Tube ein feines Gewindestück, in welches ein kleiner Zapfen eingeschraubt wird. Auf diesen Zapfen schiebt man nun das Stück Gummischlauch, welches die flexible Verbindung zur Schwinge herstellt. Das ist reine Bissanzeige und hat mit den aktiven Eigenschaften der Rute nicht das Geringste zu tun! Diese Gewindeendringe sind auch einzeln erhältlich, wodurch sich ohne besonderen Aufwand jede geeignete Angelrute zur Schwingspitzrute umbauen lässt, ohne das sie für den eigentlichen Verwendungszweck verloren wäre. Eine sehr kostengünstige Variante, die mit höchstens 6,- € zu Buche schlägt.


    Die verschiedenen Schwingspitzen
    Je nach Bedingung fischt man unterschiedliche Spitzen. Es gibt sie kurz, lang, schwer, leicht, mit verschiebbaren Zusatzgewichten, mit Knicklichthalterung, oder mit einem halbfesten Winkelgummi für den Einsatz in mäßig strömenden Flüssen. Grundsätzlich gilt hier, wie beim Posenfischen, so fein wie möglich und so schwer, wie nötig. Je kürzer und schwerer die Swingtip ist, desto unsensibler ist die Bissanzeige. Dadurch wird sie aber auch weniger durch den Wind, oder die Strömung beeinträchtigt.


    Normalerweise greift man zu den käuflich erwerbbaren Spitzen aus Glasfaser. Sie werden fix und fertig mit Gummi und dem Gewindezapfen angeboten. Die beiden Schnurführungsringe sind dabei meist aus einfachem Draht geformt. Das hat nichts zu bedeuten, dienen sie doch nur der einfachsten Führung der Schnur. Dem geneigten Bastler steht hier natürlich Tür und Tor offen, sich seine Spitzen individuell herzustellen und sie somit den speziellen Bedingungen anzupassen.


    Die passenden Montagen
    Entsprechend der Feinheit der Anzeige, greift man selbstverständlich auch zu den dazu passenden feinen Montagen. Grobes Zeug, wie Sargbleie, oder Durchlaufröhrchen haben hier absolut rein gar nichts zu suchen! Mit zwei wirklich einfachst zu erstellenden Montagen ist man mehr als gut bedient.


    Das feste Paternoster
    Diese Montage empfiehlt sich für extrem scheue Fische, für sehr feines Angeln und besonders im Winter auf sehr zaghaft beissende Fische. Man kommt mit einem Minimum an Material aus.


    Zuerst bindet man in das Ende der Hauptschnur eine große Schlaufe. Sie sollte in fertigem Zustand und gestreckt etwa 30 bis 45 cm messen, wobei oben aus dem Schlaufenknoten etwa ein 25 cm langes Stück Schnur ragen sollte, welches dann als Bleiseitenarm fungiert. Nun schneidet man die Schlaufe knapp unterhalb des Knotens auf, so dass das Hakenvorfach entsteht, an welches man direkt den Haken bindet. An den Bleiseitenarm klemmt man nun so viele Bleischrote, dass man gerade eben den Angelplatz erreichen kann. Fertig ist das klassische Straight Paternoster.


    Die Schlaufenmontage
    Sie eignet sich vor allem bei größeren Wurfgewichten und dem Fischen mit Futterkörbchen. Durch ihre besondere Funktionsweise stellt sie alle Bisse durch ein Ausschlagen der Spitze nach vorne dar. Das macht sie auch für Einsteiger in das Metier besonders geeignet.


    Wie fischt man mit der Schwingspitze?


    Der Wurf
    Am Anfang wird sicher jeder mit diesem wackeligen Etwas, das plötzlich von der Rutenspitze baumelt so seine Probleme haben. Ganz besonders die Angler, die sich beim Spinnfischen einen sehr ruckartigen und kraftvollen Wurfstil angeeignet haben! Wer mit der Swingtip wirft, wie mit einem Blinker, der wird nur sehr wenig Freude erfahren.
    Nur mit sauber gezogenen und sehr gefühlvoll beschleunigten Würfen kann man das Pendeln der Spitze in den Griff bekommen, so dass sich die Spitze nicht überschlägt und womöglich die Schnur verwickelt. Das führt dann entweder zu Beschädigungen, oder gar zu Totalverlusten.


    Die Ablage der Rute
    Hier benötigen wir zwei ordentliche Erdspieße mit einer Feeder-, oder „V“-Ablage vorne und einer „U“-Ablage hinten. Andere Rutenhalter sind leider gänzlich ungeeignet. Diese zwei Spieße platzieren wir nun so, dass der Griff der Rute sehr nahe zu unserem Sitzplatz zeigt, so dass man ohne Verrenkungen aus dem Sitzen heraus anschlagen kann. Die Rute zeigt dabei in gerader Richtung zum Köder und sie neigt sich so zum Wasser, dass bei ruhigem Wetter die Spitze gerade eben über dem Wasser schwebt. Bei windigen Bedingungen darf sie ruhig auch ein paar Zentimeter ins Wasser reichen. Damit eliminiert man das Geschaukel durch den Wind.


    Nach dem Auswurf der Montage legt man die Rute ab und spannt die Schnur etwas, die nun nach und nach versinken wird. Diesen Vorgang kann man merklich beschleunigen, wenn man die Schnur vor dem Angeln entfettet. Dazu genügt es, sie einmal auszuwerfen und durch einen mit etwas Spülmittel getränkten feuchten Lappen wieder aufzuspulen.


    Nun geht es ans Einstellen der Spitze für eine optimale Bissanzeige.
    Beim Straight Paternoster können sich die Bisse entweder als sogenannte Fluchtbisse (Fisch zieht vom Angler weg), oder Fallbisse (Fisch schwimmt auf den Angler zu) darstellen. Deshalb ist die Spannung der Schnur so zu wählen, dass die Spitze sowohl nach vorne ausschlagen, als auch nach hinten zurückfallen kann.


    Bei der Schlaufenmontage entfällt dies. Hier wird sich, egal in welche Richtung der Fisch zieht, der Biss immer als ein Ausschlagen der Swingtip bemerkbar machen. Wieder ein Argument mehr diese Montage dem Anfänger in Sachen Schwingspitzangeln zu empfehlen. Kombiniert er das mit einer relativ langen und schweren Spitze, hat er zwar nicht die allerfeinste Indikation, aber er tut sich entschieden am leichtesten!


    Der Anhieb
    Üblicherweise pariert man einen Biss beim Angeln mit einem entschlossenen Nachobenziehen der Rute. Das ist grundsätzlich nicht falsch, aber gerade beim Swingtipping gibt es eine bessere Alternative, die sich auch beim Wagglerfischen, oder der Fischerei mit der Feederrute sehr bewährt.


    Bei diesen Methoden befindet sich beinahe die ganze Schnur unter Wasser. Schlägt man nun senkrecht nach oben an, so wird ein Großteil der Energie des Anhiebes in der Reibung des dabei entstehenden Schnurbauches im Wasser verpuffen. Bei entsprechenden Wurfweiten kommt so kaum noch Power am Haken an und die Quote der Fehlbisse nimmt sehr stark zu. Schlägt man dagegen waagerecht zur Seite und nach Hinten an, so entsteht dieser Schnurbogen erst gar nicht, folglich geht die Kraft viel direkter auf die Hakenspitze über, die so sicherer im Maul der hoffentlich ansehnlichen Beute greift.


    Wieso also nicht mit der Schwingspitze angeln?
    Dazu fällt mir beim besten Willen keine plausible Antwort ein!
    Sei es nun beim spätherbstlichen Ansitz auf prachtvolle Rotaugen, die weit draussen am Fuss der Scharkante ihr Winterlager bezogen haben, oder auf die heimlichen Schleien und Karauschen, die wahre Ewigkeiten am Köder nuckeln und beim geringsten Widerstand loslassen. Die Schwinge bietet eine feine und trotzdem einfache Bissanzeige. Weite Würfe, bei denen man die Pose kaum mehr sieht, oder eine gemeine Oberflächendrift lassen sie eiskalt. Selbst beim Aalfischen kann man sie, die entsprechend stabile Version der Ausrüstung vorausgesetzt, blendend verwenden. Gerade im aufkommenden Frühjahr, wenn die Schlängler noch sehr zart und misstrauisch zu Werke gehen. Selbst ihre zartesten Bisse lassen sich rasch anschlagen und man vermeidet nebenbei das tiefe Schlucken! Ein kleines Knicklicht, mit Tesafilm macht sie absolut nachttauglich. Das ist um Längen billiger, als ein elektronischer Bissanzeiger, feinfühliger als das übliche Ü-Ei und viel nervenschonender, als die ständige Bimmelei der antiquierten Aalglöckchen!


    Ein Tipp zum Schluss für sparsame und unentschlossene Zunftbrüder
    Wer nun keine extra Schwingspitzenrute für einen Versuch anschaffen will, oder kann, wer keine Rute umbauen möchte, aber eine Feederrute in seinem Beritt hat, dem kann geholfen werden!


    Bei jeder Feederrute ist wenigstens eine Wechselspitze dabei, die man nie benutzt. Meistens ist das die härteste davon.


    Die steckt man nun in den Blank ein und markiert sich eine Stelle gut 5 cm oberhalb der Steckverbindung. Die Spitze wieder abziehen und genau an dieser Stelle mit einer feinen Metallsäge durchschneiden. Nun nur noch die beiden Teile mit einem flexiblen Siliconschlauch wieder so verbinden, dass eine gut bewegliche Verbindung entsteht und sich die Ringe in einer Flucht befinden. Fertig ist die Schwingspitze für die Feederrute!


    Wer nun seine Spitzen nicht zersäbeln möchte, der findet garantiert im Angelladen seines Vertrauens eine passende Ersatzspitze. Die ganz bocksteifen Steckerl dürften auch für ganz kleines Geld zu haben sein, da sie ja eh keiner haben möchte. Wenn sie nicht ganz passen sollten, mit etwas Schmirgelpapier kann auch hier die richtige Passung erzielen.


    Zum Schluss vom Schluss
    Probiert es einfach bei nächster Gelegenheit einmal aus und ihr werdet auch feststellen, dass dieser supersensible Bissanzeiger völlig zu Unrecht verkannt wird. Die schönen Fänge werden auch Euch die dummen Sprüche der Unwissenden vergessen machen. „Mutti kuck mal, der fischt ja mit einer zerbrochenen Angel!“

  • Mit der freien Leine und Spürangeln
    Es wäre einen glatte und unverfrorene Lüge würde ich behaupten, dass diese beiden Techniken nicht das spannendste wäre, was die ganze Grundangelei zu bieten hat. Der Aufwand ist minimal der Spass und der Thrill unbeschreiblich.


    Mit der freien Leine
    Weniger Technik und eine sparsamere Montage geht einfach nicht!
    Rute, Rolle mit Schnur und an deren Ende ein beköderter Haken. – Das ist alles. Dazu noch einen Kescher und die Köderdose. Weniger hat noch nicht einmal ein Fliegenfischer bei sich.


    Nun fragt sich sicher so mancher, was das denn bitteschön bringen soll und worauf man so und vor allem wo fischen soll. Die Frage ist berechtigt und soll auch gleich mit einer Antwort versehen werden.


    Das Fischen mit der freien Leine, oder auf neudeutsch auch Freelining genannt, gibt dem Angler die Möglichkeit, einen Köder maximal unauffällig zu präsentieren. Bei sehr scheuen Fischen ist das oft der einzige Weg zum Fangerfolg. Man denke dabei nur mal an Schleien, die durch lichte Seerosenfelder gründeln, oder den gemeinen Döbel, der sich bis jetzt einfach nicht dazu bewegen lies den Köder zu nehmen, obwohl er sich am eingebrachten Futter immer gütlich getan hat.


    Die Gerätschaften
    Die Rute sollte beim Freelining folgende Eigenschaften aufweisen. Lang genug, um den Köder zu präsentieren, weich genug, damit sich dieses minimale Wurfgewicht noch halbwegs ausbringen lässt. Bestens dafür geeignet sind Avonruten, oder leichte, bis mittlere Feederruten. Aber auch eine Grund-, oder Karpfenrute kommt bei größeren Fischen und handfesten Ködern in Betracht. Die Rolle passt dementsprechend zur gewählten Rute und die Schnur ist an den Zielfisch angepasst.
    Auf Vorfächer wird hier ganz bewusst verzichtet, sie würden nur die unscheinbare Präsentation erschweren.


    Wie man damit fischt
    Das möchte ich am Beispiel der Schleie in einem gut bewachsenen Gewässer beschreiben.


    Jeder kennt sicher solche Gewässer, wo es schöne Schleien hat, die man auch ziehen sieht, aber die man nur sehr schwer an den Haken bekommt, weil möglicherweise der Grund so bewachsen, oder Schlammig ist, das man mit herkömmlichen Montagen nicht zum Zuge kommt. Wenn man nun also weiß, wo und wann die Schleien ihre Touren machen und fressen, dann schlägt die Stunde der freien Leine.


    Der Haken wird mit einem schönen Tauwurm, einem kleinen Bündel quicklebendiger Mistwürmer, oder auch einer Schnecke beködert und den Fischen in die angenommene Bahn geschlenzt. Der Köder wird ganz langsam absinken, am Grund, oder dem Bewuchs ablegen und bestimmt kein Misstrauen mehr erwecken. Der Angler hat jetzt nur noch die ins Wasser reichende Schnur zu beobachten.


    Dass man dabei leiser vorgehen muss, als ein schleichender Indianer und sich etwas nach hinten zurückgezogen platziert, versteht sich dabei ja von selbst! Wenn man das alles richtig gemacht und eingeschätzt hat, dann darf man sich auf den Nervenkitzel freuen und zusehen, wie sich die Schleien schön langsam dem Köder nähern, wie sie feine Perlen aufsteigen lassen und plötzlich ein sanftes Zittern die Schnur erfasst. Wenn dieses Zittern in einen konstanten Zug übergeht ist genau der richtige Zeitpunkt gekommen, den dosierten Anhieb zu setzen und den Drill aufzunehmen.


    Spürangeln
    Spürangeln könnte man beinahe als die „Freie Leine des Fließwassers“ bezeichnen, aber eben nur beinahe. Die augenfälligsten Unterschiede sind einmal das Vorhandensein eines Bleies und die ungleich größere Wasserfläche, besser gesagt Grundfläche, die man damit abfischt. Letzteres macht die Methode unschlagbar, um Fische und ihre Standorte im Fluss ausfindig zu machen.


    So ganz nebenbei ist es auch eine sehr sparsame Art im Fluss zu fischen. Sowohl was das Gerät anbelangt, als auch beim Einsatz von Ködern und Futtermitteln!


    Die Gerätschaften und Montagen
    Wie beim Fischen mit der freien Leine kommt man auch beim Spürangeln mit sehr wenig Angelgerät und Zubehör aus.


    Die ideale Rute ist eine Avon-, oder eine sehr leichte Karpfenrute; 360 cm lang und mit einer Testkurve von etwa einem bis eineinhalb Pfund, was dann maximalen Wurfgewichten von ca. 30 bis 50 gr. entspricht. Wichtig dabei ist eine progressive semiparabolische Aktion. Auf Deutsch bedeutet das, die Rute soll sich nicht zu weich anfühlen, aber bei Drill trotzdem in den oberen zwei Dritteln arbeiten. Sie braucht auch keine Zitterspitzen, oder andere eingebaute Bissanzeiger, denn beim Spürangeln fischen wir mit dem sensibelsten Bissanzeiger, den die Angelwelt zu bieten hat, den eigenen Fingern!


    Selbstverständlich lassen sich hier die üblichen Stationärrollen fischen. Wer aber an dieser Methode Gefallen findet, der sollte eventuell über den Kauf einer Kapselrolle nachdenken! Sie bietet mit ihrer komfortablen Einhandbedienung deutliche Vorteile gegenüber einer gewöhnlichen Stationärrolle. Und wer dem Spürangeln verfällt, der wird sich vielleicht eine „Rolling Pin“ zulegen. Eine Centrepin-Rolle mit drehbarem Rollenfuss, der auch Würfe ohne Umstände erlaubt.


    Bespult werden diese Rollen mit einer, an die zu erwartenden Fischgrößen angepassten, monofilen Angelschnur. Durchmesser von 0,18 mm bis 0,25 mm, für die kapitalen Fälle, decken alle Anwendungen perfekt ab.


    Die einfachste und in den meisten Fällen auch vollkommen ausreichende Montage besteht aus einem Haken, der direkt ans Ende der Hauptschnur gebunden wird. Etwa 30 bis 50 cm oberhalb des Hakens wird nun das Bleigewicht montiert. Dazu eignet sich simples Schrotblei am besten. Es lässt sich sehr schnell den wechselnden Strömungsverhältnissen anpassen.


    Alternativ dazu kann man aber auch einen dicken Stopperknoten aus kräftigem Garn, oder einer dickeren geflochtenen Schnur auf der Hauptschnur befestigen. Um diesen Knoten herum kann man dann sogenanntes Tungsten Putty als Wurfgewicht kneten. Diese wolframhaltige Knetmasse ist in einer gut sortierten Karpfenecke im Fachhandel erhältlich. Es hat bei dieser Montage den Vorteil, dass man es blitzschnell entfernen und anbringen kann. Wichtig, wenn man plötzlich auf Fische stößt, die Nahrung von der Oberfläche nehmen und man ihnen mit schwimmenden Ködern beikommen möchte.


    Fischt man auf sehr unreinem, steinigem Grund, dann kann es mit dem Blei direkt auf der Hauptschnur öfter zu Hängern und Abrissen kommen. Hier empfiehlt es sich dann, wenn man zu einer Montage mit Bleiseitenarm wechselt. Dazu kommt auf die Hauptschnur ein stramm sitzender Stopper, oder ein kleiner und verschiebbarer Ledger Stop. Oberhalb davon legt man nun entweder ein kleines Stück Schnur über die Leine und klemmt Schrotbleie daran, oder man befestigt dieses Bleiseitenvorfach an einem kleinen Ring, oder Miniwirbel, der frei auf der Leine gleiten kann. Am Bleiseitenvorfach werden dann, wie bei der einfachen Schlaufe, die Schrotbleie angeklemmt. Kommt es jetzt zu einem „Bleihänger“, dann streift es sie nur vom Schnurstück und man fängt sich keinen Abriss ein!


    Im Einsatz…Zuerst sollte man sich mal von allem unnötigen Ballast befreien, denn Spürfischen ist eine sehr bewegliche Sache. Wer will, der nimmt sich einen kleinen Klapphocker mit, wirklich notwendig ist es aber nicht. Einen einzelnen Rutenständer kann man auch mitnehmen.


    Die Angeltechnik ist zwar denkbar einfach, verlangt aber nach ein klein wenig Übung. Vor allem die Wahl der richtigen Bleimenge kann einen Anfänger schon mal etwas nerven. Die Montage ist dann perfekt ausgewogen, wenn sie gerade eben so am Grund liegen bleibt, aber beim geringsten Anheben der Rute abhebt und etwas über den Grund driftet.


    Man begibt sich also nun gut gerüstet und mit Ködern und etwas Futter ans obere Ende der zu befischenden Flusstrecke. Maden, Caster, Würmer, etwas frisches Weißbrot und eine kleine Menge Dosenmais ist eine gute Mischung. Nun wirft man quer zur Strömung aus und nimmt, sobald die Montage auf dem Wasser aufgetroffen ist, mit der Rollenhand die Schnur auf. Ganz schnell bekommt man so ein Gefühl dafür, wie die Montage am Grund ankommt und wie dieser beschaffen ist. Man spürt beim Fischen den Fluss! Die Rutenspitze zeigt dabei immer in Richtung Wasseroberfläche und Montage. So warte man eine Weile auf einen Biss und wenn sich nichts tut, dann wird die Rute, bei gehaltener Schnur, leicht angehoben. Man kann jetzt gut fühlen, wie sich das Blei löst und mit der Strömung fortgetragen wird. Jetzt kann man auch etwas Schnur von der Rolle freigeben, senkt wieder die Rute und wartet, bis sich die Montage am Grund ablegt. Das wiederholt sich dann so lange, bis man parallel zum eigenen Ufer zu liegen kommt, oder im Idealfall ein Biss kommt. Diese Bisse erkennt man übrigens mit keiner Grundangelmontage besser, als hier. Der Feinfühligkeit der eigenen Finger kann keine Technik die Stirn bieten!


    Hat man keinen Biss, so wirft man eben erneut und erkundet so die folgende Flusstrecke. Nicht nur, dass man so sehr erfolgreich Fische fängt, man bekommt auch so den besten Eindruck über die Unterwasserstrukturen des Gewässers. Vorzugsweise wird man natürlich an solchen Stellen fischen, die „nach Fisch riechen“!


    Das wären tiefe Rinnen, unterspülte Außenkurven, aber auch die Übergänge flacher Gleithänge zum tieferen Wasser, die Bereiche am Auslauf eines Kolkes, unter überhängenden Bäumen, Treibgutteppichen, unterhalb von Wehren und Sohlstürzen. Überall dort eben, wo die Fische, möglichst zugleich, Nahrung, viel Sauerstoff und Deckung finden können. Die Einmündungen kleinerer Seitengewässer sind übrigens immer mehr als einen Wurf wert. Hier besonders die ersten paar Meter unterhalb der Mündung!


    Selbstverständlich kann man an besonders guten Stellen auch mal ein Päuschen einlegen, die Rute auf dem Rutenhalter ablegen und ganz gemütlich konventionell auf Grund fischen. Jetzt schadet es auch nicht, wenn man ein paar lose Kostproben der Hakenköder einwirft und vorhandene Fische zum Fressen animiert. Nebenbei kann man sich ja auch selber etwas Gutes aus dem Rucksack gönnen…

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